Drei Namen, drei Abschiede: Raymond Bär ging in Frühpension, Konrad Hummler ins Wegelin-Réduit, Christoph Ammann in den Schmollwinkel.
Bär, Hummler, Ammann sind Synonyme für den Niedergang von Swiss Banking. Sie prägten die letzten 20 Jahre des Finanzplatzes. Und sie hinterlassen einen Scherbenhaufen.
Alle 3 verkannten die Zeichen der Zeit. Sie meinten, als Schweizer Banker und Mitglieder eines kleinen helvetischen Elite-Zirkels stünden sie unter besonderer Protektion.
Das mag 1989 der Fall gewesen sein, als die neutrale Schweiz ihren Bankenplatz als Steuer-Freizone zwischen den Blöcken positionieren konnte.
Heute weht der Wind der Grossen Krise, und die dazu gehörende Jagd auf die Steuersünder ist lang und brutal. Dabei entpuppen sich die Stars von gestern als Relikte einer überholten Epoche.
Statt durch strategischen Weitblick zu glänzen und sich, ihre Bank und den Finanzplatz für die Zukunft zu rüsten, agierten die Helden von gestern als bauernschlaue Gewinnmaximierer.
Konrad Hummler erntete vor 3 Jahren mit seinem „It’s time to say Goodbye“ und dem zelebrierten Ausstieg aus dem US-Finanzmarkt Applaus in der Heimat. Dass er zur gleichen Zeit die von der UBS verstossenen Amerikaner in seinem Wegelin-Boot aufnahm, war nicht nur inkonsequent, sondern auch fahrlässig.
Christoph Ammann schliesslich unternahm letzten Herbst alles, um mit seiner Sarasin nur ja nicht im Hafen der grösseren Julius Bär zu landen. Nun entpuppt sich die vermeintliche Retterin Safra aus Brasilien als Haifisch, der gefrässiger ist als der Bär von der Bahnhofstrasse.
Scheitern ist erlaubt. Was auffällt, ist der Kontrast zur früheren Redseligkeit.
Raymond Bär publizierte in der honorigen NZZ gescheite Elaborate über die Zukunft von Swiss Banking, Konrad Hummler war intellektuell-spritziger Gast in jeder Talkshow; einzig Ammann blieb meistens im Hintergrund.
Nun ist es um Bär und Hummler ruhig geworden. Dem Auftritt auf der grossen Bühne folgte der leise Abgang durch die Hintertür.
Blieb Raymond offiziell bis zuletzt gefeiert, wurde sein Vater Hans J. 2004 vom Finanzplatz in Schimpf und Schande fortgejagt. Bärs Verbrechen? Das Bankgeheimnis „macht uns fett, aber impotent“, hatte der Grand old man frühzeitig und weitsichtig erkannt.
Die Liste der gestrauchelten Banker-Elite ist lang. Bei der CS steht Strippenzieher Walter Kielholz zuoberst, bei der UBS gehen McKinsey-Mann Peter Wuffli und Musterschüler Marcel Rohner als Versager in die Geschichte ein.
In Genf versank Exzentriker und Ex-Bankenpräsident Pierre Mirabaud im Nebel der Vergessenheit, nachdem Monsieur Moustache das Bankgeheimnis wenige Jahre zuvor zur „betonierten“ Festung verklärt hatte.
Sogar in der Provinz spielt die Musik zum Abschied. Valiant-Aktiendealer Kurt Streit räumt das Feld vorzeitig.
Um grosse Namen mit unbeflecktem Trackrecord zu finden, muss man weit in die Vergangenheit eintauchen. Fritz Leutwiler lenkte zuerst die Nationalbank durch die Stürme der 1970er Jahre, bevor er mit einem visionären Coup den schweiz-schwedischen Elektroriesen ABB in die Welt setzte.
SBG-Präsident Niklaus Senn mag für viele ein Älpler-Banker sein. Doch immerhin bot Senn in den 1990ern Shareholdervalue-Papst Martin Ebner die Stirn. Für Senn waren 10 statt 30 Prozent Eigenkapitalrendite gut genug, unter ihm verdienten die CEOs maximal eine Million.
Auch in Bern gab es Persönlichkeiten von Format. Finanzminister Otto Stich, nota bene ein Sozialdemokrat, hatte eine Linie; etwas, das man bei seiner Nach-Nach-Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf vermisst.
Die alte Elite hat nicht nur ausgespielt, sondern hinterlässt eine Garde neuer Topbanker ohne Vision und Strategie.
