Die Jubelmeldungen über den Gewinnsprung bei Raiffeisen überdecken das Problem bei der Privatbanken-Tochter Notenstein. Diese ist in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
Der Gewinn vor Steuern ist vom Januar bis Juni auf mickrige 6,4 Millionen abgesackt. Im Vorjahr waren es noch 35 Millionen.
Rechnet man das Resultat hoch, ergibt sich ein Jahresgewinn von knapp 13 Millionen. Stellt man diesen Richtwert in Relation zum bezahlten Kaufpreis, dann geht die Rechnung nicht auf.
Um das zu sehen, muss zurückgeblickt werden. Raiffeisen hatte Anfang 2012 für den Einstieg ins Private Banking die stolze Summe von 577 Millionen auf den Tisch gelegt.
Wird die jetzt offengelegte Gewinnkraft in Relation zu diesem Betrag gesetzt, dann würde es stolze 44 Jahre dauern, bis das Investment hereingespielt würde
Vor Steuern und Zinsen.
Ein Preis in der Höhe des 44-fachen Gewinns erinnert an Kaufsummen für Internet-Startups und Biopharma-Highflyer. Selbst für solche Firmen gelten solche Beträge heute als hoch.
Im Private Banking stehen die Zeichen auf Konsolidierung und Fokussierung. Da sind Preise in der Höhe des 10-fachen Gewinns vermutlich bereits stolz.
Für Privatbanken mit viel altem Geld, das oft nicht versteuert ist, wird derzeit fast nichts bezahlt. Losgelöst von der Altlastenproblematik ist die Zukunft des Private Bankings derzeit ungewiss.
Die grosse Frage lautet, welches Modell für welche Bank Erfolg verspricht. Bisher haben die grossen Player noch keine überzeugenden Antworten geliefert.
Mitten in dieser Umbruchzeit greift Pierin Vincenz in die Schatulle seiner Raiffeisengruppe und baut sich für Hunderte von Millionen Franken ein Private-Banking-Reich im klassischen Stil.
Vincenz als Architekt der Zweibeinstrategie – Retail Banking unter dem Namen Raiffeisen und Private Banking unter der Marke Notenstein – geht auf tutti.
Über seinen Statthalter Adrian Künzi, CEO der Notenstein, verpflichtete er diesen Frühling eine Privatbankentruppe mit Stars von Konkurrenten.
Von Safra-Sarasin heuerte das Duo Vincenz-Künzi kurzerhand 50 Banker an, darunter mehrere vermeintliche Cracks mit vermutlich stolzen Gesamt-Packages.
50 Leute entspricht einer kleineren Privatbank auf dem Platz Zürich.
Nimmt man einen Schnitt von 250’000 Franken Jahresaufwand, dann generiert der Transfer zusätzliche Personalkosten von über 10 Millionen im Jahr.
Während die Löhne und Boni sofort anfallen, lassen die Erträge erfahrungsgemäss auf sich warten. Wie gross diese dereinst sein werden, steht in den Sternen.
Vincenz und Künzi haben weitere bekannte Banker übernommen, deren monetäre Ansprüche hoch sein dürften.
Prominent ist Beat Wittmann und dessen Dynapartners Asset Management, die von Vincenz-Künzi mehrheitlich erworben wurden.
Faktisch stehen Wittmann und seine Dynapartners neu auf der Payroll von Notenstein respektive Raiffeisen.
Die Zukäufe von Stars und Sternchen brachte die Rechnung für den Moment in Schieflage. Das Cost-Income, also das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, ist bei der Notenstein Privatbank auf 91 Prozent hochgeschnellt.
Das ist ein astronomischer Wert. Bei anderen Privatbanken wie Julius Bär und Vontobel setzt Kritik ein, wenn das Cost-Income die Marke von 70 Prozent überschreitet.
Die Entwicklung bringt heute selbst die NZZ ins Grübeln, die ansonsten den Raiffeisen-Halbjahresabschluss von gestern in den Himmel lobt.
„Klar scheint, dass in Sachen Profitabilität noch einiges zu tun bleibt, um den Notenstein-Kaufpreis von 577 Millionen Franken zu rechtfertigen“, schreibt die Zeitung.
Bei der Raiffeisen verweist man auf den Langfrist-Charakter des Engagements ins Private Banking. Die Entwicklung von Notenstein sei auf 3 bis 5 Jahre angelegt, sagt ein Sprecher.
