Axel Weber will die Trumpfkarte im Steuerkrieg sein. Als Deutscher an der Spitze der UBS verspricht er seinen Landsleuten im Norden eine rigorose Umsetzung der neuen Vorschriften.
„Wir Banken leisten unseren Beitrag dazu, indem wir konsequent die Weissgeldstrategie umsetzen und alle Gesetze im grenzüberschreitenden Geschäft achten“, sagte Weber der SonntagsZeitung.
Webers Worte klingen nach mehr, als sie sind. Sie stehen in scharfem Kontrast zur UBS-Praxis.
Das zeigt ein Brief vom 3. Juli an die Externen Vermögensverwalter. Darin ist von Strenge gegenüber potenziellen Steuersündern unter der Kundschaft wenig zu sehen.
Neue Kunden können ohne Probleme bei der UBS „onboarden“, also ein Konto eröffnen.
„Im Rahmen des Kontoeröffnungsprozesses erinnern Sie Ihre bestehenden oder Neukunden zunächst an ihre steuerliche Pflichten, die in ihren jeweiligen Rechtsordnungen gelten“, heisst es im Schreiben.
„Anschliessend bestätigen Sie bitte Ihrem UBS-Kundenberater mündlich, dass Sie keinen Hinweis darauf haben, dass das Konto zum Zweck der Steuerhinterziehung eröffnet wird.“ (Hervorhebungen von der Red.)
„Erinnern“, „mündlich“, „Hinweis“ wirken lauwarm im Vergleich zu Webers markigen Versprechen einer „konsequenten“ Weissgeldumsetzung.
Die UBS-Vorschriften, die für „Kunden von UBS direkt oder von einem Finanzintermediär“ gelten, lassen vielmehr Tür und Tor offen für eine internationale Klientel, die bei den eigenen Steuern weiter tricksen will.
Ins Auge sticht, dass die Grossbank, die mit ihrem US-Steuerdebakel die ganze Schweiz in die globale Schandecke des Schwarzgeld-Paradieses gestellt hatte, keinerlei Dokumentation verlangt.
Der Vorteil: Eine Papierspur der „neuen Standards“ gibt es nicht.
Einzige Ausnahme könnte die „Akquisition neuer Vermögenswerte bei bestehenden Konten“ betreffen.
Dort „kann“ der UBS-Kundenberater eine Bestätigung „verlangen“, heisst es im Juli-Schreiben an die unabhängigen Vermögensverwalter.
Dabei müsse der externe Vermögensverwalter aussagen, dass es keinerlei „Hinweis“ darauf gebe, „dass die eingehenden Vermögenswerte nicht den geltenden Steuervorschriften entsprechen“ würden.
Selbst diese Vorschrift bleibt vage. In welcher Form die Bestätigung auf Steuerkonformität zu erfolgen hat, führt die UBS nämlich nicht weiter aus. Von etwas Schriftlichem ist jedenfalls icht die Rede.
Externe Vermögensverwalter können demnach weiterhin Gelder auf UBS-Konten von ausländischen Alt-Kunden überweisen, von denen sie nicht sicher wissen müssen, dass diese ihre Steuern nicht ordentlich bezahlt haben. Ein Steuerbeleg als Beweisstück ist nicht vorgesehen.
Die Problematik ist nicht, dass die UBS auf weitreichende Abklärungen mit harten Belegen verzichtet.
Sondern wie stark bei der Nummer eins des Finanzplatzes Anspruch und Wirklichkeit auseinanderdriften.
Während ihr Präsident Axel Weber als oberstes Aushängeschild öffentlich die Lauterkeit und Rigorosität der führenden Bank in die Welt hinausposaunt, halten sich die Massnahmen zur Umsetzung der verkündeten Weissgeldstrategie in überschaubarem Rahmen.
„Die Regeln entsprechen der Strategie des Bundesrates für einen „steuerlich konformen Finanzplatz“ und sind eine Formalisierung bestehender Richtlinien der Bank“, sagt UBS-Sprecher Christoph Meier.
Will heissen: Massgeblich ist Schweizer Gesetz, nicht was die Behörden Deutschlands oder anderer Ausland-Staaten gerne hätten.
