Am 26. Juli 2012 sagte EZB-Präsident Mario Draghi auf einem Podium in der Londoner City: „Die EZB ist bereit, alles Notwendige zu tun, um den Euro zu erhalten … Und glauben Sie mir, es wird genug sein.“
Seither stieg der Euro gegenüber dem Yen um über 30 Prozent und gegenüber dem Dollar um über 10 Prozent. Auch gegenüber dem Franken stieg er, allerdings etwas weniger (plus 3 Prozent), weil die Märkte mit dem Verkauf der SNB-Bestände rechnen müssen.
Die Aktienmärkte haussieren in Erwartung, dass die EZB notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von kriselnden EU-Mitgliedern aufkaufen wird. Die Frage stellt sich: Wie will die EZB den unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen finanzieren? Beziehungsweise wie hat sie solche Käufe bisher finanziert?
Ein Blick in die konsolidierte Bilanz der EZB gibt uns die Antwort: Von Januar 2009 bis Januar 2013 hat der aktive Bilanzposten „Wertpapiere in Euro von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet“ um rund 300 Milliarden Euros auf 585 Milliarden Euro zugenommen.
Der Aktivposten „Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet“ hat sich gar um rund 370 Milliarden auf fast 1’120 Milliarden Euro vergrössert.
Die Finanzierung erfolgte, genau gleich wie bei unserer Nationalbank, zum weitaus grössten Teil über die Erhöhung der Einlagen von Kreditinstituten bei der Zentralbank.
In der konsolidierten Bilanz der EZB heisst dieser Posten: „Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Operationen gegenüber Kreditinstituten im Euro-Währungsgebiet“. Darunter befinden sich auch die „Girokonten“, „Mindestreserven“ und „Termineinlagen“.
Dieser Passivposten kletterte um 560 Milliarden auf fast 925 Milliarden Euro (siehe EZB: Konsolidierter Wochenausweis des Eurosystems zum 4. Januar 2013).
Mitgeholfen bei der Finanzierung von Staatsanleihen (in weitaus geringerem Ausmass) hat ferner die Emission von zusätzlichen Banknoten dank der Erweiterung der EU (Banknoten sind Kredite der Konsumenten an die Zentralbank; beziehungsweise Banknoten sind von der Zentralbank emittierte Obligationsscheine).
Was zeigen uns diese Zahlen? Sie sind Beweis dafür, dass die EZB – genauso wie unsere SNB – „nur mit Wasser kocht“.
Will heissen: Keine Notenbank kann „aus dem Nichts heraus“ Kapital schaffen. Notenbanken können erst Kredite sprechen, wenn sie selber Kapital aufgenommen haben.
Dasselbe gilt auch für das US-Fed: Wenn das Fed beispielsweise im Zuge eines sogenannten „quantitative easing“ Wertpapiere kauft als Aktivposten „Securities“, so muss auch das Fed sich refinanzieren.
Das Fed nimmt Kredit auf vorwiegend über den Passivposten „Deposits“, was Einlagen von Kreditinstituten gleichkommt (siehe Federal Reserve Statistical Release, h.4.1.).
Der Glaube, dass eine Notenbank selber Kapital schaffen und die Zinsen senken könne, ist naiv.
Sie kann sich am kurzen Ende verschulden und am langen Ende investieren – aber das ist nur eine Drehung der Renditekurve. Sie kann die Renditekurve als Ganzes nicht verschieben.
Wenn eine Notenbank behauptet, sie „schöpfe Geld“ beziehungsweise sie „erschaffe“ Geld – dem „Schöpfer“ gleich –, so bedeutet das im Klartext: Die Zentralbank nimmt Kredit auf.
Warum aber haben die Zentralbanken seit Ausbruch der Finanzkrise solche Unmengen von Staatsanleihen und anderen Obligationen aufgekauft?
Die Antwort ist einfach: Viele Staaten und Unternehmen bekommen am Kapitalmarkt aufgrund ihrer schlechten oder zweifelhaften Bonität kein Kapital mehr. Hier springen die Notenbanken ein: Sie kaufen qualitativ minderwertige Wertschriften.
Diese finanzieren sie mit Kapital von Finanzinstituten, welche ihr Vermögen in qualitativ gute Wertschriften investieren möchten. Anstatt also selber minderwertige Finanzprodukte zu kaufen, ziehen es die Investoren vor, in Schulden der Zentralbank zu investieren.
Die heutigen Zentralbanken betätigen sich somit als gigantische Kreditwaschmaschinen: Sie kaufen minderwertige Wertschriften und verpacken diese als Schulden der Zentralbank mit der besten Bonität.
Letztlich garantiert für die Zentralbank der Steuerzahler. Das verbessert die Bonität. Aus „schlechter Bonität“ wird vermeintlich „gute Bonität“.
Diese Rechnung ist bisher aufgegangen – siehe jüngstes Rallye. Aber wie lange noch wird es gehen, bis die erste Zentralbank negatives Eigenkapital aufweist und keinen Kredit mehr bekommen wird?
Wie hat die Finanzkrise überhaupt angefangen?
Genau – mit der Verwässerung der Bonität von ganzen Immobilienpaketen. Genau dasselbe tun heute die Zentralbanken.
Und unsere Nationalbank? Auch sie hilft munter mit bei der „Umverpackung“ von schlechten Staatsanleihen in vermeintlich „gute“ Schulden der Notenbank. Über 400 Milliarden Staatsschulden hat sie dafür bis jetzt à fonds perdu „aufgeworfen“.
Damit liegt unsere SNB einsam an der Spitze. Während die Schulden von Fed und EZB rund 3 mal so hoch sind wie die Menge an emittierten Banknoten, erreicht diese Zentralbank-Finanzkennzahl bei der SNB über 7 mal (siehe SNB, Statistische Monatshefte).
Dadurch wird die Bonität des ganzen Finanzplatzes am Paradeplatz „verwässert“ – zudem noch wesentlich schlimmer als alle übrigen Finanzmärkte. (Siehe auch den Beitrag „Bürkliplatz – massive Bedrohung für Paradeplatz“.)