In St.Gallen und Zürich spielen Showmaster Pierin Vincenz und Freizeit-Maestro Martin Scholl Grossbanker mit unbekannten Risiken für die Allgemeinheit; bei Vontobel lässt sich der Deutsche Herbert Scheidt mit intransparenten Zuschüssen vergolden.
Bei den Grossbanken lenkt Wirtschaftsanwalt Urs Rohner die CS ohne überzeugende Strategie durch den tobenden Sturm. Und was Ticino-Banker Sergio Ermotti wirklich taugt, muss sich noch weisen.
Bände für den Zustand von Swiss Banking spricht die Karriere von Steuer-Filou Olivier Jaquet. Statt in der Versenkung zu verschwinden, kriegt Jaquet bei Julius Bär einen neuen Topjob.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Es gibt jedoch zwei Lichtblicke in der Schweizer Bankenwelt!
Martin Gut –> CEO BlackRock Schweiz
Philipp Hildebrand –> Vice Chairman BlackRockDieses Dream Team wird die Schweizer Bankenwelt wieder auf Vordermann bringen und vorallem auch korrekt Positionieren.
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Hässig ist wieder einmal ziemlich schlecht informiert und schreibt einen Stuss bzw. verklärt die Geschichte. Konkret: Die SBG war unter Senn und Studer bereits am Rumpf und wurde deswegen vom SBV übernommen; Ebners Forderungen haben sich mit der UBS-Fusion allesamt erfüllt; mehr Shareholder value, kleinere Verwaltungsräte, mehr Effizienz, etc. Und Hans J. Bär hat Jahrzehnte lang selber vom Bankgeheimnis hinlänglich profitiert, das, wie er dann plötzlich fand, die Banker angeblich fett und impotent gemacht hat. Sorry, aber Hässigs schiesst einmal mehr übers Ziel hinaus. Bitte aufhören.
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Dass die aktuelle Führungsriege der grossen uns wichtigen Banken keine Vision (und auch kein Mut hat) ist eine traurige Tatsache. Da sitzen Damen und Herren, welche kaum oder noch nie einen Kunden gesehen (geschweige denn gepfelgt) haben. Es gibt nur noch Theoretiker (HSG, McKinsey usw), jedoch keine Praktiker an den wichtigen Schaltstellen. Aber am Ende des Jahres immer schön das eigene Konto füllen, darin sind sie Weltmeister.
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Sehe ich auch so. Da ist noch soviel Speck intern abzubauen!
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Destruktives Rundumschlagen. Auch eine Schweizer Domäne. Alles schlecht machen, deswegen ist die Selbstmordrate so hoch. LH, zeigen sie doch mal positive Aspekte und unternehmerische Banker die Mehrwert schaffen. Ist es nicht möglich in dem Umfeld in der Schweiz etwas bahnbrechendes zu entwickeln und dem Bankplatz Singapur oder Luxemburg die Stirn zu bieten ? Die Grossbankenzombies sind bald nur noch mit Schrumpfung beschäftigt…
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„zeigen sie doch mal positive Aspekte und unternehmerische Banker die Mehrwert schaffen“
Ich möchte ihm nicht unterstellen das er das nicht versucht, aber…
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absolut richtig… auf finews.ch war gestern ein interview mit eric syz, das ist z.B. einer der unternehmerischer mehrwert schafft.. es gibt sie schon, vielfach halt bei den konservativ kleineren banken, von dem man im boulevard nicht so viel hört. finde auch dass die destruktive haltung uns schweizern oftmals schadet… logischerweise gibt es viel zu tun, aber wo nicht (& mehr)…
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Danke, dass Sie dem Treiben einen kritischen Kontext bieten.
Es freut mich immer wieder solche Blog-Einträge zu lesen.
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Dem sagt man rundum Schlag, oder? Oder Mulligan?
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Auch durchs Wiederholen wird’s nicht richtig:
JB verkaufte ihr US-ONshore Geschäft der UBS (booking center New York) in 2004. JB nahm US-OFFshore Kunden (booking center Zürich oder Singapur) bis und mit 2009. Letzteres – wenn auch im Nachhinein nicht gerade weitblickend – in Übereinstimmung mit sämtlichen schweizerischen Gesetzen und Gebräuchen. Kein Widerspruch!
Hummler verabschiedetet sich mit „It’s time to say good by“ von US-ANLAGEN für alle Wegelin Kunden. Wegelin nahm US-Offshore KUNDEN (booking center St. Gallen) bis und mit 2009. Letzteres – wenn auch im Nachhinein nicht gerade weitblickend – in Übereinstimmung mit sämtlichen schweizerischen Gesetzen und Gebräuchen. Kein Widerspruch!
