200 Stellen-Streichungen gab die Zürcher Privatbank zum Jahresauftakt bekannt. Dies als Folge des Frankenschocks.
Damit sei man durch, heisst es offiziell. Doch nun zeigt sich: Die Kündigungswelle geht weiter.
Diese Woche wurde in Zürich-Altstetten, wo die Julius Bär ein grosses Verarbeitungszentrum mit Informatik, Abwicklung und Risikoüberwachung unterhält, eine Reihe von Leuten auf die Strasse gestellt.
Die Entlassungen kommen für die Betroffenen aus heiterem Himmel. Dass es sie so spät, nämlich ein halbes Jahr nach der Ankündigung des Sparprogramms, noch trifft, ist unverständlich.
Ein Sprecher der Bank meint auf Anfrage, dass alles in bester Ordnung sei.
„Wir haben den im Februar kommunizierten Abbau bereits vollzogen“, sagt Jan Vonder Mühll.
Im Bericht zum ersten Halbjahr stünden „fast 100 neue Stellen“, welche Bär in der Schweiz geschaffen habe.
„Ein Abbau findet demnach keineswegs statt“, sagt der Sprecher.
Diese Aussage verwirrt, statt Klarheit zu schaffen. Es herrscht ein wildes Hauen und Stechen.
Mitarbeitern in Altstetten aus den Bereichen Risk, Hypotheken-Absicherungen und weiteren wurde laut Informationen einer Quelle gestern gekündigt.
Wenn diese soeben gestrichenen Stellen Teil des 200er-Programms von Anfang Jahr bilden, dann stimmt die Behauptung nicht, wonach der angekündigte Abbau bereits vollständig vollzogen sei.
Ansonsten würde es sich um zusätzliche Kündigungen halten, für welche die Julius Bär aber offensichtlich kein neues Entlassungsprogramm bekanntgeben möchte, sondern lieber ad-hoc die Mitarbeiter „entsorgt“.
So oder so ist nicht klar, wohin die Privatbank steuert. Ihr CEO Boris Collardi hat publikumswirksam 200 Mitarbeiter geopfert, als der Bär-Aktienkurs nach der Franken-Abkoppelung unter 40 Franken stürzte.
Die Reaktion gab ihm recht. Kaum hatte Collardi Tatendrang und Kostenbewusstsein signalisiert, schoss der Titel zurück. Heute liegt er mit über 50 Franken in luftigen Höhen.
Collardi entpuppte sich als Meister der Inszenierung. Ins Bild passte der Entscheid, die grosse Mitarbeiterparty zum laufenden 125-Jahr-Jubiläum mir-nichts-dir-nichts zu streichen.
Man sollte also meinen, dass sich Bär nach einem Übernahmegalopp neu organisieren und fit trimmen wollte.
Nun aber wird frischfröhlich von „fast 100 neuen Stellen“ bei Julius Bär in der Schweiz von Januar bis Ende Juni gesprochen.
Das Argument wäre wohl: Das Eine tun, das Andere nicht lassen.
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Überflüssige Jobs im Backoffice würden demnach verschwinden, während an der Front und in Ausbaubereichen weiter gute Leute gefragt blieben.
Doch davon war am 2. Februar, als Collardi & Co. ihren Sparplan ankündigten, keine Rede.
„Auf Grund des weiterhin bestehenden Ungleichgewichts und der starken Aufwertung des Schweizer Frankens“ brauche es neue Sparmassnahmen, lautete damals die Erklärung für den Abbau.
Entlassungen, No Party, jetzt 100 neue Stellen, gleichzeitig neue Job-Streichungen im Mid- und Backoffice – die Personalpolitik der Julius Bär erweckt den Eindruck von Willkür.
Dazu passt die sang- und klanglose Entlassung einer 60-jährigen, die lange für Bär tätig gewesen war, aber offenbar nicht mehr zum frischen Image der Bank passte, welches sich diese geben will.
Auf der anderen Seite kennen die obersten Chefs der Bank kaum Schamgrenzen, wenn es um ihre eigene Repräsentanz und Macht geht.
Chef Boris Collardi und sein Noch-Schweiz-Chef Giovanni Flury zelebrieren ihre eigene Bedeutung durch mehrere Sekretärinnen – fürs Geschäftliche und fürs Private.
Es hat ein wenig altes Rom an der Bahnhofstrasse 36 am Hauptsitz der einstigen ehrwürdigen Familienbank Einzug gehalten, die in den letzten Jahren wie keine zweite ihre engen Fesseln gesprengt hat.
Oben wird genommen, nach unten wird gedrückt.
Das ging bis jetzt gut – dank geglückten Übernahmen. Der Kauf der globalen Vermögensverwaltung von Merrill Lynch, einer US-Investmentbank, hat Bär in eine neue Liga katapultiert.
Doch Collardi und seine Mitstreiter müssen ständig neue Übernahmephantasie liefern, sonst gerät der Zug ins Stocken – was zu Abbauübungen wie gerade jetzt führt.