Erstaunlich ist, dass internationale Rating Agenturen wie Standard and Poor’s oder Moody’s die immer schlechter werdende Bonität der Zentralbanken – der grössten und bedeutendsten Schuldner unserer Zeit – nicht beurteilen und herunterstufen.
Es wird Zeit für die Finanzmärkte, sich von den Zentralbanken zu emanzipieren.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Hallo Hr. Meyer,
ich bin durch Zufall auf ihren Namen und Ihre Texte hier gestossen. Ich bin Deutscher und nur Laie. Deshalb verzeigen Sie mir bitte, wenn ich trotz Faszination beim Lesen ihrer Sicht eine etwas ungebildete/kuriose Frage zu dem Ganzen habe. Mir ist nämlich nicht klar, wieso nicht schon längst gegen diese künstliche Franken/Euro-Bindung spekuliert wird. Also hier meine Frage:
Wäre es nicht denkbar, dass sich die Schweizer Geschäftsbanken, die bei der SNB aktuell über Giroguthaben verfügen, zu einem Kartell zusammenschliessen und ihre Giroguthaben bei der SNB abziehen und damit auf einen fallenden Euro spekulieren? Müssten dann die Schweizer Steuerzahler die SNB retten und so den GB ihren Spekulationsgewinn auszahlen? Oder könnte sich die SNB gegen so eine Spekulation irgenwie wehren?
Vielen Dank, falls sie Zeit für eine kurze Antwort haben.
-
Sehr geehrter Herr Müller
Sie nehmen Josef Ackermann in Schutz – beschuldigen mich, ich hätte nicht verstanden, was Ackermann gesagt habe und verdrehe zudem seine Aussage.
Gerade im Fall Ackermann ist es sehr wichtig, dass dieser versteht, dass er einen ganz gravierenden Fehler begeht. Ein Fehler der möglicherweise auch die Zurich Insurance Group. in grosse Gefahr bringen könnte.
Es ist durchaus denkbar, dass auch die Zurich Insurance Group unserer Nationalbank Kredit gegeben hat, womit diese dann Euros gekauft hat.
Ackermann sollte deshalb begreifen: Im Falle von negativem Eigenkapital der SNB müssen die Gläubiger der SNB ihre Kredite an die SNB entsprechend tiefer bewerten.
Negatives Eigenkapital der Nationalbank überträgt sich eins zu eins auf die kreditgebenden Institute. Nicht nur unsere Grossbanken, sondern möglicherweise auch die Zurich Insurance Group befindet sich somit in grösster Gefahr im Falle von negativem Eigenkapital der SNB.
Analysieren wir die Aussagen Ackermanns und Prof. Binswangers in der Frankfurter Allgemeine:
Im Artikel: „Es fehlt das Geld. Nun gut, so schaff es denn!“ (Gespräch der F.A.Z. mit Binswanger und Ackermann; siehe F.A.Z., Link weiter unten im Kommentar von „Mephistopheles“) sagt Binswanger auf die Frage der F.A.Z., was Papiergeldschöpfung bedeute:
„…dass sich der Staat seiner Schulden entledigen kann…“
Ackermann fährt wörtlich fort: „…Durch die Schöpfung von Papiergeld und Buchgeld kann man die physische Knappheit des Goldes überwinden…“
Die zentrale Aussage der beiden ist also ganz klar: Der Staat kann durch das Drucken von Papiergeld bzw. durch Geldemission die Schulden zurückzahlen.
Sie behaupten, die Zentralbank könne ihre Schulden immer „bedienen“. Eine Schuld bedienen heisst, die Schuld zurückzahlen. Wenn eine Schuld zurückbezahlt wird, so wird dadurch die Passivseite des Schuldners verkürzt.
Wenn aber eine Notenbank Banknoten emittiert, so wird die Passivseite der SNB nicht verkürzt, sondern im Gegenteil verlängert! Damit ist bewiesen, dass eine Notenbank ihre Schulden und die Staatsschulden nicht „bedienen“ bzw. vermindern kann durch das Drucken von Banknoten!
Im Gegenteil! Durch eine Geldemission vergrössert eine Notenbank ihre Schulden und damit die Staatsschulden.
Die Behauptung von Binswanger und Josef Ackermann, eine Notenbank könne durch Geldemission die Schulden zurückzahlen ist falsch.
Des Weiteren behaupten Sie: „Die Zentralbank hat die Hoheit über die Notenpresse. D.h. sie kann so viel „Geld drucken“ wie sie immer möchte.“
Die SNB hat zurzeit Schulden gegenüber Banken und Kreditinstituten von gegen 350 Milliarden Franken. Sie behaupten, diese Kreditgeber hätten keinen Anspruch als dass „ihre Depositen…allenfalls als physisches Geld ausbezahlt werden.“ Das sind Ihre eigenen Worte!
Stellen Sie sich vor: Unsere Nationalbank zahlt unseren Grossbanken, Kantonalbank usw. (möglicherweise auch der Zurich Insurance Group) deren Guthaben bei der SNB in Banknoten aus. Welche ein Chaos würde ausbrechen!
Diese Banken und Kreditinstitute halten also praktisch sämtliche Liquidität nicht mehr in Buchgeld, sondern in Banknoten! Zahlungen in der Schweiz würden dadurch weitgehend verunmöglicht! Ihr Lohn könnte nicht mehr per Banküberweisung ausbezahlt werden, sondern in Banknoten!
Falls Herr und Frau Schweizer ein Auto kaufen, oder ein Haus bauen, so könnte dieses nicht mit einem Banktransfer bezahlt werden, sondern müsste mit Bargeld bezahlt werden usw. Unsere Wirtschaft würde zusammenbrechen!
Banknoten haben nur einen wirtschaftlichen Nutzen bei kleinen Geldbeträgen – nicht bei Millionen, gar Milliarden – geschweige denn bei hunderten von Milliarden. Wo sollten diese Banknoten „gebunkert“ werden?
Ihr Nutzen wäre geringer als jener von Bargeld. Banknoten müssten demzufolge tiefer bewertet werden als Buchgeld. Das alles wären Abschreibungen der Geschäftsbanken. Auch das ginge zulasten des Eigenkapitals der Banken.
