Die Raiffeisen-Gruppe hat ihre eigenen Mittel erschöpft. Nun fleht die Dritte Kraft von Swiss Banking bei den 300 regionalen Bankfürsten um frisches Geld.
Bis zum 23. November sollen diese 850 Millionen Franken frisches Kapital nach St. Gallen für die nationale Tochterbank Raiffeisen Schweiz schicken. Diese erfüllt zentrale Aufgaben für das Genossenschafts-Konstrukt.
Die überraschende Kapitalerhöhung ist gigantisch. Sie bedeutet eine Verdoppelung des heutigen Grundkapitals der Raiffeisen Schweiz, welches von 850 Millionen auf 1,7 Milliarden steigt.
Der Grund ist eine Verfügung der Bankenaufsicht Finma vom 24. Juli, welche bisher nicht bekannt war.
„Nach langwierigen und intensiven Verhandlungen mit Raiffeisen Schweiz und nach Anhörung der SNB“ habe die Finma eine CET1-Quote für die Raiffeisen Schweiz von 7 Prozent fixiert, schreibt Raiffeisen in einer internen „News“.
Gemeint ist die harte Kernkapitalquote, welche nach internationalen Standards gemäss Basel III ab 2019 bei 7 Prozent liegen muss.
Für die Raiffeisen ist der Finma-Beschluss ein Hammerschlag. Per Mitte 2015 betrug das Kernkapital der Schweizer Tochter in Relation zu deren Risiken gerade mal 2,2 Prozent.
Es braucht also mehr als eine Verdreifachung dieses Werts. Das geht nur über den harten Weg.
Der VR der Raiffeisen Schweiz habe die Verfügung der Finma „zur Kenntnis genommen und am 17.9.2015 eine Kapitalerhöhung per 31.12.2015 von CHF 850 Mio. auf CHF 1.7 Mia. beschlossen“, steht in der Mitteilung unter dem Titel „Systemrelevanz – Anteilscheinkapitalerhöhung Raiffeisen Schweiz“.
Damit ist das Problem nicht gelöst. Die von Bern erzwungene massive Kapitalbeschaffungs-Aktion legt einen akuten Geldmangel beim inländischen Genossenschaftsriesen offen.
Die Gruppe muss all ihre bisherigen Reserven mobilisieren, um dem Befehl der Finma rasch zu genügen.
Die 300 Raiffeisen-Banken sind verpflichtet, ihrer in den Staturen festgehaltenen Zwangs-Solidarität mit der zentralen Raiffeisen Schweiz Folge zu leisten.
Sie müssen innert 2 Monaten die sogenannte „Einzahlungsverpflichtung“ leisten. Pro 100’000 Franken Bilanzsumme bedeutet das 1’000 Franken Pflicht-Anteilschein der Raiffeisen Schweiz.
Raiffeisenbanken, die in den letzten Jahren die Hypo-Welle besonders aggressiv geritten sind, werden entsprechend stärker zur Kasse gebeten.
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Sie müssen innert kürzester Zeit ihre Einzahlungsverpflichtung einhalten und das viele Geld nach St. Gallen schicken. Wer zu wenig liquide sei, könne in St. Gallen eine „Refinanzierungslimite“ beantragen.
Ein Sprecher der Raiffeisen-Zentrale betont, dass die Gruppe insgesamt genug Kapital habe. Man habe dieses bisher einfach in den 300 Banken in den Regionen gehalten statt in der Zentrale.
Per Mitte 2015 wies die Raiffeisen-Gruppe, welche alle Banken inklusive der zentralen Tochter Raiffeisen Schweiz umfasst, eine Quote von über 14 Prozent für das harte Kernkapital aus.
Nach dem „Capital call“ in der Provinz steht die ganze Raiffeisen-Gruppe ohne weiteren Puffer in der Landschaft. Sie hat keine Reserven mehr zur Abfederung eines scharfen Einbruchs im Markt.
Das geht aus dem Schreiben der Zentrale an die Regionalbanken hervor.
„Durch diese Kapitalerhöhung wird fast die ganze offene Einzahlungsverpflichtung der Raiffeisenbanken ausgeschöpft“, heisst es dort.
Und weiter: „Raiffeisen Schweiz verfügt somit über keine Möglichkeit mehr, um im Bedarfsfall bzw. im Notfall rasch CET1-Kapital zu beschaffen.“
Mit anderen Worten: Man ist splitternackt in der Ostschweiz.
