La Roche-Chef Christoph Gloor und Notenstein-CEO Adrian Künzi feierten eine Hochzeit im Himmel. Alle La Roche-Mitarbeiter würden zur Notenstein übergehen, meinten sie im Februar.
Nun zeigt sich die Kehrseite des Deals. Bis 20 La Roche-Banker bleiben auf der Strecke. Sie wechseln zwar am 31. Oktober, dem Stichtag der Übernahme, zur Raiffeisen-Tochter.
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Doch dort erhalten sie nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Sie werden zu Bankern mit fixiertem Verfalldatum.
Nach ein paar Monaten müssen sie die neue Notenstein La Roche verlassen. Betroffen sind Backoffice-Leute, Händler und andere, von denen es im Raiffeisen-Konzern mehr als genug gibt.
Gloor meldete sich heute früh auf eine E-Mail-Anfrage von gestern Abend, ohne konkret Stellung zu nehmen.
Er und seine La Roche Privatbank betonten in den letzten Jahren und Jahrzehnten stets, dass eine Bank, die von Partnern geführt würde, für die Mitarbeiter besonders attraktiv sei.
Die Basler, die neben ihrem Sitz am Rheinknie auch noch in Olten präsent sind, legten Wert auf ihre ewige Unabhängigkeit.
Anfang Jahr zeigte sich, dass es sich um ein nicht zu haltendes Versprechen handelte. Die La Roche verkaufte sich an die Notenstein, Chef Gloor erhielt einen Sitz in der neuen Geschäftsleitung.
Die Notenstein wollte sich nicht zu den Entlassungen äussern.
Aus dem Innern der Privatbank war gestern Abend aber zu vernehmen, dass man eine „sehr grosszügige“ Lösung für die Betroffenen gefunden habe.
La Roche hatte in der Vergangenheit rund 100 Angestellte beschäftigt. Wenn nun 20 als überzählig ausscheiden müssen, dann entspricht das einem Fünftel der gesamten La Roche-Belegschaft.
Die von Notenstein betonte „Grosszügigkeit“ bezieht sich damit nicht auf einen Job und eine neue Aufgabe in der erweiterten Privatbank, sondern allein auf eine Abfindung in Form von mehreren Monatslöhnen.
Das gehört heute zur Pflicht. Die ZKB gab den rund 100 überflüssigen Swisscanto-Mitarbeitern zunächst monatelangen Kündigungsschutz und danach lange Kündigungsfristen.
Auch die Genfer UBP einigte sich mit den über 100 Bankern der Coutts, die sie nach dem Kauf der England-Tochter nicht gebrauchen konnte, auf einen Sozialplan.
Beim grossen Notenstein-Abbau der La Roche-Leute trifft es laut einer Quelle praktisch ausschliesslich Mitarbeiter, die 50 oder älter sind.
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Deren Jobchancen sind limitiert. Bei den Grossbanken wurden in den letzten Jahren vor allem die älteren Mitarbeiter abgebaut.
Der Trend hält nun offenbar auch bei den mittelgrossen Privatbanken Einzug – selbst wenn diese einer vermeintlich sozialen Genossenschaft wie der Raiffeisen angehören.
Der Grund für die Entlassungswelle bei den Ü-50 sind die Kosten. Die Notenstein Privatbank musste scharf auf die Bremse stehen.
Das teure Assetmanagement wurde abgetrennt, Handel und Backoffice sind inzwischen im Raiffeisen-Reich verteilt. Dank Fokus aufs reine Private Banking haben sich die Kosten etwas reduziert, sind aber immer noch vergleichsweise hoch.
Nun geht das Kostenspiel weiter; dies, obwohl die La Roche in der Branche als perfekte Braut für die Notenstein gilt.
Denn das Grundproblem der Raiffeisen-Tochter ist und bleibt ungelöst. Die Notenstein positioniert sich als mittelgrosse Privatbank, irgendwo zwischen den kleinen Boutiquen in Zürich und Genf und den Grossen CS, UBS, Pictet und Bär.
Wer sind die Kunden, die es zu diesem Mittelding zieht?
Milliardenkunden mit weltweiten Ansprüchen brauchen eine UBS oder eine CS, Grosskunden mit 50 Millionen Vermögen gehen zu global tätigen Privatbanken wie die Julius Bär oder die Genfer Pictet.
Dann gibt es die typischen Schweizer Reichen mit ein paar Millionen auf der Seite. Die haben immer noch eine Präferenz für verschwiegene Boutiquen oder externe Vermögensverwalter.
Die Notenstein-Führung betont, dass sie weitere Privatbanken erwerben möchte. Dank dem Power ihrer Mutter, der Raiffeisen, sei sie attraktiv für vermögende Schweizer und Ausländer ausgewählter Zielmärkte.
