Boris Collardi liebt den grossen Auftritt. Im Mai besonders an der mondänen Küste Frankreichs. St. Tropez mit Leonardo DiCaprio, Cannes mit Naomi Campbell – das waren des Julius Bär-Bankers Highlights.
Damit ist Schluss. Fürs Erste. Collardi bleibt dieses Jahr brav zu Hause. Er nehme private Verpflichtungen war, heisst es aus seinem Umfeld.
Effektiv könnte Anderes dahinter stecken. Mode-Star Campbell, die rund ums Cannes-Filmfestival einen grossen Event zelebriert, ist möglicherweise langjährige Kundin bei Bär.
Interessenkonflikt für Ex-Bär Collardi, der nun bei der Genfer Pictet Partner wird.
Hollywood-Hero Leonardo DiCaprio lud derweil unweit entfernt, im schicken, mediterranen St. Tropez, zur eigenen Gala.
Dort war Collardi pudelwohl. Auf der Bühne strahlte der Swiss Banker neben dem US-Beau wie ein Maienkäfer.
In St. Tropez war Collardi nicht als Privatperson, sondern als Vertreter seiner Bank. Die Julius Bär trat als Sponsorin des DiCaprio-„Festivals“ auf.
Entsprechend jetteten neben dem damaligen CEO auch dessen engste Vertraute mit nach Südfrankreich – darunter vor allem sein persönlicher Marketingchef.
Und selbst Ehrenpräsident Raymond Bär, der aus einer distinguierten Zürcher Familie stammt, die wenig am Hut hat mit Glamour-Anlässen, liess sich von DiCaprio ans Mittelmeer ziehen.
Mit dabei: die Partnerinnen der hohen Bär-Chefs. Sie sonnten sich im Glanz des US-Filmstars, fühlten sich Teil des Welt der Starlets. Ob Bär DiCaprio weiter sponsert, ist unbekannt.
Ein Sprecher reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Heute nach Publikation meinte er, die Bank Bär unterstütze den Anlass schon seit einem Jahr nicht mehr.
12 Monate sind seit der letzten Côte-Fete vergangen. Für Collardi & Co. sieht die Welt inzwischen weit weniger glamourös aus.
Kaum war Collardi weg von Bär, brachen dort die Dämme.
Die Finma hat ein Enforcement-Verfahren eingeleitet. Die Bankenaufsicht untersucht, warum die Julius Bär bei fast allen grossen Geldwäscherei-Fällen der letzten Zeit vorne dabei war.
Collardis Vertrauensleute betonen, dass die Aufnahme neuer Kunden bei der Julius Bär seit Jahren in der Verantwortung des Risikochefs gelegen sei.
Der heisst Bernhard Hodler. Hodler folgte letzten Herbst auf Collardi als CEO und hat inzwischen die Losung von Zero Tolerance bezüglich riskanter Kunden ausgegeben.
Dies, nachdem unter ihm als Risk- und Compliance-Chef jahrelang Everything-goes geherrscht hatte. Doch nun soll Hodler ganz offensichtlich im Auftrag der Finma aufräumen.
Das alles färbt auf Collardi ab. Obwohl er nun schon ein halbes Jahr weg von Bär ist, führen die Untersuchungen und Schlagzeilen rund um heisse Kunden zur Frage: Was wusste Collardi?
Umso wichtiger ist es, dass Collardi vorerst in Deckung bleibt. Pictet will nicht, dass sie mit Collardi als neuem Partner in einen Schlagzeilen-Strudel gerät.
Die offensichtliche Folge ist der Verzicht Collardis auf sein jährliches Reisli an die Côte. Low profile ist angesagt.
Umso mehr, als bald bekannt werden könnte, dass Bär-Senior-Berater mit ihren möglicherweise „heissen“ Kunden Collardi zu dessen Pictet folgen könnten. Dann geriete Collardi schon wieder ins Zentrum eines Sturms an der Bahnhofstrasse.
Genau das, was die lichtscheuen Pictets um jeden Preis verhindern wollen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Keiner zu klein ein Schwein zu sein.
-
ABC
A for Amnesia
B for Boris
C for C(r)ook -
Hier seht Ihr nochmals, was für ein toller Hecht ich doch bin!
Ich zitiere gerne den wichtigsten Teil:
———-
[Die Bank Julius Bär war] einer der ersten bedeutenden Geldgeber der Formel E. Als das Institut einstieg, ging es der Serie noch nicht so gut, und der Geldbedarf war gross. Der einstige Bär-Chef Boris Collardi gilt als Fan des Sports und erkannte darin ein grosses Potenzial für die Kundenbindung.
———-Noch Fragen?
-
Papier ist geduldig und in der Schweiz darf immer noch jeder Unsinn frei verkündet und auf Papier gebracht werden…
-
-
Zum Thema „Wissen oder nicht“ habe ich mich bereits andernorts im Fall Gisel & Raiffeisen geäussert. Und mein brillianter Assistent entdeckte eine Anologie zum Fall Branson & FINMA.
Collardi & Julius Bär?
Genau. It’s Déja Vu All Over Again, to quote Yogi Berra (https://en.wikipedia.org/wiki/Deja_Vu_All_Over_Again).Kurzfassung:
Mitwissen impliziert Unlauterkeit oder gar Straffälligkeit.