Der für 2015 geplante grosse Streich ist nun aber missglückt. Die angestrebte Übernahme der EFG-Bank scheiterte laut einem Insider im Juni in letzter Minute.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ja, ja, die JB kommt an ihre Grenzen. Bei einem günstigem Marktumfeld war es nicht schwierig, Geld zu scheffeln. wie der schöne Boris sich allerdings mit den Amis einigen möchte ist unklar. Wird teuer werden sehr teuer. Ist aktienKursmäßig noch nicht eingepreist.
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Die JB scheint mir ja auch so ein mieser Arbeitgeber zu sein. Genau so wie die diesbezüglich unterirdisch schlechte CS (Nordkorea-Kultur) und die Vontobel (billige Importe von ennet der Grenze). Traurig für die Schweiz.
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Echt cool, da bilden sich viele Bürger immer noch ein, dass die Schweiz etwas besonderes sei.
Zugegeben, solange das Bankgeheimnis und Neutralität als oberstes Gut gehandelt wurden, war die Schweiz etwas besonderes: Es konnten nämlich weltweit alle Despoten, Diktaturen und Kriminelle Ihr Geld verstecken (Stichwort: Gestohlene Vermögen von Juden, die Nazideutsche in die Schweiz gebracht hatten).
Warum hat man die Schweiz im 3. Reich ungeschoren davon kommen lassen? Weil sie militärisch so stark war? – Hahaha.
Weil man sie als „Ruhige Zone“ brauchte, um hinter den Kulissen zu wirken.Nachdem nun die Steuer- und Bankgeheimnisse immer mehr wegfallen und aufweichen, wird die Schweiz langsam ein ganz „normaler Staat“ mit allen Vor- und Nachteilen. Nun wird offensichtlich, dass es hier genauso viele Gangster in Nadelstreifen gibt, wie woanders auch (oder sogar mehr).
Halt- Etwas hat die Schweiz doch noch besonderes: Die direkte Demokratie, wo der Bürger (noch) das Sagen hat und BITTE, BITTE, BITTE, gebt das nicht auch noch auf. Im Gegenteil, tut alles, damit die Bürger sich wieder mehr für Politik und ihr Land interessieren und dann räumt mit allen „Altlasten“ auf.
Dann ist die Schweiz nicht nur wieder etwas besonderes, sondern ein Traum für jeden Demokraten.
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Die Bank Bär hat, in den zehn Jahren seit dem Take-over durch UBS Söldner (de Gier und Solo lassen grüssen), einen unmissverständlichen Wandel zum schnellen, opportunistischen Hochmargengeschäft mit privaten HNWs durchgezogen. Alle bis dahin aufgebauten Geschäftsbereiche wurden verhökert oder aufgegeben, langfristiges Geschäft zählte nicht mehr, nur die Lust nach tollen Gebühren von neureichen Chinesen konnte die Fantasie von Ferrari-Boris noch befeuern. Dummerweise hat aber die Aushöhlung des Bankgeheimnisses der Bank Bär einen saftigen Strich durch die Rechnung dieses Monokultur-Geschäftsmodells gezogen. Den Preis zahlen, wie immer in solchen Situationen, zuerst die „foot soldiers“, aber das sollte bei de Gier und Boris niemanden wundern.
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Das Banken ein hohes Mass an Unseriösität bis hin zur kriminellen Energie (Zinsmanipulation, Beihilfe zur Steuerhinterziehung etc.) haben, haben die vielen Urteile und Straf-Prozesse der Vergangenheit und Gegenwart gezeigt. Eine Bank als kriminelle Vereinigung zu bezeichnen ist fast harmlos. Wenn man von einem Kunden 15% Überziehungszins berechnet und Guthaben mit 0% verzinst ist das in meinen Augen Wucher und kriminell.
Wann endlich kapieren die Angestellten der Banken endlich, dass sie nicht die seriösen Anzug- und Kostümgesteilten, toll verdienenden Vorbilder sind, sondern billige Menöveriermasse in einem bösen Spiel.-
Stimmt.
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Menschen zählen in der Bankenwelt schon lange nichts mehr. Das ist alles nur noch Menschen verachtend, ausgelöst durch mehrheitlich ignorantes und überfordertes Management, welche sich ihre Unfähigkeit auch noch vergolden lassen. Und alles von oben durch unsere Regierung abgesegnet, welcher die Meinung der Regierungen im Ausland über die Schweiz wichtiger ist, als das eigene Land selber.
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Menschenverachtend und menschenwürde-verachtend.
Ein miserables Arbeitsklima, ein Hauen und Stechen, so als wäre der letzte Tag gekommen , wo man noch was zusammenraffen kann.
schon witzig, was die Raffgier aus Menschen macht.
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Das Schöne an der Geschichte ist, dass es immer so kommt wie es die Vergangenheit bereits hunderte Mal schon zeigte. Da ist es geradezu unbedeutend, welche Branche man als „Referenz“ beizieht. Dazu braucht es überhaupt keine überdotierten Pomaden User! Es ist immer dasselbe 1 x 1 McKinsey Spielchen. Wäre ich eine Bankangestellte, ich würde voll abkotzen (um Nachsicht wird gebeten) ab Denen.