Zudem: Ausländische Investoren wollen kein Bargeld! Oder meinen Sie, in den Cafés von Frankfurt oder Paris werde inskünftig mit Schweizerfranken Banknoten bezahlt?
Nein. Die Investoren wollen Buchgeld. Sie wollen Geldmarktanlagen beispielsweise von UBS, CS oder Zurich. Warum? Weil sie damit eine grössere Sicherheit besitzen. Diese Institute garantieren mit ihrem Eigenkapital für die Einlagen der ausländischen Investoren.
Sie wollen keine Banknoten unserer Nationalbank. Auch deshalb nicht, weil der Chef unserer Notenbank unbedarft durch die Schweiz tingelt und behauptet, das Eigenkapital der SNB dürfe negativ werden.
Sie behaupten, die SNB könne so viele Banknoten drucken, wie sie wolle. Frage: Weshalb hat die SNB ihre Devisenanlagen im Gegenwert von über 400 Milliarden denn bisher nicht durch den Druck von Banknoten finanziert, wenn das so einfach wäre?
Auch sollten Sie sich noch Folgendes überlegen: In den letzten Jahren (Jahrzehnten) benötigte jeder Schweizer / jede Schweizerin gemäss Statistik im Schnitt Banknoten für 7‘000 Franken.
Bei einer Banknotenmenge von 460 Milliarden und 8 Millionen Einwohnern käme jeder Schweizer auf 60‘000 Franken.
Wären Sie und Ihre Familie bereit, pro Person 60‘000 Franken in Bargeld zu halten, nur damit unsere SNB „unbeschränkt“ in Devisen investieren kann? Wohl kaum!
Da die SNB „unbeschränkt“ Devisen kaufen will, wären CHF 60‘000 also nur der Status quo. Es könnte also so weit kommen, dass Sie ihr Haus verkaufen müssten, um den Erlös in Bargeld zu halten – nur damit die SNB weiter Devisen kaufen und mit Banknoten finanzieren kann.
Irgendjemand müsste diese Unmengen von Banknoten der SNB ja übernehmen.
Sie sehen: Ihre ganze Behauptung (und die der SNB), unsere SNB könne so viele Banknoten drucken wie sie wolle, ist ein naives Märchen!
Gerne will ich Ihnen auch nochmals erklären, weshalb eine Notenbank Konkurs gehen kann:
Angenommen, die SNB erhalte von den Kreditinstituten 120 Milliarden Franken Kredit, um Euros zu kaufen (Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB). Bei einem Kurs von 1.20 erhält sie dafür 100 Milliarden Euros.
Fällt nun der Euro auf eins zu eins, und die SNB wechselt ihre Euros zurück in Franken um, so kann sie damit nur noch 100 Milliarden Franken ihrer Verbindlichkeiten bzw. ihrer Schulden an die Kreditinstitute zurückbezahlen.
Es bleibt somit eine Restschuld gegenüber den Kreditinstituten von 20 Milliarden Franken.
Die SNB hat nun kein Vermögen mehr, um diese Restschuld zu begleichen. D.h. die Kreditinstitute müssen gemäss OR 960 diese noch ausstehenden Kredite an die SNB entsprechend abschreiben.
Deshalb ist es entscheidend, dass die SNB ihre Bilanz sofort deponiert, falls ihr Eigenkapital auf null fällt, ansonsten reisst sie den ganzen Bankenplatz am Paradeplatz mit in den Abgrund!
Die SNB hat angekündigt, sie wolle unbeschränkt Euros kaufen. Kauft sie jedes Jahr für 300 Milliarden Franken Euros, so besitzen wir in 10 Jahren 3 Billionen Euros.
Fällt der Euro in dieser Periode um weitere 60 Rappen, was möglich sein könnte, so entstünde daraus ein Verlust für die SNB von 1.5 Billionen Franken.
Zieht man davon das gegenwärtig Eigenkapital der SNB ab, so fällt das negative Eigenkapital der SNB trotzdem noch unter 1.4 Billionen.
Diesen Betrag müssten die Kreditinstitute nun ihrerseits abschreiben. Verluste in solchen Dimensionen würden nicht nur der SNB, sondern auch der UBS und der CS (möglicherweise auch der Zürich Insurance Group) und unserem ganzen Bankenplatz das Genick brechen.
Sie legen grossen Wert darauf, ich mögen Ihnen Beispiele geben, wo eine Zentralbank ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen konnte und Konkurs ging.
Greifen wir das berühmteste heraus: Nach dem ersten Weltkrieg finanzierte die Deutsche Reichsbank die Kriegsschulden Deutschlands über die Notenpresse. Buchgeld war damals noch nicht so weit verbreitet – also musste dies über das Drucken von Papiergeld geschehen.
Weil diese Schulden der Zentralbank in Form von Papiergeld nicht durch Vermögen (Aktiven) der Zentralbank hinterlegt waren, mussten sie entsprechend abgeschrieben werden. D.h. die Banknoten verloren an Wert bis hin zur Hyperinflation.
Wenn also das Vermögen der Notenbank unter Wert der emittierten Banknoten (Obligationsscheine der Notenbank) fällt, so ist das Resultat Inflation oder Hyperinflation.
In der heutigen Zeit ist die Buchgeldmenge rund zehnmal grösser als die Bargeldmenge. Deshalb hat die SNB ihre Euros und Dollars nicht finanziert durch Emission von Banknoten, sondern durch Aufnahme von Krediten bei den Kreditinstituten.
Die Gläubiger der Notenbank sind also nicht mehr die Konsumenten, sondern die Kreditinstitute, welche der Notenbank Kredit geben über ihre Giroguthaben bei der SNB.
Fällt das Vermögen der SNB unter Wert ihrer ausstehenden Schulden, so müssen nun diese Kreditinstitute ihre Kredite an die SNB entsprechend tiefer bewerten.
Anstatt dass Bargeld abgeschrieben werden muss (Inflation) müssen die Kreditinstitute ihr Buchgeld bei der SNB abschreiben.
Die SNB kann dann von den Banken und Versicherungen, welche ihr Kapital gegeben haben, nicht weitere Kredite aufnehmen und behaupten, ihre Schuld sei damit beglichen.