Den Beweis muss die Notenstein noch erbringen. Mit knapp 22 Milliarden verwalteten Vermögen bleibt sie auch nach dem La Roche-Kauf rund 10 Milliarden kleiner als die Zürcher Vontobel.
Diese hat trotz wiederholten Chefwechseln und dem Einkauf vieler Teams und Stars ihr Private Banking bis heute nicht zum Blühen gebracht.
Welche Kunden brauchen Notenstein & Co.? Die Frage bleibt im Raum stehen.
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Die beliebtesten Kommentare
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„Versprechen“ Unabhängigkeit beim 225 jährigen Jubiläum
Die Partner standen vor geladenen Gästen und waren sehr stolz auf ihre 225 jährige Unabhängigkeit. Wir Mitarbeiter auch. Ein gesundes Unternehmen – glücklich und zufriedene Mitarbeiter. Wir die Mitarbeiter schenkten den Partner eine Sitzbank aus 225 Teilen. Für jedes Jahr Firmengeschichte ein Teil. Ein Firmenbuch wurde herausgegeben. Damals war die Welt noch in Ordnung. Bei jeder Mitarbeiterinformation wurde erwähnt, wie stolz man auf die Unabhängigkeit ist. Ein neuer Partner erwähnte bei seinem Eintrittsgespräch eine Perle gefunden zu haben. Jetzt hat er 2 Perlen an die Wand gefahren. Alles kam jedoch ganz anders. Am 13. Februar wurde der Verkauf bekannt gegeben und ich hab immer noch das Bild im Kopf wie Vincent vor versammelter Mannschaft stand und gebetsmühlenartig „Vertrauen“ „Vertrauen“ und nochmals „Vertrauen“ in die Zukunft predigte. Ein Partner kam eine Träne ins Auge, als er den neuen Namen Notenstein La Roche Privatbank AG verkündete. Ein Wort ein Versprechen, das ist Tradition.
Alles kam ganz anders. Nach dem mit Bus arrangierten Besuch in den heiligen Hallen des Notenstein Klosters in St. Gallen, wurde die Gruppenzugehörigkeit verkündet. A, B oder C. C wird nicht mehr benötigt. Von der Lehre bis heute – 30 Jahre Mitarbeit. Kinder, Haus und arbeitslos. D.h. konkret in 1 Jahr hört die Lohnzahlung auf, in 2.5 Jahren hören die Arbeitslosenzahlungen auf. Haus muss verkauft werden. Nach Rückzahlung des Kredits und Verbrauch der Eigenmittel bei einem Stand von ca. 35’000 Vermögen darf man bei der Führsorge anstehen. Dazwischen viele demütige Termine beim RAF. Ein Partner hat sich vor lauter Freude über den Verkauf der Bank ein Ghibli Maserati gekauft. Ich merke jetzt, dass meine Banklehre nach 30 Jahren ein Studium für den gleichen Job hätte werden müssen. Leider nix gewesen. Doch der Ghibli rollt weiter. Auch das Leben an mir vorbei. Soll ich in den Rhein springen?
Auch das Konstrukt Notenstein so meinte einer bei einer Sitzung – Glaube er arbeitet im Rechtsdienst – sei eine spannendes Konstrukt. So übernimmt der Konzern die Kosten über die Ausgliederung der Backofficemitarbeiter. So rutscht Notenstein in die „Pseudogewinnzone“. Was für die Werbemassnahmen wichtig ist, um das Vertrauen der Kundschaft zu gewinnen. Vertrauen, Vertrauen und nochmals Vertrauen. Wer bezahlt’s? Wir die arbeitslosen Mitarbeiter. Der Staat worüber so manche Partner immer gewettert haben. Die Genossenschaftler der Raiffeisenbank. Und fröhlich feierts sich im Notenstein Kloster zu St. Gallen. Liebe Kunden… ihr wisst was zu tun ist!-
Kunden haben mit dem BackOffice ziemlich nichts am Hut – Kunden brauchen einen guten Kundenberater und diesen haben Sie immer noch wie es scheint, jetzt und in der Zukunft!
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Richtigstellung: Vincenz nicht Vincent.
Ausserdem: Die Notenstein Privatbank bietet auch Kunden mit weniger als CHF 20 Mio. Vermögen eine wirklich individuelle Vermögensverwaltung an, sogar im tiefen 6-stelligen Bereich. Welche Privatbank kann dies sonst noch in der Schweiz?
Auf jeden Fall ein Vergleich Wert!
