Wenn morgen die Raiffeisengruppe ihr Halbjahresergebnis bekanntgibt, ist erstmals auch The Capital Management Group Teil davon.
Es ist das jüngste Vorhaben von Beat Wittmann. Wittmann ist ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen des Schweizer Asset Managements, also der Vermögensverwaltung für Profianleger.
Kern von Wittmanns Capital Management bildet dessen Firma Dynapartners. Um diese herum entsteht ein Konglomerat von Assetmanagern, darunter die kürzlich erworbene Genfer Dynagest.
Wittmann muss den Ausbau seiner Capital Management nicht selbst stemmen. Das Kapital liefert die Notenstein Privatbank, eine Tochter der Raiffeisen. Sie hält eine Mehrheit an Wittmanns Baby.
Dass die Notenstein respektive deren Schirmherr Pierin Vincenz Wittmanns Abenteuer finanziert, überrascht. Im Asset Management zählt nämlich nur die Performance.
Diese überzeugt nicht, wie ein Blick auf die Zahlen von Wittmanns Kernfirma, der Dynapartners, aufzeigt.
Dynapartners, laut Eigenbeschrieb eine „independent investment management group“ mit Sitz im Zürcher Nobelort Zollikon, betreibt drei Fonds. Kein einziger schlägt den Markt respektive die Konkurrenz.
Am bekanntesten ist der „Dynapartners Luxury Brands Fund“, mit Swatch-, Hermes, Richemont- und anderen Luxusmarken-Aktien.
Per Juli 2013 kam der Luxury Fund im bisherigen Jahresverlauf auf ein Plus von 9,6 Prozent, weit weniger als der Referenzindex MSCI World Consumer Discretionary mit 16,9 Prozent.
Im „Product Profile“ verweist Dynapartners auf „much lower risk compared to the fund’s peers and to the reference index“. Daraus leitet der Leser besondere Vorsicht als Erklärung für die vergleichsweise magere Leistung ab.
Das zweite Wittmann-Produkt ist der „Dynapartners Global Financial Assets Fund“ mit Anlagen in Finanzunternehmen.
Deren Aktien schossen zuletzt in die Höhe. Der MSCI World Financials Index legte im Jahresverlauf um 9,5 Prozent zu.
Wittmanns Banken-Fonds blieb hingegen praktisch stehen, mit einer Year-to-date-Performance von 0,4 Prozent.
Ein schlechtes Jahr kanns immer geben. Doch auch im Zweijahresvergleich sehen Wittmann und seine Dynapartners alt aus.
Deren Banken-Fonds liegt 3,1 Prozent im Minus, während der MSCI-Vergleichsindex auf plus 11,7 Prozent kommt. Hätte Wittmann alles Geld auf UBS gesetzt, dann hätte er jetzt fast 40 Prozent mehr.
Angesichts der schwachen Performance verschlägt es für einmal selbst dem eloquenten Wittmann fast die Sprache.
„The markets at the moment are volatile due to uncertainty about the early Fed withdrawal of QE“, steht im aktuellen Faktenblatt des Fonds. Der Leser denkt damit an höhere Macht – wer kann schon wissen, wie lange das Fed noch US-Schulden aufkauft.
Schliesslich gibts noch den „Dynapartners Global Strategy Fund“, der laut Eigenbeschrieb eine „crossover strategy“ mit Zinspapieren fährt, um den Libor kurzfristig um 1 bis 4 Prozent zu schlagen.
Hier schneidet Wittmann auf den ersten Blick besser ab. Im Jahresverlauf bewegt er sich um die Nullmarke, während der Benchmark namens „Multi-assets“ mit 2,1 Prozent im roten Bereich liegt.
Aber erstens ist nicht klar, um was für einen Vergleichsindex es sich handelt. Zweitens schneiden die sogenannten „Peer group members“, also die Vergleichsfonds, zum Teil deutlich besser ab.
So kommt Wittmann im 12-Monats-Vergleich auf knapp 4 Prozent, während das beste Viertel der „Peers“ in der gleichen Zeitspanne über 10 Prozent Gewinn machte.
Selbst der Median, also der „Peer“ genau in der Mitte der Vergleichsgruppe, schlägt den Wittmann-Fonds um nahezu 100 Prozent.
Für seine Leistung verlangt Wittmann Management-Gebühren zwischen 1,15 Prozent und 1,9 Prozent. Hinzu kommt beim Banken-Fonds eine Performance-Gebühr von 15 Prozent.
Die Performance seiner Vehikel kontrastiert bei Beat Wittmann stärker als bei anderen Assetmanagern mit dem eigenen Auftritt.
Wittmann ist ein blendender Verkäufer, er schreibt einen „Weekly Investment Outlook“, im dem er wöchentlich das Geschehen an den Weltmärkten einfängt und daraus Tipps für die Anleger ableitet.
Da gibts dann Einsichten zu lesen wie „The strong will get stronger“ oder „The weak might turn around“.
Wittmanns Karriere ist ein Mix aus Höhen und Tiefen. Bei der Clariden Leu griff er nach der Macht.
