Adrian Künzi hatte unter seinem alten Boss Pierin Vincenz ein geruhsames Leben. Solange Vincenz bei Künzis Notenstein-Mutter, der Raiffeisen, das Zepter schwang, passierte dem Jung-CEO nichts.
Nun hat Patrik Gisel, der Nachfolger von Vincenz, das Sagen im Reich des Roten Bankenriesen. Jetzt muss Künzi sich sputen – und wie.
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Heute früh gab Künzis Notenstein, bei der Patrik Gisel als Präsident mehr und mehr das Kommando übernommen hat, einen massiven Stellenabbau bekannt. 100 von 500 Stellen (einst waren es 650) sollen bis in 2 Jahren verschwinden, ein Abbau um einen Fünftel auf noch 400 Jobs.
Ein Kahlschlag, wie er vielleicht bald noch öfters vorkommen könnte in Swiss Banking.
Doch dass Notenstein damit als Pionier für die neue Zeit sich positionieren könnte, wäre nicht die richtige Interpretation. Die Bank hatte vielmehr die historische Chance, im günstigsten Moment bei Null zu beginnen.
Und hat diese Chance vertan.
Die Notenstein startete vor 5 Jahren, im Januar 2012, als Nachfolgebank der Wegelin. Sie hatte keine Altlasten, da das toxische US-Geschäft bei der Wegelin geblieben war.
Mit dem Besitzerwechsel von den Wegelin-Partnern – von denen Künzi einer von 8 acht war – unter die Haube des Genossenschaftszampanos Vincenz war der Zeitpunkt ideal für einen neuen Setup.
Jeder, der mit Wegelin vertraut gewesen war, wusste, dass die Bank seit der grossen Finanzkrise viel zu stark gewachsen war. Zuletzt hatte die Wegelin Hunderte von Mitarbeitern und Ableger querbeet.
Sie leistete sich den Luxus, im Tessin neben Lugano auch noch Filialen in Locarno und Chiasso zu eröffnen. In Chiasso einzig deshalb, weil der „eingekaufte“ Chef unbedingt dort bleiben wollte.
Auch Künzi hätte längst sanieren müssen. Doch statt dessen setzte der Neo-Partner um, was ihm die Seniors Konrad Hummler und Otto Bruderer aus der Kommandozentrale in St. Gallen auftrugen.
Setz Du unsere Wegelin in der Romandie auf die Landkarte, lautete die Order.
So kam es, dass Künzi neben Lausanne auch noch Genf als Standort eröffnete, dort mit eigener Wegelin-Beiz namens „Non olet“.
Die Kosten schossen durchs Dach, Künzi verdiente kaum einen Heller. Er hatte riesige Mannschaften in Lausanne und in Genf, die im gesättigten Markt auf etablierte Konkurrenten trafen.
Ein Fiasko. Auch in Chur.
Dort hatte einer der Wegelin-Partner, der von aussen gekommen war und vor allem gut präsentierte, den Auftrag von Hummler und Bruderer erhalten, das Bündnerland zu erobern.
Dass in den Bergen niemand auf die Wegelin Bank aus der Ostschweiz gewartet hatte, wäre zwar einsichtig gewesen. Doch offenbar setzte sich kein Wegelin-Chef mit solchen Lappalien auseinander.
Es kam, wie es kommen musste. Wegelin wurde zum Sanierungsfall.
Nur sagte das selbstverständlich niemand. War ja auch nicht nötig.
Denn als die Stunde der Wahrheit kam und die Amerikaner das Gespann Hummler/Bruderer in die Zange nahmen, hatte man den Pierin an der Angel.
Der Raiffeisen-Chef wollte schon lange sich ein Denkmal im Private Banking setzen. Mit Vontobel und Sarasin hatte es nicht geklappt.
Da kamen die Wegelins wie gerufen.
Es kam zu Halb-Milliarden-Deal. Für genau 577 Millionen Franken kaufte Vincenz die übergrosse, sanierungsbedürftige Wegelin – mit dem Geld seiner Genossenschafter.
Mit dem hyper-teuren Einkauf, der als eine der grossen Fehlspekulationen in die jüngere Geschichte des Schweizer Finanzplatzes eingehen dürfte, wechselte auch Adrian Künzi, ein junger, smarter HSG-Absolvent mit Schnellbleiche bei Goldman Sachs.
Einer, der’s kann. Dachte man.
Auch da sollten sich die Zuständigen täuschen. Hätten sie Künzis Trackrecord in der Romandie analysiert, wären sie vermutlich nicht so blauäugig gewesen.
Denn Künzi tat, was er immer tat. Er baute aus. Er investierte. Er produzierte Kosten.
