Mark Branson ist einer der bestverdienenden Spitzenbeamten in Bern. Und einer der mächtigsten: Als Chef Banken leitet der Engländer das Herzstück der Finanzaufsicht Finma.
Nun steckt Branson in der Zwickmühle. Nach einem Urteil von dieser Woche in den USA gegen seine Ex-Arbeitgeberin UBS steht Branson geschwächt da. Seine Weste ist befleckt.
Gleichzeitig legt sich der Oberaufseher in diesen Wochen für die USA ins Zeug. Branson ruft alle hiesigen Banken eindringlich dazu auf, beim grossen US-Steuerablass-Programm teilzunehmen.
Es stellt sich die Frage, ob Branson, einer der wichtigsten Figuren rund um die Umsetzung des amerikanischen Erpressungsprogramms, seine Arbeit frei und unbefangen erfüllen kann, oder ob der Finma-Mann am kurzen US-Gängelband ist.
Das Problem geht ins Jahr 2006 zurück. Damals wurde Branson, ein aufstrebender Manager der Grossbank UBS, auf den Chefstuhl von UBS Securities Japan gesetzt.
Branson dachte sich damals wohl nichts Böses, sondern betrachtete seinen Japan-Einsatz als Chance, sich weitere Meriten zu verdienen auf dem Weg an die Spitze des Finanzmultis.
Just in jenem Jahr begann jedoch eine der grössten Betrügereien in global Banking. Ein UBS-Händler der japanischen Niederlassung manipulierte Yen-Libor-Zinsen, um eigene Positionen zu verbessern und jene von Gegenparteien zu verschlechtern.
In einer Mitteilung hielten die Ermittler des amerikanischen FBIs vor zwei Tagen das Vergehen der UBS und des Händlers in scharfen Worten fest.
Die Höhe der Bussen sind ein deutliches Zeichen dafür, für wie schwer das Vergehen der Bank und ihrer Manager erachtet wird. UBS Securities Japan gab denn auch kriminelles Verhalten zu und wurde mit 100 Millionen Dollar gebüsst.
Hinzu kommen weitere 400 Millionen Dollar aus der Kasse der UBS-Zentrale in Zürich. Mit dem vielen Geld erkaufte sich das Schweizer Headoffice Verschonung vor weiteren Strafermittlungen.
Insgesamt überwies die UBS damit rund um ihren Libor-Betrug über 1,5 Milliarden Dollar an die USA.
Dass UBS Japan nicht nur eine Busse zahlen musste, sondern sich gegenüber der US-Justiz sogar schuldig zu bekennen hatte, zeigt, dass dort der Kern und das Zentrum des Libor-Betrugs lag.
Mitten drin war der heutige Finma-Spitzenmann. „Mark Branson (…) wurde 2006 im Sinne einer gezielten Rotation zum CEO der UBS Securities Japan Ltd. berufen“, schreibt die Finma auf ihrer Web-Seite.
Die Verantwortung Bransons für das Japan-Geschäft war umfassend, wie die Schweizer Aufsicht weiter festhält.
„In dieser Eigenschaft trug Mark Branson die Verantwortung für das Investment Banking, das Wertschriftengeschäft sowie das Asset Management und Wealth Management in Japan.“
Also alles, was in Japan rund um Handel, Spekulation und Investments passierte – inklusive den Libor-Betrug.
Nun engagiert sich der gleiche Branson, der indirekt von Amerika wegen seiner Mitverantwortung als UBS-Japan-Chef soeben abgemahnt worden ist, intensiv für die gleichen USA.
In einem Schreiben empfiehlt Branson allen Banken eindringlich, am US-Steuerablass-Programm teilzunehmen.
Dabei handelt es sich um eine Erpressung der USA. Wer nämlich als Schweizer Finanzinstitut nicht mitmacht, dem droht von Amerika später durch eine Anklage oder sonstige Vergeltungsmassnahmen der Genickschuss.
„Die Finma erwartet, dass sich alle Banken detailliert mit der Thematik auseinandersetzen und einen informierten Entscheid bezüglich einer Teilnahme fällen“, nahm Branson in der Finma-Mitteilung 50 vom 30. August die Banken und ihre Verantwortlichen ins Gebet.
