„Einen Hayek“ brauche der Finanzplatz, meinte ein Parteipräsident kürzlich im Blick. Einen Leithammel also, welcher der Branche den Weg weist.
So wie einst Rainer Gut. Als die Schweiz in den 1990ern wegen den nachrichtenlosen Vermögen nicht mehr weiter wusste, zückte der CS-Präsident das Portemonnaie. Das Thema war vom Tisch.
Ein Gut fehlt heute. Kein Leader der wichtigen Institute gibt derzeit Impulse, keiner geht voraus.
Woran liegts? Was ist zu tun?
Das Problem ist individuell. Jeder hat sein eigenes Manko.
Axel Weber von der UBS ist Deutscher. Im Steuerdisput mit seinem Heimatland und der EU kann Weber die Interessen der Schweiz nicht richtig vertreten. Er hat den falschen Pass.
Urs Rohner von der CS ist Anwalt. Ihm fehlt das Banker-Gen, in seinen Adern pulsiert kein kochender Business-Saft, sondern ein lauwarmes Compliance-Elixier.
Die im Nachrichtengeld-Streit entscheidende Familie Bär hat sich vom Big Banking abgemeldet, ihr letzter grosser Vertreter war der verstorbene Hans Bär.
Der hatte vor bald 10 Jahren mutig vor den Gefahren von zu viel Steuerhinterziehung gewarnt, was ihm persönlich geschadet hatte. Bär wurde dafür vom Bankenplatz geteert und gefedert.
Hans Vontobel vom gleichnamigen Zürcher Institut ist Ehrenpräsident, ein ehrenwerter Banker mit stolzem Lebenswerk, aber inexistent in der Debatte um Bankgeheimnis, Regulierung und Zukunft.
Sarasin in Basel ist brasilianisch, die Genfer Bankiers sind eine Welt für sich. Dort sind auch die zuvor lange Zeit unverwüstlichen Pictet-Banker in den Übersee-Steuerstrudel geraten.
Konrad Hummler hatte mit seinem Intellekt und seinem Mut das Zeug zum Gut der Neuzeit, doch ihm schossen die USA die Bank unter dem Sitzleder weg.
Zum Verhängnis wurde Hummler die Absenz jener Eigenschaft, die Gut auszeichnete: das Gefühl fürs Machbare. Gut schickte den Amis den grossen Scheck, Hummler erklärte ihnen den Krieg.
Pierin Vincenz ist zwar streetsmart, ausgestattet mit einem guten Gefühl fürs richtige Timing. Für seine Raiffeisen wäre der Informationsaustausch kein Problem. Genau deshalb ist sein Ruf danach zu egoistisch, als dass sich Vincenz zur grossen Figur des Bankenplatzes aufschwingen könnte.
Den Gegenpol verkörpert Martin Scholl von der grössten Kantonalbank des Landes. Vom ZKB-Chef hört man nichts, Scholl ist es offenbar am wohlsten, wenn er in keine Kamera sprechen und auf keiner Bühne stehen muss.
Die Bankiervereinigung ist zu einem Eunuchen-Verbund geworden, saft- und kraftlos, gelähmt durch divergierende Einzelinteressen der verschiedenen Fraktionen.
Monsieur Zwirbelbart Pierre Mirabaud hatte als Präsident noch für Furore gesorgt, als er beim Zinsabkommen mit der EU das Bankgeheimnis auf lange Zeit hinaus für betoniert betrachtete.
Das war zwar eine kolossale Fehleinschätzung, doch wenigstens hinterliess Mirabaud Spuren; etwas, das Nachfolger Patrick Odier in seinen bisherigen Jahren als oberster Banker des Landes trotz Interviews am Laufmeter noch nicht geschafft hat.
In Bern herrscht ebenfalls nur Durchschnitt. Die Finanzministerin kocht ihr eigenes Süppchen, der Finanz-Staatssekretär kennt sich aus mit hochkomplexen Mathe-Formeln, bringt aber keinen Deal mit Deutschland und den USA zustande.