Ihre Vorstellung, die SNB könne unendlich Banknoten drucken und damit Schulden bezahlen ist romantisch naiv. Sie basiert auf einer Verwechslung von Vermögen und Schulden.
Banknoten gehören eben nicht zum Vermögen der Notenbank (wie bei einem privaten Haushalt), sondern Banknoten stellen Schulden unserer Nationalbank dar. Auch die Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB stellen Schulden der SNB dar.
Das Gespräch mit Josef Ackermann in der F.A.Z: unter dem Titel: „Es fehlt das Geld. Nun gut, so schaff es denn!“ ist Beweis für die Verwechslung von Vermögen und Schulden.
Geld wird fälschlicherweise als Vermögen der Notenbank interpretiert anstatt als Schulde der Notenbank.
Mit freundlichen Grüssen
Marc Meyer
-
a )Die Zentralbank hat die Hoheit über die Notenpresse. D.h. sie kann soviel „Geld drucken“ wie sie immer möchte.
b) Falls sie dieses Geld emittiert (bspw. Staatsanleihen kauft), ist es natürlich auf der Passivseite ihrer Bilanz einzuordnen. Ebenso stehen die gekauften Anleihen dann auf der Aktivseite der Bilanz.
c) Was für einen Anspruch haben die Gläubiger gegenüber der ZB (als jemand der physisches Geld hält, oder eine Bank mit Depositen)? Wenn Sie physisches Geld halten besteht kein Anspruch, bei Depositen, dass diese allenfalls als physisches Geld ausbezahlt werden.
d) Kann die ZB Konkurs gehen? Grundsätzlich nicht, ausser Sie geht Verbindlichkeiten ein, die sie nicht selber „drucken“ kann oder sie emittiert „Inflationsindexierte“ Produkte.
e) Kann das Eigenkapital der ZB negativ werden? Ja, aber unwahrscheinlich. Verlieren bspw. die Staatsanleihen massiv an Wert, so kann das Eigenkapital durchaus negativ werden. Die Gläubiger interessiert dies aber nicht, denn die ZB kann ihre „Schulden“ immer bedienen (s. Punkt c) ).
Die Gläubiger antizipieren dies und bewerten die Aktivseite der ZB-Bilanz höher (bspw. steigender Goldpreis und Anleihenpreise). Folglich ist die einzige Folge allenfalls Inflation der Assetpreise.Geben Sie mir doch ein Beispiel, wo eine Zentralbank ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachgekommen ist bzw. Konkurs anmelden musste?
Beispiele von ZB die „Geld druckten“ und Staatspapiere kauften gibt es genügen, aber dass eine ZB Konkurs gegangen ist?
Wieso stufen Ratingagenturen ZB nicht ab? Weil eine ZB ihren Verpflichtungen immer nachkommen kann (falls in eigener Währung notiert).
Natürlich wird die „Bonität“ des Finanzplatzes verwässert wenn die ZB Staatspapiere kauft, die ZB kann aber nicht Konkurs gehen, das einzige was folgt ist Inflation (s. Goldpreis).
Ich warte gerne auf Ihr Beispiel einer ZB die Konkurs anmelden musste.
PS: Ihr Kommentar zur Aussage Ackermanns ist lächerlich. Bitte verdrehen Sie nicht seine Aussage, ohne sie verstanden zu haben.
-
@ Mephistopheles
Hier noch ein ganz gravierender Fehler in der Aussage von Josef Ackermann in Frankfurter Allgemeine:
„Ackermann: Durch die Schöpfung von Papiergeld und Buchgeld kann man die physische Knappheit des Goldes überwinden…“
Josef Ackermann setzt Papiergeld dem Gold gleich. Dabei übersieht er, dass Gold ein Aktivum unserer Nationalbank darstellt, Papiergeld jedoch ein Passivum. Ackermann verwechselt also die Aktiven und Passiven der Notenbank miteinander.
Mit einem Passivum kann man nicht ein Aktivum ersetzen. Deshalb kann die SNB ihre Schulden nicht mit dem Druck von Banknoten oder durch weitere Kredite bei den Geschäftsbanken (Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB) vermindern.
Mit freundlichen Grüssen
Marc Meyer
-
@Mephistopheles
@Lukas Hässig, Betreiber InsideParadelatz
Gerne möchte ich an dieser Stelle dem Mephistopheles danken, dass er Fragen stellt. So kann sich eine Diskussion ergeben und ich kann aufzeigen, wo der entscheidende Fehler in der Wissenschaft liegt.
Und ich kann auch zeigen, in welche grosse Gefahr unsere Nationalbank die Schweiz hineinmanövriert, weil sie ihre Geldpolitik an einer fehlerhaften Geldtheorie ausrichtet – und vollkommen uneinsichtig und unbelehrbar ist. Unsere SNB betrachtet sich als „unfehlbar“.
Zudem möchte ich an dieser Stelle auch ganz besonders und vor allem Lukas Hässig danken, dass auf seinem Forum eine solche Diskussion möglich ist.
Eigentlich sollte eine solche Diskussion in wissenschaftlichen Zeitschrifiten stattfinden – wie z.B. in der „Schweizerischen Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik“.
Diese Zeitschrift wird von unserer Nationalbank aber vollkommen dominiert – eine kritische Auseinandersetzung bezüglich der Geldpolitik der SNB ist dort nicht möglich.
Kommt hinzu, dass unsere Nationalbank über Jahrzehnte hiweg eine Beziehung zur Presse aufgebaut hat, welche ungesund ist.
Es gibt grosse Zeitungen in der Schweiz, in denen ist noch nie ein kritischer Artikel über die SNB erschienen. Kritische Beiträge werden gestoppt.
Das kann es nicht sein!
Deshalb hier nochmals ein herzliches Dankeschön an Lukas Hässig!
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
-
-
@Mephistopheles
Sie selber haben in ihren beiden letzten Kommentaren zwei Erkenntnisse bestätigt, welche ich seit vielen Jahren versuche, unserer Nationalbank klarzumachen:
1. Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind Kredite der Geschäftsbanken an die SNB – nicht umgekehrt.