Darauf folgte ein unmissverständlicher Wink mit dem Zaunpfahl. „Insbesondere sind die mit einer Nichtteilnahme drohenden Rechts- und Reputationsrisiken angemessen zu erfassen und in den Entscheid miteinzubeziehen.“
Mit anderen Worten sagt der oberste Bankenaufseher des Landes: Wer ausscheren will und sich nicht dem US-Diktat unterwerfen will, der soll sich das sehr gut überlegen.
Branson signalisiert jenen Banken, die sich ein Abseitsstehen überlegen, dass sie keinerlei Hilfe von der Finma erwarten können. Die untergegangene Bank Wegelin kann davon ein Lied singen.
Es gibt aber auch eine andere Betrachtungsweise. Die Finma war seit dem UBS-Kniefall von Februar 2009 an vorderster Front im US-Steuerkrieg involviert.
Laut Ex-UBS-Chef Oswald Grübel hätte es die Finanzaufsicht gar in der Hand gehabt, die übrigen Banken vor den toxischen US-Vermögen der UBS rechtzeitig zu warnen.
Das taten weder die Finma noch Mark Branson, der allerdings erst Anfang 2010 zur Aufsicht gestossen war. Umgekehrt entpuppen sich Branson und seine Behörde heute als Erfüllungsgehilfen der Supermacht aus Übersee.
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Die beliebtesten Kommentare
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Es ist ein politischer Skandal, dass die Aufsichtsbehörden von Personen unterwandert sind, bei denen die Interessenskonflikte auf der Hand liegen. Da hat man mit Mark Branson „den Bock zum Gärtner“ gemacht: zuerst UBS-Banker, danach zur Aufsichtsbehörde gewechselt. Und zwischenzeitlich ist er bei der FINMA in den Ausstand getreten, weil er am Libor-Skandal in Japan massgeblich beteiligt gewesen sein soll. So erklärt sich auch, dass die FINMA in der US-Steueraffäre total versagt hat. Wirklich skandalös ist aber, dass die Finanzministerin hier nicht eingreift und Mark Branson „entfernt“.
„Sauhäfeli“ – „Saudeckeli“ ……. widerlich der Filz! -
Was für einen Sinn hat es Kommentare abzugeben, wenn nach einer gewissen Zeit gesamte Artikel inkl. Kommentare vom Redaktor gelöscht werden?? Vermutlich hat alles seinen Preis, oder?
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So’n Quatsch. Aber eine gute Idee wär’s… 🙂
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Nix Quatsch. Ich vermisse 2 Artikel, spurlos verschwunden.
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Was ein ENGLAENDER im Aufsichtsgremium FINMA der Schweizer Banken ??? Wie blöd muss man sein, direkt einen angelsächsischen Maulwurf in der obersten Aufsichts- und Regulierungsbehörde zu installieren ! Dümmer geht es nümmer ! Haben die USA und GB auch einen Schweizer in deren FINMA installiert ? Kein Vorwurf meinerseits an Hr. Branson ! Wer aber hat diese Positionsbesetzung zu verantworten ? Ich will Namen hören, damit man diese Personen absetzen kann und selbstversändlich muss auch der Angelsachse Branson SOFORT seinen Posten räumen ! Die Banken stottern immer etwas von Bankkunden- und Geschäftsgeheimnis und hebeln es so geradewegs aus ! Dämlich, dämlich. Eine gewisse Wohlstandsdekadenz ist in der Schweiz inzwischen unübersehbar !
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Namen folgen noch. Zunächst ein Hinweis. Unsere von Minderwertigkeitsgefühlen geplagten Politiker und Wirtschaftsführer denken chronisch, dass das Beherrschen der englischen Sprache bereits ein Fachwissen sei. Dazu kommt eine geradezu erotisch anmutende Erregung bei den gleichen unseren Entscheidern, wenn diese durch einen Redeschwall überrollt werden. Nun trifft bei M.B. gar beides zu: ein englischer Vielschwätzer. Da ist es eine Frage der Logik, dass ein solcher Typ dann in reister Manier angehimmelt wird. Vor diesem Hintergrund sind die Namen der Entscheider zu nennen. Es sind profillose Menschen, welche jedoch gegen „die Eigenen“ eine Art Hass entwickeln, da sie ihre eigene Unfähikgeit dort projezieren.
