Konrad Hummler liebt steile Felshänge. Auch im Berufsleben erlebt der Appenzeller Extreme.
Kein anderer Banker der jüngeren Vergangenheit ist so schnell aufgestiegen und so tief gefallen wie der Mann, der die Bank Wegelin auf die Schweizer Landkarte gedrückt hatte.
Vor einem Jahr war Hummler noch NZZ-Präsident, Premiere-Gast bei TV-Schawinski, honoriger Privatbankier.
Wenige Wochen später wurde Hummlers Wegelin von den USA angeklagt. Hummler verlor Ansehen und Establishment-Freunde, in Polit-Bern fiel er in Ungnade.
Jetzt plant der einstige Oberst und brillante Querdenker sein Comeback. Im Frühling hat er still und leise eine Aktiengesellschaft mit dem Namen “M 1 AG” gegründet.
Praktisch niemand wusste davon, die Neugründung gab keine direkten Hinweise auf Hummler.
Beim einzigen Verwaltungsrat handelt es sich um einen Beauftragten Hummlers ohne bekannten Link zum Banker.
Einzig die Adresse hätte verraten können, dass hinter der “M 1” ein Wegelin-Bezug stecken könnte.
Domizil der neuen Gesellschaft ist Museumsstrasse 1 in St. Gallen. Dort residieren Hummler und seine übrig gebliebenen Partner der Wegelin-Bank, die bald nichts mehr zu tun hat.
Das Kapital von Hummlers neuem “Baby” deutet auf geschäftliche Ambitionen hin. Es beläuft sich auf 1 Million Franken.
Der Zweck der Firma bleibt verschwommen. “Beratungsdienstleistungen aller Art”, steht im Handelsregister.
In einer SMS schrieb Hummler am Montag, bei der “M 1 AG” handle es sich um ein “Sekretariat für mich”. Dahinter stecke “keine Vermögensverwaltung, keine Banktätigkeit”.
“Was ich mit dem Sekretariat tun werde, erarbeiten wir derzeit”, schrieb Hummler.
Möglich wäre ein Comeback als eloquenter Beobachter des Weltgeschehens.
Hummler legte die Basis zu seinem steilen Aufstieg mit seinen “Anlagekommentaren”, welche das Wesen der Finanzindustrie treffender als die meisten Publikationen erfasst hatten.
Hummlers Kommentare brachten es zu Kultstatus.
Jungtürken karrten dem Wegelin-Chef Material für seine geistigen Höhenflüge heran. Damit verkroch sich der grosse Denker tagelang und brütete über Aufbau und Formulierungen.
Mit dem Resultat schrieb Hummler Geschichte.
“It’s time to say Goodbye” provozierte Hummler im August 2009 Richtung Übersee. Die USA würden das Geschäft mit Amerika-Kunden für jede Bank zum High-risk-Business machen.
Zuvor hatte Hummler ein prägendes Bild für die Subprime-Krise gezeichnet. Diese verglich er mit verdorbenen Würsten.
Solche seien nur so lange verkäuflich, solange kein “berechtigter Verdacht aufkommt, es könnte Gammelfleisch in die Produktion eingeschleust worden sein”.
Das Ende seiner Anlagekommentare traf Hummler offenbar fast stärker als das Aus der Bank.
“Für mich persönlich ist es hart, dass ich keine Anlagekommentare mehr schreiben kann”, sagte Hummler im Frühling. “Das ist wie ein kalter Entzug.”
Plant Hummler mit seiner “M 1 AG” Analysen und Beratungen zur Finanzwelt, wie er dies mit den Anlagekommentaren unter dem Absender Wegelin lange Jahre getan hatte?
Diese könnte er im Markt anbieten und Ex-Chefökonomen von Banken das Business streitig machen.
“Keine Ahnung”, schrieb Hummler per SMS. “Ich weiss nicht einmal, ob ich nach allem, was geschehen ist, noch schreiben kann und mag.”
Dass er seine Firma mit einer Million Kapital stark kapitalisiert hat, habe mit dem Kauf der Liegenschaft zu tun.
