Doktor Patrick Raaflaub muss die Too-Big-To-Fail-Grossbanken zähmen. Selbst baut der Politwissenschaftler einen Too-Big-To-Control-Watchdog auf.
Unter Raaflaubs Führung hat sich die Finanzmarktaufsicht (Finma) in fünf Jahren zur Monsterbehörde entwickelt. Der Personalbestand schnellte von unter 400 auf fast 500 hoch.
Einen neuen Höhepunkt bildet die frisch aufgestellte Abteilung „Asset Management“. Diese sollte den erwarteten Ansturm der externen Vermögensverwalter (EVV) bewältigen.
20 gut bezahlte Leute stellte Raaflaub ein, um das revidierte Kollektivanlagegesetz (KAG) umzusetzen.
Hintergrund war die neue Pflicht-Lizenz für Vermögensverwalter mit eigenen Fonds im In- oder Ausland. Damit sollte europäischen Auflagen genügt werden.
Gemäss Fahrplan sollte es per 1. Juni richtig losgehen. Ab dann galt die Revision für alle EVV ernst – ausser, sie würden unter eine eng begrenzte Ausnahmeregelung fallen.
Dass dies bei vielen EVV der Fall sein könnte, damit rechnete die Finma-Spitze offensichtlich nicht. Vielmehr hatte der Regulator bereits im Vorfeld eine neue Abteilung in die Landschaft gesetzt.
Umso überraschter waren Raaflaub & Co. dann vermutlich, als sich fast niemand bei ihnen meldete.
Der erwartete Ansturm der EVV blieb jedenfalls aus, die 20 neuen Angestellten, allesamt gut bezahlte Beamte mit Anrecht auf garantierte jährliche Lohnerhöhungen, drehen seit Monaten Däumchen.
Ein Finma-Sprecher bestätigte gestern die Massen-Einstellung auf Vorrat.
„Um auf die Einführungen der Bewilligungspflicht für Asset Manager von Kollektiven Kapitalanlagen nach ausländischem Recht zu reagieren, schuf die FINMA eine neue Abteilung „Asset Management“. Dort sind momentan insgesamt rund 20 Mitarbeitende beschäftigt.“
Mangels Datenbasis sei es schwierig gewesen, die Nachfrage im Vornherein abzuschätzen, sagte der Sprecher.
Die Mini-Nachfrage nach der vermeintlich heiss begehrten Lizenz hängt damit zusammen, dass auf Druck der Branche ein Schlupfloch in die Schweizer KAG-Revision reingerutscht worden war.
Die Rede ist von zwei Ausnahmebedingungen, die kumulativ erfüllt sein müssen und die es betroffenen Vermögensverwaltern erlauben, ohne Lizenz weiterzumachen.
Die eine Ausnahmeregelung betrifft „qualifizierte Anleger“ wie Pensionskassen oder andere Institutionelle. Sind sie die einzigen Kunden eines Fonds, dann ist das die halbe Miete.
Die andere Hälfte ist die Grösse der verwalteten Fonds. Liegt diese bei maximal 100 Millionen Franken für ausländische Fonds respektive bei maximal 500 Millionen für alle verwalteten Kollektivanlagen zusammen, dann ist die zweite Bedingung erfüllt.
Es hat sich gezeigt, dass sehr viele Vermögensverwalter, die noch keine Finma-Lizenz hatten, diese beiden Auflagen erfüllen.
Das Lobbying hatte gewirkt: Dank dem in letzter Sekunde erhaltenen Loop hole brauchten sie nicht nach Bern zu pilgern.
Dass die neue Finma-Grossabteilung „Asset Management“ damit fürs Erste nichts mehr zu tun hatte, konnte ihnen vordergründig egal sein.
Die Episode wirft ein Schlaglicht auf die ausufernde Finanz-Superbehörde. Diese hat das Land mit Ablegern überzogen und wächst scheinbar unkontrolliert.
Für das laufende Jahr bewilligte der Finma-Verwaltungsrat ein Budget von 481 Vollzeitstellen. Das entspricht einem exorbitanten Anstieg.
Im Vorjahr hatte die Behörde nämlich erst „durchschnittlich 477 Mitarbeitende, verteilt auf 442 Vollzeitstellen“. Von 442 auf 481 macht 39 neue Jobs, entsprechend einem Sprung um 9 Prozent. Es ist lediglich die letzte Zunahme in einer Reihe der letzten Jahren.
Bei den Finma-Leuten handelt es sich um Hochqualifizierte. Das geht aus einem Beschrieb hervor, den die Aufsicht auf ihrer Webseite publiziert.
