UBS-CEO Sergio Ermotti hatte alle Trümpfe in der Hand.
Im Windschatten der krisengeplagten Credit Suisse, gelobt von der Nationalbank, ohne Querelen in der Teppichetage – fast alles sprach für seine Bank mit den 3 Schlüsseln. Back on track, dachte man.
Falscher gehts kaum. Die UBS legt heute ein Quartalsergebnis zum Heulen vor.
Der Reingewinn: 425 Millionen Franken, ein Rinnsal; die Investmentbank: mit 130 Millionen rot; Paradegeschäft Wealth Management: Gewinn-Crash um 37 Prozent.
Enttäuschend. Schwach. Miserabel.
So sehr, dass es Konzernchef Ermotti die Sprache verschlägt.
In seinem Statement zum Ergebnis blendet der UBS-Oberchef das Ergebnis kurzerhand aus – zu schmerzhaft muss es für den Shootingstar von Swiss Banking sein.
Kein Wort verliert der smarte Grossbanker zum dürftigen Gewinn, keinen Satz zum enttäuschenden Quartal.
Stattdessen weicht der Ticino-Banker mit Herkunft aus dem weltweiten Investmentbanking aus. Lieber redet er um den heissen Brei herum.
Ermotti lamentiert, sagt etwas von Kapitalstärke, die „zusammen mit einer transparenten und konsistenten Kommunikation“ von den Kunden „honoriert“ würde; diese würden der UBS „weiterhin ihr Vermögen anvertrauen“.
Das stimmt, 13 Milliarden flossen der UBS zu. Nur: Wenn die halbe Welt Zuflucht in der Schweiz sucht, überrascht das nicht.
Entscheidend wäre Anderes: mit den verwalteten Geldern etwas Schlaues anzustellen, sprich Gewinn zu erzielen, für die Kunden und für die Bank.
Letzteres tat die UBS von April bis Ende Juni fast nirgends.
Nicht einmal im vermeintlich unerschütterlichen Schweizer Geschäft von Lukas Gähwiler. Der Vorsteuergewinn sackte um einen Drittel auf 400 Millionen ab.
Was ist los mit dieser UBS? Wohin steuert Sergio Ermotti?
3 Punkte gilt es herauszustreichen.
Erstens: Die Bank hat die Kontrolle über die Kosten verloren.
CEO Ermotti sagt zwar, die UBS sei dank „anhaltender Kostendisziplin … gut unterwegs“.
Die Realität ist eine andere.
Im Wealth Management stagniert das Geschäft, die Kosten sausen um 28 Prozent in die Höhe. Investmentbank: Die Erträge brechen um 40 Prozent ein, die Kosten gehen nur um 14 Prozent zurück.
Im Asset Management herrscht ebenfalls ein Minus von 7 Prozent auf der Ertragsseite, die Kosten blieben aber mit plus 2 Prozent hoch.
Die Schweiz schliesslich stagniert im Business und erlebt einen Kostenschub von sage und schreibe 46 Prozent.
Hier wurde nicht gemanagt, sondern gefuhrwerkt.
Zum Problem Nummer 2: Die UBS hat keine Vorwärtsstrategie. Ermotti spricht nur noch von Kapital und Risikoabbau.
Die risikogewichteten Aktiven (RWA) kamen vor allem in der gefährlichen Investmentbank herunter. Total sanken die RWAs um 45 Milliarden.
Gut so. Nur: Wo macht die Investmentbank mit immer noch knapp 16’000 Leuten Business?
Überall weniger, lautet die Antwort. Im Geschäft mit Beratungen und Übernahmen gibt es ein Minus von 6 Prozent. Das wäre halbwegs OK.
In der Aushängedisziplin Aktienhandel bricht die UBS hingegen ein. Der Ertrag crasht von 992 Millionen im 1. Quartal auf noch 247 Millionen.
Schuld ist vor allem ein Verlust von 350 Millionen rund um den Facebook-Börsengang.
