Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist einer der wichtigsten Hypotheken-Player der Schweiz. Würde es zu einem Immobilien-Crash kommen, wäre das Finanzinstitut mit staatlicher Garantie besonders gefordert.
Fast jeder zweite Franken der 150-Milliarden-Bilanz der ZKB steckt in einer Hypothek. Dieses Klumpenrisiko hindert die ZKB nicht, ihr Hypotheken-Business weiter auszubauen.
Neu lanciert sie Online-Hypotheken, zusammen mit der führenden Internet-Immobilien-Plattform Homegate.
„Homegate.ch und die Zürcher Kantonalbank erweitern ihre Zusammenarbeit im Immobilienbereich und prüfen die Lancierung einer Online-Hypothek im Laufe dieses Jahres“, bestätigt ZKB-Sprecher Urs Ackermann.
Das Vorhaben befindet sich offenbar in fortgeschrittenem Stadium. „Ein entsprechender Rahmenvertrag ist von den beiden Partnern vor kurzem unterzeichnet worden“, sagt Ackermann.
Im Projekt hatte Homegate.ch den Namen „Red“, so wie das Logo, die ZKB lief unter „Blue“ entsprechend ihrem eigenen farblichen Aufritt.
Die ZKB war lange Mehrheitsbesitzerin von Homegate. 2008 verkaufte sie an Tamedia und hält seither noch 10 Prozent.
Politisch brisant ist der Plan der ZKB, im Rahmen der neuen Kooperation aus ihrem Stammgebiet Zürich auszubrechen. Erstmals will sie im Kerngeschäft national mitspielen.
„Homegate.ch und die Zürcher Kantonalbank sehen für die gesamtschweizerische Vergabe von Online-Hypotheken ein grosses Marktpotenzial und sind daran, die Online-Fähigkeit der Hypothekarvergabe konkret zu testen“, sagt dazu ZKB-Ackermann.
Die geplante „gesamtschweizerische Vergabe“ dürfte unter Konkurrenten zu reden geben. Die ZKB wird damit zur direkten Gegenspielerin anderer Kantonalbanken.
Auch die beiden Grossbanken UBS und CS dürften wenig Freude am Vorstoss der Zürcher haben.
Zudem ist die aufgegleiste Online-Hypotheken-Expansion der ZKB ein direkter Angriff auf die Dritte Kraft im Swiss Banking, die Raiffeisen-Gruppe, sowie die stark im Hypotheken-Geschäft tätige Migrosbank.
Doch das Zentrum der Kritik dürfte bei den übrigen Kantonalbanken liegen. Dort könnte es zum politischen Aufschrei kommen. Die meisten KBs unterliegen nach wie vor starkem politischen Einfluss.
Unter den Staatsbanken hat bisher eine Form von Gentleman Agreement geherrscht. Direkte Angriffe auf die „Kollegen“ im eigenen Lager waren verpönt.
Lieber haben die Kantonalbanken mit Gemeinschaftswerken wie der Fondsgesellschaft Swisscanto ihre Interessen gebündelt.
Wer sich nicht friedlich verhielt, der geriet rasch in die Kritik.
Der Vorstoss der Basler Kantonalbank ins Zürcher Private Banking mit eigenem Ableger in den 1990er Jahren sorgte lange für Gesprächsstoff unter den KBs.
Auch die St. Galler Kantonalbank machte in der Zürcher Vermögensverwaltung mobil. Sie kaufte der UBS Anfang der 2000er Jahre die Hyposwiss Privatbank ab.
Doch das Private Banking ist für die Banken der Kantone immer ein Nebenschauplatz geblieben. Zur Sache geht es hingegen bei den Hypotheken. Dort sehen sich die Kantonalbanken als Platzhirsche.
Ausgerechnet in diesem heiss umstrittenen und lukrativen Multi-Milliardengeschäft will sich die grösste und wichtigste Kantonalbank des Landes nun nicht mehr an die historisch gewachsene Gebietsabmachung halten.
Der Vorstoss der ZKB dürfte bei den übrigen KBs entsprechend Wut und Ängste auslösen. Gegenmassnahmen sind absehbar.
Die ZKB-Lenker geben sich nach aussen unbeeindruckt. Sie sehen für ihre neuen Online-Hypotheken grosses Potenzial.