Nun bitten die Könige in der Zentrale ihre Fürsten in der Region um Hilfe. Diese sollen doch das viele Geld schicken, ohne die bestehende Einzahlungsverpflichtung zu reduzieren.
„Damit unterstützen Sie Raiffeisen Schweiz, sich bei einem plötzlichen Abfall der CET1-Quote rasch mit neuen Eigenmitteln versorgen zu können.“
Würden die Häuserpreise in der Schweiz crashen und die Too-Big-To-Fail-Bank Raiffeisen schief stehen, dann könnte die Zentrale einfach die Einzahlungsverpflichtung der Regionen nutzen.
Diese würde ja immer noch bestehen. Laut dem Sprecher hätten erste Banken positiv auf die Bitte reagiert.
Das Flehen um Solidarität macht deutlich, wie knapp die Raiffeisen mit einer auf über 200 Milliarden Franken hochgeschnellten Bilanz durch das Land rast.
Das ist offenbar viel zu riskant. Jedenfalls suchen die Verantwortlichen alternative Wege, um die dünne Kapitaldecke rasch zu stärken.
„Im Rahmen des Projektes Systemrelevanz“, steht im internen Schreiben, „werden in den kommenden Monaten noch mögliche Varianten geprüft, wie Raiffeisen Schweiz und die Raiffeisen Gruppe im Krisenfall kapitalisiert werden können.“
Klarer geht’s nicht: Die stolze Raiffeisen ist an ihre Grenze gestossen und braucht dringend Frischgeld.
Die Kapitalkrise des stolzen Bankenriesen fällt zusammen mit dem Ende einer Epoche. Heute hat CEO Pierin Vincenz seinen letzten Tag.
Vincenz hat die Raiffeisen mit einem ungestümen Vorwärtskurs zur Macht auf dem Finanzplatz gemacht.
Nun zahlen seine Nachfolgen den Tribut.
Fast 600 Millionen für Notenstein, rund 40 Millionen für Beat Wittmanns Irrsinn, eine superteure 50-köpfige Assetmanagement-Truppe der Safra Sarasin, Grossaktionärin bei Leonteq – all das kostet.
Obendrauf braucht die Raiffeisen einen dreistelligen Millionenbetrag für ihre neue Informatik.
Vincenz hat das Fuder überladen. Die Rechnung erhalten heute die Regionalfürsten.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der neu Chef von Raiffeisen kann ja deinvestieren, dann wird die geforderte EM Quote wieder vernünftig. Raiffeisen hat eigentlich nichts im Private Banking verloren. Von Raiffeisen hat es KAUM Kunden die zu Notenstein passen – Punkt – Schluss. Das und andere Eskapaden waren lediglich ein Furz von Vincenz.
P. Gisler ist ein super Mann und wird alles wieder ins Lot bringen. Lasst ihn mal wirken.-
Überlegen… 3 Millionen von Raiffeisen und keiner passt zu Notenstein? Ist ja auch egal, Raiffeisen wächst im Anlagegeschäft seit Jahren über dem Markt – inklusive Privatbanken.
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Wau, das Vermächtnis des wundersamen Pierin Vincenz ! Eine Baustelle auf sandigem Boden hinterlassen, das geht. Aber alle anderen kritisieren, sofortige Abschaffung des Bankkundenheheimnisses im Inland, usw., da war er stark. Die Medien haben ihn hofiert, speziell der TA, da ist er aufgeblüht, wie das Loch im Eigenkapital.
Weiter so Herr Hässig, lassen Sie sich von den Querschlägern nicht beeindrucken.-
Genau
Und die Partnerin befördert er per seinen Austritt in die erw. GL
Griechische Zustände in st Gallen -
1000x besser als Zustände wie im angelsächsisch verseuchten Zürich!
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Da wird mal wieder kräftig Schaum geschlagen. Journalistisch von Sprache und Inhalt her grenzwertig.
Wie immer wird der Markt die Antwort geben. Aktuell scheint für Raiffeisen immer noch die Sonne. Die Renditen der TIER1-Anleihen liegen im Bereich der ZKB, jedoch deutlich unter denjenigen von UBS, CS, JB etc.Naja, die Kapitalbeteiligung an Leonteq würde ich liebend gerne übernehmen – zum damaligen Einstiegspreis von ca. 40 CHF pro Aktien (Valor 19089118).