Und wer im Parlament einen hochkarätigen Finanz- oder Banken-Politiker nennen kann, der soll vortreten.
Ebbe herrscht, so weit das Auge reicht. Und dies in der grössten Krisenlage, seit es der Schweizer Bankenplatz in den Nachkriegsjahren zu Ruhm und Reichtum gebracht hatte.
Der Vergleich mit Hayek passt deshalb nicht schlecht. Anfang der 1980er Jahre lag die einst berühmte und beneidete Schweizer Uhrenindustrie am Boden, geschwächt durch Lethargie, bedrängt durch asiatische Billigkonkurrenz mit neuer Technologie. Zwei Drittel der Uhren-Angestellten in der Schweiz hatten da ihren Job bereits verloren.
Nicolas Hayek revitalisierte die Branche, die wie die Banken das Land Schweiz ausmacht. Der gebürtige Libanese fusionierte die beiden grossen Verbunde, verhalf der Plastikuhr Swatch zum Durchbruch, setzte gleichzeitig auf Innovation und Qualität gepaart mit Luxus.
Hayek war weder Erfinder der Swatch noch ein grosser Uhrenmacher, sondern ein Unternehmer mit Emotionen, Charisma und dem unbändigen Willen zu siegen.
Rainer Gut war als Spitzenbanker im Vergleich zu Hayek eine Sphynx, aber ebenfalls hoch erfolgreich und einzigartig clever.
Alfred Escher, um die Reihe abzuschliessen, bleibt als Visionär des vorletzten Jahrhunderts unerreichbar.
Escher, Gut, Hayek brachten die Schweiz zum Erfolg.
Wer tritt in ihre Fussstapfen?
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Die beliebtesten Kommentare
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Pingback: Ceux qui abdiquent « Béquilles
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«Escher, Gut, Hayek brachten die Schweiz zum Erfolg.»
Wenn das Ihre Erkenntnis ist, Hässig, dann bitte aufhören. Das ist doch bloss Unsinn.
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Das sehe ich etwas Differenziert. Herr Gut war gar nicht so gut. Er ist Schuld an der ganzen Misere. Seit seinem „grosszügigen“ Check haben die Amerikaner gemerkt, dass die Schweiz erpressbar ist. Er ist der eigentliche Totengräber!
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Richtig erkannt! Der Kurzzeiterfolg von Rainer E. Gut und seinen Adlaten fliegt uns nun heute x-fach potenziert um die Ohren.
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In Zeiten der Krise erschallt einmal mehr der Ruf nach dem sog. starken „Führer“; in der Hoffnung er richte den status quo. Diese Zeiten sind allerdings endgültig vorbei. Die Bankenwelt von heute ist nicht mehr diejenige eines Rainer Gut oder Hans Vontobel. Dannzumal hing noch vieles an starken Persönlichkeiten, und die Bankenwelt hatte nicht mit Imageproblemen zu kämpfen. Heute ist das Imageproblem global und die Finanzkrise hat gezeigt wie technisch vernetzt und fragil das System ist. Ein einzelner “Verhandler“ kann hier wenig ausrichten; vielmehr geht es darum, sich institutionell in die globalen Netzwerke glaubhaft (ohne dauernde Skandale) einzubringen. Dies geht jedoch nur über den Weg glaubhafter Strategien. Die Kompetenz der CH-Bank der Zukunft liegt in der überdurchschnittlichen Erzielung von Performance von sog. „Weissgeld“ und nicht mehr in der Sichtung und statischen Verwaltung von „banklagernd-Kunden“. Wer freien Markt predigt, sollte dies auch im kompetitiven Umfeld glaubwürdig umsetzen. Dann wird der „Führer“ zum globalen Netzwerker.
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Gäähn, nichts Neues auf IP?