Kurz: Er gab das Geld mit vollen Händen aus, so wie er dies schon zu Wegelin-Zeiten getan hatte.
Das zeigten allein die Ausgaben von Künzis Notenstein für Werbung. Plötzlich flimmerten Notenstein-Spots über TV Leutschenbach.
Sparen? Kenne ich nicht.
So das Motto bei Künzi. Nun muss er. Sein neuer Präsident und Chef Gisel zwingt ihn dazu. Und weil Künzi 5 Jahre lang nie richtig gekürzt hat, kommt es nun zum Kahlschlag.
Das trifft viele. Einen nicht.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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In der Notenstein lebt Hummler’s unseliger Geist weiter.
Deshalb bleibt die Bank erfolglos.
Siehe Google: „im Geiste Hummlers“ -
Es ist schon komisch. Man schaut nicht was die Konkurrenz in der Branche macht und lernt nicht aus der Geschichte. In den letzten Jahren hat die Bank Julius Bär „auf Teufel komm raus“ verschiedene Filialen eröffnet und sehr teure Teams zusammengekauft (u.a. Filiale Kreuzlingen).
Wurden nicht vor einiger Zeit bereits verschiedene Bereiche von der Notenstein an die Raiffeisengruppe verschoben um Kosten zu sparen. War es nötig die Namensergänzung auf Notenstein-La Roche (unnötige Kosten)? Die ehemalige Basler Bank kannten eigentlich nur die Basler oder entsprechende Kenner in der Branche. -
Warum lassen Sie ausschmückende Anmerkungen (zynische und andere), die nichts oder marginal zum Kerngehalt des Artikels beitragen, nicht einfach weg ? Der Artikel könnte so um zwei Drittel gekürzt werden. Märssi denn, gell, und denn na en schöne.
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Hummler konnte nie Besseres widerfahren als diesem hochtrabenden und Egomanen Raiffeisen-Boss zu begegnen, welchem er die Wegelin verkaufen (unterjubeln) konnte.
Damit ist er dem Niedergang im Privatbanken-Business sozusagen von der Karre gesprungen.
(Heil dir Helvetia) 🙂
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Grins. Alter Wein in neuen Krügen Herr Hässig?
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Eine sehr hübsche Wiedergabe der Notenstein-Nettobank-Schmonzette. Man schmunzelt beim Satz „Sie hatte keine Altlasten, da das toxische US-Geschäft bei der Wegelin geblieben war“. Genau, war doch bereits die alte Wegelin bekannt für ihre pedantische Weissgeldstrategie. Insbesondere im Tessin, wo beispielsweise eine ehemalige FDP-Staatsrätin und heutige NZZamSonntag-Kolumnistin als Sitzleiterin Lugano zum Rechten schaute. Délicieux!
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Wie vorgestern erklärt, sind manchmal solche Putzaktionen nötig. Lieber man hält die Boni der Tüchtigen aufrecht und verliert ein paar auswechselbare Tiefetagenhermeline. So bleibt das Geld dort wo es hingehört, und solange das sichergestellt ist, ist die Wirtschaftswelt in Ordnung. Die Tüchtigen gedeihen weiter.
Was ich mich an dieser Stelle Frage ist: Wie viele Männer wurden entlassen, und wie viele gleichberechtigte Frauen? Frauenorganisationen fordern ja bestimmt, dass mindestens 50 von den Entlassenen weiblich (also Weiber) sein müssen? Ich freue mich auf die aggressiven Aussagen in den Medien der Frauenorganisationen, die empört sind, dass frauliche Weiber nicht gleich wie die Männer behandelt werden.
Da lob ich mir halt unsere Anstellungskultur. Wenn bei uns Tieflohnangestellte entlassen werden, sind es automatisch 100% frauliche Weiber.
PS: Ihr seid Tardigrades die bei 23°C verdampfen. Airbags die sich nicht öffnen. RobiDog Säcke mit Löchern. Vergesst das nicht.
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Wie immer das Highlight der Kommentare. Satire, die knallhart an der harten Realität streift. Ein bisschen Stromberg auf Blogniveau für arme IP-Leser.
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Eine sehr hübsche Wiedergabe der Notenstein-Nettobank-Schmonzette. Man schmunzelt beim Satz "Sie hatte keine Altlasten, da das toxische US-Geschäft bei der…
In der Notenstein lebt Hummler's unseliger Geist weiter. Deshalb bleibt die Bank erfolglos. Siehe Google: "im Geiste Hummlers"
Wie vorgestern erklärt, sind manchmal solche Putzaktionen nötig. Lieber man hält die Boni der Tüchtigen aufrecht und verliert ein paar…