„Der Ausbau in den Kernbereichen Schweizer Privatkunden und institutionelle Kunden und die Investitionen bei gleichzeitiger Fokussierung auf wenige ausländische Kernregionen schlagen vorübergehend auf die Bücher“, wird der Gewinneinbruch begründet.
Je nachdem, ob sich Notenstein auffängt oder zum Mühlstein um den Hals der Raiffeisen-Gruppe wird, braucht die Genossenschaftsbank andere Ertragsquellen.
Solche sind nicht in Sicht. Der Gewinnanstieg um 11 Prozent im ersten Halbjahr hat viel mit buchhalterischen Effekten zu tun.
Von der Zunahme des Gruppengewinns um 37 Millionen von 2012 zu 2013 sind der grösste Posten Veränderungen bei Finanzbeteiligungen.
Es geht um grosse Beteiligungen an Vontobel, der Helvetia-Versicherung und anderen. Von Januar bis Juni 2012 führten diese zu Korrekturen von 22 Millionen in der Raiffeisen-Rechnung.
Nun hat der Wind ins Plus gedreht, weitere Abschreibungen fielen nicht an, Aufwertungen sind nur begrenzt möglich.
Ohne diesen Effekt wäre der Reingewinn im ersten Halbjahr nur noch um 15 Millionen gestiegen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Aufgrund der vielen Pressekommentare und auch der vielen Interviews gibt sich der Oberchef von Raiffeisen immer sehr optimistisch. Mit other peoples money kann man immer leicht wirtschaften. Werden sich eines Tages die Genossenschafter die Augen reiben, wenn Sie gebeten werden Genossenschaftskapital einzahlen zu müssen – es besteht hier ja ein Zwnag.
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Was für ein Zwang? Bitte zuerst informieren. Die Nachschusspflicht wird nicht mehr als Eigenkapital angerechnet, darum wird diese abgeschafft. Somit liegen Sie leider falsch 🙁
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Ich garantiere Ihnen, dass keine andere Privatbank eine dermassen kundenfreundliche Vermögensverwaltung betreibt. Nach UBS und Julius Bär wagte ich mich zur ehemaligen Wegelin, num Notenstein. Ich fühle mich als Kunde ernst genommen und schätze die unkomplizierten Gespräche mit meinem Berater. TOP!!! Vielen Dank
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Individuell, durch den eigenen Kundenberater mit gewissen Freiheiten umgesetzt ergibt win-win. Was jedoch nicht bedeutet, dass die Performance besser ist unterm Strich, sie entspricht jedoch dem individuellen Risiko des Kunden und nicht einem vorgegebenen Risikoprofil!
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Ich als Genossenschafter einer Raiffeisenbank mache mir schon lange Sorgen. Geht Herr Vincenz mit dem gebundenen Genossenschaftskapital statutengemäss um? Darf er sich so hoch in ein sicher spekulatives Investment wagen? Sind die Gelder die die Genossenschaftsbanken am Hauptsitz angelegt haben noch gesichert? Spielt Herr Vincenz, der in der schweizerischen Bankenszene an oberster stelle mitmischeln will und sich mit den Bossen der UBS und Credit Suisse messen will, nicht mit dem guten Namen und der Idee der Genossenschaftsbank?
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Diversifikstion nützt den Genossenschaftern und schadet denen nicht. Ich habe hier schon viele Artikel gelesen, in welchen es darum geht dass Raiffeisen zu stark im Hypothekargeschäft mitmische. Somit ist es eine logische Konsequenz seine Erträge zu diversifizieren. Notenstein ein finanzielles Risiko? Ich denke das Chancen/Risikoprofil steht in einem sehr guten Verhältnis. Man bedenke, dass alleine die Immobilien von Notenstein mehrere hundert Millionen Wert sind…
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Schon lange frage ich mich ob Herr Vincenz, der sehr hohe Gesamtbezüge von der Raiffeisenbank nach Hause trägt, nicht übermütig geworden ist. Geht er mit dem Genossenschaftskapital statutengemäss um? Ist die Investition in die Privatbank aus freien Mitteln erworben worden? Darf er mit dem gebundenen Genossenschaftskapital so hoch spekulieren? Sind die vielen Raiffeisenbanken nicht gefährdet die am Hauptsitz Gelder deponiert haben? Ich als Mitglied einer der Banken mache mir schon lange Sorgen um die Zukunft der Gruppe.
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Herr Küenzi sagt selbst, dass das Cost-/Income-Ratio in den nächsten drei Jahren hoch bleiben wird. Hoffen wir, dass die Märkte weiterhin recht freundlich bleiben, sonst sieht der Zeithorizont dann noch viel länger aus!