Dort heisst es: „Das Personal setzt sich aus einer breiten Palette von Spezialisten zusammen, die interdisziplinär zusammenarbeiten. Juristen, Ökonomen, Mathematiker, Wirtschaftsprüfer, Aktuare, Rechnungslegungsexperten, Anlagespezialisten und andere Fachkräfte sind in der FINMA tätig.“
Die verpflichteten Spezialisten haben ihren Preis. Entsprechend dürften die Personalkosten unter Finma-Direktor Raaflaub massiv angestiegen sein.
Schlagzeilen schrieb die Bezahlung von Finma-Bankenchef Mark Branson. Um den UBS-Topshot im 2010 für die Finma zu gewinnen, brauchte es eine Salär-Ausnahmebewilligung des Bundesrats.
Weitere Kosten fallen durch viele Untersuchungen an, welche die Finma durch externe Fachleute und Revisionsgesellschaften ausführen lässt.
Die Banken-Aufsicht begründet das Vorgehen regelmässig damit, dass sie zu wenig Kapazitäten hat und es nicht sinnvoll sei, für Sonder-Ermittlungen eigene Personalressourcen aufzubauen.
Die vermutlich massiv gestiegenen Personal- und sonstigen Ausgaben tragen die überwachten Banken, Vermögensverwalter und übrigen Finanzmarktplayer.
Dazu schreibt die Behörde: „Die Kosten der FINMA werden über Gebühren und Aufsichtsabgaben vollumfänglich durch die Beaufsichtigten finanziert.“
Damit haben Raaflaub und seine Finma eine Art Perpetuum mobile entwickelt: Wachstum ohne Grenzen, da kein Politiker aufschreit.
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“… Die Kosten der FINMA werden über Gebühren und Aufsichtsabgaben vollumfänglich durch die Beaufsichtigten finanziert …” – also, was soll das Geschrei – einen Job, in dem man, selbstverständlich auf „gesetzlicher Grundlage“, tun und lassen kann, was man will, ohne dass das „Hausbudget“ tangiert ist – oh Traum, oh Traum, wann endlich klopfst du auch einmal an MEINE Tür‘
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Die grosse Ohnmacht von uns Kommentarschreibern ist doch, dass wir gegen all diese Misstände machtlos sind, dass nur Bund u. Parlament etwas gegen eine FINMA unternehmen könnte. Geschehen tut aber nichts! Deshalb: Eine Initiative zur Untersuchung der Eigeninteressen „bankenhöriger“ Parlamentarier und FINMA-Manager könnte Bund u. Parlament vielleicht „wecken“. Theoretisch wäre es ja möglich! Wo findet sich der nächste Minder oder Wermuth mit der entsprechenden Ausdauer?
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Jeder Topf findet seinen Deckel…. wenn es die Banken und Asset Manager offensichtlich nicht hinbekommen faire Produkte anzubieten bedarf es nunmal einer stärkeren Kontrollinstanz. Die Politik und ihre liberale Regulierung haben ebenfalls seit Jahrzehnten einen Flickenteppich hinterlassen, der die angeblich so tolle „Rechtssicherheit“ in der Schweiz Lügen straft.
Standardisierung schafft Effizienzvorteile und niedrigere Kosten. Ich hoffe die Finma kann diese nun angeblich unterbeschäftigten Experten zumindest mit konzeptionell-strategischen Themen beschäftigen und dem EDF und den betroffenen Banken bei den anstehenden Vergangenheitsbewältigungen zur Seite stehen.-
Wo lebst Du denn? Kapitalismus heisst freie Marktwirtschaft. Das funktionniert nur wenn der Staat zwar Rahmenbedingungen schafft aber sich weitgehend raushält um den Wettbewerb nicht zu stören. In der Schweiz haben wir keinen Kapitalismus aber dafür immer mehr Richtung Kommunismus. Die Finma zerstört das Bankengeschäft anstatt dafür zu sorgen, dass sie wieder zurück zu Stabilität findet. Wach auf Du Genie.
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Wie dieser ach so tolle Wettbewerb in gemeinsamer Absprache gegen den Rest der Gesellschaft funktioniert hat man ja neuestens mal wieder im Liborskandal etc. gesehen, als ob die so arg schwer arbeitenden Banker nicht nur aus reinem Eigennutz agieren würden. Seltsames Menschenbild, meinst Du auch sobald jemand die Millionengrenze beim Salär erreicht hat wird ihm ein Heiligenschein verliehen?
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Die Politiker schreien da nicht auf, wie oben gesagt. Aber wir, die Bankkunden, schreien auf. Denn all diese Kosten und Spesen versuchen die Banken und Vermögensverwalter irgendwie wieder reinzuholen. Zum Beispiel durch diskrete Erhöhung der Gebühren, Senkung der Zinsen auf Sparkapitalien und anderen Anlagen. Kein Zweifel: Früher oder später zahlen wir alle diesen oben beschriebenen Finma-Leerlauf. Die Finma scheint eine neue heilige Kuh zu sein: Kein Politiker wird dort Mässigung anmahnen, denn die Banken müssen ja Druck spüren, das ist Konsens.