2. Die SNB finanziert ihre Devisenkäufe mit diesen Krediten (Giroguthaben) von den Geschäftsbanken.
Nun fragen Sie erneut: „Wie finanziert die SNB die Devisenkäufe? Ist das wirklich mit den Giroguthaben der Banken oder über die sog. „Geldschöpfung“?
Diese Frage erstaunt mich sehr. Sie gehen einen Schritt nach vorne (was mich sehr gefreut hat), um dann gleich wieder zwei Schritte zurückzugehen (was mir unverständlich ist).
Sie unterscheiden zwischen den „Giroguthaben der Banken“ einerseits und „Geldschöpfung“ andererseits – sie haben offenbar doch nicht begriffen, dass beides dasselbe ist.
Darf ich hier nochmals wiederholen: „Geldschöpfung“ bedeutet, dass die SNB Kredit aufnimmt.
Die SNB kann „Geld schöpfen“ bzw. Kredit aufnehmen (was dasselbe ist) entweder durch
a)Emission von Banknoten (Banknoten stellen Fremdkapital der SNB dar – Kapital, das die SNB von den Konsumenten erhält; bzw. Banknoten sind von der SNB emittierte Obligationsscheine)
b)Die SNB kann Kredit aufnehmen über die Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB.
Analysieren Sie doch bitte die Bilanz der SNB.• Die Devisenanlagen der SNB kletterten von 47 Milliarden im Jahre 2008 auf über 430 Milliarden per Ende 2012 (plus 383 Milliarden)
• Der Notenumlauf wuchs in derselben Zeitspanne von 49 auf 62 Milliarden Franken (plus 13 Milliarden).
Die restlichen 370 Milliarden Devisenanlagen finanzierte die SNB u.a. wie folgt:
• Die Giroguthaben der inländischen Geschäftsbanken bei der SNB explodierten von 37 auf 282 Milliarden Franken (plus 245 Milliarden).
• Die Guthaben der ausländischen Geschäftsbanken nahmen um fast 8 Milliarden zu.
• Zudem veräusserte die SNB ihr Vermögen in Schweizerfranken Repos von 50 Milliarden und finanzierte damit ebenfalls Käufe von Euro und Dollars.
• Weiter kletterten die übrigen Sichtverbindlichkeiten der SNB (Schulden der SNB) um 65 auf 67 Milliarden Franken.
• Zeitweise erhielt die SNB sogar Kredit vom Bund im Betrag von 15 Milliarden Franken, um Euros zu kaufen.
Die SNB finanzierte ihre Euros zeitweise also sogar mit Steuergeldern – nix mit romantischer Geldschöpfung! Steuergelder! Staatsschulden!
Hier habe ich Ihnen nun ganz klar – schwarz auf weiss – aufgezeigt, wie unsere Nationalbank ihre Devisenanlagen finanziert hat:
Zum weitaus grössten Teil durch
• Verschuldung bei inländischen Banken• in geringerem Umfang durch Verschuldung bei ausländischen Banken
• Verkauf ihrer Repos
• Zeitweise durch Steuergelder vom Bund
• In ganz geringem Umfang (3 Prozent der Gesamtfinanzierung) durch Emission von Banknoten (Wachstum des Notenumlaufs entspricht in etwa dem Wachstums des BIP)
Ihre sogenannte „Gretchenfrage“, wie die SNB ihre Devisen finanziert hat, erübrigt sich – die SNB tat das durch Aufnahme von Schulden und durch Verkäufe von anderen Vermögenswerten sowie über Steuergelder.
Sie schicken mir einen Link, wo grosse Namen behaupten, eine Zentralbank könne „Geld schöpfen“: „Goethe“ – „Faust“ – „Josef Ackermann“ – „Prof. Binswanger“.
Entschuldigung – das macht mir keinen Eindruck:
Binswanger lobt Goethe und dessen Faust. Ackermann lobt Binswanger usw. Ein Zirkelschluss. Ackermann ist bestimmt ein brillanter, kluger Banker. Keine Frage. Aber auch Ackermann kocht nur mit Wasser.
Ich war mit Josef Ackermann bei der Kreditanstalt eine gewisse Zeit in der gleichen Abteilung. Er war sympathisch – nett.
Aber wenn er und Binswanger behaupten, der Staat könne seine Schulden begleichen, indem er Papiergeld druckt (oder Kredit über Buchgeld aufnimmt, Ackermann), so kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Binswanger und Ackermann sollten sich im Klaren darüber werden, dass Banknoten selber Schulden der Notenbank darstellen. Schulden können aber nicht vermindert werden, indem noch mehr Schulden aufgenommen werden.
Die Behauptung, die Notenbank könne mit dem Druck von Banknoten ihre eigenen Schulden oder die des Staates begleichen wird auch nicht besser, wenn sie von Goethe, Keynes, unserem Bundesrat, Ackermann, Binswanger oder Jordan kommt.
Ich kann hier nur wiederholen, was ich bereits im Artikel „Bürkliplatz – massive Bedrohung für Paradeplatz“ geschrieben habe:
Eine Schuld kann nur mit Vermögen beglichen werden, nicht mit zusätzlichen Schulden. Die Begleichung einer Schuld bedeutet, dass die Passivseite verkürzt wird. Wenn aber eine Notenbank „Geldschöpfung“ betreibt, so wird die Passivseite verlängert.
Folglich kann eine Notenbank ihre Schulden oder die des Staates nicht vermindern durch eine zusätzliche Geldemission.
Die heutigen Zentralbanken sind gigantische Kreditwaschanlagen: Institutionelle Investoren investieren in Schulden der Zentralbank. Diese investieren das so erhaltene Kapital in Wertschriften von minderwertigen Schuldnern.
So werden die Schulden der Zentralbank qualitativ abgewertet. Das kann gefährlich werden – insbesondere für die Schweiz.
Ich habe gesagt, die Finanzmärkte sollen sich von den Zentralbanken emanzipieren –
genauso muss sich die Wirtschaftswissenschaft jetzt endlich von der altertümlichen, romantischen aber falschen Vorstellung der sogenannten „Geldschöpfung“ emanzipieren!