Als sie ihm verweigert wurde, zog er zu Julius Bär und nahm viele Clariden-„Jünger“ mit. Nach kurzer Zeit war dort Schluss.
2009 folgte der Start in die Selbstständigkeit mit Dynapartners. Zum Asset Management fügte Wittmann eine Vermögensverwaltung hinzu. Auch deren Köpfe stammen aus dem Ex-Clariden-Umfeld.
Schliesslich fand Wittmann in Vincenz einen spendablen Käufer. Ob er die Kurve ohne das viele Raiffeisen-Kapital geschafft hätte, bleibt damit offen.
Wittmann liess Anrufe für diesen Artikel unbeantwortet.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das deckt sich mit meinen Wahrnehmungen, Wittmann verkauft sich sehr gut, auch dank seines persönlichen Stylings. Er versteht es schlechte Ware gut zu verpacken.
Bin gespannt was man bei Notenstein dazu sagt, mit der Werbung in Szenarien zu denken. -
Aber bitte mit Sahne… Leider sind diese kurzfristigen Performancezshlen nicht sehr aussagekräftig. Hätte Herr Wittmann glänzende Zahlen gehabt, wäre dies für Herr Hässig sicher klar gewesen 😉 Mal schauen wie es weiter geht… Asset Management soll ja das neue Standbein für die den Schweizer Finanzplatz werden.
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„Da gibts dann Einsichten zu lesen wie “The strong will get stronger” oder “The weak might turn around”.“
Toll, oder?
Wahre Kompetenzen der Top-Banker, so wie die Kaufempfehlungen im Jahr 2007 für Aktien aller Art.
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Beat Wittmann ist ein brillianter Verkäufer.
Er hat jetzt aber sehr viel versprochen bei Raiffeisen – Notenstein – TCMG.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo er definitiv liefern muss, ansonsten werden sich seine jetztigen Partner von Ihm relativ rasch abwenden.
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@ G. Meierhans
Nach wenigen Jahren des Unternehmerdaseins hat Herr Wittmann sein Firmenimperium wieder verkauft.
Er wurde also bei Notenstein quasi mit einem golden hello als Angestellter begrüsst und konnte das Unternehmerrisiko weiterreichen.
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Ich bewundere es immer wieder, dass in dieser Branche noch derart viele Selbstdarsteller unterwegs sein können, und zudem immer wieder irgendwo eine überdotierte Anstellung finden. Der Wittmann mit seinen mittelklassigen Fonds versucht nun, die Konten von Pierins konservativen Kunden abzufüllen. Bald dürfte bei Notenstein und Raiffeisen Vertriebsdruck à la UBS 2008 herrschen.
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Fonds haben halt diesen „Klein-Anleger“- und „hohe Gebühren“- Beigeschmack, deshalb werden sie von vermögenden Anlegern verschmäht. Anstelle eines breit gefassten Fonds macht sowieso ein Index-Zertifikat
(z.B. auf den SPI) mehr Sinn und die Gebühren sind viel niedriger.-
Zertifikate haben seit Lehman-Brothers ebenfalls einen Beigeschmack Herr Consultant, spätestens bei der nächsten Krise dann Hoppla-Schorsch.
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@Harry Nütteler: da haben sie recht, bei Fonds besteht kein direktes Emittentenrisiko, das gilt aber nicht für die Anlagen die der Fonds selber tätigt, d.h. man sollte die Anlagestruktur des Fonds genau anschauen und eben – die diversen Spesen und Gebühren die anfallen. Bei Immobilienfonds muss man speziell vorsichtig sein.
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@Consultant. Ja, das stimmt, die Fondsinvestments sollte man dann schon kennen. Übrigens investieren viele vermögende Anleger in Fonds, sie besitzen aber eine juristische Person und kaufen über diese die Insti-Tranchen der Fonds, welche signifikant tiefere Gebühren haben.
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Mein Tipp: Raiffeisen Indexfonds http://www.raiffeisen.ch/indexfonds
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@ Zampano: Mit dieser Empfehlung kommen Sie glaub bei Herr Wittmann nicht gut an. Er ist Verfechter des aktiven Managements.
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@ CJF
Nach meinem Wissen hat Vater Walter seinen Sohn nicht in St. Gallen (was nahe liegen würde) sondern bei einem Professorenkollegen an der Uni in Basel untergebracht.
Diese „Schule“ ermöglicht es ja gerade B. W. ohne irgendwelche Vorbereitung, Folien usw. vor ein grosses Publikum zu stehen und einen Vortrag über die künftige Entwicklung der Märkte zu halten….
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Ich hoffe Mal für die Kunden der Notenstein, dass ihre Bank eine offene Anlage-Architektur pflegt. In solch dritt-klassige Fonds dürfen keine Mandatsgelder fliessen, da gibt es weit bessere Möglichkeiten von Dritten!
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Danke Herr Kamber, das ging mir auch gerade durch den Kopf… von wo kennen sich Wittmann und Vincenz ueberhaupt?
