Michael Stahel ist ein kleiner Star. Der Fondsmanager, der die ganz grossen Risiken dieser Welt in Wertpapiere verpackt und verkauft, hat einen Marktwert von 41 Millionen Franken; fast ein halber Cristiano Ronaldo von Real Madrid.
Diesen Betrag legte die Fürstenbank LGT für Stahel und seine Handvoll Mitstreiter von der früheren Clariden-Leu-Abteilung Insurance-Linked Securities (ILS) auf den Tisch. Die Vaduzer erhielten im März den Zuschlag von Clariden-Mutter Credit Suisse, die bereits ein grosses ILS-Team auf der Payroll hatte.
Nun zeigt sich, dass Stahel&Co. nicht nur vom letztjährigen Unglück in Japan mit der Fukushima-Kernschmelze getroffen wurden. Überraschenderweise gerieten ihre Fonds auch durch die Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ vom 13. Januar 2012 kurzzeitig unter Wasser.
Das geht aus einer Broschüre hervor, mit der Stahel Investoren für seine „Cat“-Bonds gewinnen will. Sein neu unter der LGT-Flagge segelndes Team befindet sich seit Wochen auf der Suche nach Neugeldern.
Unter „Enhanced Strategy“ sackte die Performance im „Concordia“-Monat Januar um 3,17 Prozent in die Tiefe. Im März folgte ein weiterer Taucher um 0,55 Prozent.
Noch schlimmere Folgen zeitigte der Japan-Tsunami vom Frühling 2011 mit Meltdown im AKW Fukushima. Das Unglück senkte den „Enhanced“-Wert um über einen Fünftel.
Bei der „Enhanced Strategy“ handle sich lediglich um einen „Baustein“ für jene Fonds, die den Investoren tatsächlich angeboten würden, heisst es in Pfäffikon SZ, wo Stahel nach seinem Transfer vom Paradeplatz ins Fürstenreich per 1. Juni seine Zelte aufgeschlagen hat.
Auch so tauchte Stahel zusammen mit Kapitän Francesco Schettino, der seinen Luxus-Dampfer vor der toskanischen Küste aufschlitzte, weil er zu nah an einer Insel vorbeisteuerte.
Crash-Captain Schettino zog Stahels Performance in einem wichtigen Fonds um 0,72 Prozent („Balanced Plus Strategy“) herunter.
Beim Japan-Unglück lagen die entsprechenden Rückschläge zwischen 4,5 und 6,4 Prozent.
Die Havarie des eigenwilligen Schettino („Keine Sorge, Mamma, es ist ein Unglück passiert, aber ich habe alles getan, damit die Passagiere gerettet werden“) wirft ein Schlaglicht auf die Seefahrts-Risiken in den vermeintlich sicheren Fürstenbank-Catbonds. Diese zeichnen sich laut Broschüre durch eine „low correlation with major asset classes“ aus.
Beim Concordia-Unglück kamen über 30 Menschen ums Leben. An Bord des Kreuzfahrtschiffes lagen alte Karten, auf denen der Felsen vor der kleinen Insel Giglio, den die Schettino-Crew übersehen hatte, nicht eingetragen war.
Nach der Havarie wurden Bilder von Mittelmeer-Luxusschiffen gezeigt, die in nächster Nähe vor der italienischen Küste kreuzen.
Trotzdem will die LGT Bank nichts von erhöhter Gefahr für ihre speziellen Produkte wissen.
„Nur 2 Prozent des Fondsvolumens des LGT (Gue) ILS Plus Fonds waren im Januar auf Offshore Marine Risiken verteilt“, sagte eine LGT-Sprecherin auf Anfrage. Und nur in diesem Fonds würden Investments in Seefahrts-Rückversicherungen getätigt.
Die Kunden wüssten, worauf sie setzten, meint die LGT-Managerin. „Dieser Fonds ist ausschliesslich für qualifizierte Investoren zugänglich. Sie sind mit ILS als Anlageklasse, also auch mit den Chancen und Risiken dieser Anlagen, bestens vertraut.“
Die Fonds des neuen Catbond-Teams seien „äusserst breit diversifiziert“. Die Rede ist von 70 bis 100 Positionen in den verschiedenen Produkten.
„Mit unserer Performance sind wir in der Branche Marktführer – im Juni wurden wir daher in London von „Trading Risk“ (ein Fachmagazin, die Red.) zum „Investor of the Year“ gekürt“, sagt die LGT-Frau.
Die „Maritime risk“ seien aus Sicht der Kunden „angemessen“.
Ein Insider erachtet den Kaufpreis von 41 Millionen, den LGT Verkäuferin CS bezahlen musste, „am oberen Ende“. Um die aufgeworfene Summe hereinzuspielen, bräuchte es konstant 2 bis 3 Milliarden Assets in den Fonds.
Ende März wies das ILS-Team 1,9 Milliarden Dollar investierte Vermögen aus. Damit gehöre man zu den „world’s largest investors in the insurance-linked investments space“, heisst es in der Kundendokumentation.
Für die CS habe sich der Verkauf trotzdem nicht gelohnt, meint die Quelle. Die Gebühren bei der Grossbank hätten es erlaubt, in maximal anderthalb Jahre auf die gelöste Summe zu kommen.