Ees geht um die Zukunft der Schweiz –
Goethe und Faust hin oder her!Freundliche Grüsse
Marc Meyer
-
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer
Bis dahin sind wir uns – so scheint mir – einig. Nun zur Gretchenfrage: Wie finanziert die SNB die Devisenkäufe? Ist das wirklich mit den Giroguthaben der Banken oder über die sog. „Geldschöpfung“?
Hier noch ein interessanter Link:
Freundliche Grüsse
Ihr Mephistopheles -
@Mephistopheles
Ja genau – so ist das. Die SNB finanziert ihre Devisenanlagen mit Krediten von den Schweizer Geschäftsbanken. Es freut mich, dass Sie diesem Gedankengang nun endlich folgen.
Übrigens, ich weiss, dass Sie ein unterrichtendes Wesen sind. Und ich weiss auch, dass Sie eine ganz enge Beziehung zur SNB haben. Ich kann Sie gut eingrenzen. Warum stehen Sie („Du“) nicht zu Ihrem („Deinem“) Namen?
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
-
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer
besten Dank für Ihre erschöpfende Antwort. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob Sie mit der Verbuchung der Giroguthaben der inländischen Banken (Pos.2) unter den Verpflichtungen (=Schulden) einverstanden sind.
Ich denke, dass wir uns in dieser Sache wohl einig sind, dass dies so korrekt verbucht ist.
Meine Anschlussfrage hierzu:
Jede Buchung hat ja eine Gegenseite; d.h. wenn ich Geld aufnehme (z.B. kurzfristiger Kredit), dann werde ich dies auch investieren. Die Frage ist nun, wo diese „Gegenseite“ im SNB-Ausweis zu finden ist. Ich denke am ehesten unter den Devisenanlagen (Pos.2), d.h. auf der Aktivseite. Sehen sie das gleich oder anders?
Freundliche Grüsse
Ihr Mephistopheles
(PS. zur Klärung: ich bin nicht von der SNB, sondern ebenfalls ein unterrichtendes „Wesen“ wie Sie und einfach neugierig-penetrant wie Mephisto!) -
@Mephistopheles
Gerne wiederhole ich, was ich in meinen bisherigen Artikeln auf InsideParadeplatz schon öfters erklärt habe:
1. Die Girokonten der Geschäftsbanken bei der Zentralbank werden auf der Passivseite der SNB-Bilanz verbucht. Diese sind in der Bilanz der SNB somit korrekt verbucht.
2. Daraus folgt konsequenterweise: Bei diesen Girokonten der Geschäftsbanken bei der SNB handelt es sich um Kredite, welche die Geschäftsbanken an unsere Nationalbank gewähren – nicht umgekehrt.
3. Unsere SNB ist Schuldnerin – die Geschäftsbanken sind ihre Gläubiger (die SNB ist nicht „lender of last Ressort“ in der Schweiz, wie sie immer behauptet, sondern die SNB ist „borrower of last resort“).
4. Unsere Nationalbank finanziert ihre immensen Investitionen in Euro und Dollar folgedessen mit Krediten, welche sie von den Geschäftsbanken erhält. Die Schulden der SNB gehören zu den Staatsschulden. Die SNB finanziert ihre Euros also nicht mit selbst geschaffenem Kapital, sondern mit Staatsschulden.
5. Unsere Nationalbank kommuniziert aber, bei diesen Giiroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB handle es sich um Geld (Kapital), das die SNB selber geschaffen habe. Die SNB bezeichnet von ihr emittiertes Geld als Eigenkapital der SNB anstatt als Fremdkapital der SNB (siehe Vortrag Th. Jordan vor der Statistisch Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Basel)
6. Als die Giroguthaben der Geschäftsbanken innert zweier Wochen von 30 auf 200 Milliarden anstiegen, meldete die Tagesschau: “Die Nationalbank erhöht die Guthaben bei den Geschäftsbanken.“ Korrekt hätte die Meldung lauten sollen: Die Nationalbank erhöht ihre Schulden bei den Geschäftsbanken auf 200 Milliarden. Die SNB kommuniziert falsch.
7. Die SNB behauptet, wenn sie die Geldmenge in der Schweiiz erhöhe, bzw. wenn die Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB zunähmen, dann würde sie die Schweizer Wirtschaft mit günstigem Geld bzw. mit günstiger Liquidität versorgen. Günstig in dem Sinne, dass die SNB einen tiefen Zinssatz verlange. Das wäre ein Aktivzins der SNB. Die Giroguthaben der Banken bei der SNB werden aber auf der Passivseite verbucht.
Zusammenfassung: Die SNB verbucht die Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB korrekterweise auf der Passivseite ihrer Bilanz. Die SNB deklariert diese Schulden der SNB aber als Vermögen der SNB – das ist der entscheidende Fehler.
Daraus folgt wiederum: Fällt das Vermögen der SNB unter Wert ihrer Schulden, so haben die Geschäftsbanken ihre Kredite an die SNB entsprechend abzuschreiben. Negatives Eigenkapital der SNB überträgt sich somit eins zu eins auf die Schweizer Geschäftsbanken.
-
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer
Damit ich Ihre „Bilanzdeponierungs“-Kausalkette nachvollziehen kann (nota bene dies ohne Wertung!), bitte ich Sie, mir die folgende Frage möglichst kurz zu beantworten:
Zu Punkt 2 in Ihrer Kausalkette:
a) Wo würden Sie die Giroguthaben verbuchen. Aktuell stehen sie als Pos. 17 auf der Verpflichtungsseite (Passiven); sind also als Schulden verbucht.
Für eine ganz kurze Antwort zu obiger Frage bin ich Ihnen dankbar. Ich weiss, dass es noch weitere Dimensionen gibt; aber bitte nur die Antwort jetzt auf diese eine Frage.
Mit freundlichen Grüssen
Ihr Mephistopheles -
@Mephistopheles
Aha! Die Schweizerische Nationalbank scheint meinen Artikel gelesen zu haben. Ihr anonymer Fürsprecher mit dem Pseudonym „Mephistopheles“, alias „Oekonom“, alias „Oekonom und Jurist“, alias „Beppi“, alias „Beobachter“ – wie immer Sie sich auch nennen – hat sich wieder zu Wort gemeldet.