„Der Trend zur Digitalisierung des Bankgeschäfts setzt sich fort und eröffnet der Zürcher Kantonalbank auch in ihrem Kerngeschäft neue Möglichkeiten“, sagt ZKB-Mann Ackermann gelassen.
Schon im nächsten Atemzug tönt der langjährige Sprecher an, dass sich der Preiskampf um Hypotheken-Kunden durch die eigene Online-Initiative schweizweit weiter verschärfen dürfte.
„Bei der Online-Hypothekarvergabe erfasst der Kunde seine persönlichen Daten wie auch diejenigen seiner Liegenschaft selber. Das ermöglicht der Zürcher Kantonalbank, ihren Kunden attraktive Konditionen anzubieten.“
Keine Kompromisse will die Bank bei der Qualität machen. „Die Kreditvergabekriterien bezüglich Tragbarkeit und Belehnung werden jedoch strenger sein als bei konventionellen Hypotheken“, sagt der ZKB-Sprecher.
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Mir fehlt in diesem Text einmal mehr die Objektivität. Zudem schlecht recherchiert…. Denn die BLKB vergibt bereits Online Hypotheken zusammen mit der Swissquote und die Glarner KB via dem eigenen Hypomat.
Hier schreit kein Hahn danach!!!Sorry, typisch Paradeplatz Inside. Immer gegen die Zürcher Kantonalbank, bzw. gegen Martin Scholl.
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warum nicht gleich fusionen auslösen?
Eigenkapitaldeckungsgrade, Klumpenrisiken, mögliche Immobilienkrisen, steigende Kosten, sinkende Nettomargen sind doch gängige Worte, die wohl leider keine Floskeln bleiben werden.Wenn bei den Kantonalbanken ja sowieso der Staat für Verluste haftet, warum nicht gleich eine Staatsbank gründen? (analog der vorgesehenen staatlichen Krankenkasse…)
dann geht das Kopfkino weiter:
1 Grossbank, 1 Staatsbank, 1 Regionalbank…..
das löst einige Probleme – hoffentlich.-
@BOVER
„Seit Jahren ist klar, dass das Standardhypothekengeschäft ein handelbares, austauschbares Dienstleistungsangebot ist und daher virtuell abgewickelt werden kann, mit der elektronischen Anbindung an die Grundbuchämter umso mehr.“-
Eben so begann in den USA die Finanzkrise: durch virtuelle Bewirtschaftung von Hypotheken; die Objekte wurden nicht mehr vor Ort begutachtet, sondern mittels GPS-Stao-Bestimmung virtuell durchgehandelt. Und noch einen obendrauf: dann kann die ZKB gleich auch noch (virtuelle) CDO’s im Kapitalmarkt platzieren und die systematische Entfernung vom Grundgeschäft ist damit perfekt: der Blindflug kann beginnen. Good luck!
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Die ZKB erkennt die Zeichen der Zeit. Etwas spät, aber immerhin. Seit Jahren ist klar, dass das Standardhypothekengeschäft ein handelbares, austauschbares Dienstleistungsangebot ist und daher virtuell abgewickelt werden kann, mit der elektronischen Anbindung an die Grundbuchämter umso mehr. So schreitet die Digitalisierung weiter fort, ebenso die Industrialisierung bei Banken. Ein Teil von 70 Mrd. Hypothekenbestand könnten inskünftig online bedient werden, bei einem langfristigen Prozesserfolg resp. Minderaufwand von 10 Bp. auf zb. der Hälfte des Bestands ergibt dies immerhin 35 Mio. nachhaltigen Mehrertrag, das entspricht rund 200 Mitarbeitenden zu Vollkosten, welche jedoch bei der Staatsbank Nr. 1 sicher nicht einfach entlassen werden. Dann sind weitere 550 Mrd. Hypo’s im Markt, welche auf die ZKB warten, 10% neuer Anteil sollte möglich sein, 55 Mrd. langfristig zu 50Bp. Nettomarge sind rund 275 Mio. Mehrertrag. Total 300 Mio. Mehrertrag für die ZKB langfristig. Das lässt sich sehen. BRAVO. Raiffeisen und Gebietsschutz hin oder her. Egal. Jeder ist sich selbst der Nächste.
