Pierin Vincenz tingelt durch den Schweizer Blätterwald. In markigen Interviews verteidigt der bullige Bündner Macho seinen 400-Millionen-Kauf der Wegelin-Bank. Diese heisst heute Notenstein und ist das Private-Banking-Kompetenz-Center von Vincenz‘ Raiffeisen-Gruppe.
Hinter den lauten Tönen steckt Ignoranz oder Unsicherheit. Vincenz gibt Standpunkte zum Besten, die nichts mit der Realität zu tun haben.
„Adrian Künzi, früherer Wegelin-Teilhaber und nun Notenstein-Chef, hatte nie etwas mit dem Offshore-Geschäft der US-Kunden zu tun“, sagte der Raiffeisen-Boss vor Wochenfrist der NZZ.
Künzi war einer von 8 unbeschränkt haftenden Teilhabern der Wegelin-Bank. Wie alle Partner sass auch der junge Künzi in der Geschäftsleitung, zusammen mit weiteren Wegelin-Kaderleuten, die nicht mit eigenem Geld im Risiko standen.
Die Geschäftsleitung war das Gremium, das bei Wegelin alle Weichen stellte. Dazu gehört der Beschluss, die US-Kunden mit unversteuerten Vermögen zu übernehmen, die ab 2008 von der UBS auf die Strasse gestellt wurden und eine neue Banken-Heimat suchten.
„Die US-Offshore-Strategie wurde in der Geschäftsleitung immer wieder thematisiert“, sagt eine Quelle. „Es gab starke Befürworter und starke Gegner, zuletzt waren alle Mitglieder des Gremiums einverstanden mit dem Weg.“
Künzi war offenbar nicht die treibende Kraft hinter der US-Strategie. Und ohne Segen der beiden Ober-Teilhaber Otto Bruderer und Konrad Hummler passierte nie etwas in der Wegelin-Bank.
Doch der neue Notenstein-CEO und Vincenz-Buddy hat im Unterschied zu anderen Wegelin-Partnern eine besondere Hypothek rund um die US-Vergangenheit der Wegelin. Diese hat den St.Gallern vor Monatsfrist das Genick gebrochen.
Künzi war Chef der Romandie von Wegelin, und die Romandie war kaum frei von UBS-Kunden aus Amerika.
Das Gegenteil ist wahrscheinlich. Dafür spricht allein schon Bradley Birkenfeld, der berühmt-berüchtigte Whistleblower der UBS, der am Anfang der US-Tragödie steht. Birkenfeld war im Genfer Amerika-Team der Grossbank tätig.
Von 2001 bis 2005 betreute der Amerikaner zusammen mit einem Dutzend weiterer Beraterkollegen US-Kunden mit unversteuerten Millionenvermögen aus der Geschäftsstelle der UBS in der Rhône-Stadt. Weitere zwei Dutzend Kundenberater sassen im UBS-Bärengasse-Sitz beim Paradeplatz, ein halbes Dutzend war in Lugano für die UBS tätig.
Als die US-Affäre im Mai 2008 platzte, standen die Amerika-Kunden von Birkenfeld und weiteren UBS-Relashionship-Managern in Genf vor einer schwierigen Wahl. Sollten sie sich bei ihrem Fiskus selber anzeigen und ihre Steuerschuld mit einer hohen Busse und unter der Gefahr von Gefängnisstrafen begleichen? Oder sollten sie sich bei einer anderen Bank verkriechen?
Viele wählten den zweiten Weg. Rasch sprach sich auf dem Finanzplatz Genf herum, welche Banken US-Offshore-Kunden der UBS bei sich aufnehmen würden. Darunter befanden sich auch Künzis Genfer und Lausanner Wegelin-Niederlassungen.
Die Verantwortlichen machen ein Geheimnis darum, ob Wegelin in der Westschweiz schliesslich US-Kunden der UBS in der heissen Phase ab 2008 aufgenommen hatte und wie stark Künzi operativ involviert gewesen sein könnte.
„Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Privatbank Notenstein und ihre Organe derzeit nicht in der Lage sind, zu Angelegenheiten von Wegelin&Co. irgendwelche Auskünfte zu erteilen“, sagt eine Notenstein-Sprecherin. „Als Privatbank Notenstein verweisen wir Sie an die bereits veröffentlichten Aussagen und Statements von Raiffeisen und Wegelin und haben dem nichts hinzuzufügen.“
Der Grund für die Nicht-Antwort könnte sein, dass noch nichts über US-Kunden der UBS in der Westschweiz bekannt geworden ist. Das wiederum könnte mit jenem Fall zusammenhängen, der am Anfang der Wegelin-Geschichte steht.
Auch die Sankt-Galler haben nämlich ihren Whistleblower, doch der war bei Wegelin Zürich tätig und konnte den USA nur über die Zürcher Geschäftspraxis gerichtlich verwertbare Aussagen machen.
Die zuständige Raiffeisen-Zentrale tut sich sichtlich schwer mit dem Thema Notenstein-Chef und US-Vergangenheit. „Nach meinem Kenntnisstand war da nichts mit US-Kunden“, sagt Raiffeisen-Sprecher Franz Würth.
Kader-Genosse Würth schiebt die heisse Kartoffel weiter an die Berner Bankenaufsicht. „Die Finma hat das ja genau angeschaut und uns grünes Licht gegeben“, sagt der Sprecher.
Gleich argumentierte Ober-Raiffeisen-Mann Vincenz in seinem NZZ-Interview. „Uns wurde (von der Finma, die Red.) glaubhaft dargestellt, dass kein Risiko besteht.“
Der Druck auf Vincenz wächst an weiteren Notenstein-Fronten. In Medienberichten ist von Milliardenabflüssen von bisher treuen Wegelin-Kunden die Rede.
Verluste aus solchen Kundenabflüssen fallen nicht unter die laufende Nach-Due-Diligance-Prüfung. Diese könnte noch zu einer Reduktion des Kaufpreises führen, den Vincenz mit den Wegelins vereinbart hat.
Üblich ist bei solchen Deals, dass ein Teil des Verkaufspreises mit einem Vorbehalt zurückbehalten wird. Sollten Altlasten zum Vorschein kommen, verfällt diese Summe.
Das würde erklären, warum Raiffeisen-Chef Vincenz bezüglich Notenstein-CEO und dessen möglicher US-Hypothek den Ball der Berner Finma zuspielt. „Ich konnte in guten Treuen von einer unbelasteten Bank ausgehen“, will Vincenz sagen.
Würde das genügen, um den Wegelins geschätzte 100 Millionen weniger für ihre Bank zu zahlen? Es wäre wohl der Härtetest für die einzigartige Freundschaft zwischen Raiffeisen-Bulle und smarten Wegelin-Chefs.
ist man automatisch lehrer, weil 9 jahre schule besucht wurden? so ein blödsinn…
Adrian Künzi war einige jahre bei Goldman Sachs tätig, also der US Bank schlecht hin tätig. Er weiss also ganz genau wie das US Geschäft läuft.