Die USA haben ihre Drohung wahr gemacht. Gestern gaben sie bekannt, dass sie die Bank Wegelin wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung anklagen würden.
Wegelin war darauf vorbereitet, das Nicht-US-Geschäft wurde vor Wochenfrist an Raiffeisen verkauft. Die zurückbleibenden Partner müssen sich nun vor einem US-Gericht verantworten.
Zwei Fragen wirft die Eskalation im US-Steuerkrieg auf. Warum jetzt? Und: Who’s next?
Alle Schweizer Banken haben die US-Forderungen stets erfüllt. Auch Wegelin. Die Bank lieferte im Herbst statistisches Datenmaterial und kürzlich konkrete Dokumente über ihr US-Offshore-Geschäft in die USA.
Die Wegelin-Bank als einziges renitentes Institut unter den angegriffen elf Schweizer Banken – das gibt es nicht. Höchstens einen Wegelin-Chef Konrad Hummler, der als einziger Schweizer Banker die US-Methoden öffentlich kritisierte. Doch das reicht nicht als Erklärung für einen Sonderfeldzug gegen Wegelin.
Richtet sich die US-Anklage also nur vordergründig gegen Wegelin und ist in Tat und Wahrheit der ganze Finanzplatz gemeint? Vieles spricht dafür. Amerika scheint die Geduld mit der Schweizer Regierung verloren zu haben.
Ein Jahr schon dauern die Verhandlungen um eine zweite grosse Datenlieferung, nachdem im Fall UBS ab Sommer 2010 rund 4’500 US-Kunden offengelegt wurden.
Doch die Schweiz lässt sich Zeit. Das Parlament will im Frühling den Weg freimachen, der Bundesrat betont bei jeder Gelegenheit, dass es diesmal im Unterschied zum UBS-Fall kein Notrecht geben dürfe. Wann Washington endlich Daten kriegt, ist noch völlig offen.
Die USA zeigten schon einmal, dass sie nicht ewig warten wollen. Als die Schweiz im Herbst 2008 keine UBS-Kunden am Rechtsweg vorbei offenlegen wollte, klagten die Amerikaner die Nummer 3 der Bank an und drohten gleichzeitig mit einem Vorstoss gegen den Präsidenten sowie die Bank. Kurz darauf knickte die Schweiz ein.
Das Gleiche ist heute im Gang. Vor Monatsfrist klagten die USA 3 Wegelin-Mitarbeiter an und nannten einen der Partner einen „Co-Konspirator“. Hinter den Kulissen machten die USA klar, dass sie als Nächstes die Bank anklagen würde, wenn nicht sofort Kundendaten geliefert würden.
Wegelins Pech war, dass die Bank das schwächste Glied in der Kette war. Die Hummler-Bank genoss keinen politischen Schutz, ihr Chef reizte den Angreifer durch trotzige Anti-USA-Parolen, die Partnerstruktur entpuppte sich als Schönwetterkonstrukt, das sturmreif geschossen werden kann.
Das wussten die USA, also knöpften sie sich Wegelin vor. Die Botschaft richtet sich aber an Bern: Entweder, Ihr gebt uns die Kundennamen, oder wir machen weiter.
Für diese These spricht, dass Wegelin nicht einfach besonders dumm oder besonders aggressiv war, was das Geschäft mit unversteuerten US-Kundenvermögen betrifft.
Die Bank hatte zwar in der heissen Phase nach dem Rausschmiss dieser Kunden bei der UBS rund 1 Milliarde Dollar an Neugeldern akquiriert. Aber andere standen dem nicht gross nach.
Die Basler Kantonalbank kam zuletzt auf rund 600 Millionen Dollar US-Assets, nachdem externe Berater ihre langjährigen Amerika-Kunden im grossen Stil von der UBS zu den Baslern gebracht hatten.
Auch Julius Bär jagte die US-Kunden der UBS und offerierte zuletzt grosszügige Kickbacks für die externen Berater.
Besonders aktiv war die Zürcher Kantonalbank. So zahlte die ZKB ab Frühling 2008 die höchsten Vermittlungskommissionen.
Die ZKB wurde den US-Kunden als sicherer Hafen angepriesen. „Die Amerikaner waren nach dem Rausschmiss bei der UBS verunsichert und wollten auf Nummer sicher gehen“, sagt ein externer Vermögensverwalter, der US-Kunden vermittelte. „Die ZKB war die ideale Wahl.“
Eine Anklage gegen die ZKB oder die Basler KB wäre ein grösseres Risiko für die Amerikaner. Die USA würden nicht einfach das Lebenswerk von ein paar Partnern bedrohen, sondern sie würden einen Kanton und dessen Bevölkerung herausfordern.
Dort wäre zwar viel Geld zu holen, doch der betroffene Kanton würde sich zur Wehr setzen und das Institut mit staatlichen Mitteln stützen.
Vielleicht käme es gar zum nationalen Schulterschluss, dann hätten die USA das ganze Land gegen sich und sähen ihr Hauptziel, die Namen der US-Steuersünder, gefährdet.
Das sind Planspiele. Entscheidend ist, dass Wegelin kein Einzelfall war. Bern muss liefern, sonst folgt der nächste Angriff auf die nächste Bank. Erneut steht Notrecht vor der Tür.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zu kurz gedacht und schlicht lächerlich – @Schweizermann @Shmuel. – Die Gier der Banker war es die uns in diese Situation brachte. Auszufressen hats die Politik.
Die Schweiz besteht nicht nur aus Banken, ein wenig über den Tellerrand blicken würde helfen. -
Der Schweiz fehlt es an politischer Intelligenz!
Tages Anzeiger vom 3.2.2012
«Die Schweiz muss Obama blamieren – dann dreht sich das Blatt» -
Die Schweiz schafft sich ab!! Unsere Kinder werden es uns danken. Aber wenigstens haben wir dann multi-kulti, Friede-Freude-Eierkuchen und alle ein Bankkonto in Deutschland, Frankreich oder Asien.
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Die linken Parlamentarier möchten doch den Kapitalismus abschaffen. Nun sind sie auf dem besten Weg den Wohlstand in der Schweiz abzuschaffen. Sie sägen am Ast auf dem wir alle sitzen. Auf der internationalen Politbühne haben sie uns zudem auch lächerlich gemacht.
Bravo, weiter so! Bald ist die Schweiz wieder ein Bauernland.
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… und Schlumpfhausen schläft. Guten Nacht, Schweiz
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... und Schlumpfhausen schläft. Guten Nacht, Schweiz
Die linken Parlamentarier möchten doch den Kapitalismus abschaffen. Nun sind sie auf dem besten Weg den Wohlstand in der Schweiz…
Die Schweiz schafft sich ab!! Unsere Kinder werden es uns danken. Aber wenigstens haben wir dann multi-kulti, Friede-Freude-Eierkuchen und alle…