Die Schweizer Banken haben es gut, denn sie haben die Weissgeldstrategie. Ein Dankeschön geht nach Bern an den Bundesrat, vor allem an die Finanzministerin, ein zweites nach Basel, an die Bankiervereinigung. Endlich haben wir klare und moralisch einwandfreie Regeln.
Es ist zwar nicht einsichtig, wie die Banken für die Steuerehrlichkeit und die Selbstdeklaration der Kunden verantwortlich gemacht werden können. Aber lassen wir das, wir wollen ja über schöne Aussichten sprechen.
Es ist auch nicht nachvollziehbar, wie Eveline Widmer-Schlumpf dem österreichischen „Standard“ kürzlich erklären konnte, dass es zunehmend schwieriger werde, ein Land zu finden, welches unversteuerte Gelder überhaupt noch annehme.
Aber verzichten wir für einmal auf das Politikerinnen-Bashing, wir wollen wirklich nur über die weissgeldkompatiblen Chancen der Banken im Kerngeschäft des Finanzplatzes Schweiz, der Vermögensverwaltung für die Wohlhabenden und Reichen dieser Welt, nachdenken.
Das Rezept, liebe Banker, ist einfach: Helfen Sie Ihren Kunden im Kampf gegen die finanzielle Repression. Das ist im Gegensatz zur Beihilfe zur Steuervermeidung eine edle Sache.
Repression, die Unterdrückung und Verfolgung von Gruppen und Individuen, ist in unserer zivilisierten Welt politisch verpönt. Die finanzielle Repression erfreut sich allerdings bei Finanzministern und Staatschefs der verschuldeten Industrieländer steigender Beliebtheit.
Worum geht es? Im Kern geht es um die Verfolgung der Gläubiger, welche die hochverschuldeten westlichen Staaten finanziert haben und weiter finanzieren sollen.
Die klassische Methode der Entschuldung von Staaten erfolgt über die Inflation. Das klappt im Moment aber nur halbpatzig. Deshalb haben die Schuldenstaaten einen Werkzeugkasten der Repression entwickelt, mit dem sie die Inflationsförderung verbinden.
Die fünf Werkzeuge sind:
- Die Erzeugung negativer realer Zinssätze für Staatsschulden. Der Zinssatz für Staatspapiere muss deutlich tiefer als die Inflationsrate sein. Damit sinkt der reale Wert der Schulden.
- Die Verstaatlichung von Banken. Diese ist in Europa weiter verbreitet als angenommen. Hervorgetan haben sich bisher Grossbritannien, Irland und Spanien
- Die Förderung des Erwerbs von Staatspapieren durch die Banken. Diesem Ziel dienen vor allem die bankengesetzlichen Vorschriften über das Eigenkapital, die Klumpenrisiken und die Liquidität.
- Die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen. In der globalisierten Finanzwelt ist das aber nur schwer machbar. Unterschätzen wir jedoch die Kreativität der Regierungen nicht.
- Gesunde Länder unter Druck zu setzen, um von ihnen möglichst viel Geld herauszupressen. Dies ist im Falle der Schweiz eine effiziente Methode. Die USA und in jüngerer Zeit auch Deutschland gelten hier als erfolgreich.
Wie im Einzelnen der Kampf für Ihre Kunden zu führen ist, wollen wir den Bankern nicht vorschlagen, das ist schliesslich deren Kernkompetenz. Ein paar Anregungen präsentieren wir aber gerne.
Verkaufen Sie Staatsanleihen, verkaufen Sie Bankaktien, verkaufen Sie alle amerikanischen Wertpapiere. Kaufen Sie Realwerte, Liegenschaften, Edelmetalle, Nestlé-Aktien.
Kaufen Sie allenfalls Obligationen in Währungen mit einer positiven Realrendite. Und wählen Sie Leute ins eidgenössische und in die kantonalen Parlamente, welche das Einknicken vor dem Druck des Auslandes nicht als geeignete Form der täglichen Gymnastik betrachten.
Denn beim Werkzeug Nummer vier der finanziellen Repression wird es in Bälde Neuheiten zu beklatschen oder zu beklagen geben: neue Formen der Kapitalkontrolle.
Einige Schuldenstaaten werden den Kampf gegen die Kapitalflucht ihrer Bürger an vielen Fronten verschärfen, und sie dürfen dabei auf Grund der jüngeren Erfahrungen mit der wohlwollenden Unterstützung durch die Schweizer Regierung rechnen.