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Es gibt wohl keine absurdere Begründung, als wenn eine Bank einen Stellenabbau mit Wechselkursschwankungen begründet. Man hat sich ganz einfach verzockt und lässt wie üblich die Belegschaft bluten. Wegen dem in der Schweiz so gut wie nicht existierenden Arbeitnehmerschutz und untätigen Politikern, wird sich daran so schnell nichts ändern. Nirgendwo wird die Formel Total Cost of Emplyment (TCoE) x Anzahl Kündiung so schnell bilanzwirksam wie hierzulande.
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Sie haben recht.
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Wenn den Backoffice-Leuten bewusst wäre welche Macht sie in ihren Händen haben! Zwei, drei Tage ohne BackOffice
und sämtliche Banken könnten den Rolladen herunterlassen.
Alle Leitbilder sind nur „Leidbilder“. -
Eine Bank kann man nur treffen, indem man dort nicht
mehr Kunde ist bzw. die Beziehung saldiert. Vor allem
grössere Kundenbeziehungen (ab 5 Mio.) treffen dann auch die Banken wie CS, UBS und Julius Bär. Ich bin ehemaliger Kundenberater (CS, Private Banking) und musste in vielen Fällen mitansehen (war ein Teil davon) wie Kunden unter 5 Mio mit Spesen zugedeckt wurden und Kunden über 5 Mio. der rote Teppich ausgerollt wurde. Soziales Verhalten müsste bei einer Bank gross geschrieben werden und nicht nur im Leitbild ersichtlich sein.-
Vielleicht verstehen die genannten Banken unter „sozialem Verhalten“ das Gegenteil von dem war wir Normalos verstehen.
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Das ist ein sehr schlauer Vorschlag…nennen Sie doch, mit gutem Gewissen, eine Alternative, welche sowohl sozial als auch wirtschaftlich unterwegs ist und den besagten Kunden ein gescheites Angebot bietet…mir fällt mit 25Jahren Erfahrung in der Finanzbranche kein solches Institut in der Schweiz ein!
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@Sperber
Daran würde liegen. es geht immer nur um „ich,ich,ich“ und wie man seine Bedeutung und Position in der Welt über Geld definiert. andere Menschen existieren nicht als Subjekte sondern nur als Objekte in der Erlebniswelt solcher Individuen. Bestes Beispiel war Brady Dougan, wie er sich selbst als “ Investment“ bezeichnet hat. Purer Utlitarismus, der den Mensch als nützliches Instrument in den Händen anderer sieht.
Die Psychotherapeuten für ausgemergelte Manager und Junior-Hohepriester des großen Geldes dürfen weiterhin auf gute
Geschäfte hoffen.
Ich empfinde nach Jahren in einer Großbank diese traurigen Gestalten in grauen Anzügen, mit gelangweilten Gesichtern und entkernter Seele, ihr aufgesetztes GlücklichSein nur noch als Lachnummern, die den Bezug zur Realität und vor allem, die Beziehung zu anderen Menschen verloren haben.
Hoch lebe Boris und seine Entourage. Möge er glücklich werden mit seiner Facon und nicht zu viele kleine Würmer ins Unglück stürzen.
ansonsten kein Kommentar.
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Scheint heute so Mode zu sein. Bei der CS nicht anders. Hier 4 Mitarbeiter, da zwei Mitarbeiter und dort noch eine „semi-freiwillige“ Frühpensionierung. In Summe kommt da etwas zusammen, aber alles bleibt unter dem Radar und „off the record“…
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So wirds überall gemacht innerhalb den „Grenzen“ lascher Gesetze…und keine dieser sogenannten Parteien ändert was zum Schutz ihrer Wähler…win Witz!
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ja und? In der nächsten Präsentation wird es heissen Mitarbeiterstand konstant. Warum?
– Mitarbeiter werden ersetzt durch Inder & Polen, etc.
– Ersetzt durch junge günstigeHerr Hässig könnte mal recherchieren wie und in welchem Ausmass CS,UBS etc. diesen Trick anwendet, dann sieht man diese Banken haben in den letzten Jahren massiv Stellen abgebaut.
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Sicherlich, die Kündigungswelle bei JB ist ärgerlich. Der schlechteste Arbeitgeber bei dem ich ja war, ist die CS. Hundsmiserables Arbeitsklima, gepaart mir menschenverachtenden Verhalten der Vorgesetzten, bisweilen auch die Menschenwürde mit den Füßen Einstellung fügen sich für geldgeile, nichtskönnende Manager gut zusammen. Das Ergebnis sieht man ja.Die CS ist seit Jahren in Schwierigkeiten. im übrigen baut die CS auch im großen Stil ab und versucht das geschickt zu verbergen.
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Affentheater beim Bär.
Wenn den Backoffice-Leuten bewusst wäre welche Macht sie in ihren Händen haben! Zwei, drei Tage ohne BackOffice und sämtliche Banken…
Es gibt wohl keine absurdere Begründung, als wenn eine Bank einen Stellenabbau mit Wechselkursschwankungen begründet. Man hat sich ganz einfach…
Sie haben recht.