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Der rote Teppich vor dem Hauptsitz in St. Gallen tut seiner Farbe alle Ehre!
Vielleicht wird Pipilotti demnächst den Auftrag erhalten, dort einen Steingarten anzulegen, nur ohne Springbrunnen. Die Steine könnten aus den Hypotheken-Ruinen ganz sukzessive zusammengekarrt werden.
Für ein Vincenz-Granit – Denkmal dürfte es allerdings nicht mehr reichen?
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@ Peter Frei: Sähen Sie doch mal im Duden nach, wie man sähen schreibt.
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Komisch, diese Rechnung wurde letztes Jahr nicht gemacht, warum denn das? Peinlicher Bericht!
Man bedenke: Zuerst sähen, dann ernten! Sähen kostet nun mal zuerst…
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Danke für den Hinweis, in der Hitze des Gefechts habe ich wohl vergessen, dass das Verb der Saat etwas anders geschrieben wird, hoppla…
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War ja abzusehen, dass die Rechnung des P.V. nie und nimmer aufgehen wird. Die Dummen sind die Notenstein-Kunden und die Raiffeisen-Genossenschafter. Allerdings hält sich mein Mitleid mit beiden Gruppen in Grenzen. Solange persönliche Profilierung in St. Gallen höher gewichtet wird als die ursprünglich bescheidene und bodenständige Raiffeisenkultur, werden weitere schlechte Nachrichten nicht lange auf sich warten lassen. Der Notenstein-Kauf war eine übereilte Reaktion auf den Korb von Vontobel. Den hat P.V. nie verkraftet.
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Herr Hässig spekuliert wieder einmal wild herum.
Der Wert einer Bank mit einem Kundeneinlagengeschäft und einem Vermögensverwaltungsgeschäft setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Herr Hässig schaut mit dem Gewinn nur auf die eine Komponente der zukünftigen Gewinne und macht ausserdem den Fehler anzunehmen, dass der aktuell eingebrochene Gewinn gleich hoch wie die zukünftigen Gewinne ist. Er vergisst die zweite Komponente des Werts einer Bank, nämlich den Wert des Vermögens in der Bilanz abzüglich der Schulden (der Kundeneinlagen). Wenn ich mich recht entsinne gibt es da Immobilien und wurde das Geld der Kunden auch auf der Bilanz der Bank in Vermögenswerten angelegt.
Raiffeisen hat keinen Kommentar publiziert wie viel der zusätzlichen Aufwendungen einmalige Aufwendungen sind, welche in zukünftigen Jahren nicht mehr anfallen und somit bei der Amortisationsdauer des Kaufpreises bzw. einem price earnings Ratio ausgeklammert werden können.
Wenn man neue Leute einstellt ist das immer eine Investition in die Zukunft. Es braucht JAHRE bis diese Leute genug neue Kunden und Vermögen von Kunden hereinbringen können auf denen dann Vermögensverwaltungsgebühren und sonstige Erträge verdient werden können. Es ist also normal, dass man zusätzliche Kosten aber noch keine zusätzlichen Erträge hat, wenn man neue Leute einstellt. Ob diese Investition in neue Leute gut oder schlecht war, wird man frühestens in drei Jahren sehen.
Ich glaube mich dumpf erinnern zu können, dass Herr Hässig am Anfang den Kauf der Notenstein als guten Kauf in den Himmel gelobt hat.
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„Dumpf“ ist einzig Ihr erfolgloser Versuch, das Notenstein-Abenteuer von Raiffeisen schön zu reden, lieber Betriebswirt.
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Sie bringen einige Argumente ein die betriebswirtschaftlich durchaus relevant und richtig sind. Sie glauben aber doch nicht wirklich dass sich dieser Coup betriebswirtschaftlich rechnet, zumindest nicht in der nächsten Dekade?
Wird Notenstein zur Erfolgsstory oder zum Debakel? Weder noch… PV will sich ein Retailbank-Privatbank-AssetMgmt-StrukiBude-Konstrukt zimmern, das ihm in ein paar Jahren einen glamourösen Abgang beschert. Dann wird er gefeiert!! Wer fragt dann noch nach der Gesamtrendite? Im Übrigen: bei einer Genossenschaft geht es ja nicht um die Rendite 😉
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Ich vermute mal dass die eingekauften Private Bankers ihren Kunden die Dynapartners Funds schmackhaft machen sollen, so man dann via Management- & Performance-Fees Kasse machen kann.