Gemäss der Vereinbarung über die Standesregeln zur Sorgfaltspflicht der Banken (VSB 08) ist die Beihilfe zur Kapitalflucht schon heute verboten. Die Banken dürfen keine aktive Beihilfe zum Kapitaltransfer aus Ländern leisten, deren Gesetzgebung die Anlage von Geldern im Ausland verbietet oder beschränkt.
Solche Beschränkungen und Verbote des Auslands sind absehbar, zum Teil schon heute faktisch in Kraft. Die notwendige Neuinterpretation der Begriffe „aktiv“ und „Beihilfe“ wird in Bern auf keinen ernsthaften Widerstand stossen.
Und über die rückwirkende Anwendung neuer Vorschriften und Regeln kann man mit Bern immer reden.
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Die Schweizer Bankenvereinigung weist nach Informationen des SPIEGEL den Vorwurf zurück, dass die Banken des Landes wohlhabenden Deutschen helfen, Geld in Steueroasen zu schaffen. „Es gibt seit der Unterzeichnung des deutsch-schweizerischen Steuerabkommens im vergangenen September keine nennenswerten Abflüsse von deutschen Vermögen aus der Schweiz“, sagt Patrick Odier, Präsident der Organisation. Zudem hätten sich die Schweizer Institute verpflichtet, keine Beihilfe zu solchen Transaktionen zu leisten. „Ich halte es für unvorstellbar, dass eine Schweizer Bank dagegen verstößt“, sagt Odier.
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Liebe Sandra
Im Immobilien Sektor Russlands sind 50% Korruptionsgeld im Preis der Immobilie schon
einkalkuliert.
Im Energiesektor, vor allen Dingen bei der Infrastrukturausbau sind die Russen massgeblich teuerer. Der Grund ist immer die Korruption. Aber scheint es zumndest, dass die Korruption stark bekämpft wird.
Was meinen Sie wer in Sotschi – Winter Olympia Stadt- 2014 am Schwarzen Meer baut? Die ganze Immobilienbranche der Welt plus russische Oligarchen. Baufirmen aus den Emiraten, Singapur, Türkei, Irland, England,USA, Deutschland, Japan, Italien, Frankreich und…..Mit dem Geld aus der ganzen Welt? Wird von den Russen bezahlt. Vom russischen Staat. Alle verdienen. Ich hoffe, dass unsere Finanzinstitute nicht abseits stehen. Es sind Infrastrukturausbauprojekte, die für mehrere Milliarden Euro vergeben wurden.
Unser bekannteste Skifahrer Bernhard Russi gestaltet seit einigen Jahren am Kaukasus die Skipisten für Russlands Winterolympiade.
An den Megaprojekten wird tüchtig gearbeitet.
Europa arbeitet mit. Es gibt keine Immobilie in welcher ein Schinder oder ein Siemens Aufzug nicht stehen würde. In Russland Städten wird nur in die Höhe gebaut. In der Agglomeration rund um Moskau werden Villensiedlungen gebaut und von vielen Russen aber auch Ausländer erworben. Auch Naomi Campbell – US Model wurde von ihrem russischen Ehemann mit einem US$ 18.– Millionen Geschenk erfreut – einer Villa der Star-Architektin Zaha Hadid.com, London. Standort der Villa: Moskaus Umgebungswälder mit einem See.
Sarkasmus ist da nicht mehr angebracht.
Trotz dieser Preise und Korruption sind Finanzinstitute aus der ganzen Welt in Russland präsent, weil dort das Geld auf der Strasse liegt. Ohne den China und Russlands Emerging Markets könnte man die EU schon heute abschreiben. Darum erscheinen die Deutsche und die US Erpressungsmassnahmen, die sie regulierungsmassnahmen nennen im Finanzsektor umso lächerlicher.
Herr Putin und seine Regierung widersetzten sich dem permanenten Politbasching erfolgreich.
Wie im Punkt 5. des Autors erwähnt wäre es wünschenswert starke Politiker zu wählen, die global denken können und nicht nur lokal.
Wäre noch vieles zu diesem Thema zu sagen.
Die Schweiz muss viele Investitionen im eigenem Land tätigen, in die Bahninfrastruktur massiv mehr investieren und keine Grossstädte ausbauen, weil diese an die Grenzen ihrer Kapazität angelangt sind. -
Sehr geehrter Herr Geiger
Das sind keine bahnbrecherische Ideen.
