Das Private Banking soll die Zürcher Privatbank Vontobel zu neuen Ufern führen. Heute wird klar: Der Aufbruch ist schon vor dem Ablegen gescheitert.
Der Gewinn in der vermeintlichen Paradesparte ist regelrecht eingebrochen. 13 Prozent liegt er tiefer als im 2011, noch mickrige 29 Millionen erwirtschaftete Vontobel in der Vermögensverwaltung.
Das entspricht weniger als der Hälfte des jeweiligen Gewinns von Asset Management und Investment Banking.
Gleichzeitig hat Staub den Bürokratie-Überbau in der kleinen Vontobel weiter vorangetrieben.
Das zeigt sich beispielhaft in den Vollzeitstellen des Corporate Centers, welches zentrale Services für die Vontobel-Divisionen Private Banking, Asset Management und Investment Banking erbringt.
Waren es Ende 2011 noch 400 Vollzeitjobs im Corporate Center, weist Vontobel für Ende 2012 bereits 442 Stellen aus. Das entspricht einem Plus von über 10 Prozent.
Kein Wunder, kommt Vontobel bei den Kosten auf keinen grünen Zweig. Die Mitarbeiterzahl im Corporate Center ist mittlerweile mit Abstand die grösste im Vergleich zu den operativen Fronteinheiten.
Damit hat sich Vontobel einen riesigen Fixkostenblock zugelegt. Die Bank argumentiert, dass sie bereit für die Zukunft sei.
Diese lässt auf sich warten. In der Zwischenzeit braucht Vontobel buchhalterische Hilfe, um auf einen vernünftigen Profit zu kommen.
Ein Sondergewinn von über 4 Millionen Franken durch den Verkauf eines Bankgebäudes in Salzburg schönt das Ergebnis. Er ist Folge des teuren Rückzugs aus Österreich.
Ebenfalls helfen tiefere Steuern. Statt 33 Millionen lieferte Vontobel letztes Jahr dem Fiskus nur noch 26 Millionen ab – eine massive Erleichterung um über 20 Prozent.
Dank der günstigen Entwicklung in der Buchhaltung können CEO Staub und sein Chef, Vontobel-Präsident Herbert Scheidt, die Familienaktionäre für sich einnehmen. Die Eigentümer sollen 10 Rappen mehr Dividende erhalten.
Unter der glatt gezeichneten Oberfläche brodelt es. Der operative Misserfolg von Vontobel unter dem Duo Scheidt/Staub wird im heute präsentierten Jahresergebnis greifbar.
Dieser geht direkt aufs Konto des jungen Vontobel-CEOs Zeno Staub. Staub ist inzwischen über 10 Jahre in führenden Positionen bei Vontobel.
Vor 2 Jahren machte er das Rennen als CEO-Nachfolger von Scheidt und trat an mit dem klaren Ziel, Vontobel auf die Landkarte von Swiss Private Banking zu setzen.
Seither hat Staub viele Köpfe ausgewechselt und liess neue Strategien ausarbeiten. Genützt hat es nichts. Vontobel ist im Private Banking gleich weit wie beim Start von Staub im 2011.
Das Problem liegt in der Persönlichkeit des operativen Chefs, der eine kleine Bank mit 1’400 Mitarbeitern auf eine Art und Weise führt, die eher zu einer Grossbank mit Divisionen und Stäben passen würde.
Staub ist kein Private Banker, er liebt es nicht, an die Front zu gehen und wichtige Kunden persönlich zu treffen.
Vielmehr zieht es der junge CEO vor, im Hinterzimmer Zahlen zu wälzen und mit seinen ausgewählten Beratern Strategien zu prüfen.
Damit ist Staub das Paradebeispiel eines Technokraten-Bankers. Als solcher lebt er in der Theorie und verschmäht die Praxis.
Passend dazu schart der Vontobel-Chef Leute um sich, die ähnlich ticken und seine Position als CEO nicht in Frage stellen. Loyalität wird zum wichtigsten Faktor bei der Auswahl der obersten Führungscrew.
Als Chef fürs Private Banking holte Staub mit Georg Schubiger einen Chief Operating Officer einer skandinavischen Grossbank. Schubiger hat Erfahrung im Führen grosser Abteilungen, nicht aber im Schweizer Private Banking, wo es um Vertrauen, Sorgfalt und Überzeugungsarbeit geht.
Mit Schubiger begann eine Spirale nach unten. Neue „Private Banker“ mit einem Beraterhintergrund stiessen zur Zürcher Familienbank.
Schubiger selbst hatte seine Karriere beim Beratungsunternehmen McKinsey gestartet. Er hat inzwischen weitere Beratertypen zur Familienbank geholt.
Im Gegenzug gingen gestandene Private Banker von Bord. Vor allem der Abgang von Duri Prader gab zu reden. Prader war langjähriger Chef Schweiz des Vontobel Private Bankings und gilt bis heute als grosse Nummer in der Schweizer Vermögensverwaltung.
