Joseph „Joe“ Rickenbacher ist ein Schlachtross von Swiss Banking. Rickenbacher zählt zu den erfahrensten Risikomanagern der Branche, er war bei UBS und Finanzmarktaufsicht ganz oben.
Vor Jahresfrist trat Rickenbacher aus dem Verwaltungsrat der Finma aus. Ziel unbekannt. Nun zeigt sich, wohin es den Mann der Risiken zieht.
Ins Tessin, zur Privatbank BSI. Dies sagt ein Insider.
Die BSI steckt in den letzten Zügen eines 1,5-Milliarden-Verkaufs nach Brasilien. Sie war vor Jahresfrist von ihrer bisherigen Besitzerin Generali, eine italienische Grossversicherung, nach langer Suche abgestossen worden.
Die neue BSI-Eigentümerin, die BTG Pactual des berühmt-berüchtigten André Esteves, macht nun aber den Berner Aufsehern offenbar Sorgen.
Das 46-jährige Wunderkind, das mit BTG „Better Than Goldman“ sein will, geriet im Frühling in einen Sturm.
Seine Investmentbank respektive deren Private-Equity-Arm ist stark im brasilianischen Öl-Business engagiert. Dort spielt sich um die staatliche Petrobras ein gigantischer Korruptionsfall ab.
Die Titel von Esteves‘ BTG Pactual gerieten zu Jahresbeginn unter Druck. Die Agentur Bloomberg schrieb im April von der bisher grössten Gefahr für „Brasiliens Golden-Boy“ und dessen steiler Karriere zum Multi-Milliardär.
Laut dem Insider riefen die schlechten Nachrichten aus dem einstürzenden Brasilien, das lange zu den starken Pfeilern der BRIC-Erfolgsstory zählte, die Berner Finanzbehörde auf den Plan.
Die Finma habe einen Schutzwall gegen Durchgriffe aus Brasilien in die Privatbank hinein gefordert, so die Quelle. Man wolle verhindern, dass Esteves und seine BTG Pactual am VR und Management vorbei die BSI für eigene Interessen steuern könne.
Ein Finma-Sprecher wollte sich mit Verweis auf die „generelle“ Praxis bei Bewilligungsverfahren nicht äussern. Die Behörde hatte den Deal im Juni abgesegnet.
Doch der BSI-Verkauf an die Brasilianer zog sich weiter in die Länge, wie die Internetseite Finews vor Monatsfrist berichtete. Die andauernde Unsicherheit schlage auf Kunden und Personal durch.
Vor diesem Hintergrund ist Joe Rickenbachers Wahl in den Verwaltungsrat, die laut der Quelle im Herbst bekannt werden soll, eine wichtige Weichenstellung.
Rickenbacher steht für eine harte Haltung gegenüber Risiken und die pflichtgetreue Einhaltung von Regeln.
Er war bei der UBS ein angesehener Kreditchef, bevor er 2009 bis Ende 2010 als oberster Risikoverantwortlicher für das weltweite Private Banking und die Schweizer Einheit der Grossbank agierte.
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Nach einer einjährigen Abkühlungsperiode zog Rickenbacher Anfang 2012 in das Aufsichtsgremium der Finanzbehörde ein. Dort galt er als eine der wenigen Persönlichkeiten mit ausgedehnter Erfahrung aus der Bankenwelt.
Jedenfalls brachte kein anderer Finma-Verwaltungsrat derart viel Bankenpraxis mit wie Rickenbacher. Umso überraschender war sein rascher Rücktritt.
Nach nur knapp 3 Jahren gab Rickenbacher sein Amt im Herbst 2014 auf. Damals verliess das Urgestein der Banken-Risiken die Finma – obwohl die Personaldecke bei der Aufsicht dünn geworden war.
Seither ist es ruhig geworden um Rickenbacher. Nun soll also sei Comeback bevorstehen.
Die BSI wollte sich nicht zur Wahl von Rickenbacher in den VR äussern. Ein Sprecher meinte lediglich, dass die Bank aus dem Tessin heraus geführt und entsprechend „ring-fenced“, sprich abgeschottet, sei.
Die BSI werde „ihr eigenes Management und ihren eigenen unabhängigen Verwaltungsrat“ haben, betonte Luciano Crobu, der Sprecher der BSI.
Damit will der BSI-Mann nahelegen, dass kein direkter Zugriff durch den neuen Eigentümer in Brasilien möglich sei.
Neben Rickenbacher spielt ein weiterer Ex-Topshot der UBS eine Rolle rund um die BSI.
Martin Liechti, der im US-Steuerkonflikt der Grossbank der Hauptzeuge der amerikanischen Ankläger war, soll laut der SonntagsZeitung die BSI André Esteves vermittelt haben.
Gemäss dem Artikel von letztem Sommer läuft in Italien ein Insider-Verfahren gegen Esteves.
Esteves und die UBS verbindet eine besondere Geschichte. 2006 kauften die Schweizer Esteves seine damalige Bank Pactual für über 3 Milliarden Dollar ab. Ziel war die Eroberung des brasilianischen Marktes.
In der grossen Subprimekrise wurde Esteves, der nach dem Verkauf ein hoher Investmentbanker der UBS geworden war, nachgesagt, er wolle die UBS zusammen mit weiteren Grossinvestoren kontrollieren.
2009, als die UBS dringend Eigenkapital benötigte, verkaufte die Grossbank die Pactual zurück an Esteves.
Für ein Schnäppchen, wie sich herausstellte. Die gut 2,5 Milliarden Dollar vervielfachten sich in kürzester Zeit.
In der Tat hat O. Grübel die Pactual für ein Butterbrot zurückverkauft. Komischerweise schien das damals niemand gross zu stören. Heute schwingt Esteves die grosse Keule. Aber Obacht, die ganze Petrobras-Gülle wird noch gewaltig nachwirken. Auch bei Julius Baer ist man deswegen alles andere als amused.
Gruss Erwin
Es gibt Hoffnung. Auf J.R. ist i.d.R. Verlass. Was jedoch Esteves vor hat, bleibt genaustens zu beobachten…