Ich habe die Emerging Markets Fonds, die in Luxemburg domiziliert sind schon vor 2008 gekauft und mit einem 60%Plus in einer Zeitspanne von 3/4 Jahren Kasse gemacht. Es war aber eine lange Periode der Marktbeobachtung vorausgegangen.
Einige Leute inklusive Banken haben sich mehrmals die Hände verbrannt. Ob die CS oder die UBS, sie sind alle in Moskau gewesen und meinten, dass man Russlandsrohstoffe wie die frische Brötchen aufkaufen kann. Viele haben aber echtes Geld geholt aus diesem wie man meine ungehobelten Land. Hr. Marc Rich fing an, bildete die Russen aus dann druckten ihm die Russen aus dem Gebiet wie einen Mitesser aus.
Die Lage änderte sich und heute sieht man, dass die Russen weder blöde noch auf den Kopf gefallen sind. Wer so viele Rohstoffe hat, hat auch im Sozialismus verkauft, zwar unter dem Börsenpreis aber die Wege blieben nicht zugeschüttet, eher hat man neue entdeckt und ich stelle nur fest, wie lange die Schweizer oder die Ami,s oder die Deutsche brauchten bis sie es verstanden haben, dass sie es nicht mit den Amazonas Indianern zu tun haben, sondern mit ihnen ähnlichen Raubtieren.
Man hätte schon im Jahre 1996 die Gazprom-Aktien kaufen können. Alle haben nur gelacht.
In De hat man diese gehandelt. Die Schweizer Händler hatten keine Ahnung, dass man nach dem Krieg DE und Österreich über 2 Pipelines und 2 Deutsche Gas- und Erdöltrader belieferte. Die Erkentnisse kamen für viele zu spät.
Heute stehen russische Rohstoffe: Goldförderung, Diamantenförderung, Platinum, Palladium, Thorium, Kupfer, Chrom, Aluminium, Titanförderung zuoberst an den Rohstoffbörsen weltweit. Da schuften Ami,s am Ural schon seit 15 Jahren mit Caterpillar zusammen und montieren vor Ort die Engines für ihre Boeings, Gas und Erdöl immer noch zur Verfügung und die Gebiete sind riesig und immer kann man diese erwerben. Entweder die Minen oder ganze Lagerstätte werden ausgeschrieben. Man kann sich bewerben und die Firmen gründen, fördern und reich werden.
Man sehe in Richtung BP – England, die im 2003 für 7 Milliarden die Rechte an der TNK-BP für die Ölförderung gekauft und gestern für 28 Milliarden US$ plus ca. 15% Aktien an Rosneft Russland verkauft.
Ganze Ostsibirien und die Pacific-Zone Russlands steht frei für die Investitionen und für das Ausbau der Region.
Man müsse aber nicht meinen, dass dort die Gesetzlosigkeit herrsche. Es hat 2 Börsen in Russland: eine in St.Petersburg, eine in Moskau und bestens funktionierende Märkte.
Viele CH Banken, US Banken, GB Banken und beinahe alle aus DE, Österreich oder Frankreich. Chinesen, Emiraties, Hongkong und Singapur sind dort alle präsent und funktionieren dort seit bereits 20 Jahren. Sie bauen dort nicht nur die Hotels auf.
Die Banken dürfen nur als Tochtergesellschaften funktionieren, da ist eben die russische Gesetzgebung, die bei Korruption oder anderen Delikten schnell zugreift. Korrupt sind viele Institutionen allerweil. Und trotzdem kommen alle zu ihrem Geld. Korruption ist gross und Russland steht irgendwo wie Angola auf dem 170 Platz weltweit, betreffend Korruptionsausbreitung.
Immobilie haben wir auch schon gebaut.Jetzt in der Krise. Nach dem Motto des reichsten Warren Buffet der rät genau das, was Herr Geiger als die Erfindung präsentiert. Danke sehr aber trotzdem. Vielleicht können Sie mit Ihrem Bericht die verschlaffene Schweizer Industrielle wachrutteln.
Wer Geld hat solle tatsächlich bauen, weil es kommen nicht nur die Russen, Franzosen und die Engländer nach Zug oder Genf. Es kommen auch viele Deutsche, die genug haben 42% des Einkommen zu versteuern. Baue, verkaufe und verdiene.-
Das weite Russland – welch Eldorado! Man bewerbe sich, kaufe und werde reich. Zu dumm, dass ich meine kürzlich erstandene Palladium-Mine nach wenigen Wochen wieder abgeben musste: Ich war im falschen Aktienregister eingetragen. Deshalb wüsste ich nur allzu gern, wie viel BP nebst dem offiziellem Kaufpreis seit 2003 an Lehr- und Schmiergeld in Russland drauf gelegt hat.