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In den 30 fetten Jahren hatten sie genügend Gelegenheit, ein paar Reserven zu bilden. Damit sollten sich nun auch ein paar magere Jahre ohne Fürsorge und ohne einen Herbst-Schwumm im Rhein bewältigen lassen.
Überhaupt fehlt es mir doch etwas an Mitleid: 1 Jahr weiter Gehalt ist doch Luxus in der Schweiz. Als Angestellter einer Swissair-Tochter musste ich damals sogar noch darum bangen, überhaupt den Lohn für geleistete Arbeit zu erhalten…
Gratistipp (dazu muss man gar nicht zum RAV): Es gibt andere Banken (Regionalbanken, Raiffeisenbanken, Kantonalbanken). Ich bin sicher, es findet sich irgendwo ein warmes Plätzchen. Und sonst halt in einer anderen Branche. -
Nach 30 Jahren formidabler Privatbanken Entlöhnung wird das Polster etwas grösser als bei Otto Normalverbraucher sein… alles doch ziemlich relativ und vielleicht sollte man nach all den Jahren in der geschützten Werkstatt doch wieder einmal den Blick über den Tellerrand wagen und im Alter von 46 Jahren die gegebenen Chancen nutzen anstatt zu lamentieren und sinnentleerte Appelle an irgendwelche Kunden zu richten. Und glauben Sie mir, ich weiss wovon ich spreche, auch wie sich RAV richtig schreibt… alles Gute!
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Hören Sie auf zu flehnen. Dass eine altehrwürdige Privatbank verkauft wird ist eine Sache. Dass Sie keine Arbeit mehr haben eine andere. Sie leben nicht in der Sowjetunion und haben kein Anrecht auf Arbeit. Niemand hat Sie gezwungen ein Haus auf Kredit zu kaufen. Kinder in die Welt zu setzen war Ihre Entscheidung. Also hören Sie auf zu jammern und beginnen Sie zu denken und zu handeln. Verkaufen Sie Rheinwasser an durstige Flüchtlinge anstatt sich darin zu ertränken. Trägt zum Erhalt Ihrer Familie bei und reinigt die Seele von 30 Jahren materiellem Fokus. Nur so als Anfang. Raffen Sie sich auf und beginnen Sie zu leben. Sie können auch mit wenig glücklich sein.
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Schade! Ja, schade, dass manche Zeitgenossen/innen unter einem Pseudonym bzw. Nickname jeglichen Respekt vor einem Mitmenschen verlieren und sich erlauben, öffentlich über zutiefst empfundene Gefühle zu lästern – sie sogar lächerlich zu machen. Ich hoffe sehr, dass „Schade“ einen guten Weg in die Zukunft finden mag und diesen ohne Verbitterung beschreiten kann!
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@Monika Ramstein
Und führt sein selbstmitleidiges Gejammere dazu, dass „Schade“ schneller wieder einen Job findet? Oder sollte er nicht besser nach vorne schauen?
Erwarten Sie etwa, dass wir jetzt alle sagen „Ach, du Ärmster. Mit ca. 47 noch einen neuen Job suchen. Wie kann der Arbeitgeber dich nur entlassen – er hätte dich doch auch gut nochmals 20 Jahre durchfüttern können, bis zur Rente. Ja, das ist schon grausam, dass man nicht einfach das ganze Leben an einem Ort verbringen kann, so quasi als gutbezahlter Beamter. Eigentlich ein gesellschaftliches Problem. Wird schon wieder besser – wir müssen nun einfach genügend über deinen ehemaligen Arbeitgeber schimpfen: Vielleicht stellt er dich ja wieder ein? (…)“ -
Wer zwei Mal verkauft macht es für sich richtig – zwar zwei Perlen an die Wand gefahren, aber viele Perlen in der eigenen Tasche:
… Erst Sarasin an die Safras verkauft, dann mit dem gelösten sich bei La Roche eingekauft. Nun das selbe Spiel mit Notenstein. Das notabene mit einem bescheidenen persönlichen Leistungsausweis. …
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„Ihre Partner“, so scheint mir, waren wohl Kapitalpartner aber definitv keine „Patrons“. Hier gewann die Gier.
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Ich frage mich, ob ich mich wirklich von jemandem Beraten lassen würde, der nach 30 Jahren Privatbank vor dem nichts steht…
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Lieber Schade, Im November 2012 erging es mir nach 26 Jahren UBS gleich wie Ihnen. Da war ich sogar 52 jährig, ich nehme an, Sie sind noch etwas jünger, da ich zuvor noch 12 Jahre in der Industrie arbeitete. Schauen Sie nach vorn! Bewerben Sie sich, nicht nur auf Jobs, die Sie schon immer machten, wagen Sie etwas Neues oder machen Sie eine Weiterbildung! ich hatte nach knapp 4 Monaten und sicher über 100 Bewerbungen einen neuen Job gefunden, sogar 15 % besser bezahlt und interessantere Arbeit als zuvor. Kopf HOCH!