Prader ging nicht allein von Bord, sondern weitere bekannte Vontobel-Private-Banker entschieden sich für einen Abgang.
Von „wüsten“ Szenen rund Praders Ausscheiden ist zu hören. Der neue Private-Banking-Chef Schubiger soll den verdienten Vontobel-Mann nicht ziehen lassen und zu „Strafaufgaben“ im Backoffice-Bereich verknurren.
Hintergrund soll sein, dass Prader möglichst daran gehindert werden soll, seine Kunden an einen neuen Ort mitzunehmen.
Auf der strategischen Ebene drehen CEO Staub und sein Private-Banking-Chef Schubiger Sonderschlaufen. „Wieder wird Grundsätzliches analysiert, dabei haben wir das schon Hundertmal getan“, sagt ein Insider.
Konkretes ist bisher nicht zu sehen. Zeno Staub spricht öffentlich von einer Kriegskasse von 600 Millionen für Zukäufe im Private Banking. Zugeschlagen haben bisher alle anderen, allen voran Pierin Vincenz von Raiffeisen und Boris Collardi von Julius Bär.
Damit bleibt Staub auf die gute Leistung des Asset Managements in den USA angewiesen. Von den 8,6 Milliarden Neugeld stammten 8,2 Milliarden vom Asset Management und dort zu einem grossen Teil vom erfolgreichen US-Chef.
Ein einziges Pferd im Stall von Zeno Staub rennt vorne mit. Der Rest lahmt. Das Resultat lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten.
Eines Tages wird Vontobel wohl zum Übernahmeobjekt. Dann würde sich rächen, dass Staub endlos Zeit verstreichen liess.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wenn Herr Schubiger die Meinung vertritt, Schwarzgeld wäre in einigen Jahren kein Thema mehr am Finanzplatz Schweiz. Dann hat er er noch eine große Aufgabe vor sich. Denn dann muss er zunächst vor seiner eigenen Haustür kehren. Zur Zeit beträgt die Quote der nicht deklarierten Gelder im Vontobel Private Banking immer noch gut 55 %!
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Wenn Staub und Schubiger so weitermachen, fahren Sie Vontobel gegen die Wand. Dann wird Vontobel spätestens 2014 zum Übernahmekandidat!
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Man kann von Herrn Staub halten was man will. Er ist sicherlich nicht ein glänzender Blender, sondern eher ein solider Schaffer im Hintergrund, der aber bescheiden geblieben ist.
Der Artikel ist ein wenig unfair, denn derzeit bläst allen Schweizer Banken im PB eine steife Brise ins Gesicht.
Dass Herr Staub die Probleme im PB nicht erkannt haben will, wage ich zu bezweifeln. So wie ich ihn kenne, ist er eher ein zahlenorientierter Realist.
Und dass er nie Kunden sieht, da habe ich auch schon ganz anderes gehört.
Gebt ihm mehr Zeit. Diesem Mann traue ich jedenfalls mehr zu als so Glamour-Boys wie Collardi et al.
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Lieber Saint, das die unfähigen Technokraten einen besseren Job machen als die Vorgänger stimmt sicher aber ist kein besonders Kompliment. Zeno hat sich vorgenommen das PB vorwärts zu bringen und das ist ihm bis jetzt überhaupt nicht gelungen.
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Grüezi und Gratulation Herr Hässig, ihre Story ist tipptopp recherschiert!!! Genau so ist die aktuelle Lage und die derzeitigen Zustände im Hause Vontobel.
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Grüezi Herr Hässig; schlage vor, Sie suchen sich einen neuen Informanten. Der jetzige Informant taugt nichts. Genau wie Ihre Story. Sorry.
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Da brauchts keinen Informant. Man riechts ja gegen den Wind, dass die Beteuerungen für ein integriertes Modell kaum aufrecht zu erhalten sind. Man kann auch den Geschäftsbericht nehmen und selber zusammen zählen. Geht auch.
Neben der Deutschen Bank wäre VT die in etwa einzige vom Erfolg gekrönte One-Bank weltweit. Das ist eine beträchtliche Wette mit dem Zustand des Schweizer Finanzplatzes. Aber manchmal kommt die Null im Roulette und die Bank gewinnt…
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Das ist ein journalistisches Armutszeugniss. Es wäre erfrischend sachliche Kritikpunkte zu dieser Bank zu hören, allerdings besteht der gesamte Artikel aus ad hominem Bashing und mehreren Beweisen eines äusserst prosaischen Verständnis des Geschäfts.
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Nun wiso sollen Journalisten das Geschäft verstehen? Der CEO tut sich ja auch schon enorm schwer damit. Und nebenbei kassiert der CEO auch unverschämt viel. Ich schreibe absichtlich kassiert und nicht verdient. Also der ganz normale Wahnsinn.