„Somit hätten die CS-Verantwortlichen das ganze Team ebensogut in 18 Monaten verschenken können“, meint der Banker.
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Ich sehe es gleich wie Herr Kühnis und Werni: es ist nicht fair, nur die Performance der Cat für dieses Jahr isoliert zu bringen. Wenn man sich die letzten 10 Jahre ansieht, steht die Performance wesentlich besser da. Man kann auch sagen, dass die Performance, gemessen am Jahrhundert-Unglück in Fukushima, mit einem Minus von 4.5% – 6.4% sogar sehr gut ausschaut.
Ein Wort noch zum Autor: nicht einmal er kann jeden Tag eine ‚Top-Story‘ bringen. Meistens (nicht immer…) sind die Stories gut recherchiert. Dass er es schafft, jeden Tag etwas Neues zu bringen, ist meines Erachtens löblich. Tatsächlich gibt diese Branche, wie vom wAAArsager trefflich bemerkt, auch viel Stoff dafür ab.
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Frau Bond, ich weiss zwar nicht, woher und wie genau Sie Herr Stahel und sein Team kennen (interessiert mich auch nicht), aber wenn Sie völlig unprofessionell, unsachlich und persönlich als Schnurri bezeichnen, würde ich Ihnen empfehlen, zuerst seine Funktion zu recherchieren. Wie Herr Kühnis bereits geschrieben hat, handelt es bei Herr Stahel um einen FM.
Weiter ist es wirklich sehr interessant, wie der Schreiberling hier recherchiert hat. Dass eine Jahrhundertkatastrophe in einem biblischen Ausmasse (Japan) eine negative Performance in einem ILS Fonds hinterlässt, versthet sich von selbst. Die Investoren (nicht Herr Stahel gemeint) wissen um das Risiko. Und wie ebenfalls von Herr Kühnis bereits erwähnt, sind die einzelnen Zinserträge höher, je höher die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe ist, welcher der entsprechende Bond abdeckt. Und da diese Fonds verschiedene Risiken in den verschiedensten geographischen Regionen auf der ganzen Welt abdeckt, sind die Produkte sehr gut diversifiziert.
Ich bin überzeugt, dass diese ILS Produkte (auch die der LGT) eine grosse Zukunft haben werden, da sie nicht sehr stark mit dem Markt korrelieren und interessant sind für jedes Depot für die Diversifikation.
Ich bin sicher, dass der Verfasser dieses Berichts in zwei Jahren den schlechteren Track Record aufweisen wird als Herr Stahel mit seinem Team, wenn er weiter so schlecht recherchiert.
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Journalisten Politiker und Unternehmensführer haben im Grunde eines gemeinsam. Sie rechnen mit dem fehlenden Gedächnis der geneigten Leser/Wähler/Angestellten/Kunden. – So stand auf dieser Site vor nicht allzulanger Zeit zu lesen was für ein ausgesuchtes „Filetstück“ sich die LGT aus der ClaridenLeu unter den Nagel gerissen hat. Was Lukas Hässig nun geritten hat seinen eigenen Artikel zu konterkarieren weiss wohl nur er selber.
Kunden sollten gemeinhin wissen wie sie investiert sind. – Cat Bonds sind Risikoversicherungen, je höher das Ausfallrisiko desto höher die Verzinsung.
Die Performance der CatBonds über die letzten Jahre liess sich sehen, und es ist sehr wahrscheinlich dass auch der Schreiber dieses Artikels seit 2008 wesentlich mehr Performance-Einbusse hatte als er sie mit CatBonds gehabt hätte.Nicht beim Management oder den Investitionen müsste man hier wenn schon recherchieren, sondern da wo die Kosten für den Fonds entstehen: eine Loose-Loose Situation (ja auch sowas gibts) entsteht wohl vor allem dadurch dass nun mehr involvierte Stellen als zuvor „entlöhnt“ werden müssen.
Ein Wort noch zum geistreichen Kommentar von Kathie Bond: Stahel ist tatsächlich kein Investor sondern der Fondsmanager.
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Kaufen denn solche Fonds, wenn sie „äusserst breit diversifiziert [sind] … die Rede ist von 70 bis 100 Positionen“ nicht automatisch den ganzen Markt? Wo ist dann der Value-added des Managers?
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Stahel ist ein Schnurri, kein Investor.
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Und was will uns der Schreiberling damit sagen? Dass er weder über Insider-Wissen noch über Finanznews verfügt? Offensichtlich geht ihm der Stoff auch.
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…. der Stoff aus.
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Da habe ich ehrlich gesagt keine Angst: die Branche sorgt sicherlich bereits für die nächste Story!
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Lieber Homer, Steht S. hier für Stahel? Und was genau ist Ihr Problem?
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Und was will uns der Schreiberling damit sagen? Dass er weder über Insider-Wissen noch über Finanznews verfügt? Offensichtlich geht ihm…
.... der Stoff aus.
Da habe ich ehrlich gesagt keine Angst: die Branche sorgt sicherlich bereits für die nächste Story!