Doch auch ohne Sonderposten gelingt den Schweizern wenig. Im Zinsenhandel gings von 1500 auf 1100 Millionen runter, mehr als ein Viertel.
In der Vermögensverwaltung ist die Lage nicht viel besser.
Auch hier fallen Sonderaufwände ins Gewicht. Schlimmer aber ist, dass die Erträge rückläufig sind. Zwar nur marginal um 2 Prozent, aber ein Minus ist ein Minus. Und wirft die Frage auf: Wo soll das Wachstum herkommen?
Drittens: Ermotti hat keine Strategie. Er spricht zwar davon, dass er und sein Team die „Strategie resultatorientiert“ umsetzen wollten.
Was Ermotti tatsächlich meint ist: Die UBS hinkt dem Ein- und Umbruch an den Märkten hinterher.
Denn wenn das Resultat von heute eines zeigt, ist es das: Das Geschäftsmodell der Nummer 1 des Finanzplatzes funktioniert nicht mehr.
Es basiert auf Grösse, auf Scale, auf „Global reach“, auf „Share of Wallet“. Auf Power und Masse.
Die schwierigen Zeiten verlangen genau das Gegenteil. Sie rufen nach Agilität und steter Verwandlung.
Alles, was Ermotti auf der Brücke des UBS-Tankers seiner Mannschaft und den Investoren zuruft, basiert auf Hoffnung, auf Glaube; darauf, dass es eines Tages wieder besser wird.
Wie Singer-Songwriter John Hiatt fleht UBS-Ermotti: Have a Little Faith in Me.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Apropos schwaches UBS Investment Banking:
Bescheisst Facebook mit Click-Robotern ?
Der Tages-Anzeiger brachte heute folgenden Artikel:
Titel: Die Hälfte des Geldes ist weg
von Marc Brupbacher, Leiter der TA-Online News RedaktionTeaser: Die Facebook-Aktie erreicht ein neues Tief.
Das Papier kostet nur noch 20.88 Dollar.Dazu hatte ich folgenden Kommentar verfasst:
„Eine investitionsbedingt ungünstige Kostensstruktur würde man Facebook wohl noch verzeihen.
Viel schwerer wiegt der Vorwurf, Facebook bescheisse seine Werbekunden mit überhöhten Click-Zahlen. Facebook treibe die Anzahl Clicks mit Robotern in die Höhe, was den Werbekunden viel zu hohe Werbekosten verursache. Hier kann mans im Detail nachlesen:
http://www.thetrader.se/2012/07/31/facebooks-ad-model-a-scam/“Mein Kommentar überlebte auf TA Online gerade mal 10 Minuten.
Danach wurde er prompt gelöscht …
Ob da Marc Brupacher persönlich Hand angelegt hat ? -
Ermotti still going strong, quod erat demonstrandum.
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Und wieder ei UBS no-brainer, business as usual, move on, morgen tiefste Vergangenheit.
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Und noch immer wird die IB verteidigt – unglaublich, aber leider wahr.
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Gratulation zu diesem Artikel und den kritischen Fragen an der Pressekonferenz – sogar die Konkurrenz (TA) hat berichtet und namentlich zitiert 😉
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das kosten problem ist haus gemacht. seit mittlerweile über 4 jahren sträubt sich die ubs deren führungsriege auszumisten. während in unteren chargen durchaus effizienz gewinne realisiert wurden, kleben die hunderten von MDs fest im sattel. die schieben sich mit zig unnötigen reorgs einfach die verantwortlichkeiten hin und her und kreieren zig matrizielle org. strukturen damit jeder ein pöstchen hat. wieso nicht einfach die führungsspannweiten verbreitern, eine hierachiestufe abbauen. da könnte man locker 1/3 der MDs abbauen. erwünschter nebeneffekt wäre, dass die unsäglichen pöstli schachereien für übrig gebliebene MDs endlich ein ende hätten und sich die leute auf das konzentrieren für was sie beschäftigt sind.
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…wohl eher 2/3…
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Was hatte die UBS bei Feisbuk zu suchen?
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Davongelaufene Kunden? Ein weiteres Fass ohne Boden? Verluste?