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Der PB-Kuchen für die Schweizer Banken insbesondere im wichtigen Auslandsgeschäft wird erst noch schrumpfen, die Gründe sind bekannt: Wegfall Bankgeheimnis, Reputation CH Banken im Ausland, neuer OECD Standard(Gruppenanfragen, Amtshilfegesetz) und auch noch begrenzter Marktzutritt zB. in EU. In den nächsten Jahren wird Kundengeld abfliessen. Doch alle wollen ein grosses Stück vom PB und hohe Profitabilität trotz notwendigem grösseren Auwand (z.B. aus regulatorischen Gründen). Ich wundere mich wie viele Banker noch Illusionen nachrennen, die vergangenen Zeiten kommen dadurch nicht zurück!
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Eigenartig, lieber lh(ässig). Verdient ein Private Banker viel Geld (hoher RoA) ist er ein Räuber und Dieb. Tut er’s nicht in exzessis, ist der Chef (Zeno) ein Versager? – und/aber the winner is……. der Kunde. Offensichtlich stimmen bei Vontobel Preis-Leistung!
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Lieber Jim,
hoffe du meinst das nicht ernst, die zahlen haben wenig mit preis/leistung zu tun. Bei Vontobel stimmt weder der Preis noch die Leistung im PB.
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Schwachsinn und Zusammenhangslos was Sie da schreiben. Die Vontobel blutet aus und ein weiteres Schweizer Traditionsunternehmen wird von irgendwelchen unfähigen Technokraten vor die Hunde geführt.
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Die ‚unfähigen Technokraten‘ machen einen sehr viel besseren Job als ihre Vorgänger. Das PB von VT bleibt vorderhand eine Schwachstelle, fair point. Zeno Staub agiert allerdings wesentlicher agiler und überzeugender als ihm hier immer wieder unterstellt wird. Daran ändern auch die unreflektieren Kommentare der Zwygarts und Sutters dieser Welt nichts.
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Lieber Thomas. Aber wenigstens stimmt bei Vontobel die Gross- und Kleinschreibung.
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Korrekt zwischen den Zeilen gelesen und die richtige Schlussfolgerung gezogen.
VAM-US zeigt aber auch auf, wo die Musik im AM spielt und mit welchem Abstand wir hier operieren. AM ist ein Skalengeschäft. VAM-US macht nur etwas: das aber sehr erfolgreich und mit wenig Personal. Outsourcing ist dort schon lange angekommen. Wie VT aber auch zeigt unterhält hier ‚jede‘ Bank ihren Wasserkopf.
Immerhin spielt VT noch gut mit während der CS-wasserkopf das AM sang und klanglos versenkte.
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Zeno Staub ist ein Controller und kein CEO. Er ist leider überfordert mit dieser Position als CEO von Vontobel.
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Haben Sie sich mal überlegt, ob vielleicht zur Zeit nicht genau diese Controller-Eigenschaften gewünscht sind von VR und Eigentümerfamilie?
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Von einem überforderten VR bestimmt. Von einer dem Kunden gegenüber verpflichteten Eigentümerfamilie nicht. Controller im PB sind ein Phänomen der aktuellen Zeit, hervorgerufen durch die Unfähigkeit und Selbstsucht vieler Marktgebietsleiter. Mit einem professionellen und kompetenten, im Sinne von Kunden, Mitarbeitern und Aktionären nachhaltigem Swiss Private Banking hat ein Controller nichts am Hut.
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@Peter Zwygart:
Ich habe mich auch schon über die Zusammensetzung des VR gefragt: Statt Unternehmer nur Technokraten mit wohlklingendem Background (McKinsey lässt grüssen). Die Eigentümerfamilie scheint etwas ratlos zu sein…
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Das Resultat ist doch fantastisch – endlich eine Bank welche nicht auf Gedeih und Verderb von den Entwicklungen im Private Banking abhängig ist!
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Gossip und Hearsay. Halt das übliche Gebräu, auf dem die Geschichten des L.H. basieren. Next please.
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Ein diametral anderer Tenor in LH’s Analyse verglichen mit den Pressemeldungen von heute, wo von Rekordergebnissen und noch nie dagewesenen Asset-Grössen ventiliert wird.
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Vielleicht wäre es nun an der Zeit für Herr Staub, sich Herrn Vincenz zu ergeben 🙂
Win-Win-Situation für Bank, Mitarbeiter, Aktionäre und zu guter Letzt auch für die Kunden!-
ah darum der PS im Titel!
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Vielleicht wäre es nun an der Zeit für Herr Staub, sich Herrn Vincenz zu ergeben :-) Win-Win-Situation für Bank, Mitarbeiter,…
Ein diametral anderer Tenor in LH's Analyse verglichen mit den Pressemeldungen von heute, wo von Rekordergebnissen und noch nie dagewesenen…
Gossip und Hearsay. Halt das übliche Gebräu, auf dem die Geschichten des L.H. basieren. Next please.