Im modernen Stockerhof-Komplex vis-à-vis des mondänen Park Hyatt gab Hans Ringger den Ton an. Der Chef des Zürcher Private-Bankings der Basler Kantonalbank (BKB) konnte zusammen mit 4 Weggefährten ein Jahrzehnt lang schalten und walten, wie es ihm beliebte.
Bis Ende 2011, dann war schlagartig Schluss. Die Basler Zentrale hatte kalte Füsse gekriegt und stellte Ringger mit Spezialmandaten an die Seitenlinie.
Die Absetzung erfolgte überstürzt. Bis Freitag erschien Ringger noch auf der Konzern-Homepage der Basler in seiner alten Funktion als Zürich-Chef mit Direktdraht in die Konzernleitung.
Ein zweiter Lapsus war, dass auf der Unterseite des BKB-Private-Bankings Ringger-Nachfolger R.S. als Chef aufgeführt war. Er ist lediglich interimistisch berufen worden.
Die Fehler signalisieren Panik hinter den Basler Mauern. Zum Verhängnis wurde der BKB-Führung, dass sie Ringger, 62, und seine verschworene Truppe an der langen Leine gelassen hatte.
Das rächte sich mit den US-Kunden der UBS. Diese suchten ab 2008 in grosser Zahl Asyl im Zürich-Office der Basler. Die BKB läuft nun Gefahr, als 2. Schweizer Bank nach Wegelin von den USA als kriminelle Mithelferin für Steuerhinterziehung angeklagt zu werden.
Für eine Kantonalbank mit unlimitierter Garantie des Steuerzahlers ist das Szenario das schlimmst mögliche, das man sich ausmalen kann.
Ringgers Geschichte ist jene eines kleinen Königs in der alten Welt des Bankgeheimnisses. Als sich Martin Lack, ein UBS-Kadermann mit vielen US-Offshore-Kunden, im 2003 selbstständig machte, stellte Ringger dem externen Kundenberater ein Büro in seinem Stockerhof zur Verfügung.
Lack bedankte sich für die Gastfreundschaft, indem er einen Grossteil seiner US-Kunden zur BKB brachte. Die Gebühren teilten sich Ringger und Lack.
Solche Coups konnte Ringger durch lockere Compliance-Handhabung landen. Lack hatte mit seinen amerikanischen UBS-Kunden ursprünglich zur Zürcher KB wechseln wollen. Doch diese änderte just in jener Zeit die Vorschriften. Neu-Kunden hatten sich zwingend in Zürich vorzustellen und die Kontoeröffnungs-Papiere persönlich zu unterzeichnen.
Nicht so bei Ringgers BKB. Dass Lack mit unterschriebenen Anträgen aus den USA anreiste, genügte dem Zürich-Chef der Basler. Dabei hätte Vermögensberater Lack schon damals eine US-Lizenz für Beratungen vor Ort benötigt.
In der Zentrale am Rheinknie freute man sich über das sprudelnde Neugeld, das Ringger in seinem Reich an der Limmat an Land zog. Fragen blieben aus, die Auslegung der Regeln liess man locker.
Im Frühling 2008 witterte BKB-Herrscher Ringger das grosse Geschäft. Hunderte von UBS-Kunden aus Amerika suchten dringend eine neue Bank, nachdem sie von der in den USA bedrängten Grossbank auf die Strasse gestellt worden waren. Ihnen öffnete Ringger die Tore. In der Folge fanden viele mittelgrossen und grössere US-Kunden mit ihren unversteuerten Vermögen bei der Zürcher BKB eine neue Bankenheimat.
Ein BKB-Sprecher bestätigt, dass die Bank heute, da sie sich von den US-Kunden wieder trennt, rund 1’000 Exit-Briefe verschickt hat. Das zeigt das Ausmass des UBS-Fischfangs von 2008 bis 2010. Der BKB-Sprecher betont, dass die Basler in der „heissen“ Phase nach 2008 „nur“ rund 300 Millionen Dollar von US-Kunden der UBS aufgenommen hätten. Bei Wegelin war es rund 1 Milliarde.
Einer, der damals Dutzende von Kunden zu Ringgers BKB in Zürich brachte, ist Renzo Gadola. Gadola ist so etwas wie die Basler Ausgabe von UBS-Whistleblower Bradley Birkenfeld.
Einst war Gadola mit Martin Lack im US-Offshore-Team der UBS. Als die Party bei der Grossbank zu Ende ging, machte er sich Ende 2008 selbstständig.
Sein alter Kollege Lack offerierte ihm Büros bei sich, und Gadola brachte einen grossen Teil seiner alten US-Kunden zur Basler KB, wo Lack seit Jahren ein- und ausging.