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So wie die Grossmacht Schweiz 1515 in Marignano zu Grunde ging, wird der Finanzplatz Schweiz fünfhundert Jahre später durch die USA mit Hilfe angelsächsischer und Schweizer Maulwürfe zu Grunde gerichtet. In Novarra kämpften schweizer Söldner auf beiden Seiten. Solche Verhältnisse dürfen Bundesrat und Parlament nie und nimmer tolerieren.
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Stimme zu. Kenne Branson selber nicht und so sollte man auch vorsichtig mit gewissen Urteilen sein. Und es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Experten in der FINMA internationale Erfahrung mitbringen, mitunter Ausländer sind. Aber der Chef einer ganzen Abteilung, und auch gleich noch einer sehr wichtigen, sollte nicht jemand sein, dessen Herkunftsland im Bankenbereichnzu den grössten Konkurrenten der Schweiz gilt. Das ist schon naiv.
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Ich kenne M.B. persönlich. Ist ein Schwätzer ohne Bezug zu CH. In Japan hat er verbrannte Erde hinterlassen und hier wird es nicht anders aussehen. Und er ist nicht einfach irgend ein Abteilungsleiter sondern GL-Mitglied als Chef Banken -das darf man als Nr. 2 der FINMA bezeichnen.
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U.Meier: Teile Ihre Meinung grundsätzlich. Nur die Wohlstandsdekadenz würde ich mit „Landesverrat“ austauschen. In den Teppichetagen der Banken weiss man schon längst, dass wir von den USA dominiert werden. Wer dort gegen die USA operiert, sitzt rasch auf der Strasse; einträglicher Job ade! Boni sind Schweigegelder. Zugunsten des eigenen sich prall füllenden Portemonnaies arbeitet man gerne auch für die USA-Finanzpolitik, egal ob da Haus und Hof des eigenen Landes gefährdet werden oder gar drauf gehen. Die Finanzkrisen zeigen diese Haltung überdeutlich. Deshalb sitzen bei uns an den wichtigen Stellen (Investmentbanken, Internat. Kontrollstellen, Aktionariate, Notenbanken usw.) nur zu oft Engländer oder Amerikaner. Nicht weil sie besser sind als die anderen, sondern die verlässlicheren Informanten und Manipulatoren für die Hochfinanz präsentieren. Unsere Politik spielt in diesem Rahmen nur noch eine Nebenrolle, in der sie sich unterzuordnen hat. Tragisch!
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Wie wäre es mit einem Engländer oder einem Amerikaner als Bundesrat …
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Die UBS überweist im Zusammenhang mit der Libor Affäre 1.5 Mia nach Amerika !!
Heisst der begünstigte Obama ?? -
Es wird wohl immer beissend bleiben, wenn ein hochgespülter Amerikaner (Ausländer) einen hohen Posten bei einem (inländischen) Regulator annimmt.
Es wäre toll zu erfahren, welche schweizer Persönlichkeiten im Ausland in solch wichtige Ämter kommen (gehievt werden).
Kann mich bitte jemand aufklären?
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@ Wahrheit (nomen et omen)
Mark Branson ist nicht Amerikaner!
He is very British and speaks fluently German.
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Ich habe vor einem Monat von einem gut vernetzten amrikanischen Anwalt vernommen, dass die amerikanische Justiz auch gegen einzelne FINMA-GL-Mitglieder ermittelt, da die FINMA anscheinend schweizerische Banken dazu zwingt, amerikanische Kunden zu diskriminieren. Bin Mal gespannt was da rauskommt….
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Diese Frage muss man gelten lassen. Auch wenn er ein Engländer ist. Und dass er Deutsch spricht ist nicht explizit rauszustreichen. Ich kenne eine ganze Menge Schweizer, die englisch sprechen.
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Wie kann man etwas verlieren, z. B. eine gute Reputation, was man schon länger nicht mehr besitzt?
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wir sollten es bei aufsichtsbehörden und beim obersten verwaltungskader halten wie beim polizei kader. ausländer nur in klar zu begründenden ausnahmefällen, also mit einem klaren bezug zum land (ausbildung, familie, langjährige berufstätigkeit) und seit mind. 10 jahren im land ansässig.
