Das Modell der Wealth-Management-Supermacht UBS war ebenso genial wie simpel. Vor Ort im Ausland spielte man sauber, grenzüberschreitend mit verdeckten Steuer-Karten.
Letzteres brachte das grosse Geld. Entsprechend sprach man UBS-intern vom „Simple money“ des Offshore-Geschäfts, während es sich im Onshore-Business um „Complex money“ handelte.
„Simple“ meinte: Das Geld hatte man quasi geschenkt, denn die ausländischen Steuerhinterzieher konnten es kaum abziehen und waren entsprechend mit dürftiger Performance zufrieden. Dank Steuerumgehung kamen sie so oder so auf ihre Rechnung.
Anders im „Complex“-Geschäft, dort mussten die UBS-Berater die Kunden mit ihrem Anlageerfolg Jahr für Jahr überzeugen, um ihre Gelder nicht an die Konkurrenz zu verlieren.
Das hoch-lukrative Konstrukt ist eingebrochen, wurde aber in seinem wahren Ausmass nie öffentlich bekannt.
Das wollen nun ausländische Behörden offensichtlich ändern.
Die deutschen Ermittler machen damit erneut klar, dass sie sich um den Steuerdeal foutieren, den die beiden Regierungen ins Trockene bringen wollen.
Vielmehr ist es ihr Ziel, den Sumpf, als den sie die alte Schweizer Vermögensverwaltung betrachten, für immer und mit aller Härte auszutrocknen.
Besonders gefährlich könnten beim neuen Datenklau Stiftungen werden, welche die UBS für wichtige Kunden aus Deutschland aufgesetzt haben dürfte. Das Financial Planning, eine Superabteilung der UBS-Vermögensverwaltung, war möglicherweise die effizienteste „Strukturen“-Maschine der Welt.
Zur entscheidenden Frage wird nun: Gingen die beiden strategischen Geschäftsteile, also On- und Offshore, bei der UBS Hand in Hand?
Wenn dem so wäre, dann hätten die obersten Köpfe in der Zentrale einen Schlachtplan zur Täuschung des Auslands entwickelt und ihn durch ihre Manager und Mannschaft umsetzen lassen.
Einer der obersten Köpfe gerät damit ins Zentrum des durch die CD-Käufe Deutschlands ausgelösten Sturms.
Es ist Jürg Zeltner, 45, oberster Private-Banker der Grossbank.
Zeltner gilt als Shootingstar der jüngeren Geschichte der UBS. Und sein Aufstieg ist eng verknüpft mit dem starken Wachstum und dem Erfolg der Schweizer Grossbank im nördlichen Nachbarland.
Der Berner Seeländer mit Herkunft Bankverein übernahm 2005 das Ruder von UBS Deutschland, 2 Jahre später war er bereits Chef Vermögensverwaltung für ganz Nord-, Ost- und Zentraleuropa.
War Zeltner ausschliesslich ein „Good guy“, der immer nur mit „Complex money“ zu tun hatte? Oder wusste der Youngster von einer übergelagerten Strategie mit dem „Simple money“, die er bewusst mithalf umzusetzen?
Falls Zeltner im Bild war, könnte er in Argumentationsnöte geraten. Denn bei Deutschland handelt es sich nicht um einen x-beliebigen Markt für die UBS, sondern um ein absolutes Schlüsselgebiet.
Um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen respektive gar nicht erst in die Defensive zu geraten, müsste Zeltner aufzeigen können, dass er deutsche Kunden strikt in Deutschland betreute und keine Hand bot für Angebote aus der Schweiz heraus.
Kurz: Zeltner muss seine Onshore-Weste, die ihm zum sagenhaften Aufstieg verholfen hatte, blütenweiss behalten.
Dass enge Verbindungen zwischen On- und Offshore bei der UBS an der Tagesordnung waren, ist aus dem US-Steuerfall bekannt. Dort übergaben Berater der ehemaligen Paine Webber, welche im 2000 bei der UBS gelandet war, ihre Kunden den Offshore-Beratern aus der Schweiz.
Besonders aktiv für deutsche Kunden war die Abteilung Financial Planning. Diese konnte über Nacht Strukturen schaffen, um riesige Vermögen in Stiftungen mit Sitz in irgendeinem Steuerdomizil zum Verschwinden zu bringen.