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genau so läuft es ! ganz am schluss zahlt auch hier der kleine kunde die zeche ! oder glaubt jemand, dass die Millionenvermögen bereit sind, die höheren kosten zu tragen ? finma über alles…… Freude herrscht !
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Nicht vergessen auch bei der Finma gilt das Prinzip ein “ Häuptling ist je wichtiger wie mehr Indianer er hat“ Und bei einem grossem Stamm wird der Häuptling besonders gut genährt.
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Diffuse Überregulierung
————————Die FINMA folgt nur dem Willen der
politischen Klasse. Deren Vorstellungen
von zukünftigen CH-Bankenplatz ist
von Führungsschwäche gekennzeichnet -
Nicht zu vergessen sind die Vermögensverwalter, welche ihre Geschäftsaktivitäten bereits in weiser Voraussicht nach Liechtenstein verlegt haben, wo bereits ihre Fonds registriert sind.
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Tolle Notschlafstelle für Beamte mit hohen Lohnansprüchen? Ist an der Einsteinstrasse in Bern zu finden. Weder beim LIBOR-, ASE- noch beim UBS-Skandal merkten diese vielen Wachhunde etwas bevor es schon viel zu spät war…
Wie wird es beim nächsten grossen Bankenskandal oder einer Immokrise in der Schweiz aussehen? Vermutlich nicht anders.
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Nicht ganz korrekt. Zumindest beim Yen-Libor könnte Herr Mark Branson, das ist der mit dem hohen Salär, schon vor der FINMA wissen was Sache ist.
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Ist ja witzig, dass dem revCISA (KAG) keine Strukturierten Produkte unterstellt sind, wo ja die meisten Anleger in diesen Bereichen massiv Geld verloren haben, und nicht mit koll. Kapitalanlagen. Das scheint eine pseudo Erhoehung der investor protection zu sein. Ja nu, mal schauen was dann das Fidleg noch so mit sich bringen wird…
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Naja, Strukkis sind halt keine kollektiven Kaptialanlagen (per Definition). Daher haben Sie halt im KAG nichts verloren.
PS: Das KAG regelt immerhin den Vertrieb von Strukkis. Denke man wusste einfach nicht wohin mit den Vertriebs-Regeln, da hat man diese einfach ins KAG aufgenommen
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Immer weniger Banken dafür immer höhere Kosten durch die FINMA. Eine sehr gute Entwicklung ! Im uebrigen stellt sich natürlich aus die Frage, wer denn die FINMA beaufsichtigt, gerade auch was deren vermutete Kostenexplosion betrifft ? Letzte Frage: Würde die FINMA bei Annahme der 1 : 12 Initiative auch unter diese neuen Lohnvorgaben fallen ?
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das einzige, was mir zur aussage “ “Das Personal setzt sich aus einer breiten Palette von Spezialisten zusammen, die interdisziplinär zusammenarbeiten. Juristen, Ökonomen, Mathematiker, Wirtschaftsprüfer, Aktuare, Rechnungslegungsexperten, Anlagespezialisten und andere Fachkräfte sind in der FINMA tätig.” einfällt, ist das neue anleger-informations-formular, welches ab 1.1.14 auf geheiss der obigen fachspezialisten zur pflicht für jeden finanzberater wird.
sollte dem kunden, der sich ein ausgewogenes portfolio zusammenstellen lassen will, bond- und aktien-fonds und -etf’s empfohlen werden, muss dies zwingend in einem recommendation report dokumentiert werden. sollte der berater dazu hingegen keine lust verspüren, schlägt er dem kunden ein paar individuelle bonds vor, kombiniert mit einer auswahl von aktien in form von direktanlagen.
trotz des wesentlich erhöhten risikos im letzteren fall fällt die pflicht zur erstellung dieses „anlegerschutz-formulars“ ganz offiziell weg, welches die finma im übrigen nur dem bafin (D) abgeschaut hat!!!es scheint, als bauen wir in der CH eine weitere behörde auf, die irgendwelche regeln erfindet, die zwar gut tönen, aber beim ersten genaueren blick jeglicher logischen grundlage entbehren! dass diese behörde auch viel kostet, stört niemanden, da sie ja durch die banken bezahlt wird! die das ja niemals den kunden weiterbelasten. wie die zkb, die CS, die UBS mit ihren gebührenanpassungen ja belegen. (ironie off)
somit: gratulation an die 20 spezialisten: trinkt kaffee, freut euch über die automatische lohnerhöhung beim bund (siehe artikel heute in der NZZ) und spielt weiterhin beamtenmikado: wer sich zuerst bewegt, hat verloren!