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Der Ansatz ist richtig. Ich frage mich, ob die Aufzählung nicht unbedingt um die Punkte „Sprache“, „Sprachverständnis“ und „Kultur und Benehmen“ erweitert werden muss. Als Utopie könnte wird der Wunsch nach einem „soliden Rückgrat“ gewerte.
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Es wäre an der Zeit, dass auch ein Schweizer in die amerikanische Bankenaufsicht oder sogar in die US Justizbehörde gewählt wird, um der amerikanischen Gegenseite bei den Verhandlungen zu helfen. Mark Branson scheint mehreren Herren zu dienen! Einfach unglaublich wie naiv wir Schweizer sind!
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Schöner Artikel mit Substanz. Das ist es, was die Herzen bewegt, nicht dieser ZKB-Shit.
Vielen Dank!-
Kurzsichtig. Beide Artikel sind wichtig! Es sind nämlich gerade solche knochenlose Sonnenkapitäne, wie das oberste Kader der ZKB, welche uns ständig mit Angelsachsen beglücken. Wenn dann Kritik geübt wird, gibt’s eine Entlassung. Wetten, dass bei den beiden Entlassenen kein Angelsachse ist? Also nochmals: beide Themen sind im Rahmen eines grösseren Ganzen zu sehen.
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Herr Branson ist nicht mehr tragbar. Jedem Banker wäre schon längst die Gewähr entzogen worden. Auch Herr Wyss (intern „Dumbo“ genannt) sollte schon lagen den Hut nehmen, nachdem er unzählige Banken wissentlich und willentlich bedrängt hat (bspw. Tempus Bank).
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Tempus Bank?! – Das wäre auch einmal eine Story wert. Insbesondere der Seitenaspekt des aus dem Ruder gelaufenen BA Ernst Roduner (ehemaliger Aargauer Obergerichtspräsident). Dürfte aber, gem. Herr Hässig, wahrscheinlich alles schon zu lange zurückliegen.
Wie andere Banking Stars ist auch Oskar Hollenweger im noblen Stockerhof ein- und ausgegangen, bis ihn die Roschacher-Truppe dort zu Unrecht abholte.
P.S. NZZ vom 5.9.13 (Seiten 28/29): „Die Basler Kantonalbank expandierte im Private Banking nach Zürich und scheiterte kläglich!“
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Herr Branson ist ein Trojaner bei der FINMA, einer Behörde, welche eh schon Grossbanken hörig ist.
Die FINMA sollte mucksmäuschen still sein, wenn es um US-Kunden der UBS geht. Damals hat sie mit Wissen und Wollen die US-Kunden an andere Banken ziehen lassen und heute führt sie deswegen eine „grosse Schnörrä“.-
Schon wieder ein besonders geistreicher Kommentar von „Tom R.“….
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….noch mehr, die FINMA verhilft u hat der UBS zu einem gewaltigen Wettbewerbsvorteil verholfen via der executiven Frau aus dem bündnerischen Felsberg. Der Maulwurf Branson tut und tat sein übriges. Passieren wird nichts, da die FINMA die Speerspitze der BDP Exponentin ist. Der VR der FINMA ist eine Ansammlung von Nonvaleurs, der Direktor eine mina vagante. Ruhig weiterschlafen gem. Tagesbefehl, der von den bürgerlichen Linksparteien FDP, CVP, BDP, SP et al. aufgesetzt wurde. Die SVP ist schon längst im Réduit verschwunden.
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@rk
Ihre Argumentation greift zu kurz:
Für die Geschäftsmodelle der Banken sind die Banken selbst verantwortlich und nicht die Politik. Benennen Sie doch die Verantwortlichen in den diversen Banken und Finanzgesellschaften. Dann liefern sie wenigstens einen Beitrag zu mehr Transparenz!
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Ist doch schön, hat der Branson in Bern noch ein sicheres Positiönchen gefunden, in der er noch ein kleines bisschen etwas zu sagen hat.
Ist doch schön, hat der Branson in Bern noch ein sicheres Positiönchen gefunden, in der er noch ein kleines bisschen…
Herr Branson ist ein Trojaner bei der FINMA, einer Behörde, welche eh schon Grossbanken hörig ist. Die FINMA sollte mucksmäuschen…
Herr Branson ist nicht mehr tragbar. Jedem Banker wäre schon längst die Gewähr entzogen worden. Auch Herr Wyss (intern "Dumbo"…