Als Alternative offerierte die UBS ihren deutschen Kunden eine Wohnsitzverlegung. Im Ausbildungszentrum Wolfsberg im Thurgau führte sie noch im Frühling 2008, als die Steueraffäre mit den USA bereits ausgebrochen war, ein Seminar für vermögende deutsche Kunden durch.
Aus Frankfurt liess sie eigens einen Steueranwalt anreisen. Unter dem Titel „Steuerplanungsaspekte eines Wegzugs aus Deutschland“ referierte der Fachmann über Fluchtmöglichkeiten vor dem strengen Fiskus in der Heimat.
Es müsse nicht zwingend eine „Wohnung“, ein „Haus“ oder eine „Ferienwohnung“ sein, um den Steuersitz in die günstige Eidgenossenschaft zu verlegen, zeigte der Anwalt auf. Ein „Wohnwagen bei Dauermiete auf Campingplatz“ oder ein „Zimmer bei Angehören“ würden genügen, schrieb einst die SonntagsZeitung.
Ein UBS-Sprecher sagte heute Morgen gegenüber Radio DRS, dass der Bank keine Erkenntnisse vorliegen würde, „Opfer eines Datendiebstahls“ zu sein.
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Get a life man !
Recherche auf Blick-Niveau. Man kann dem JZ viel vorwerfen. Der Selbstdarsteller wurde viel zu hoch gepusht und gehört nicht dorthin. Aber alles andere gehört in die Kategorie „Märchen“ wie die Geschichte des alten Mannes, der nach massiven Steuernachzahlungen in D die Bank dafür verantwortlich machen wollte und behauptet hat, dass die UBS ihm einen Scheinwohnsitz in der Schweiz begründet hat. Kompletter Bullshit, das wurde nachher bewiesen.
ALSO: Aufpassen mit solchen Aussagen über Monsterabteilungen Financial
Planning, Verzahnungen beider Welten usw. -
JEDER (inklusive der hinterst und letzte) (Privat-)bankier in der Schweiz wusste vom simple money (und hatte damit zu tun, zumindest bis 2011). Oberlogischerweise gehört dazu auch Zeltner. Kommt mir es bitzli wie bei den Nürnberger Prozessen vor: Also ob nicht alle davon gewusst hätten…
Die Unterscheidung „simple“ und „complex“ bezieht sich übrigens nicht auf die Saldierungsmöglichkeiten der Kunden. Pustekuchen I… Bei schlechter performance konnte man natürlich saldieren und bei einer der anderen 320 Schweizerbanken (oder bei tausenden anderen Banken in der Welt, z.B. Singapur, Miami, Berlin, Hong Kong, Feldkirch, Vaduz) eröffnen. Simple (=schwarz) bedeutet, dass beim Investieren und Nachlassplanen i.d.R. nicht auf Länderrestriktionen zu achten war. Bei complex money hingegen musste man auf die rechtlichen Gegebenheiten des Kundenlandes Rücksicht nehmen (und bei der Nachlassplanung auf die nationalen Erb – und Steuerrechte). Das war schwierig und somit „komplex“.
Pustekuchen II: Mit einer Struktur kann nicht besser versteckt werden. Basta. Die Verteufelung der Strukturen im Zusammenhang mit „Verstecken“ stimmt nicht, auch wenn LH, Röbi Waldburger und EWS es tausendmal sagen. Grow up: Wirtschaftskrieg…
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Hoffentlich verschwindet der Zeltner so schnell wie möglich: Er hat keine Ideen und fäll auch nie Entscheidungen in einem vernünftigen Zeitraum.
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Das mag so sein, doch die Frage ist: wer rückt dann nach? Ev. diejenigen „Kräfte“, welche eigentlich hinter dem ganzen Schlamassel stecken… 🙁
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Das kann sein. Aber ein Wechsel würde bei den MA sicherlich mehr als nur gut ankommen.
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Akzeptiert. Aber dann bitte gleich umfassend!
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Hoffentlich verschwindet der Zeltner so schnell wie möglich: Er hat keine Ideen und fäll auch nie Entscheidungen in einem vernünftigen…
Das mag so sein, doch die Frage ist: wer rückt dann nach? Ev. diejenigen "Kräfte", welche eigentlich hinter dem ganzen…
Das kann sein. Aber ein Wechsel würde bei den MA sicherlich mehr als nur gut ankommen.