Und: Im Unterschied zu den MANAGERN – die gebetsmühlenartig etwas von einigen kriminellen Mitarbeitern fantasieren und ihre Kunden mehr als im Regen stehen liessen – steht der PATRON Hummler nach wie vor auf der Brücke seiner Costa Concordia und versucht Passagiere und Mannschaft zu retten.
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Herr Wildhaber
Der erste Teil ist nicht korrekt. Sorry.
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Causa Wegelin: Netter Versuch, Haare zu spalten. Ich will das nicht ‚bauernschlau‘ nennen. Das ist himmelschreiend stupid, was da der Herr Dr. jur. Hummler & Co abgelassen haben. Ich kann es immer noch nicht fassen wie man so sträflich blöd sein kann – und das IRS für ebenso hält.
Hier die Details:
http://www.justice.gov/tax/2012/Wegelin%20S1%20indictment.PDF
Für Schnelleser empfehlenswert Seite 8: ‚Means and Methods of the Conspiracy‘ und Seite 55 ‚Statutory Allegations‘Uebrigens, jeder Bankberater für US Kunden kennt ganz genau IRS schedule B, Form 1040 und da steht:
…at any time during 2011, did you have a financial interest in or signature authority over a financial
account (such as a bank account, securities account, or brokerage account) located in a foreign
country? (Yes/No)…did you receive a distribution from, or were you the grantor of, or transferor to, a foreign trust? (Yes/No)
Wenn man, als fiskalische US Person, nun ‚No‘ ankreuzt und hat trotzdem ein Konto oder Vollmacht in einem trust, dann ‚vergisst‘ man nicht einfach etwas anzugeben, dann versteht auch der Laie das als absichtliche Täuschung, also ein strafrechtliches Betrugsdelikt – sogar vielleicht auch in der Schweiz?
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Wenn man das so liest, bekommt man doch den Eindruck Banking sei eine Art „Büro-Sport“ für Teppichetagen-Selbstdarsteller geworden.
Begriffe aus der Profisportwelt wie, home run,touchdown, hole in one, shoot out, zero points, handicap, etc. passen perfekt zum gepushten Me bigger better faster! Die Saläre sind teils in ähnlichen Höhen wie die Gewinnprämien der Titelhelden und Champions.
Der Tagesablauf kennt nur noch Majordeals, begleitet von Medienreports, im Rennen zum nächsten Quartalsbericht.
Da bleibt das Kundenverständnis zweifellos auf der Strecke resp. auf dem Race Track. Aber in der feinen Broschüre steht zur Beruhigung des Kunden als „Gebühren-Deppen“ etwas von „sustainable“ und „next generation values“ oder so… Dem share of wallet nicht besonders förderlich und es geht vergessen, dass die depperte Kundschaft eben nicht nur die BILANZ-Dezemberausgabe liest!-
Zutreffender Kommentar. – Es wird sich aber noch dieses Jahr einiges gewaltig ändern in der Schweizer Bankenlandschaft.
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Es ist so wie es ist – Die Einen waren Schweizer-Filz – die Anderen Politiker also nichts Sager, oder die Dritten Angelsachsen!
Wer steht für diese falschen Personalentscheide ein?
Wer steht für die Kunden ein – Sie zahlen ja unseren Lohn?
Wer steht für das Personal ein – Burnout en masse – ein Gruss ans Gesundheitswesen?
Wer sieht nicht nur den maximalen Return?Habt doch keine Angst – Wie wäre es wenn alle Bänker mal auf die Strasse gehen und gemeinsam einstehen für Ihre Kunden?
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Nach wie vor wachsen die Toplöhne aber Return on Equity sinkt ins bodenlose. Wie sollen Banken sich rekapitalisieren, wenn nur cost cutting programs zur Effizienz beitragen. (Als Anleger und/oder Kunde): ausser Spesen nichts gewesen…
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Es ist so wie es ist - Die Einen waren Schweizer-Filz - die Anderen Politiker also nichts Sager, oder die…
Wenn man das so liest, bekommt man doch den Eindruck Banking sei eine Art "Büro-Sport" für Teppichetagen-Selbstdarsteller geworden. Begriffe aus…
Auch durchs Wiederholen wird's nicht richtig: JB verkaufte ihr US-ONshore Geschäft der UBS (booking center New York) in 2004. JB…