Es ist spannend, sich dieser Tage Gedanken zum Finanzsektor zu machen. Die Kurse der Europäischen Banken haben dieses Jahr rund 40 Prozent an Wert verloren und sind auf ihre historischen Tiefststände von 1990 und 2009 zurückgefallen. Das Vertrauen der Investoren ist schwerstens beschädigt und das Vertrauen der Banken untereinander ebenfalls.
Die Liquidität für die peripheren Länder und der Banken kommt von der EZB und wird, um auf Nummer sicher zu gehen, dort auch gleich wieder parkiert. Damit steigen die Risiken eines Kreditengpasses und einer Rezession. Die Schlagzeilen in den Medien werden durch Fusionen, Integrationen, Restrukturierungen, Managementwechseln und Neugründungen dominiert. All dies geschieht in einem Umfeld von fallenden Aktienkursen, steigenden Volatilitäten und Zins-Spreads, neuen Regulierungen und hoher Risikoaversion bei den Investoren.
Vor diesem Hintergrund sollten die Banken rekapitalisieren, redimensionieren und repositionieren. Dabei erstaunt es vor allem, dass bis anhin praktisch noch keine Bank ihr Geschäftsmodell und ihre Strategie grundsätzlich den neuen Gegebenheiten angepasst hat. Ebenso wurden die Kosten bisher nur kosmetisch optimiert und nicht massiv gesenkt. Das gilt für die Grossbanken, die noch immer unter ihrem überdimensionierten Investmentbanking leiden, aber auch für die Vermögensverwaltungsbanken, deren Profitabilität sich in den letzten drei Jahren dramatisch verschlechtert hat.
Und den Preis für das geradezu obszessive Streben nach Marktanteilen auf Kosten der Profitabilität haben bisher vor allem die Aktionäre und nicht die Managements der Banken bezahlt. Wir sind davon überzeugt, dass die mit dem „Big Bang“ in London 1986 gestartete globale Liberalisierungswelle und Finanz-Boom-Phase mit der grossen 2008/09 gestarteten Finanzkrise zu Ende gegangen ist. Um einen nachhaltigen Neuanfang zu ermöglichen muss nun Ursachenbehandlung und nicht Symptomtherapie betrieben werden.
Es waren regulatorische Arbitragemöglichkeiten, die das unkontrollierte Wachstum eines Schattenfinanzsystems ermöglichten; die Stimulierungspolitik der Zentralbanken und Fiskalbehörden, die jede wiederkehrende Finanzkrise mit immer mehr Geld, mehr Schulden und immer tieferen Zinsen „bekämpfte“; und nicht zuletzt asymmetrische Anreizstrukturen in der Finanzindustrie, die eine Sozialisierung der Verluste und Privatisierung der Gewinne ermöglichte.
Die Rückbesinnung in Richtung Trennbankensystem ist ebenso folgerichtig wie unaufhaltsam. Dies ist aus Aktionärssicht, aus finanzsystemischer und Kundensicht wünschenswert und überfällig. Die Performance der integrierten europäischen Universalbanken über die vergangenen gut zwei Jahrzehnte ist bei null. Ein passives Investment im Gesamtaktienmarkt hätte diese Performance bei Weitem übertroffen, und dies bei gleichzeitig deutlich weniger Risiko.
Die Frage aus Investorensicht bleibt wo, wann und wie im Finanzsektor investieren. Denn der Finanzsektor bleibt bei jeder marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung von zentraler Bedeutung und muss und wird rehabilitiert werden, ansonsten sich auch die Realwirtschaft nicht erholen kann. Das Timing ist immer schwierig, aber in der historischen Kursentwicklung befinden wir uns auf den absoluten Tiefstständen und die Stimmung ist dementsprechend katastrophal.
Generell bevorzugen wir auf Spezialgebiete fokussierte, stark positionierte und gut gemanagte Unternehmen in Bereichen wie Asset Management und Investmentbanking. Die global tätigen Grossbanken verfügen über starke Markennamen, hochstehende Infrastruktur und wettbewerbsfähige Geschäftsaktivitäten in der Vermögensverwaltung und im Retail- und Corporate Banking. Was fehlt ist der Auslöser, die Zukunft nicht re-aktiv, sondern aktiv anzupacken.
Sie schreiben nicht nur vollkommen langweilig, sondern auch Quark.