“Das Aktienkapital ist für das Gebäude, das auch der M 1 AG gehört”, hielt Hummler fest.
Auf die Firmengründung folgte der Kampf um die eigene Reputation. In der NZZ konnte Hummler trotz Widerstand im Verwaltungsrat bleiben. Allerdings musste er das Präsidium abgeben.
Wenn er sich in Medien ungerecht behandelt fühlt, wird Hummler scharf. In der “WOZ” beharrte er auf einer Gegendarstellung. Nicht er sei angeklagt in den USA, sondern die Wegelin-Bank.
Vor Gericht erstritt Hummler die Anerkennung, dass zwei Kommentare von externen Lesern von Inside Paradeplatz seine Persönlichkeitsrechte verletzt hätten.
Guten Tag,
Wann und wo hat Himmler von dummen Steuerzahlern
gesprochen? Danke und freundliche Grüsse
Hans Rüedi, Aegeristrasse 15 6300 Zug
Jedem seine Meinung. Dr. Hummler, das Mensch gewordene Potemkinsche Dorf. Zudem sträflich wie Wegelin die US ‘verseggle’ wollte. ‘Don t mess with the IRS’ aber nicht für Wegelinsche Ueberbankers…
http://www.bloomberg.com/news/2012-01-03/swiss-bankers-charged-by-u-s-in-tax-case-said-to-have-worked-at-wegelin.html
NB1: Das Privatbanken Geschäft läuft sehr gut. Bei gewissen Traditionshäuser in Genf, zum Beispiel. Wer natürlich immer nur vom Beschiss seiner Kunden lebte, wird das nie verstehen.
NB2: ‘Mehr Risiko’ Grübel weiss gar nicht was ein Privatbanquier ist. Sein Zuhause ist das Derivatenwettbüro, der Nostrozock.
sehr treffend, max!
Hummler’s Anlagekommentare waren meistens immer lesenswert, im Gegensatz zum Grossteil des Industriebreis. Auch war er einer der wenigen prominenten Schweizer Wirtschaftsexponenten, der sagte, respektive schrieb, was er für richtig fand und kein Blatt vor den Mund nahm. Weiterhin alles Gute KH.
“Brillanter querdenker” ist wohl im kontext mit “geistige Höhenflüge” zu lesen.Wie war das :Wer Steuern zahlt,ist dumm.” Querdenker?Brillant?Geistig?Höhenflug?
Werter Herr Dr. Hummler
Würde mich sehr freuen, endlich wieder Ihre wertvollen und vorauseilenden Anlagekommentare zu lesen!
Wünsche auf jeden Fall gutes Gelingen mit M1 AG.
Mit den besten Wünschen
JP Vuilleumier
Dem ist wenig hinzuzufügen. Hummler, Grübel und wenige andere waren Bankiers ohne Selbstkomplexe, die niemandem etwas beweisen mussten, und allein den Kunden ins Zentrum gestellt haben. Die Welt des Private Bankings ist am Ende. Die beiden Herren haben sich vorausschauend verabschiedet, und scheuen sich nicht, Wahrheiten ins Mund zu nehmen, die manch sich-selbst-täuschender-am-Sessel-klammernder ausgedienter Manager nicht wahrhaben will.
Grübel würde ich hier teilweise nicht in die Aufzählung integrieren, da sein Herz nicht primär für den Privatkunden sondern vor allem auch für das Investmentbanking geschlagen hat – obschon seine Lippenbekenntnisse z.T. in eine andere Richtung wiesen.
Grübel ist eine Schande: Er hat die CS und (nach Ospel) noch die UBS gelenkt.
Bitte bedenkt, dass dieser “tolle Typ” einen Brady Dougan, Walter Brechtold, David Blumer in wichtige Positionen gesetzt hat.
Alle samt Chefs, die sämtliche MA vor den Kopf stossen!
Am Ende ist die Welt des Private Bankings sicherlich noch nicht, es gibt noch 12 richtige Privatbanken. Wovon u. U. nicht alle davon die nächsten 5 Jahre überleben werden können. Aber die doch recht hohe Nachfrage nach solchen wird auch für den Fortbestand dieser sorgen.