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Herr Rohner: Bündner-Oberländer Beziehungen aus dem Raum Disentis – Ilanz: Gleiche katholische Region, in gleichen Einheiten im Militär, möglicherweise beide an der HSG studiert.
Vinzenz ist ein schlauer Fuchs, der nur tut, was ihm Erfolg bringt. Hat es bis jetzt jedenfalls so gezeigt. Schon sein Vater war ein schlauer Fuchs. Als CVP-Politiker aus dem Bündner-Oberland war er Ständerat. Er konnte sich dank guten Beziehungen über die CVP hinaus im Amt halten trotz grossen Provisionen, die er aus einer Geschäftsvermittlung zurückzuzahlen hatte. Von Sohn Pierin kann man sagen: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sein Vater hat’s erkannt und hat ihn gefördert.
Beat Wittman wird richtig beschrieben. Sein Vater ist der publizierende Wirtschaftsprofessor Dr. Walter Wittmann, ehem. Uni Freiburg CH. Ein kluger Einzelgänger und vehementer EU-Beitritts-Anhänger. Vater Wittmann war wegen seinen Stellungnahmen nicht in der gleichen Lage, den Sohn zu unterstützen wie es Vater Vinzenz möglich war. Wahrscheinlich hätte es auch nichts genützt, denn Sohn Beat ist so eigensinnig wie Vater Walter…
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@ Peter Kamber. Das genau wage ich zu bezweifeln. Vincenz, Künzi und Wittmann glauben die Wertkette (ihre eigene?) mit einem integrierten Modell zu steigern. So jedenfalls argumentieren diese Herren für ihr soeben geschaffenes „Monsterkonstrukt“. Das ist aber die grosse Fehleinschätzung schlechthin und ein Geschäftsmodell, das nicht mehr funktioniert. Auch andere Banken werden das noch feststellen müssen. So lassen wir diese Herren noch etwas werkeln.
Dynapartners Performance zeigt übrigens exemplarisch, wieso die sog. Multi-Boutique Modelle nicht funktionieren. Es fehlt die Kernkompetenz für ETWAS… und so liegt jeder einzelne Manager beim „Marktraten“ und „Stock Picking nach dem Morgenkaffee“ halt meistens falsch (quasi, welche der 20 Luxury Good Aktien gefällt mir heute gut…). -
Alle „wichtigen“ Exil-Bündner treffen sich früher oder später.
Sei es auf der Jagd, beim Golfen in Bad Ragaz oder kennen sich schon seit der Kanti in Chur.
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Meine Antwort zu Grass:
‚Alle “wichtigen” Exil-Bündner treffen sich früher oder später‘.
Stimmt tatsächlich. Bei der Bank Hofmann (es Tochter der CS) folgte auf CEO A. Pfenninger Herr M. Tödtli. Beides ehemalige Davoser CS-ler. UND: Beides tolle Banker. Das gab es einst. -
Interessant, der Name Tödtli bringt sogar abgestorbene Hirnzellen wieder in Schwung. Das war doch der Hofmann-Trust-Zampano, der einer Schweizer Schwarzgeld-Kundin von der Goldküste tatsächlich empfohlen hat, einfach für 10 Jahre ins spanische Exil abzutauchen und dann wär gut – sprich alles verjährt! Ein unbezahlbarer Rat eines hochkarätigen Profis, noch dazu säuberlich schriftlich protokolliert, damit auch alles seine Ordnung habe. Beati sunt pauperes spiritu.
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Nachdem mein letzter Kommentar zu B. W. zensuriert wurde, bin ich vorsichtig geworden. Er handelte vom gleichen Reptil, welches das Rohmaterial zum „Täschligate“ liefert. Es ist ja nicht nur die Performance der Fonds. Dynapartners & Co. haben schlicht und einfach fast keine Kunden, welche nicht zum engeren Umfeld zählen würden.
Das Schöne bei diesem Blender ist: Nach seinen vielen Stationen konnten sich zahlreiche Insider persönlich ein Bild von ihm machen. Freue mich schon auf den Kommentar von Sandra Niggli.
Nicht zurückgerufen? Hier winkt ein neues Mandat für Krisenmanager: Mr. Bantel go ahead..
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Da bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen. Ausser vielleicht, dass das Geld besser bei Trudi Götz angelegt ist.
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S. Niggli: der würde dort zum Ladenhüter mit jeweiliger 33%-Abschreibung, auf dem offenen Wert, per Jahresultimo!
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„Dämm“ verchaufi aber nüt äs isch vill z türr!
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Ich bewundere es immer wieder, dass in dieser Branche noch derart viele Selbstdarsteller unterwegs sein können, und zudem immer wieder…
Nachdem mein letzter Kommentar zu B. W. zensuriert wurde, bin ich vorsichtig geworden. Er handelte vom gleichen Reptil, welches das…
Ich hoffe Mal für die Kunden der Notenstein, dass ihre Bank eine offene Anlage-Architektur pflegt. In solch dritt-klassige Fonds dürfen…