Es gibt viele Erklärungen.
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Das war wieder einmal eine Quersubventionierung der Amis aus CH. Oder haben sie die drei anderen Fälle bereits vergessen? Zur Erinnerung: 1. Hypothekenprodukte (da haben alle bereits über die UBS gelacht und diese hat noch immer zugekauft). 2. Boni für US-Geschäftseinheiten, obschon diese i.d.R. Verluste schreiben. 3. Und schliesslich der Zukauf der Broker/Dealer als solches: auch wieder eine Lachnummer in der ganzen Branche.
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Auch DB schnitt mit Ihre IB kaum besser ab. Daher könnte Ermotti auch mit Dougan’s standard Ausreden von schwierigen Marktumfeld kommen, das wäre sogar teilweise goutierbar.
Aber die CH Banken waren nie sehr Kosten-effizient, die hohen Löhne wurden durch hohe Gebühren kompensiert. Das geht nur solange gut bis die Gebühren ausbleiben. Eine Lohnkorrektur ist wohl unausweichlicht. Und Abbau in Investment Banking ist zu erwarten.
Eine Gesundschrümpfung gepaart mit Effizienzsteigerung und gezielte Wachstum in Kernbereiche (die man beherrscht), diese wäre für mich die nächste logische Schritte. Ob unserer Tessiner Clooney auch so sieht…
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Ueberrascht mich nicht dass Kosten nicht mehr Kontrolliert sind.
2 Beispiele:1. IT- Projekt Leiter wir gekündet mit ganzen Team weill alles nach Ost-EU verlegt wird. IT-Projekt Leiter findet wieder Job bei externe Firma die mit Bank arbeitet und macht wieder den gleichen Job. Resultat: Jobs Reduktion, Bank bezahlt das dreifache and Consultancy Honoräre fuer das gleiche.
2. HR und Business School Leute entlassen. Ein teil wieder nach Ost-EU ausgelagert (Mitarbeiter haben keinen CH-Bankgeheimnis mehr…).
Business School stellt wieder Mitarbeiter ein durch ein Temporär Firma.
Resultat: Die gleich Mitarbeiter haben jetzt nur noch Temporär Job, nicht einmal Zugang auf Kantine und Bank bezahlt das dreifache wieder and der Temp-Firma.Beide haben weniger „offizielle“ Angestellte, Kosten explodieren und Know How ist jetzt extern….
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Erstaunlich dass eine Bank mit so viel Swissness kein besseres Resultat erzielt……oder hilft Swissness allein am Ende gar nicht?
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Es gibt eine Bank mit viel Swissness, die in der ganzen Geschichte nur Gewinne schrieb – 10 rote Buchstaben! Danke dass es auch noch solide Banken gibt!!!
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Grund für den massiven Gewinnrückgang im Wealth Management sei unter anderem eine Gutschrift beim Personal im Zusammenhang mit der Pensionskasse, schreibt die UBS. Also doch wieder eine versteckte Lohnerhöhung und das in einem kriselnden Umfeld… Von wegen Kostenkontrolle. Eher immer noch ein Selbstbedienungsladen!
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Dafür haben doch die Kleinsparer ein Schiffs-Billet erhalten.
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Stimmt aber die Öffentlichkeit muss jetzt das hämische Grinsen des Gähwiler ertragen – auch nicht besser.
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Die Buchung der PK erhöht das Bankresultat, geht also der PK ab, die Leistungen für die Angestellten werden gekürzt – nix mit versteckter Erhöhung – im Gegenteil
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Grund für den massiven Gewinnrückgang im Wealth Management sei unter anderem eine Gutschrift beim Personal im Zusammenhang mit der Pensionskasse,…
Erstaunlich dass eine Bank mit so viel Swissness kein besseres Resultat erzielt......oder hilft Swissness allein am Ende gar nicht?
Ueberrascht mich nicht dass Kosten nicht mehr Kontrolliert sind. 2 Beispiele: 1. IT- Projekt Leiter wir gekündet mit ganzen Team…