Seit 9 Monaten ist Hans-Ulrich Meister Bigboss des CS-Private-Bankings. Ein bisheriges Highlight war die generalstabsmässige Umfirmierung aller Clariden-Leu-„Schildlis“ übers erste April-Weekend, als die Tochterbank von der Bildfläche verschwand.
Weniger glücklich agiert Meister mit seinem Masterplan „Future PB“. Es handelt sich um die wichtigste Initiative der nächsten Jahre im gesamten Finanzkonzern.
Durch weitreichende Massnahmen auf beiden Seiten der Rechnung – beim Aufwand und beim Ertrag – will Meister in seinem weltumspannenden Private Banking ab 2014 jährlich 800 Millionen Franken mehr Gewinn erzielen.
Davon ist Meister meilenweit entfernt. Laut einem Insider liegen die Resultate im ersten Quartal hinter den Erwartungen zurück, im Unterschied zum Investmentbanking, das sich leicht erholt habe.
Auch die unruhige Clariden-Integration mit vielen Berater-Abgängen kratze an Meisters interner Reputation, sagt die Quelle.
Der Druck auf Meister steige. „Meister trägt als Private-Banking-Chef und gleichzeitiger Schweiz-CEO einen Hut zuviel“, kritisiert der CS-Manager. „Er ist zu wenig an den Themen dran und setzt auf alte Köpfe.“
Zu allem Unglück könnte Meister Konkurrenz für den Konzern-CEO-Job von Brady Dougan von einem Mann erhalten, den die meisten bereits abgeschrieben haben.
Die Rede ist von Meisters Vorgänger auf dem CS-Private-Banking-Chefstuhl. Walter „Wädi“ Berchtold sitzt derzeit als aufgabenfreier Frühstücksdirektor in der Konzernleitung.
Laut hohen CS-Stimmen soll Berchtold bald wieder auf höchster Ebene ins operative Geschehen eingreifen.
Als mögliche Aufgaben werden der EMEA-Spitzenjob (Region Europe, Middle East, Africa) oder die Leitung des erstarkten Asset Managements genannt.
Letzteres käme nur bei einer grossen Rochade zustande, mit Asset-Management-Chef Robert Shafir als neuem Investmentbanking-Chef.
So oder so ist Berchtold als Comeback-Kid „Bad news“ für Hans-Ulrich Meister.
Als Meister Berchtold letzten August als Ober-Vermögensverwalter der CS abgelöst hatte, lag das Karriere-Momentum beim neuen Mann, während Old-Boy „Wädi“ abgehalftert erschien.
Kritisch für den an Strahlkraft verlierenden CS-Shootingstar, der 2008 von der UBS zur Konkurrentin gewechselt hatte und nicht über „Wädis“ Hausmacht verfügt, wird „Jump“ als zentrales Unterprojekt von „Future PB“.
Mit „Jump“ will die CS ihre Onshore-Strategie in „Old Europe“ endlich in die Gewinnzone bringen: durch mehr Effizienz, weniger Plattformen und einem Stellenabbau im Backoffice.
Doch „Jump“ kommt nicht zum Springen, wie die CS indirekt bestätigt.
„Es geht, wie mehrfach angekündigt, um eine effizientere Infrastruktur im europäischen Onshore-Geschäft“, sagt Sprecher Marc Dosch. „Hier werden verschiedene Möglichkeiten evaluiert – insgesamt erweist sich dieses Unterfangen in der Tat als äusserst komplex und anspruchsvoll.“
Laut Dosch wird die bisherige Analyse jetzt vertieft. Abstriche am ursprünglichen Plan werden von der CS nicht ausgeschlossen.
Mit akuten Problemen im europäischen Onshore-Business und vielen abgeflossenen Clariden-Milliarden entpuppen sich gleich zwei einer Handvoll wichtiger „Future PB“-Projekte als schwierig. Trotzdem will die CS nichts von einer Korrektur ihres Gesamt-Ertragsziels wissen.
Sprecher Dosch begründet dies ausgerechnet mit der Clariden-Integration. „Per Ende 2011 haben wir hier gute Fortschritte vermeldet – unter anderem bei der Integration von Clariden Leu, was ein bedeutendes Element ist im Rahmen von Future PB“, sagt der CS-Kommunikationsmann.
Das braucht keine Schönfärberei zu sein. Viele abgesprungene Clariden-Seniorberater lassen ihre Kundengelder fürs Erste bei der CS stehen, die sie neu als Depotbank nutzen.
Die Einnahmen werden zwischen den externen Beratern und der CS aufgeteilt. Weil die CS weniger Aufwand hat als bei selbst verwalteten Vermögen, könnte die Rechnung unter dem Strich aufgehen.
Selbst dann bleibt die Lage für Meister brenzlig. Um sein „Future PB“ ab Boden zu bringen, braucht er frischen Schwung. Von Blutauffrischung will Meister aber nichts wissen und setzt fast ausnahmslos auf bewährte Buddies.
Rolf Bögli, Arthur Vayloyan, Alois Bättig und Romeo Lacher sind alt-bekannte Banker und mit Ausnahme von Bögli alles langjähirge CS-Topshots.
Der Einzige, der nicht ins Bild einer Déjà-vu-Truppe passt, ist Christoph Brunner.
Obwohl ebenfalls ein CS-Interner, der zuvor den Stabsbereich des Private Bankings geleitet hatte, wird Brunner von einer hohen CS-Quelle als zupackend gelobt.
Brunners Ernennung sei „Meisters bisher einziger aufsehenerregender <Move> gewesen“, sagt der Insider.
Was ist ein Frühstücksdirektor?
Als Frühstücksdirektor wird umgangssprachlich ein Leitender Angestellter bezeichnet, der in einem Unternehmen oder einer sozialen Institution vom äußeren Status her eine herausgehobene Position innehat, der aber wegen fehlender Entscheidungskompetenzen oder fachlicher Eignung keine wirkliche Führungstätigkeit ausübt.[1]
Es handelt sich also um eine repräsentative Funktion für einen Direktor ohne operativen Aufgabenbereich, der nur zum „zweiten Frühstück“ in die Firma kommt oder der lediglich damit beauftragt ist, die Organisation bei Geschäftsessen und Frühstücken mit wichtigen Kunden oder Gästen zu repräsentieren. Häufig handelt es sich dabei um Strohmann-Geschäftsführer (z. B. in Ländern, in denen ein einheimischer Geschäftsführer zwingend vorgeschrieben ist) oder um hochdotierte Versorgungsposten für ehemalige Politiker sowie Verbandsfunktionäre, für mittellose Adlige mit wohlklingenden Familiennamen und Titeln, für prominente Spitzensportler nach Beendigung ihrer Karriere usw. oder auch für Manager auf einer Abschiebeposition. Den Titel Frühstücksdirektor erhalten auch oft Personen in Familienunternehmen, die hauptsächlich aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Beziehung zum Unternehmensleiter, nicht aber aufgrund ihrer tatsächlichen Eignung eingestellt wurden.
Source: http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChst%C3%BCcksdirektor