Frage: Wehalb wechseln Sie ständig ihr Pseudonym? Können Sie nicht mit Ihrem korrekten Namen zu dem stehen, was Sie schreiben – oder wenigstens mit demselben Pseudonym? Ich stehe mit meinem korrekten Namen zu dem was ich schreibe.
Es würde mich freuen, wenn unsere Nationalbank sich nicht hinter Pseudonymen versteckte, sondern offen als Nationalbank zu meinen Kritikpunkten Stellung nähme.
Nun zum Inhalt Ihres Kommentars:
Unsere Nationalbank ist der wichtigste Akteur innerhalb der schweizerischen Volkswirtschaft. Die Bilanz der Nationalbank ist ausgeglichen. Ganz exakt. Die Bilanz der Nationalbank ist genau so exakt zu führen, wie beispielsweise Ihr Lohnkonto.
Es gibt also Bereiche innerhalb der Volkswirtschaft (Bilanzen der Marktteilnehmer), die sind sehr exakt – müssen sehr exakt sein.
Beispielsweise sollte unsere Nationalbank ganz exakt wissen, ob Geld ein Kredit der SNB an die Wirtschaft ist oder umgekehrt ein Kredit der Wirtschaft an die SNB.
Die SNB behauptet immer wieder, von ihr emittiertes Geld sei ein Guthaben, welches sie bei den Geschäftsbanken habe, bzw. ein Kredit der SNB an die Geschäftsbanken.
Diese Aussage kann sehr wohl falsifiziert werden: Geld wird auf der Passivseite der Zentralbankbilanz verbucht und ist demzufolge umgekehrt ein Kredit der Geschäftsbanken an die SNB und nicht umgekehrt.
Ihre Behauptung, Volkswirtschaftslehre sei nicht eine exakte Wissenschaft und es könne in dieser Wissenschaft nicht falsifiziert werden trifft somit nicht zu.
Der schlimmste Fehler, den unsere Nationalbank begeht ist also der, dass sie behauptet, von ihr emittiertes Geld sei ein Kredit der SNB an die Wirtschaft. Deshalb könne so viel Geld drucken oder emittieren, wie sie wolle und damit „unbeschränkt“ Euros finanzieren.Das ist nicht nur inexakt, sondern grundfalsch – kann falsifiziert werden! Und die SNB sollte jetzt nicht versuchen, sich hinauszureden mit dem Argument, Volkswirtschaftslehre sei eine inexakte Wissenschaft.
Ich will das Ihnen hier nochmals erklären: Wenn die SNB bei den Geschäftsbanken beispielsweise 120 Milliarden Franken Kredit aufnimmt (über das Konto Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB) und damit Euros kauft, so erhält sie dafür von den Geschäftsbanken 100 Milliarden Euros (beim Kurs von 1.20). Ganz exakt.Fällt nun der Euro auf 1 : 1, und die SNB verkauft ihre Euros, so erhält sie dafür von den Geschäftsbanken 100 Milliarden Franken gutgeschrieben. Wiederum exakt. Die Schuld der SNB gegenüber den Geschäftsbanken wird dadurch um 100 Milliarden reduziert. Eine Schuld von 20 Milliarden bleibt aber offen. Abermals exakt.
Das Vermögen der SNB ist jetzt um 20 Milliarden Franken kleiner als ihre Schulden. Die Geschäftsbanken müssen demzufolge diese 20 Milliarden Franken abschreiben. Nochmals exakt.
Die Verluste der SNB übertragen sich somit 1 : 1 auf die kreditgebenden Banken. Die Bilanzen der Geschäftsbanken sind ganz genau – exakt – zu führen. Das wissen Sie ja genau. Hier können sie nicht mehr argumentieren, die Volkswirtschaftslehre sei eine inexakte Wissenschaft. Wenn’s ums Geld geht, muss alles im Gegenteil sehr exakt sein.Oder anders dargestellt: Ausländische Investoren wollen in qualitativ gute Wertschriften investieren. Da viele Unternehmen und Staaten qualitativ minderwertige Schuldner geworden sind, investieren die Investoren in Schulden der Zentralbank.
Diese kaufen dann mit dem entsprechenden Kapital die minderwertigen Wertschriften. So kommen die Staaten und Unternehmen mit einer schlechten Bonität doch noch zu Kapital. Dadurch wird aber auch die Bonität der Zentralbanken verwässert.
Die Verwässerung von ganzen Immobilienpakten hat die Finanzkrise erst ausgelöst. Dasselbe könnte sich – in noch weit gravierendem Ausmass – mit der Verwässerung der Bonität der Zentralbanken wiederholen.
Wird das Eigenkapital der SNB negativ, weil ihre qualitativ minderwertigen Vermögenswerte von den Finanzmärkten tiefer bewertet werden, so haben die Banken Abschreibungen vorrzunehmen. Ihre Aktienkurse fallen. Hat nun beispielsweise eine Versicherung oder Pensionkasse Bankaktien in ihrem Portefeuille, so erleidet sie Verluste.
Die an Sie ausbezahlte Pension oder die Pension vieler Marktteilnehmer wird dann geringer. Wiederum eine ganz exakte Zahl auf Ihrem Konto.
Sie versuchen, die Argumentation zu verwässern. Sie rechtfertigen die Fehlinvestitionen unserer Nationalbank mit der Argumentation, Volkswirtschaftslehre sei keine exakte Wissenschaft.
Doch – die Bilanz unserer Nationalbank ist sehr exakt zu führen und zu analysieren – ansonsten kommt es zu einer finanziellen Katastrophe für unser Land.
Sollte das Eigenkapital unserer Nationalbank einmal negativ werden, muss die SNB mit unseren Steuergeldern rekapitalisiert werden.
Sie und ich – wir werden dann viel höhere Steuern bezahlen müssen. Und ich kann Ihnen schon jetzt versichern, wir Steuerzahler müssen dann nochmals exakter durchrechnen, wie wir unseren Haushalt durchbringen.
Ihr Argument, Volkswirtschaftslehre sei keine exakte Wissenschaft, bringt Sie nicht weiter.