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Wie auch Nikolaus Senn einmal in einem Interview vermutete, litt eben auch die ehemalige Wegelin unter einem hohen cost/income-ratio.
Schon damals wurden vermeintliche Stars angeheuert, welche sich zuerst einmal auf der Kostenseite bemerkbar machten. War nicht einer dieser Starbanker ein ehemaliger Staatsanwalt?
Die mangelhafte Wegelin-Ertragskraft sei auch der eigentliche Hintergrund gewesen, dass sich Hummler/Bruderer, nach reiflicher Abwägung der Risiken, in das waghalsige US-Abenteuer stürzten.
Noch ein Wort zu den Bündner Connections: Herr Vincenz und Frau Schlumpf kennen sich bereits seit der gemeinsamen Mittelschule.
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schnelles eingekauftes Wachstum mit enorm hohen kosten führen praktisch immer zu Enttäuschungen. gut für die von notenstein eingekauften 50 leute, die weiterhin von hohen Vergütungen profitieren ! Raiffeisen ist doch eine Genossenschaftsbank, oder ? hoffentlich wird die notenstein nicht ein sehr teures Abenteuer für die vielen genossenschaftler
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Wie kommt der Name Nützi in diese Geschichte? LH kämpft wohl immer noch mit Gespenstern von der Clariden-Leu.
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Das ist wenigstens eine originelle Idee. Dann wäre es Nützi nicht mehr so langweilig und er könnte wieder mit Wittmann streiten.
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„Vincenz und Nützi haben weitere bekannte Banker übernommen, deren monetäre Ansprüche hoch sein dürften.“
Vielleicht sollten Sie das auch noch korrigieren…aller guten Dinge sind drei;-)
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@lh: Der CEO von Notenstein heisst Dr. Adrian KÜNZI.
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endlich einer, der i.S. Notenstein (Raiffeisenkässeli) Klartext spricht. Danke!
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hihihi… ja echt toll und soooooooo fundiert recheriert und wiedergegeben – ich muss wiederholen suuuuuuper! 😉
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Was Herr Nützi mit der Notenstein zu tun hat ist mir schleierhaft. Der CEO heisst Adrian Künzi. Über die Strategie lässt sich bekanntlich streiten. Positiv finde ich die Rettung dieser Bank auf jeden Fall.
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Wen wundert es? Das rasche Aufblähen von Gebilden, sei es in der Natur oder in der Wirtschaft, endet meistens in einem Zusammenbruch.
Beispiel: Die damalige „Winterthur“ bricht zusammen, obwohl eigentlich im Kern grundgesund, weil der damalige Chef Peter Spälti vom Grössenwahn befallen, in kurzer Zeit die Prämieneinnahmen aus allen möglichen und unmöglichen Ländern in schwindelnde Höhe getrieben hat. Eine vertiefte Prüfung der Länder- und Risiko-Gefahren fand nicht statt. Nur z.B. das abgebrochene USA-Geschäft soll insgesamt gegen 5 Mrd. Verluste gebracht haben.. Auch für den Pierin gilt: Hochmut kommt vor dem Fall.
Gilt übrigens auch für die EU.
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Die Winterthur brach doch nicht zusammen? Die BZ wollte diese doch übernehmen, und dann suchte sie Schutz bei, resp. unter der Credit Suisse.
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100 % einverstanden, habe damals P. Spälti vor dem Kauf der Republic abgeraten und fiel damals beim Herrn Oberst in Ungnade !!!!
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Vincenz war schon zu meiner Zeit beim Bankverein ein Zocker und er bleibt ein Zocker. Zahlen hat er schon damals nicht wirklich verstanden und er hatte schon damals den leichten Hang zum Groessenwahn. Dass haben die Oberen zum Glueck gemerkt und darum kam er nicht weiter. Ich bin erstaunt wie die treuen Genossenschafter ihr Kapital diesem Herrn anvertrauen. Meine Spargelder oder besser meine Pensionsgelder werden auf jeden Fall nie bei der Raiffeisen landen, solange der Vincenz dort ist. Auch Moody’s merkt’s langsam……
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aber rosi bitte… raiffeisen hat noch immer das beste rating aller ch-banken ohne staatsgarantie! das spricht für sich…
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Wer ist Adrian Nützi?
Wer ist Adrian Nützi?
Vincenz war schon zu meiner Zeit beim Bankverein ein Zocker und er bleibt ein Zocker. Zahlen hat er schon damals…
Wen wundert es? Das rasche Aufblähen von Gebilden, sei es in der Natur oder in der Wirtschaft, endet meistens in…