In der Credit Suisse sind alle Augen auf Hans-Ulrich Meister gerichtet. Vom obersten Vermögensverwalter wird nichts weniger verlangt, als dass er die schlingernde Grossbank zurück auf Kurs bringt.
Für Meister gehts ebenfalls um alles oder nichts. Scheitert er, scheidet der einstige Shootingstar im Rennen um die Nachfolge von CEO Brady Dougan aus, mit ungewisser beruflicher Zukunft.
In den Startlöchern ist Meisters Ersatzmann, Firmenchef Barend Fruithof. Der junge Ex-Raiffeisen-Manager habe mehr als Meister „das Ohr des Konzernchefs“, sagt ein Insider.
Bis hinauf ins Spitzenmanagement treibt eine Frage die CS um: Kriegt Meister noch die Kurve? „Er spürt selbst, dass es eng wird“, sagt eine zweite Quelle.
Für Meister spricht, dass er anpackt. Der Grenadier-Offizier peitschte die Integration der Tochterbank Clariden Leu durch, geht an die Kosten ran, baut Wachstumsmärkte aus.
Sein Vorgänger Walter Berchtold, der Meister 2008 zur Bank geholt hatte und nach seiner Ablösung auf ein Comeback wartet, war im Vergleich dazu ein Lebemann.
Nur: Unermüdlicher Einsatz ist kein Ersatz für fehlende Resultate.
Das ist Meisters Pech. All sein Schuften hat bisher wenig gefruchtet.
Der Quartalsgewinn in seinem Wealth Management ging im Vorjahresvergleich von 856 Millionen Franken auf 625 Millionen zurück, die Kosten-Ertrags-Relation schoss um 5 Prozentpunkte auf unbefriedigende 75 Prozent hoch.
Bei Erzrivalin UBS zeigt der Trend in die andere Richtung. Gewinn nach oben, Kosten nach unten. Analysten reduzieren ihre Gewinnschätzungen, die CS-Aktie ist vom Highflyer zum Looser geworden.
Die Misere ist nicht allein auf Meisters Mist gewachsen. Das einstige Schlieremer Kind aus der bescheidenen Zürcher West-Agglomeration übernahm das Ruder letzten Sommer, weil die CS die Krise kommen sah.
Ohne zu zaudern, stürzte sich Meister am 1. August 2011 in die Schlacht, während sein zur Seite gestellter Vorgänger Berchtold als Erstes eine Party auf einer Superjacht für wohlhabende „Friends and Family“ schmiss.
Rasch machte Meister Nägel mit Köpfen: ein neues Führungsteam, raus mit dem Stecker bei Clariden, eine neue Europastrategie, Expansion von Brasilien bis Fernost.
Let’s go, rief Meister, und viele folgten ihrem neuen Superchef.
10 Monate später ist die Aufbruchstimmung verflogen. Auf Kritik reagiert Meister dünnhäutig.
Ein einziger Satz vom Autor in der Zeitung „Der Sonntag“ geriet dem CS-Chef, der jährlich Millionen einnimmt, in den falschen Hals.
„Weil Meister nicht überzeugt, könnte Berchtold bald zurückkehren“, lautete dieser.
Sofort machte Meister mobil. Mit PR-Vorstössen versuchte er, den Eindruck, dass er bei der CS unter die Räder geraten könnte, aus der Welt zu schaffen.
Der für einen Grossbanken-Spitzenmanager ungewöhnliche Aufwand in eigener Sache hat seinen Grund. Meister ist besonders exponiert.
Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Statt sich auf die wichtige Aufgabe des Turnarounds in der CS-Kernsparte Vermögensverwaltung zu beschränken, behält Meister als zweiten Tophut jenen des Schweiz-Chefs auf.
Nimmt man ihm den globalen Job weg, könnte er auch vom Schweiz-Sessel fliegen.
CS-Sprecher Marc Dosch begründet die Doppelrolle im Namen von Meister mit Synergien. „Es gibt sehr grosse Überschneidungen zwischen dem globalen Private Banking und unserem Geschäft hier in der Schweiz – beispielsweise bezüglich der Schweizer Plattform.“
Weil sich das Umfeld überall stark verändere, würden sich für eine „globale Bank mit Hauptsitz in der Schweiz“ im Private Banking und der Schweiz „grosse Synergien“ ergeben.
Meister würde nicht nur Kosten sparen, meint der Sprecher. „Wir haben im Private Banking eine klare Wachstumsstrategie: Wir wollen im UHNWI-Geschäft (Business für die Reichsten, die Red.) weiter wachsen – einem Geschäft, wo das Modell der integrierten Bank besonders zum Tragen kommt.“
Zudem würde „in unsere Präsenz in den schnell wachsenden Märkten, besonders in Lateinamerika, der Region Asien Pazifik und in Osteuropa“ investiert, meint Dosch.