Das habe seine Logik, meint die UBS. Man halte sich an das, was in der Welt gelte.
„Die UBS-Standards für grenzüberschreitendes Geschäft entsprechen internationalen Standards, welche die Erbringung von Wealth-Management-Dienstleistungen für Kunden in der ganzen Welt regeln“, hält die Grossbank in ihrem Brief an die unabhängigen Vermögensverwalter fest.
Der Vorteil ist, das damit das Business weiter betrieben werden kann. Der Nachteil: Die Risiken steigen.
Die überraschend zahnlosen Vorgaben sind nämlich auch für Strukturen vorgesehen.
Die Regeln würden „für Privatkunden ebenso gelten wie für Sitzgesellschaften, Trusts und Versicherungspolicen“, deren wirtschaftliche Berechtigte eine oder mehrere Personen seien, hält die UBS explizit fest.
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Die beliebtesten Kommentare
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Es wäre schön, wenn wir endlich durchsetzen, dass wir nicht die Steuereintreiber der Europäer sind. Wenn die Steuergesetze haben, die ihre Bürger ausbluten, sind sie selber Schuld, wenn die Bürger nach Lösungen suchen.
Zudem kann jeder ohne gefagt zu werden, ob sein Geld versteuert ist, in den europäischen Ländern ein Konto eröffnen. Also bitte vor der eigenen Tür wischen.
Unsere Heuler und Nestbeschmuter (grosser teil der medien und die (un)vereinigten Linken, sollten endlich aufhören alle ehler in ihrem schönen and zu suchen und auf das umliegende Europa zeigen, dann kommen sie der ahrheit schon näher.-
Hoila, aufwachen! Hier geht es um mehr. Wir sind auf dem besten Weg, die verhassteste Nation der Welt zu werden – und da sind doch seit 70 Jahren andere an der Spitze. Wir sollten nicht unter die ersten fünf drängen.
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Ach bitte, hört auf von Weissgeld zu sprechen. Wie Dan Kohler in der NZZ geschrieben hat – Weissgeld gibts nicht und wirds hoffentlich im Interesse der persönlichen Freiheit (durch den automatischen Informationsaustausch) auch niemals geben. Alles was darüber heute gesprochen oder geschrieben wird ist reine Heuchelei. Ohne Quellensteuer/ unpersönliche Abgeltungssteuer wird dieses Problem niemals gelöst werden. Die Schweizer müssen endlich geschlossen hinter diese Lösung stehen inklusive bedingungsloser Verteidigung des Bankkundengeheimnisses, sonst haben UBS und CS bald das Image einer südamerikanischen Wechselstube…
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Das haben sie schon. Und für wen bitte soll sich Otto (der berüchtigte Normalbürger) einsetzen? Das wird nicht stattfinden!
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Otto kann die Beine hochlegen…. Einzig Exektive und Banken könnten die Entscheide der Schweizer Richter konsequent mittragen. Aber wenn halt Wädi und Co. freiwillig drüben „Kotzen“ gehen und Evi am liebsten Schiffscontainer mit Bankdaten füllt, dann wird man vom Zaungast schnell zum Schuldigen!
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Lieber Tobias,
Die bedingungslose Verteidigung des CH-Bankgeheimisses hat keine Chance. Das Bankgeheimnis ist seit den 1930er Jahren eine Einladung, d.h. Vorschub zur Steuerhinterziehung weil bei Steuerhinterzhiehung keine Auskunft gegeben werden muss. Bei Steuerbetrug ja, aber das ist ein anderer Hut! Die CH sollte sich endlich aufraffen, seine Gesetze den internationalen Gepflogenheiten anzupassen, d.h.: abschaffen
des Bankgeheimnisses. Die Finanz-Industrie ist natürlich dagegen, klar warum – denn sie haben seit Jahrzehnten ihre „Bäuche“ gefüllt.
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Oje, jetzt kommen noch die „geprellten“ zu Wort – das drückt auf die Tränendrüse.