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Bei einer Eigenkapitalquote von 16.20% per 30.06.2015 ist wohl ein Wake up Call überflüssig oder?
http://www.raiffeisen.ch/raiffeisen/internet/home.nsf/0/518DEA8C48437B62C1257EA7002DF132/$FILE/Quantitative-Offenlegung-30062015.pdf -
Die Sache ist einfach: Eine Bank muss die Eigenmittelvorschriften sowohl als Einzelinstitut wie auch konsolidiert als Gruppe erfüllen. Wegen der grossen Investitionen in der Bank „Raiffeisen Schweiz“, welche mehrheitlich mit 100% Eigenkapital zu unterlegen sind, fehlt halt in St. Gallen das Kapital, auch wenn es in der Gruppe (d.h. bei den regionalen Banken) vorhanden ist. Das ist nicht neu, die Grossbanken kämpfen seit vielen Jahren mit diesem Problem, und Lukas Hässig hat gar nichts falsch verstanden.
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Garantiert falsch verstanden…. siehe Kommentar von Zampano, 16.20% Eigenkaptialquote per 30.06. ist sogar zu viel!
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Na bravo Herr „Hans Geiger“ (wohl nicht zufälligerweise Prof. Dr. em. ??) !!
Wenn Herr Hässig besser recherchieren würde und der (frustrierten) Ratte, die ihn regelmässig mit Raiffeisen-interna versorgt, weniger Glauben schenken würde, hätte er (Hässig) nicht so einen Durcheinander ins Netz gestellt. Herr Hässig hat die Organisation der Raiffeisen Gruppe und die klar regulierte Aufgabenteilung zwischen Raiffeisenbanken und Raiffeisen Schweiz immer noch nicht verstanden. Zudem schein ihm der Vollmond (blutrot, wie der Raiffeisenplatz) in seiner „Raiffeisen-(Welt-)-Untergangsstimmung“ noch zusätzlichen „Verwirrungs-Schub“ gegeben zu haben.
Einfach widerlich, was Herr Häsigg da produziert!
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Auch und vor Allem ein Wake Up Call für diese Truppe.
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Auch und vor allem dieser Kadaver hat keine Ahnung aber glänzt wieder mal mit intelligentem Halbsätzchen.
Und immer noch nichts Neues von Tom….?
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Da hat Herr Hässig wohl etwas falsch verstanden. Die Raiffeisen-Gruppe hat nicht zu wenig Eigenmittel. Es muss gem. FINMA nur teilweise von den Raiffeisenbanken zu Raiffeisen Schweiz „umverteilt“ werden. http://www.raiffeisen.ch/web/eigenmittel-situation-raiffeisen
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Das Problem liegt doch da drin, dass die Zentrale eigentlich das Geld ja nicht brauchen sollte. WTF? Leonteq? Notenstein? Wittmann? Alles Ausflüge welche den ROI nie sehen werden. Da wurde auf Teufel komm raus etwas zusammengebaut was gross wirken sollte und Skaleneffekte schaffen sollte. Aber wie bei der damaligen Swissair gilt auch heute noch die Devise „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“. M&A’s verlaufen für die beteiligten Akteure nicht immer positiv. Aber Hey Vincenz hat ja Schäfchen im trockenen… what does he care about!!! Und das IT Fiasko wird noch kommen. Banker die Projekte leiten im IT Bereich. Metaphorisch: Mit Benzin den Brand löschen ;-).
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@Yvonne at Raiffeisen??
In der Zentrale wird – und dies ohne Zutun oder Zustimmung der Regionalbanken – gekauft und gehandelt etc. wofür die „Nichtstimmberechtigten“ dann das Geld liefern dürfen. So macht das Geschäften sicherlich Spass in St. Gallen, anderswo aber sicher nicht.
Nun ja, der Krug geht zum Brunnen bis er bricht, oder der grosse Zampano abtritt…… -
Notenstein muss eigenständig Kapital hinterlegen, Leonteq muss eigenständig Kapital hinterlegen etc.
–> wovon reden Sie also eigentlich? Kurz auf die Homepage schauen, dass sehen Sie die Eigenmittel-Situation auf Gruppenebene. Also bitte…. Zuerst überlegen, dann schreiben 😉
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Da hat Herr Hässig wohl etwas falsch verstanden. Die Raiffeisen-Gruppe hat nicht zu wenig Eigenmittel. Es muss gem. FINMA nur…
Das Problem liegt doch da drin, dass die Zentrale eigentlich das Geld ja nicht brauchen sollte. WTF? Leonteq? Notenstein? Wittmann?…
@Yvonne at Raiffeisen?? In der Zentrale wird - und dies ohne Zutun oder Zustimmung der Regionalbanken - gekauft und gehandelt…