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Leider bei den Banken auch nicht… :-/
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Das Problem liegt doch ganz woanders. Wir haben in der Schweiz doch das Problem, dass mittlerweile jede Bank meinst, sie müsse alles können und alles machen. Jede KB meint, sie müsse im Retail gegen die RAIBA bestehen, die an jedem „Hagpfosten“ vertreten ist, im internationalen Geschäft gegen UBS und CS und im PB gegen jede noch so spezialisierte Privatbank… die Liste lässt sich beliebig verlängern und jede Bank/Bankengruppe kann dabei ins Zentrum gestellt werden.
Wenn sich die Schweizer Banken endlich vernünftig positionieren würden und sich dann auf das entsprechend definierte Kerngeschäft konzentrieren würden, wäre der eine oder andere Job vielleicht etwas weniger sexy aber die Angriffsflächen wären kleiner.
Wir suchen hier nicht einen, der mit dem offenen Portemonnaie durch die Weltgeschichte rennt oder einen, der den grossen Macker markiert, was heute gefragt ist, ist eine messerscharfe Strategie, die auch den Namen verdient und dann eie konsequente Umsetzung; nur so begegnet der Bankenplatz Schweiz nachhaltig seinen Problemen und schafft Mehrwerte im Sinne aller stakeholder.
Ich bin der Meinung, es braucht keinen neuen Hayek, sondern Banker mit dem Mut zu Strategie und Positionierung.
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Durch die Gesundschrumpfung der CH-Banken werden sich viele (derjenigen, die übrigbleiben) automatisch neu positionieren. Dabei wird auch das Kerngeschäft neu definiert; es wird sich dann zeigen, ob sich dannzumal neue ‚Lichtgestalten‘ hervorheben können.
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Ich glaube, dass, sobald wieder ein einzelner Name genannt wird der alles richten soll, wir in die nächste „Strategiepanne“ schlittern. Erst wenn wir uns entfernen vom „Personenkult“ und hin bewegen zu Transparenz, bei der Entscheide breit abgestützt sind, erst dann wird es wieder vorwärts gehen.
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noch einen Haudegen aus St. Gallen und der nächste CH Finanzminister wird in Brüssel bestimmt – ähnliche Lösung wie schon jetzt in Monaco -.
Leider liegen den meisten EU Bürger die Finanzprobleme und die Steuern näher als di Schwach am Handgelenk. Hier hilft nur einen gestandenen Politiker wie Giuseppe Motta.
Wie wär`s mit Peter Bodenmann ?
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OK Hr. Hässig, ich mach den Job, ausnahmsweise und vorübergehend. Kann derzeit zwar lediglich nebenberuflich, aber werde mir ein entsprechendes Perormance-Team zusammenstellen: A. Thiel, G. Rutz, Ph. Müller, H.P. Portmann und für die obligate Frauenquote noch K. Aeschbacher.
Bis in 1 Jahr werden die Sachsen hüben und drüben nur noch mit den Ohren wackeln – versprochen! -
also Herr Gut ist jetzt nun echt kein gutes Beispiel für gelungenes Banking. Das Portemonnaie zu zücken ist weder ein besinderes Talent nich Verdienst; das kann jez wirklich jeder.
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Lukas Hässig wäre die ideale Person, er weiss doch alles viel besser und ist der grosse Meister der Spekulationen……..
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Woran liegt’s? Ganz einfach: Weil sie alle Schiss haben, angeklagt zu werden und damit ihre Reisefreiheit zu verlieren. Konrad Hummler hat es vorgemacht: Wer aufmumpft wird erschossen.
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Rainer Gut in Ehren, aber welche Blutspuren hinterliess er. SKA ist heute amerikanisch, Winterthur-Versicherungen französisch etc. etc.
Rainer Gut in Ehren, aber welche Blutspuren hinterliess er. SKA ist heute amerikanisch, Winterthur-Versicherungen französisch etc. etc.
Woran liegt's? Ganz einfach: Weil sie alle Schiss haben, angeklagt zu werden und damit ihre Reisefreiheit zu verlieren. Konrad Hummler…
Lukas Hässig wäre die ideale Person, er weiss doch alles viel besser und ist der grosse Meister der Spekulationen........