Die Leonteq erlebt ihren Moment der Wahrheit. Heute früh gab die Herausgeberin von Strukturierten Produkten bekannt, dass Lukas Ruflin nicht wie geplant in den VR gehe.
Noch vor einer Woche meinte der Pressechef der Leonteq, dass der scheidende CEO wie letztes Jahr bekanntgemacht neues Mitglied des Boards würde.
Die jetzige Planänderung beschleunigt die Krise einer Finanzfirma, die in freien Fall übergegangen ist. Ihr Aktienzerfall erinnert an jenen der CS.
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Gestern machten Übernahmegerüchte die Runde. Die Rede war von UBS und Raiffeisen. Die Umsätze in Leonteq-Aktien waren hoch, der Börsenwert betrug noch etwas mehr als 300 Millionen.
Dies gegenüber einem Eigenkapital von 800 Millionen, wie die Leonteq vor Wochenfrist ausgeführt hatte. Eine fette Beute?
Die Raiffeisen hält gegen 30 Prozent an der Leonteq – ein Klumpenrisiko. Unter ihrem Ex-Chef Pierin Vincenz hatte sie zu Höchstkursen vor 10 Jahren massenhaft Aktien der Finanzboutique erworben.
Seit dem Crash der Aktie in historischer Dimension sitzt die 2. Kraft im Schweizer Bankenland auf einer Non-valeur-Beteiligung. Mit einer vollständigen Übernahme könnte sie das Debakel besser unter dem Deckel behalten.
Die Gefahr eines Kaufs ist allerdings riesig.
Die Behörden, insbesondere in Frankreich, sind der Leonteq auf den Fersen. Diese hat jahrelang ein Modell betrieben, das von Whistleblowern als hochgradig fragwürdig bezeichnet wird.
Leonteq-Manager liessen Plain-Vanilla-Strukis über Briefkastenfirmen in der Karibik laufen. Am Ende landete das Geld in einem Vehikel in den USA.
Schweizer Boutiquen halfen beim Herumschieben der Gelder. Die Finma bestrafte die Leonteq mit gegen 10 Millionen Gewinneinziehung.
Leonteq habe „in schwerer Weise gegen ihre Risikomanagement-Pflichten sowie Gewährspflichten“ verstossen, begründete dies die Bankenaufsicht.
Sie wird bei der Finanzfirma einen „Prüfbeauftragten“ beauftragen. Leonteq betont, dass die Finma keinen Link zwischen dem Enforcement und den Vorwürfen der Whistleblowers ziehe.
Ob der Watchdog die Leonteq weiter bedrängt, ist nicht klar. Die Bafin in Deutschland hatte das Struki-Unternehmen zuvor wegen Compliance-Verstössen hart angepackt.
Eine entscheidende Rolle im Drama spielt die grosse EY. Sie war bis vor einem Jahr die interne Revisorin der Leonteq, mehrere Spitzenleute von EY landeten weit oben bei der Leonteq.
Als die Whistleblowers in der Leonteq Paris den fragwürdigen Deals via British Virgin Islands auf die Spur gekommen waren, sprach die EY die Leonteq-Verantwortlichen von jeglicher Schuld frei.
Dann, im Oktober 2022, platzte die Bombe. Die Financial Times zeigte auf, wie die Leonteq in einem französischen Konstrukt zwei Produkte verschlungene Wege gehen liess.
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Die Zeitung warf die Frage nach einem Geldwäscherei-Konstrukt auf. CEO Lukas Ruflin und seine Kollegen in der Geschäftsleitung dementierten das umgehend.
Es habe nie Verstösse gegen Gesetze und Vorgaben gegeben. Schuld seien allein externe Distributoren, die sich nicht an Leonteq-Auflagen gehalten hätten.
Heute kracht diese Argumentation zusammen. Mit dem „Verzicht“ von Ruflin auf einen Sitz im VR der Leonteq wird klar, dass der langjährige CEO und Aktionär die entscheidende Figur ist.