In ihrer honorigen Aufzählung blenden sie vollkommen die Frage aus, was den die Banken hätten tun können, um ihre Glaubwürdigkeit und das Image aufzubesseren.
Ich erinnere an margengrächtige und bonusrelevante Produkte wo primär der Kunde Schaden erlitt (z.B. absolute return) und die Bank sich mit fadenscheinigen Argumenten aus der Schlinge zog: kreiiert im von Herrn Grübel so geliebten Investment Banking. In den USA hätte die Bank diesbezüglich die Anleger entschädigen müssen, da in der Beratung der Anschein erweckt wurde als ob es sich um Produkte handle, bei denen der Return immer auf der positiven Seite des Zahlenstrahls liegt. Dies wurde dann durch die Bank in den Wind geschlagen mit dem Hinweis, der Kunde habe das Produkt ja schliesslich gewollt. Leider ist die Beratungshaftung in der CH noch unterentwickelt wie auch das Insidergesetz (dies hat System). Verlangen sie daher immer ein Gesprächsprotokoll, wenn ihnen ihr Banker eine Empfehlung macht!
Konrad Hummler ist eine Ausnahmeerscheinung in der Bankenszene Schweiz, genauso wie Ossi Grübel. Die Beiden verstehen das Bankgeschäft wie wenige – aktuellen – Banker in der Schweiz. Joe Ackermann gehört auch in diese Liga, nimmt man Deutschland mit dazu. Was diese big Three unterscheidet ist, dass sie Entscheide fällen und Verantwortung übernommen haben. Dazu ist die erschreckende Mehrheit der Top-Manager nicht in der Lage (ob unwillig oder unfähig ist von Fall zu Fall verschieden).
Dass sich Hummler für die Aufnahme von US-Bankkunden entschieden hat, ein intern umstrittener Strategieentscheid, hat mich überrascht. Aber Leader und Unternehmer fällen Entscheide und logischerweise sind nicht alle Entscheide immer richtig. Sonst wäre es leicht Unternehmer zu sein.
Hummler hat mit dem Verlust von Wegelin und der üblichen gesellschaftlichen Demontage bei Macht, Ansehen und Status für einen unternehmerischen Fehler schwer bezahlt. Es ist ihm zu gönnen, dass er erneut Erfolg hat. Schliesslich schaffen die Erfolgreichen Arbeitsplätze und nicht die Neider die ewigen Besserwisser, die sich dann äussern, wenn es mit erkennbar neuer Situation gar nichts mehr zu entscheiden gibt.
Neider, Besserwisser und Kopfnicker Nachläufer sind Bremsklötze und Ballast für jede Volkswirtschaft. Es braucht mehr Hummler, Grübel und Ackermänner. Leute die etwas tun, anstatt salbungsvoll zu schwadronieren.
Amen.
Wer austeilen kann, muss auch einstecken können…
Herr Hummler, ihre Sottisen und Aperçus, die Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gegeben haben, waren schlicht unterirdisch schlecht und total unglaubwürdig (das ist eine Tatsachenbehauptung – nicht gleich wieder die Medienanwälte um eine Gegendarstellung bemühen, gell). Belehren und alles besser wissen kommt nicht gut an. Und wenn man selber auf der Abschussliste steht, ist Duckmäusertum eine schlechte Strategie – hinstehen, ehrlich sein, Fehler einräumen und entschuldigen, dann gibt es – wie in den USA – Chance auf einen Neuanfang. Dazu viel Erfolg.
Alles Gute für Herrn Hummler und ich wünsche mir, dass er in der Zukunft (wieder) mehr Gehör in der Branche finden wird.
Schliesse mich allen hier gemachten Kommentaren an. Konrad Hummler ist nicht “windschnittig” und nach oben orientiert. Solche Leute brauchen wir jetzt im Land. Wir haben zu viele Opportunisten. Am meisten in der Bankiervereingung und bei Economiesuisse. Über das Parlement legen wir lieber das barmherzige Tuch des Schweigens, wollen wir nicht in Depressionen verfallen.