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Die Umsetzbarkeit der Transaktionsempfehlungen von Hans Geiger hängen auch vom Vorhandensein funktionierender Märkte ab. Nicht alles, was wünschenswert ist, hat auch einen liquiden funktionierenden Markt, ausser er werde geschaffen.
Und: wenn alle das Gleiche in die gleiche Richtung tun, dann gibt es keine funktionierenden Gegenparteien, bzw. risk-takers auf der andern Seite. Das Märchen von der risk-free rate können wir ohnehin abhaken und die Modelle, die auf dieser Grundlage aufbauen auch.
Zum Schluss noch eine Randbemerkung: Mir ist aufgefallen, dass Hans Geiger seine jeweils interessanten ökonomischen Erwägungen oft in den politischen CH-Kontext stellt und dort gleich nach Verursachern sucht. Die Märkte sind heute jedoch globalisiert und entziehen sich daher weitgehend unserem heimatlichen nationalen Einfluss… -
„Bankexperte“. Es gibt wohl einen Grund, das er Professor ist und nicht Hedge Fund oder Portfolio Manager.
Wir notieren:
short US Bankindex am 22.10.2012
short US- und Staats-Titel ?? WTF Bonds? okay short US 10yr Notes am 22.10.2012
long immo + MSCI Emerging Markets 22.10.2012in einem jahren schauen wir mal weiter 😉
(nicht alle diese ideen müssen ja falsch sein)
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Fangen wir mit Bashing an:
EWS ist wohl die unfähigste aber für die Schweiz gefährlichste Bundesrätin. Rücktitt!
Die Banken haben ein grosses Selbstverschulden an ihrem heutigen schlechten Ruf. Nach vorne vertreten Sie angeblich eine Weissgeldstategie (gegenüber USA und Deutschland etc). In Wirklichkeit sind sie noch äusserst aktiv in Asien und Südamerika etc. mit der aktiven Akqisition von Schwarzgeldern. Nur ist dies bis heute in der Öffentlichkei kein Thema (Schwarzgeldproblemetik ist nur bei den Ländern ein Thema, die unverantwortlich hohe Steuern haben und unfähig sind, ihren Finanzhaushalt in Ordnung zu halten (Überschuldungsländer wie Deutschland, Rest der EU und USA).
Katastrophal wird es in Zukunft werden, wenn in Deutschland Peer Steinbrück an die Macht kommt. Dann muss sich die Schweiz wam anziehen. -
Guter Artikel. Genau so sollten wir es machen… Nur leider wird das Volk – hauptsächlich aus Neidmotiven, wenn wir ganz ehrlich sind – weiterhin links wählen. Und diese Leute werden die Abwärtsspirale aus schwachem Finanzplatz, weniger Arbeitsplätzen, weniger Steuereinnahmen, weniger Geld für soziale Sicherheit, usw. vorantreiben. Daraus folgt weniger Wohlstand und das Potential für extreme Regierungen – sei dies links oder rechts! Dies sollten wir zu verhindern versuchen!
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Beissender Sarkasmus, aber sehr treffend. Gehört die Transaktionssteuer nicht auch in diese Tool Box?
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doch, die Transaktionssteuer gehört dazu. Ich würde noch weiter gehen: auch sämtliche C02-Steuern…
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Das ist sicherlich für den/die Einzelne/n das Richtige. Was geschieht jedoch, wenn wiederum alle das selbe tun und auf Gewinne hoffen? Die normale Markt-Diffusität geht verloren und es entstehen auch da bizarre Verzerrungen. Die bis jetzt richtigen Rezepte werden da nicht zwingend weiter helfen. Und das tragische: keiner kennt ein Rezept mit Erfolgsgarantie…
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Was Sie über „Bern“ schreiben, ist leider wahr. Wo sind die Leute, die noch Rückgrat haben? Deren Rückgrat nicht so flexibel wie ein Gummibärchen ist?
Was Sie über "Bern" schreiben, ist leider wahr. Wo sind die Leute, die noch Rückgrat haben? Deren Rückgrat nicht so…
Das ist sicherlich für den/die Einzelne/n das Richtige. Was geschieht jedoch, wenn wiederum alle das selbe tun und auf Gewinne…
Beissender Sarkasmus, aber sehr treffend. Gehört die Transaktionssteuer nicht auch in diese Tool Box?