Selber sagt er gemäss Communiqué: „Nach der Veröffentlichung der Leonteq Jahresresultate 2024 traf sich unser Managementteam mit schweizerischen und internationalen institutionellen Aktionären.“
„Das erhaltene Feedback deutete darauf hin, dass die Investoren angesichts meiner Rolle als Mitbegründer von Leonteq eine Cooling-off-Periode erwarten, bevor ich mich als scheidender CEO zur Wahl in den Verwaltungsrat stelle.“
Hat Ruflin nach dem Platzen des Systems mit den verschlungenen Zahlungen, im Zuge dessen der Jahresgewinn von 150 Millionen auf nahezu null abgesackt ist, den Investoren reinen Wein eingeschenkt?
Selber leidet er als 9-Prozent-Aktionär der Leonteq auch, doch anders als die externen Investoren erhielt Ruflin jahrelang viel Gehalt und Bonus.
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Die beliebtesten Kommentare
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I see a lot of risks in investing with those boutiques
MAVERIX had big troubles in Dubai, Leonteq in Bahamas or BVIIn my opinion cross boarders rules are very difficult to respect by those international brokers
SILEX Investment Partners is a very big institution, offices in Luxembourg, Zurich, Monaco. I wonder how their compliance can handle all those requests properly.
In my opinion the problem is that when troubles arrive, everybody in the chain (big asset manager ment companies in zurich or Geneva) can be impacted by offshore market practices.
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Ich denke der Verzicht des früheren CEO auf einen Sitz im Verwaltungsrat sagt alles… Was die Raiffeisen betrifft: Das Investment ist gecrasht, daran besteht wohl kein Zweifel. Und ob man einen Käufer findet sei mal dahingestellt, vermutlich müsste man eher noch was draufzahlen.
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Ich bevorzuge Plain-Vanilla-Glacé.
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Ich habe auch graue Haare welche gottseidank nachwachsen (auch grau). Über ausgefallene Haare der Stadt Wil oder Migros Ostschweiz spricht leider niemand…
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Was ist mit der Stadt Wil und der Migros Ostschweiz?
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Hab mir bei 19 mal ein paar tausend Stück Leon gegönnt, danke für den Tipp Herr Hässig.
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Du kannst 3 CHF verdienen und 15 CHF verlieren – na toll
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Lukas hat viel Geld verdient. Er soll doch in Rente gehen.
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Zeit für sein Haus auf dem Vulkan auf Sizilien.
Lukas ist eigentlich ein cooler Typ. Unvegessen ist seine Irokesenfrisur in bordeau-rot, ist aber schon ein Weilchen her.
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I personally would not invest in those boutiques, same for MAVERIX
They experienced big issues in Dubai
Multiple jurisdictions= demultiplied source of risks!
In my opinion compliance is very challenging to respect with those businesses involved in multiple jurisdictions.
I think distribution agreements with Investment Banks are of secondary importance to them -
Black Friday für Shortis heute. Enjoy!
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Könnte es sein, dass die Finma den Einzug von LR in den VR verhindert hat?
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Genau
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Der Kursverlauf der Leonteq erinnert mich an den Kursverlauf der UBS in der Finanzkrise.
Als der Kurs unter 10.00 fiel, musste die Bank vom Bund gerettet werden.
Leonteq wird man nicht retten müssen. Niemand benötigt Leonteq.
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Raiffeisen hat den Verkauf verschlafen.
Der Finanzchef Poerschke ist massgeblich dafür verantwortlich.
Als Controller hatte er den Leon-Deal zur Freude von Vincenz-Zoller durchgewunken und damit Don Pierin ein lukratives Mandat gesichert.
Als Finanzchef nicht gehandelt.
Falsch verstandene Loyalität oder schlicht überfordert?-
Aber er will CEO bei Raiffeisen werden und ist auch noch Verwaltungsratspräsident bei der Raiffeisen Pensionskasse, welche mit mickrigen 2% verzinst. Andere Pensionskassen können das besser. Aber die Konstellation CEO und VRP käme sicher gelegen. Stichwort 500 Mio. KEP Desaster.
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Immerhin 10 Millionen nur bei einem Unternehmen.
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Sicherheitsgurte anlegen
Crash-Modus
Auswurf
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Raiffeisen hat den Verkauf verschlafen. Der Finanzchef Poerschke ist massgeblich dafür verantwortlich. Als Controller hatte er den Leon-Deal zur Freude…
Der Kursverlauf der Leonteq erinnert mich an den Kursverlauf der UBS in der Finanzkrise. Als der Kurs unter 10.00 fiel,…
Immerhin 10 Millionen nur bei einem Unternehmen.