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träumt weiter… die laster sind so alt wie die menschheit, niemand gibt gern den zehnten und schon gar nicht fünf zehnten, also machen ALLE & ÜBERALL unter neuen flaggen weiter. gerade die deutschen sind ja wirklich keine musterknaben wenn es um die verhinderung von geldwäscherei oder steuerhinterziehung geht. wenigstens Borer brachte es auf den punkt… an BIGOTTERIE nicht zu überbieten. geht nach deutschland und eröffnet ein bankkonto, da wirst du weder beraten, noch gefragt woher die kohle kommt. schriftlich schon gar nicht. informationsaustausch? denkste, gibts nicht, schon gar nicht für ausländer!
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So ein Schwachsinn. Viele Neuvermögen kommen zur Bank nicht weil ein Kunde ‚mal lange auf einem Konto liegendes Geld von einer Bank zur anderen transferiert, sondern auch, weil ein Kunde aus einem Geschäft von einer Gegenpartei bezahlt wird. Es ist dann also Geld, dass noch gar nicht versteuert werden konnte, ergo auch der Nachweis der Versteuerung noch nicht erbracht werden kann. – Soll jetzt der Schweizer Banker den Kunden mahnen, die Steuern in der Relevanten Jurisdiktion dann zu bezahlen? Soll er dies gar überwachen? – Würden Sie als Kunde es gut finden, wenn sich Ihr Banker auch noch in Ihre Steuerangelegenheiten mischt. – Na eben.
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Guten Tag!
Ist eigentlich jeder Artikel hier nur negativ? Kann man es Ihnen eigentlich nie recht machen?
Die Welt steht ohnehin schon sehr schlecht da, ist es notwendig mit dem Bashing konstant weiterzumachen? Wäre es möglicherweise mal sinnvoll zusammenzuspannen und eine Kooperation mit dem Finanzplatz einzugehen und ihre „Muskeln“ besser einzusetzen?oder geht es einzig darum, dass sie ihre miete bezahlen können?
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Es kommt wahrsch. noch bunter. Wer die Diskussion über den (legalen) Steuersatz verfolgt, welcher Mitt in den USA zum Verhängnis werden könnte, der kann sich ausrechnen, welcher Art die nächsten Attacken auf die Schweiz sein werden. Es geht dann nicht mehr darum, ob irgend ein Gesetz gebrochen wurde sondern es geht um die Kapitalflucht als solches. Und zwar die legale Kapitaltransferierung von Land A ins Land B (Schweiz). Das betrifft sowohl Privatpersonen (siehe Frankreich-Diskussion) als auch Unternehmungen (siehe USA-Diskussion über Headquarters in der Schweiz). Wir müssen uns bald nach etwas ganz neuem umschauen: Die Korbflechtindustrie ist noch wachstumsfähig. 🙁
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„..alle Gesetze im grenzüberschreitenden Geschäft achten..“ – ja schon, doch nur die geltenden. Was das heisst: Ich kann für das „andere Land“ unvorteilhafte Konstrukte grenzüberschreitend bilden, ohne dabei ein Gesetz zu brechen. Weder die eigenen noch die Gesetze vom anderen Land. Letzteres ist jedoch eine Grauzone, da die Bank über gewisse Informationen nicht verfügt, welche Aufschluss darüber geben würden, ob allenfalls im Vorfeld des Geschäftes die Gesetze des anderen Landes gebrochen wurden (z.B. Steuerhinterziehung). Es kann also nach wie vor weiter gewurstelt werden – und zwar so lange, bis jemand den Stecker zieht.
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Sie wird auch dann nicht klüger: Gaddafi, Assad und UBS teilen da das gleiche Schicksal.
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Erschreckend, wie starrsinnig man am Schwarzgeld festhält. Offenbar braucht es noch viele weitere Daten-CDs, Pressionen, klagende Mitarbeiter, Gruppenanfragen und sonstige Imageschäden, bevor die UBS klüger wird.
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@Max Muster: BRAVO!!!
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Zwischen dem PR-Argument „Weissgeldstrategie“ und der Realität im daily business sind Welten dazwischen. – Ein Papiertiger??