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na wenn die finma auch ähnlich viele sog. „spezialisten“ aus de rekrutiert wie die banken, muss man sich nicht wundern, wenn die bafin anforderungen auch in züri endemisch werden.
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Ade schöne liberale Schweiz, wo Selbstverantwortung mehr zählte als der Staat ! Jetzt übernehmen die Regulatoren der FINMA und werden in kommunistischer Art und Weise (wie das die BAFIN in Deutschland schon reguliert hat; siehe FAZ Bericht vom August !) ein riesiges Regulationsdispositiv aufziehen für die Anlageberatung und Vermögensverwaltung. Alles unter dem Deckmantel des Konsumentenschutzes, dabei wird es am Schluss so sein, dass die guten und verantwortlichen Berater den Job an den Nagel hängen (siehe wiederum Deutschland), denn keiner getraut sich mehr den Kunden zu beraten, weil der Berater für jedes und alles haften wird. Es lebe das Sparbüchlein mit 0.50 % Jahreszins, was ja eine bereits grossangelegte erlaubte Enteignung durch den Staat darstellt (der Betrug am Sparer ist mit diesen miesen Zinsen seit 5 Jahren voll im Gange !) nur thematisiert das leider niemand ! Es lebe der Staat, vernichtet die Eigenverantwortung und das liberale Denken und seid noch so naiv zu glauben, dass uns der Wohlstand so erhalten bleibt ! Die Kommunisten haben alles bis in’s letzte Detail reguliert und sind gescheitert und wie jetzt weiter mit der Schweiz ?
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Wenn man all die Verfehlungen der Banken der letzen Jahre summiert, wäre es vermutlich angebracht, die Behörde auf 750 Vollzeitstellen aufzustocken. Dies im Intesse der CH-Volkswirtschaft und leidtragenden Mitarbeiter, welche die Suppe nun auslöffeln dürfen.
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Da können auch 1000 Leute sitzen – auch das hätte die Verfehlungen von UBS und CS nicht verhindern können.
Der Witz am Ganzen, wir alle bezahlen diesen Verwaltungs- und Überwachungsapparat durch Bankgebühren!
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Naja das mit den Grösse des Fond ist wohl kaum ein Loophole das ganz zum Schluss eingeführt wurde. Soweit ich weiss hat man da einfach nur den analogen passus wie in der EU übernommen, ist also keinesfalls ein schweizerisches Regulationsloch welches aufgrund von Lobbying reinrutschte. Zudem macht das Sinn da sonst eine Neugründung eines Funds sofort von immensen Regulationskosten erschlagen würde…Auch so ist die Neugründung eines Funds schwierig genug…
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Sind ja bei Leibe nicht die ersten Beamten im schweizerischen Verwaltungsapparat die nur rumstehen….
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Da fragt man sich schon, warum es dann in der Schweiz immer noch fast 2 Jahre geht, bis man eine Finma-Lizenz erhält, um einen Fonds nach CH-Recht zu lancieren. Arbeitskräfte hätte man ja genug um alles ein bisschen speditiver zu verarbeiten.
Grundgedanke mit der Einführung des neuen KAG war v.a. den Fondsplatz Schweiz attrativer zu gestalten. Bewirkt wurde das Gegenteil… Vielleicht sollte man sich bei der Finma fragen, warum die meisten Fonds immer noch in Luxemburg zugelassen werden? Ob es wohl an der Quellensteuer liegt… oder vielleicht an der Abwicklungsgeschwindigkeit…
Eigentlich schade, man kopiert die guten, bewährten Strukturen aber die wichtigsten Merkmale werden vergessen!
Hauptsache wird sind jetzt zügig am Überregulieren in der Schweiz, blasen die Behörden auf und alles wird schön geredet. -
Dreht der FINMA den Geldhahn zu, dann löst sich das Problem von selbst.
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Was bringt uns das grosse Gejammer, oder die zum Teil deplacierten Kommentare zu diesen offensichtlichen Missständen? Wer wäre denn bereit, etwas dagegen zu unternehmen? Und wer müsste in erster Linie dafür angeschrieben werden? Es wäre an der Zeit zu handeln, aber mit fairen Mitteln. Vorschläge nehme ich gerne entgegen. Also bitte meldet Euch. Schönes Wochenende.
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Dreht der FINMA den Geldhahn zu, dann löst sich das Problem von selbst.
Da fragt man sich schon, warum es dann in der Schweiz immer noch fast 2 Jahre geht, bis man eine…
Sind ja bei Leibe nicht die ersten Beamten im schweizerischen Verwaltungsapparat die nur rumstehen....