Du hast keine Chance – nutze sie! Nach diesem Motto geht CS-CEO Brady Dougan auf Nationalbank-Chef Thomas Jordan los.
Dougan sagt im Interview mit der SonntagsZeitung: „Die CS ist eine der sichersten Banken der Welt.“ Jordans Leute halten dagegen. Die CS brauche ein dickeres Kapitalpolster. Jetzt.
Der Kampf der Schwergewichte Dougan und Jordan ist historisch. Und zeigt exemplarisch die Schwäche des Finanzplatzes. Statt wie früher zusammenzustehen, geben sich die Protagonisten heute Saures.
Auseindersetzungen gabs immer wieder. Die UBS blähte ab 2003 mit wenig Kapital ihre Bilanz auf, was die SNB lange vor Ausbruch der Subprime-Krise kritisierte. Doch das geschah hinter den Kulissen.
Nie aber prügelten sich ein Grossbanken-Chef und der Präsident der Nationalbank in aller Öffentlichkeit. Die SNB gehört schliesslich zu den Regulatoren, so wie die Aufsicht.
Es ist, als ob Fussballstar Ronaldo an der EM den Schiedsrichter niederstrecken würde.
Die Konstellation ist allein schon auf der persönlichen Ebene brisant.
Hier der Boss der Grossbank, der in den besten Jahren Boni von bis zu 70 Millionen einkassiert hat. Dort der Funktionär und Theoretiker, der in seinem Beamtenlook die Schweizer Bodenständigkeit in Person verkörpert.
Doch der erste Eindruck täuscht. Dougan hat eine asketische Seite, während Jordan gerne gewissem Luxus frönt.
So ist Marathon-Mann Dougan spätestens um 6 Uhr in der Bank, die er selten vor 22 Uhr verlässt. Porsches und Ferraris sind dem CS-Konzernchef fremd. Er fährt einen Toyota Prius, eine „Reisschüssel“, die statt mit PS mit besten Umweltwerten brilliert.
Damit ist Dougan eine Ausnahme unter den Masters of the Universe von Big Banking. Zumindest äusserlich ist sich der Amerikaner treu geblieben. Sein Lebenswandel deutet auf hohe Disziplin hin.
Anders hat sich Zentralbanker Thomas Jordan entwickelt. An ihm sind Erfolg und Karriere nicht spurlos vorbeigegangen.
Früher gondelte Jordan gemächlich im Tram an den SNB-Sitz an der Börsenstrasse, einen Steinwurf von der CS-Zentrale am Paradeplatz entfernt. Der gross gewachsene Wissenschaftler und Geldtheoretiker war sich fürs unbequeme Pendeln mit dem öV nicht zu schade.
Heute sieht man Jordan meistens gediegen unterwegs. Pünktlich um 7 Uhr besteigt der oberste Währungshüter des Landes an seinem Domizil in einer Zürcher Goldküstengemeinde die wartende Nobelkarrosse mit Fahrer.
Im Urteil der meisten Experten nützt das Dougan wenig. „Die CS soll sich nicht mit solchen Antworten blamieren“, sagt stellvertretend für viele der Zürcher Bankenprofessor Hans Geiger.
„Sie ist die Bank, welche die Krise weltweit vielleicht am besten gemeistert hat. Zu den stark kapitalisierten Banken gehört sie sicher nicht.“
Die Kritiker werfen Dougan vor, die gute Ausgangslage nach der ersten Finanzkrise im 2008 nicht für den Kapitalaufbau genutzt zu haben. Statt Milliarden für den nächsten Meltdown zurückzustellen, hielt der CS-Boss seine Investmentbanker mit hohen Boni bei Laune und zog neue Stars an Land.
Auch zahlte die CS immer Dividenden, Geld, das in der aktuellen Krise fehlt. Die Verantwortung dafür liegt allerdings nicht bei Konzernchef Dougan, sondern bei CS-Präsident Urs Rohner.
Ist Dougans Rundumschlag ein letzter Akt der Verzweiflung? „Brady Dougan ist ein anständiger und erfahrener Chef“, meint Banken-Experte Geiger. „Aber der Aktienmarkt sagt unmissverständlich, dass er nicht glaubt, dass Dougan heute der Richtige ist. So ist das halt im Kapitalismus.“
Der Absturz an der Börse hängt mit den fehlenden Milliarden beim harten Eigenkapital zusammen. Um die zukünftigen Minimalanforderungen zu erreichen, muss die CS neue Aktien herausgeben oder ihre Risiken rascher abbauen.
„Ersteres ist im jetzigen Krisenumfeld unglaublich teuer, also wird sie wohl oder übel Letzteres verfolgen und vor allem ihre Investmentbank abbauen.“
Das wäre das Ende von Dougans Onebank-Strategie; und ein Sieg für Jordans SNB. Der Notenbank-Chef könnte sich auf die Fahnen schreiben, dass erst seine Kriegserklärung die Grossbank zur Vernunft gebracht hätte.