Viel zu tun, packen wirs an. Die Devise entpuppte sich angesichts von Meisters Doppelrolle als besonders anspruchsvoll.
Im CS-Konzern haben auch andere Topshots zwei Spitzenjobs. Soeben wurde Asset-Management-CEO Robert Shafir zum Chef der Region Americas gekürt.
Der doppelte Meister zählt jedoch zu einer anderen Kategorie.
Aus 2 Gründen: Die Sparte Vermögensverwaltung bestimmt die Zukunft der CS, gleichzeitig ist die Schweiz mit ihrer bankenkritischen Politik und Öffentlichkeit matchentscheidend für den Konzern.
Beides gleichzeitig zu bewältigen, ist somit besonders schwierig. Das hat Meister einst selbst so gesehen.
Bei der UBS, wo er vor seinem Wechsel Karriere gemacht hatte, plädierte Meister für einen eigenständigen Schweiz-Chef – als den er sich selbst sah.
Der gefährlichste Widerstand erwächst Meister im wichtigen Inlandbereich. Geschäftskunden-Chef Barend Fruithof, ein Mitglied von Meisters Schweizer Führungscrew, hat Rückenwind. Im ersten Quartal konnte Fruithof sein Resultat praktisch halten.
Vom Typ her gleicht Fruithof seinem Chef Meister. Beide sind hemdsärmlig, bodenständig und extravertiert. Geborene Leadertypen, mehr als der stille Schaffer Dougan oder Müssiggänger Berchtold.
Solange er Aufwind hatte, war Meister glücklich, in Fruithof einen starken Kollegen zu haben. Der brachte den nötigen Gewinn.
In der Krise dreht sich das Blatt. Plötzlich wird Fruithof zum gefährlichen Konkurrenten. Eine spezielle Dreiecksbeziehung mit labilem Gleichgewicht hat sich ergeben.
Draufgänger Fruithof verfügt laut mehreren Quellen über einen guten Draht zu CS-CEO Dougan. „Fruithof sorgt dafür, dass Meister in Ruhe gelassen wir“, meint einer.
Sobald die Ruhe vorbei ist, könnte Fruithof zu Meisters Rivalen werden. Würde der CS-Topshot abgesetzt, wäre Fruithof wohl der Favorit für den Heimmarkt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans-Ulrich Meister wird leider zu einer Persona non grata – nachdem was er bisher angerichtet hat.
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Für einen solchen Job bräuchte es mal weder Leute mit Charakter. a fehlt in der bisherigen Auswahl, da solche Leute derzeit nicht gefragt sind. Schade, würde dem ganzen Finanzplatz gut tun und vieles wieder richten was solche Leute kaputt gemacht haben.
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Die CS ist wie jede andere Behörde für Leute mit Charakter gänzlich ungeignet.
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Keiner der Herren Meister, Fruithof oder Berchtold sind Private Banker. Sie sind in ihre Positionen gekommen, weil die die Sie ausgewählt haben (Grübel, Dougan) wiederum keine Private Banker sind und nie verstanden haben die richtigen Leute zu platzieren. Es braucht Personen in diesen Positionen welche die Kunden und das Geschäft verstehen. Verstehen bedeutet auch, dass es weder mit Parties, noch mit Aktionismus (CL Integration, Einführung tausender Kundensegmente, ständige Wechsel im Mgmt) getan ist.
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Barend Fruithof? Sorry, aber wer hat den diese Schnapsidee?
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Da gebe ich dir recht, ist es denn so schwer endlich mal einen alten gewieften RM mit persönlicher Erfahrung in emerging markets dort zu platzieren wo seit langem nur noch Cüppli-Trinker und IB Leute sitzen? Wir sind schliesslich in Zürich und nicht in London.
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Hoert auf mit Fruithof, der ist sicher kein Privatbanker und hat bisher sowas von einer „internationalen“ Karriere (kein Fuss bisher ins Ausland gestreckt!) hingelegt! Hat sein PR Buero hier die Promotionstrommeln geruehrt?
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Keiner der Herren Meister, Fruithof oder Berchtold sind Private Banker. Sie sind in ihre Positionen gekommen, weil die die Sie…
Für einen solchen Job bräuchte es mal weder Leute mit Charakter. a fehlt in der bisherigen Auswahl, da solche Leute…
Die CS ist wie jede andere Behörde für Leute mit Charakter gänzlich ungeignet.