Offenbar – wenn das so ist wie beschrieben -wird ausgerechnet diese sensitive und delikate Kundendimension immmer noch ohne paper-tracking abgehandelt; sozusagen mündlich per Handschlag… dies im Zeitalter der EDV! – Als Aussenstehender kann ich nur sagen: die Doppelmoral geht weiter… und die „oben“ wissen offenbar immer noch nicht, was in der wirklich executiven „Küche“ gebraut wird. – Vielleicht wollen sie es aber auch gar nicht wissen…!- déjâ vu….the show must go on..-
…oh doch: beides – sie wollen es wissen und sie wissen es. Wie man das nennt, wenn man dann trotzdem etwas anderes erzählt, das kann jede(r) selber erraten. Das der Axel im Moment noch unbefleckt ist, das kann man ihm nicht Übel nehmen. Leider wird das jedoch so bleiben: auch er wird es nicht schaffen, in die 2 bis 3 Etagen tiefer liegenden Wirren zu blicken, resp. diese zu durchblicken. Diese Organisation wird an den von ihr selber kreierten Verschleierungsmechanismen ersticken – und die CH wird mitbüssen.
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Ihr beide wisst doch, dass kritisieren viel einfacher ist als besser machen. Auch der Autor weiss das, nur kann er besser schreiben als es besser machen. Karl Kesselfecker hat die Realität gut beschrieben. Ihr selbsternannten Richter und Weisen (inkl. Autor) könnt uns sicher sagen wie das konkret überprüft und umgesetzt werden soll! Soll der Kunde vielleicht die nächstjährige Steuererklärung nachreichen (er hat ja das Geschäft dieses Jahr gemacht) und sollen die Banken zu Steuereintreibern werden für die anderen Länder? Sowieso ist die Diskussion völlig verfehlt, sollte doch zuerst einmal der grösste Gelwäschereiplatz auf der Welt, Miami, gesäubert werden und sollen die Amis doch bitte bei Kontoeröffnungen verpflichtet werden, WENIGSTENS die Angaben des „Ultimate Beneficial Owners“ zu verlangen. Jeder von Euch dreien kann auf brieflichem Weg in Delaware ein Konto für ein „Konstrukt“ eröffnen, OHNE seine Identität bekannt zu geben, geschweige denn irgend welche weitere Fragen zu beantworten. Und die Realität in Deutschland hat Dölfi oben gut beschrieben. Unter diesen Umständen ist es momentan wirklich arrogant und ignorant die Schweizer Banken zu Fiskalpolizisten umfunktionieren zu wollen!
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Lieber Max Muster
es wäre schön, wenn du das, was du hier unter einem Pseudonym schreibst auch tun würdest. Du musst dich deswegen nicht schämen. Hab doch einfach den Mut und starte eine Kampagne gegen die „Weissgeldstrategie“. Nachdem du nun sogar weisst wie man in Delaware und Miami Konten eröffnet, könntest du uns die Anleitung dazu geben und damit alle Kritiker Lügen strafen. Und vor allem: hab‘ einfach auch den Mut deinem Arbeitgeber gegenüber die „Weissgeldstrategie“ als scheinheiliges Alibi zu benennen. Dann wärst du wahrlich der Winkelried, auf den wir hier alle warten… -
@ Max Muster: Wer einen Max Muster hat, braucht keine (deutsche) Kavallerie mehr… …Max denkt A, will B und tut C, damit letzteres alsdann wieder das A sabotiert – gut gemacht; bravo!
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@Musterkesselflicker, fairer Kommentar. Habe vor einigen Monaten bereits unserem Super-Unterhändler Ambühl ein Email mit vielen Facts geschrieben (ohne Pseudonym). Er hat sogar geantwortet. Sinngemäss etwa so: Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben alles im Griff…
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@Dalton Bros. Bitte mit Fakten argumentieren anstatt zynische und leere Polemik zu machen. Danke
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Das ist zum Glück mein eigener Entscheid – sonst wären alle wie Sie (das wäre dann das Ende).
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Zwischen dem PR-Argument "Weissgeldstrategie" und der Realität im daily business sind Welten dazwischen. - Ein Papiertiger?? Offenbar - wenn das…
Erschreckend, wie starrsinnig man am Schwarzgeld festhält. Offenbar braucht es noch viele weitere Daten-CDs, Pressionen, klagende Mitarbeiter, Gruppenanfragen und sonstige…
...oh doch: beides - sie wollen es wissen und sie wissen es. Wie man das nennt, wenn man dann trotzdem…