Nichtwissen impliziert Unfähigkeit.Ende der Durchsage.
-
Yogi’s next „home run hit“: „Blowing some crooks out of muddy Swiss waters“ (- all over again)
-
-
Spannend. Herr Hässig, bleiben Sie an denn Fall dran!
JB erinnert mich gerade an Raiffeisen, einfach 12 Monate weniger weit fortgeschritten.
Am Ende kommt ALLES ans Licht! -
-
Das Bild mit DiCaprio war in der Tat peinlich.
-
„Nur: Warum haben sie dann Bling-Bling-Boris eingekauft?“
Sehr gute Frage. Wirklich.
Die noch bessere Frage ist, wann Pictet begreift wen sie sich da ins Haus geholt haben und ihre Entscheidung bereuen.
Ich habe bei einem anderen Artikel gefragt, warum der VR bei Bär trotz aller offensichtlichen Skandale in die BC und seine Bank verwickelt waren, nichts unternommen hat. Die Antwort war simpel aber treffend. Weil BC genau weiss, wer bei Bär welche Leichen im Keller hat.
Das kann auch Ihre Frage beantworten.
Über alle Aktivitäten eines solchen Ausmasses wie der FIFA Skandal etc. war Collardi informiert. Zumindest hätte er gemäss seiner Position sein müssen.
So wie auch Bernie Hodel.
Damit war er also (Mit-)Wisser oder hat seine Pflichten vernachlässigt oder beides.
Eine ähnliche Situation, in der sich übrigens gerade Martin Winterkorn wegen des Abgasskandals befindet. Selbst wenn er tatsächlich von nichts wusste, haftet er in seiner Position auch für Fahrlässigkeit.
Bei uns ist das glaube ich auch der Fall. Was bedeutet das wohl für BC?
-
Was wusste ich? Nichts natürlich. Was Gisel kann, das kann ich doch schon lange.
Ja, der Bär. Von Hero („Everything Goes“) to Zero („Zero Tolerance“) in No Time. So geht’s halt, wenn der grosse Loris von Bord geht!
Und was die süsse Naomi C. sowie den adretten Leo Di C. angeht: Ich musste sie am Telefon trösten, sie hätten sich nur zu gerne in meinem Glanz gesonnt …
-
übrigens:
…… „die lichtscheuen Pictets“ ………
(„Passt scho“)
-
Richtig, passt scho. Und genau darum passt Boris auch wunderbar zum Pictet. Unserm Superstar ists am Wohlsten, wenn man nicht so grell auf seine Geschäfte zündet.
-
-
wahrnehmen, nicht warnehmen
-
Schönes Bild: Boris völlig losgelöst, „ich bin jetzt auch ein Wölfli an der Wallstreet“
-
Hat dieser Herr nicht einen berühmten Anlagebetrüger in einem Film gespielt?
Passt doch dann alles prima zusammen. -
Collardi wusste sicher nichts von gar nichts – er war ja bloss CEO bei Bär.
Wie hätte er auch wissen können, dass 1MDB, ein «DiCaprio-Sponsor», in seinen Büchern Spuren hinterliess
http://fortune.com/2017/06/16/1mdb-leonardo-dicaprio-fund-picasso/
neben den weiteren üblichen Verdächtigen
– Fifa-Granden
– Petrobras
– Venezuela
– Remo Stoffel
– usw. usf.Und da Mark Branson keine Zeitung liest, konnte auch der «Tough Cop» nichts wissen. Vielleicht lässt sich ja Collardi inskünftig in Cannes durch unseren Chefpolizisten vertreten, um die Tradition der netten Chats mit dem feinen US-Schauspieler fortzusetzen.
Auch in der Schweiz haben wir mittlerweile allerdings eine kompetente Truppe an oscarverdächtigen Schauspielern, alle mit blütenweissen Westen (made in Panama or Mozambique or ….)-
über die FINMA?
Warum lässt die FINMA die Herren Collardi, PV, PG, UR und andere seit Jahren ruhig schlafen?
-
FINMA – naja, glaube die haben sich halt zuerst die UBS und CS vorgenommen, jetzt kommt langsam JB dran… wirklich Konsequenzen hat es nie… Bussen zahlen die Banken immer nach Uebersee und wir sind die dummen, da die Strafen die Gewinne vermindert resp. Sie in die Verlustzone bringen.
Betr. JB und der Issue Liste, Remo Stoffel, ist mir nicht bekannt dass da was pending ist… ist wohl eher Neid, er ist ein schlaues Kerlchen.
-
-
Zur Frage auf der letzten Zeile: Das weiss wirklich der Geier. Unverständlicher Einkauf.
-
Eine sehr einfach Frage…. weil Pictet scharf auf seine Berater und Assets ist. Da nimmt man dann hald auch ein bisschen (Reputations)Risiko auf sich… 😉
-
zumal die FINMA-Freunde auch bei Pictet (weiterhin) wegschauen werden
-
Collardi wusste sicher nichts von gar nichts – er war ja bloss CEO bei Bär. Wie hätte er auch wissen…
"Nur: Warum haben sie dann Bling-Bling-Boris eingekauft?" Sehr gute Frage. Wirklich. Die noch bessere Frage ist, wann Pictet begreift wen…
Zur Frage auf der letzten Zeile: Das weiss wirklich der Geier. Unverständlicher Einkauf.