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Betriebswirtschaftlich kann ich persönlich solche Expansionspläne gut verstehen. Auch Kunden ausserhalb des momentanen Einzuggebietes der ZKB dürften sich tendenziell über mehr Wettbewerb freuen.
Als Staatsbürger des Kt. ZH freut es mich allerdings weniger. Einerseits, weil es nicht der Aufgabe der ZKB entspricht, Hypos in anderen Kantonen (wo es andere KBs dafür gibt) zu vergeben und das Risiko im eigenen Kanton zu halten; andererseits aber auch, weil ich bezweifle, dass die ZKB die Hypotheken (im derzeitigen Zinsumfeld) fristenkongruent vergibt. Wenn die Zinsen irgendwann steigen, wird sie auf ihren langfristigen Hypos an Marge verlieren. Ob dann das Risiko von fallenden Immobilienpreisen dann noch genügend gedeckt ist, wage ich zu bezweifeln. -
„Der Trend zur Digitalisierung des Bankgeschäfts setzt sich fort und eröffnet der Zürcher Kantonalbank auch in ihrem Kerngeschäft neue Möglichkeiten“, sagt ZKB-Mann Ackermann.
Und er meint dabei wohl nicht, dass sich der Trend zur Virtualisierung des Bankgeschäftes fortsetze. Wenigstens ist bei den Hypos das Grundgeschäft i.d.R. bekannt(solange in der CH!)und sogar physisch vorhanden. Aber: wie steht es mit dem Ausbau der Betriebskredite-Palette und den start-up-Finanzierungen für KMU’s? Wie mit Projektfinanzierungen? Dort könnte sich die ZH-Staatsbank schweizweit auf einer besonderen Plattform auch profilieren. Dies bei geringeren Risiken als im Auslandsgeschäft! -
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Gegen Konkurrenz ist kaum etwas einzuwenden. Dass die Strategie aber wirklich dem gesetzlichen Auftrag des Zürcher Volkes entspricht, ist fraglich. Im Gesetz stehen folgende Sätze:
„Die Bank hat den Zweck, zur Lösung der volkswirtschaftlichen und sozialen Aufgaben im Kanton beizutragen. Sie unterstützt eine umweltverträgliche Entwicklung im Kanton.“
„Der Staat haftet für alle Verbindlichkeiten der Bank, soweit ihre eigenen Mittel nicht ausreichen.“
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Mehr Konkurrenz auf dem Schweizer Markt für Spareinlagen und für Hypotheken und Unternehmenskredite ist positiv. Meinetwegen darf die ZKB auch im Besitz des Kantons Zürich bleiben, aber dann bitte ohne Staatsgarantie (ist ohnehin eine wettbewerbsverzerrende indirekte staatliche Subvention bei den Refinanzierungskosten).
Mich wundert nur, dass sich niemand aufgeregt hat, als die ZKB angefangen hat mit Staatsgarantie ins Derivatgeschäft einzusteigen, ins grenzüberschreibende Geschäft mit ausländischen Privatkunden (privat banking) einzusteigen und sogar im Ausland eine österreichischen Bank mit dubiosen Kundenvermögen zu kaufen. Klar ist das für das Management interessant, da es in den Bereichen Private Banking und Investment Banking üppigere Gehälter und Boni gibt. Wenn man schaut wer alles im Bankrat sitzt und was deren beruflicher Hintergrund ist und welche Risiken sich die ZKB aufgehalst hat, wird einem als Steuerzahler angst und bang.
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@Betriebswirt: Sehr guter Kommentar, genau meine Meinung! Es ist komisch, dass dies von der Presse so selten aufgenommen wird und vom Volk nicht bemerkt wird –> erst wenn die Steuern steigen!
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Gegen Konkurrenz ist kaum etwas einzuwenden. Dass die Strategie aber wirklich dem gesetzlichen Auftrag des Zürcher Volkes entspricht, ist fraglich.…
„Der Trend zur Digitalisierung des Bankgeschäfts setzt sich fort und eröffnet der Zürcher Kantonalbank auch in ihrem Kerngeschäft neue Möglichkeiten“,…
Betriebswirtschaftlich kann ich persönlich solche Expansionspläne gut verstehen. Auch Kunden ausserhalb des momentanen Einzuggebietes der ZKB dürften sich tendenziell über…