Man muss ihn nicht mögen, hingegen unzweifelhaft ist damit der Beweis angetreten, dass Dr. Hummler selbst im Zerfleischungsprosses der Wegelin & Co. einen Plan C in der Tasche hatte und dem Reifeisen Auerhahn das Gebäude abknöpfte. Abgeseilt wurde er ja schon tüchtig und wird wohl während dessen einen gewissen Läuterungsprozess durchlaufen haben. Es wird wohl nie wirklich an’s Licht kommen, was die Beiden, der Pirmin und Konrad da hinter den Kulissen ausgebrütet hatten. Eines muss natürlich klar sein; Dr. Hummler weist sich um Längen schlauer aus als der Kaufende Pirmin.
Es bleibt abzuwarten, ob mit diesem Konstrukt die Basis zementiert wird, um klamm heimlich einen Feldzug gegen seine früheren Widersacher einzuleiten die, so könnte ich mir durchaus vorstellen, im Rahmen von beratender Vermögensverschiebung und der Bildung von „Finanzkonstrukten“ enden könnte. Jeder der Hummler etwas näher kennt weiss, der lässt so schnell nicht locker! Den Vogel abschiessen könnte er innert weniger Jahre und käme dann wieder zu vollem Glanz denn, dass Klientel ist längst in den Startlöchern „und lässt sich gerne von Robin Hood Gedanken“ verleiten- das know how hat er bewiesenermassen! Da muss er nicht einmal über die Landesgrenze schauen, die eine oder andere Bank wie z.Bsp. die VP Bank wird’s lange nicht mehr machen. Na dann, auf ein Neues- mir wird’s Freude bereiten.
Vor allem in der heutigen Zeit eines zunehmenden journalistischen Einheitsbrei und dem damit einhergehenden bedenklichen Verlust an journalistischer Qualität benötigt unser Land Querdenker vom Format eines Konrad Hummler. Unsere Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind dringend darauf angewiesen.
Ich glaube nicht, dass jemand auf ihn angewiesen ist. Trotzdem oder gerade deshalb wünsche ich Toitoitoi!
Die Bank Wegelin war nur das Bauernopfer für die Schweiz! Herr Hummler war ein brillianter Banker mit einer eigenständigen Meinung. Die Anlagestrategie von Wegelin, welche heute durch Notenstein weitergeführt wird ist einzigartig im Schweizer Markt.
–> ZKB, BKB, CS und die 8 weiteren Banken haben weit mehr US Volumen unter den Fittichen. Nur hier ist die Presse etwas zurückhaltender respektive die Staatsgarantie hält die Kunden an die Bank.
Wenn Hummler so ein brillanter Bankier gewesen ist so frage ich: Hat er denn das U.S. Steuergesetz für U.S. Steuerpflichtige nicht gekannt?
Dass die Presse mit der BKB nicht “zurückhaltender” umgeht, davon zeugen hunderte von kritischen Artikeln im 2012.
Am 17.11.12 durfte der Tages-Anzeiger die Basler Kantonalbank ungestraft als “Zockerbank” bezeichnen & die BKB Filiale in Zürich musste in den letzten Monaten Abflüsse von 1’500 Mio Kundenvermögen hinnehmen.
P.S. Wünsche Herrn Hummler ebenfalls alles Gute. Im Gegensatz zu einigen seiner arroganten Kollegen, ist er auf dem Boden geblieben und er ist auf der Bahnhofstrasse ohne weiteres für ein spontanes Gespräch zu gewinnen.
@Stardust: Warum muss Herr Hummler die US Steuergesetze kennen? Es gab und gibt heute noch kein Mittel zu eruieren ob Kundengelder versteuert sind oder nicht –> ausser dem (automatischen) Informationsaustausch mit den ausländischen Steuerbehörden!
ich wünsche Herrn Hummler, als neuen Immobilien-Besitzer, alles Fortune dieser Welt, um den neuen Lebens-Abschnitt erfolgreich angehen zu können!