Allerdings zu einem hohen Preis. Dem Finanzplatz steht eine Zerreissprobe bevor, zwischen CS, SNB und der Berner Finanzmarktaufsicht Finma.
Auf letztere setzt die CS. „Es gibt einen mit unserer Aufsichtsbehörde FINMA abgestimmten Plan“, bringt CS-Sprecher Andrés Luther den Konkurrenz-Regulator der SNB ins Spiel
„Es ist klar, wie die Umsetzung erfolgt. Dieser Plan ist auch allen bekannt und kommuniziert. Heute plötzlich etwas Anderes zu verlangen, ist nicht zielführend und verwirrt die Marktteilnehmer.“
Swiss Banking steht ein heisser Sommer ins Haus.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Leute, die den SNB Chef Jordan immer noch als Theoretiker bezeichnen haben die praktische Anwendung seiner Kraft, die er den CEO,s einiger Banken verpasste falsch interpretiert.
Man müsse doch Jordan nicht der Lehrer aller Zeiten anschimpfen.
Er machte keinen Fehler.
Man wisse eben doch nicht, wie es mit dem Euro, nicht nur mit GR in Winter ausssieht.
Die Tendenz ist klar. Dem Brady würde ich noch so gerne den Ratschlag erteilen:“ Tue das, was der Boss sagt.“ Offenbar hat der Brady die Historie Europas in der Schulklasse Amerikas nur flüchtig gelernt, vielleicht gar nie. -
Welche Ziele verfolgt Herr Jordan? Die Kapitalerhöhung bei der CS ist eine längst beschlossene und sogar z.T. umgesetzte Strategie, warum lässt er die Kapitalanforderungen nachrechnen? Kannd dies die SNB wirklich besser als die CS? Warum schwächt er die CS in ihrer Strategie Kapital aufzunehmen? Warum führte bzw. befürwortet er einen Basel III Swiss Finish ein, der international nicht kompatibel bzw. viel restriktiver ist? Es stellt sich doch die Frage, ob der Dirigent Jordan die die Musik kennt, die er zu dirigieren beauftragt ist?
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Das sind berechtigte Fragen. Ob die SNB die Kapitalanforderungen besser berechnen kann ist jedoch die falsche Formulierung. Sie kann diese sicherlich unabhängiger und v.a. neutraler berechnen. Und sie wird diese primär im Sinne des Finanzmarktes und nicht im Sinne der Eigenkapitalrendite betrachten.
Was man sich weiter fragen kann: entweder führen die beiden Herren (ungeachtet deren Wagenparks…) einen Rosenkrieg, wovon wir nicht ausgehen (wollen).
Oder die SNB hat tatsächlich uns nicht bekannte Informationen, die einen raschere Kapitalerhöhung rechtfertigen könnten. In diesem Fall würden mich diese Informationen sehr interessieren… -
Besser berechnen heisst, die „korrekten“ Risikodaten, Bestandesdaten besitzen, die Modelle „korrekt“ anwenden, „korrekt“ aggregieren, usw. Hier hat die SNB bereits ein Defizit. Basel 2 schreibt bereits vor, dass die Risikoinformationen ofengelegt und von der Revisionsstelle geprüft werden müssen, hier hat die CS also keinen grossen Spielraum. Diese Daten sind publiziert. Also ist ein Informationsvorsprung der SNB auszuschliessen, da sonst auch die Finma hätte intervenieren müssen. Damit scheint ein für den CH Finanzplatz äusserst schädliches Machtgerangel sehr wahrscheinlich.
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Etwas gar banal dieser Beitrag, aber das kann man grosszügig stehen lassen, da LH sonst relevant und brillant schreibt!
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es gewinnt…: Ferrari-Collardi
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Kann mich der Chauffeur von Jordan um 7.30 nicht auch gleich mitnehmen? Bezahle diesen Service ja mit!
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Also, ich finde den Prius gar nicht so günstig. Vollausgestattet kostet der japanische Hybrid rund CHF 40 K.
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Und welche Reisschüssel fäht eigentlich LH ?
Die Sommerflaute hat soeben begonnen…gähn ! -
Ist Brady Dougon wohl noch der richtige Mann um die Credit Suisse weiter zu führen?
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Ja.
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der sommer ist definitiv da….
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Der Prius ist dem Brady sein Vorzeige-Pseudo-Privatfahrzeug. Für seine täglichen Fahrten als CEO der CS fährt auch er wie alle anderen in der schwarzen S Klasse von Mercedes. Was auch für ihn wie auch Jordan absolut korrekt ist. Was soll diese alberne Auto Vergleichsheadline? Wird hier immer mehr wie beim Blick…
Der Prius ist dem Brady sein Vorzeige-Pseudo-Privatfahrzeug. Für seine täglichen Fahrten als CEO der CS fährt auch er wie alle…
der sommer ist definitiv da....
Ist Brady Dougon wohl noch der richtige Mann um die Credit Suisse weiter zu führen?