Doch Gadola spielte ein doppeltes Spiel. Er missbrauchte seine US-Lizenz für Kunden mit korrekter Steuerdeklaration für die Fortsetzung des alten Schwarzgeld-Geschäfts, das von seinem Kompagnon Lack weiter betrieben wurde. Gadola traf Lacks US-Steuerflüchtige auf US-Boden, was verboten war.
Als Gadola im Herbst 2010 in Miami auf frischer Tat geschnappt wurde, war es nicht nur um ihn selbst und um seinen Partner Lack geschehen. Auch die BKB und ihr Zürich-Chef Ringger flogen auf. Der scheinbare Erfolgszug des Stockerhof-Ablegers der Basler kam mit einem Crash zum abrupten Stillstand.
Es war das Ende einer Erfolgsstory, die in den 1990ern ihren Anfang genommen hatte. Die Credit Suisse hatte 1993 die Schweizerische Volksbank übernommen. Mit der Akquisition stiessen auch Hans Ringger und seine Mitstreiter vom der schlingernden SVB zur Zürcher Grossbank.
Nach einer Anfangsphase im alten Büro in einem Zürcher Aussenquartier wechselten Ringger und seine 4 Buddies in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zur Basler KB. In der Tasche hatten sie einen Auftrag des damaligen BKB-Chefs Sigg, eines ehemaligen Volksbank-Topshots. Setzt die BKB auf die Zürcher Private-Banking-Landschaft, lautete der Befehl.
Ringger machte zur Bedingung, dass er direkt an Sigg, vorbei am Chef Private-Banking in der Basler Zentrale, rapportieren könne. Für Ringger-Ziehvater Sigg war das kein Problem.
Die 5er-Clique – neben Chef Ringger waren das der heutige Zürcher Ad-interim-Leiter R.S. sowie M.G., U.S. und der junge Ringger-Zögling S.L. – nahm ihre Kunden von der CS zur neuen Arbeitgeberin mit und akquirierte viel Neugeld.
* Die Methoden gaben zu reden. Ein Ex-BKB-Kadermann aus Ringgers Zürich-Ableger berichtet von systematischem „Churning“. Gemeint ist exzessives „Umdrehen“ von Kundenportefeuilles mit dem Ziel, einem Kunden möglichst viel Transaktions- und Beratungsgebühren belasten zu können.
Als Beispiel hat die Quelle den ein Jahrzehnt zurückliegenden Fall einer deutschen Kundin dokumentiert. Deren Depot bei der Zürich-Filiale der BKB habe Mitte 2001 aus 26 Wertschriftenpositionen über 940’000 Euro bestanden.
Ab Ende 2001, nachdem der Kadermann seine Position bei der Bank verloren hatte, seien Ringger&Co. „über das Depot dieser Kundin hergefallen“, kritisiert der Ex-Mitarbeiter. Bis Juli 2002 sei der Depotwert auf rund 800’000 Euro gefallen. Der Ex-BKB-Kadermann forderte im Namen der Kundin Schadenersatz von der BKB. Der Fall wurde vor mehreren Jahren erledigt. *
Die Affäre um ihren Zürcher Ex-Strippenzieher Ringger trifft die BKB in einer schwierigen Lage. Die verwalteten Vermögen nahmen im letzten Jahr um rund 3 Milliarden ab. Der Kurs des Partizipationsscheins der BKB ist in den Sinkflug übergegangen. Von 145 Franken letzten September rasselte das BKB-Papier auf unter 112 Franken.
* Auf eine superprovisorische Verfügung hin vom zuständigen Gericht in Baden darf der erwähnte Ex-BKB-Mitarbeiter die erhobenen Vorwürfe gegen seine frühere Arbeitgeberin und deren Mitarbeiter und Kaderleute nicht mehr erheben.
Kommentare
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Hochmut kommt meistens vor dem Fall!
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Ab Ende 2001, nachdem der Kadermann seine Position bei der Bank verloren hatte, seien Ringger&Co. “über das Depot dieser Kundin hergefallen”, kritisiert der Insider. Bis Juli 2002 sei der Depotwert auf rund 800’000 Euro gefallen. Der Ex-BKB-Kadermann forderte im Namen der Kundin Schadenersatz von der BKB.
Die Performance ist okay
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– 14 % in 7 Monaten bei einem Bond-Depot!
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Kommentare sind geschlossen.
Hochmut kommt meistens vor dem Fall!
[...] bei der Basler Kantonalbank schief gelaufen ist, sollte “Inside Paradeplatz” lesen: 5er-Bande der Basler KB trieb es bunt in Zürich…
Das Schlimmste ist aber, dass die "Geldkranken" in ihrem Delirium meinten, ihre Kommunikationen würden nicht abgehört. Alles kann und wird…