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Es ist alles so einfach…..wieso spricht niemand Klartext darüber? Die Schweiz war Nr. 1 in der Finanzbranche, weil man einen grossen Vorteil hatte……=Bankgeheimnis. Und mit viel Schwarzgeld konnten alle Banken sehr gutes Geld verdienen. Für Kunden war die Diskretion wichtiger als die Performance. Ueber die Jahre hat man so einen Finanzplatz mit mehr Kompetenz in Sachen „Steueroptimierung“ entwickelt. Wo bleibt aber die Kompetenz Punkto Performance/Effizienz???? CH Banken, Gross oder Klein, Privatbanken, Fondmanager, externe VV sind im Weltvergleich nur Mittelmass wenn es um Performance geht….(es gibt nur ganz wenige Ausnahmen und die kennen die meisten ja sowieso nicht). Gewisse Banken sind sogar eine Katastrophe, siehe Nr. 3 Raiffeisen….ich frage mich immer wieder wer sich dort über Anlagen beraten lässt. Die meisten Gebührenmodelle in der CH sind noch veraltet, für den Kauf einer Auslandaktie 3% bezahlen hin und zurück……0.8% für den Kauf einer Anleihe……externe VV die keine Ahnung vom Geschäft haben und nur von Retros leben……wollen wir einaml wirklich ganz offen über den CH Finanzplatz reden? Ich bin froh, dass endlich eine grosse Säuberung staffindet!!!!!
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Bravo! Endlich jemand der Klartext spricht!
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@RC
Ich gebe Ihnen teilweise Recht. Fakt ist aber, dass sich ein bedeutender Teil der Finanzbranche bereits neu erfindet, während andere jammern (Gross- & Kantonalbanken), sich dem Turmbau zu Babel widmen (Raiffeisen / Notenstein) oder sich andauernd über die Regulierung beklagen (Genfer PBs). Wie in jedem Markt/Wirtschaft, wer nicht gewillt ist sich anzupassen, kann sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen…
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Eine Übernahme oder ein Merger between Equals hat meistens zum Zweck, die Kosten zu senken oder die Marktstellung zu verbessern. Dass bei Ersterem auch Personal betroffen ist liegt angesichts der Kostenstrukturen bei Banken auf der Hand. Die Strukturbereinigung im Bankensektor ist voll im Gang. Dazu gehört, dass die Lohnniveaus der Vergangenheit nicht aufrecht erhalten werden können. Die Ü50 sind da besonders betroffen. Diese müssen halt Gehaltsanpassungen in Kauf nehmen und ich hoffe, die Arbeitgeber bieten diese Möglichkeit auch an anstatt die Leute einfach auf die Straße zu stellen. Personenfreizügigkeit, Margendruck, Technologiefortschritt und Weissgeldstrategie gehen nicht spurlos an der Branche vorbei. Lamentieren nützt da gar nichts.
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Keine Kleinbank wird auf dem Finanzplatz geschluckt ohne Synergie-Effekte erzielen zu können. Ergo gehts nicht ohne Stellenabbau in den doppelspurigen Bereichen.
Zudem müsste man noch wie schon von Ach… geschrieben wissen, wie alt die Ü50-Garde wirklich ist. Meistens haben sie jahrzehnte lang abgarniert wie man es sich heute nur noch erträumen kann und wohl wenn über 57ig werden sie mit feudalen Pensionszuschüssen in den Genuss der Frührente geschickt. In der Finanzbranche können alle U35er nur träumen von solchen Salärstandards. Opfer auf höchstem Niveau -
20 (zwanzig)… krass!
1. in keinem verhältnis zu den tatsächlichen asozialen schweinereien bei den grossbanken
2. leider nicht erwähnt, wieviele davon ein job angebot selbstgewählt nicht angenommen haben
3. leider nicht erwähnt, wieviele davon als 58+ grosszügigsten frühpensionierungen entgegensehen, wovon wir alle nur träumen können
4. zweifelhafte frust rheinquelle
5. ergo eine klassische null story -
Es ist alles so einfach.....wieso spricht niemand Klartext darüber? Die Schweiz war Nr. 1 in der Finanzbranche, weil man einen…
"Versprechen" Unabhängigkeit beim 225 jährigen Jubiläum Die Partner standen vor geladenen Gästen und waren sehr stolz auf ihre 225 jährige…
Hören Sie auf zu flehnen. Dass eine altehrwürdige Privatbank verkauft wird ist eine Sache. Dass Sie keine Arbeit mehr haben…