Mit freundlichen Grüssen
Marc Meyer
-
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer
Wegen mir hätten Sie nicht so viel schreiben müssen, denn Ihre Aussagen beruhen nur auf Axiomen. Wenn die VWL eine „exakte“ Wissenschaft wäre, dann gäbe es keine Konjunkturschwankungen und ebenso keine Börsenschwankungen.
Und zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen mitteilen, dass ich nicht von der SNB bin. Aber ich habe mich gelegentlich mit Wissenschaftstheorie befasst (nicht nur Popper!).
Zuletzt noch dies: Ihre axiomatische Gleichsetzung mit verschiedenen Pseudonymen sollten Sie auch in meinem Fall nochmals überdenken.
Freundliche Grüsse
Ihr Mephistopheles -
@Mephistopheles
Die Behauptung „Wenn die VWL eine “exakte” Wissenschaft wäre, dann gäbe es keine Konjunkturschwankungen und ebenso keine Börsenschwankungen“ ist ein Axiom – genauso wie die Behauptung: „Wenn die Physik eine exakte Wissenschaft wäre, so gäbe es keine Wellen im Meer.“
Bleiben wir bei den zentralen Aussagen:
1. Die Bilanz unserer Nationalbank ist exakt zu führen und wahrheitsgetreu zu deklarieren.
2. Die Schulden der Nationalbank dürfen von der SNB nicht als Vermögen deklariert werden – wie sie das tut. Schulden sind als Schulden zu deklarieren.
3. Investitionen der SNB in riskante Währungen und bonitätsmässig minderwertige Wertschriften vermindern die Bonität der Schulden der SNB. Genauso wie es eine Immobilienblase in den USA gegeben hat, könnte es eine Zentralbankblase geben, welche platzt.
4. Fällt das riskant angelegte Vermögen der SNB unter Wert ihrer Schulden, so hat die SNB ihre Bilanz zu deponieren.
5. Deponiert die SNB in diesem Fall ihre Bilanz nicht, (wie Jordan angekündigt hat) und wird das Eigenkapital der SNB negativ, so haben die Banken ihre Kredite an die SNB entsprechend abzuschreiben. Das kann zu deren Konkurs und zum Zusammenbruch des Schweizer Bankensystems führen.
Ob die Volkswirtschaftslehre eine exakte oder nicht exakte Wissenschaft ist interessiert dann niemanden mehr.
-
-
@ Dr. Marc Meyer
ich wusste nicht, dass Sie wertfreie Volkswirtschaftslehre betreiben. Meines Wissens ist VWL keine exakte Wissenschaft, da im Bereich der Sozialwissenschaften anzusiedeln. Gemäss meinem Verständnis könnten Sie – mehrheitlich – in den Naturwissenschaften von „Wertfreiheit“ (ich meine damit auch die politische Dimension) sprechen. Experimente und Falsifikationsversuche sind in der realen Volkswirtschaft dagegen kaum möglich.
-
Guten Abend Herr Meyer
Das verstehe ich – aber leider ist Geldpolitik ebenso eine Abteilung für Politiker. Die meisten Politiker verstehen aber nichts davon. Sie reagieren anstatt zu agieren. Manchmal wäre es auch besser die Politik würde sich überhaupt nicht in den Kapitalmarkt einschalten und diese Dinge den ausgewiesenen, erfahrenen Finanzspezialisten überlassen. Ich meine damit nicht das Investmentbanking, das selbst von vielen Bankern nicht einmal mehr übersehbar ist.
Ich habe recherchiert, dass 1980 die Welt-Geldmenge 12 Billionen US-Dollar betrug. Das Weltinlandsprodukt, also die real erarbeitete Wirtschaft der gesamten Welt eines Jahres, war 1980 praktisch identisch mit der Welt-Geldmenge. Heute haben wir eine Geldmenge von 150 Billionen US-Dollar. Dem entgegen steht lediglich ein Weltinlandsprodukt von 54 Billionen US-Dollar. Ferner habe ich gehört, dasss offenbar die Finanzblase mit strukturierten Produkten etc. eine Höhe von circa 500 Billionen Dollar erreicht haben soll. Können Sie das bestätigen?
Schönen Abend und beste Grüsse
H.P. Bühler
-
Ich kann nur hoffen, dass nach den Wahlen in Italien auch Draghi geschwächt ist, der dank der opportunistischen Haltung von Hollande und Merkel tut und lässt was er möchte. Zumindest ist Monti mehr oder weniger aus dem Rennen – wenigstens vorläufig -, der lediglich den italienischen Staat stärken wollte, was nie und nimmer funktionieren kann, weil die politischen Seilschaften im Untergrund traditionell viel zu stark sind. Aber die italienische Privatwirtschaft funktioniert, weil der Mittelstand einer der stärksten der Welt darstellt. Oder haben Sie gewusst, dass die Pro-Kopfverschuldung in Italien eine der kleinsten der Welt ist? Noch kurz zu Steinbrück und die Absage von Napolitana wegen der Clown-Aussage an den SPD-Kanzler-Kandidat: Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen um sich werfen. Er gehört auch dazu – zur Gilde die er selber dem Duo aus Italien attestiert. Fazit: er ist selber der Chef der Clowns. Aber Spott beiseite: Ich denke, dass es schon ein trauriges Schauspiel ist was sich in Italien abgespielt hat. Mehr als die Hälfte der Italiener wählten – gelinde gesprochen – sehr spezielle Personen. Das kommt einfach daher, dass die Italiener den Staat ohnehin nicht ernstnehmen. Dazu passt der nachfolgende Spruch sehr gut – gilt aber auch für alle anderen sogenannten Demokratien: „Demokratie besteht darin, dass die Wähler frei wählen können wer ihn später verars..t“.
-
Sehr geehrter Herr Bühler
Besten Dank für Ihr Votum. Zu politischen Einzelheiten kann ich nicht Stellung nehmen, da meine Analyse volkswirtschaftlicher (geldtheoretischer/geldpolitischer) Natur ist.
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
-
Ich kann nur hoffen, dass nach den Wahlen in Italien auch Draghi geschwächt ist, der dank der opportunistischen Haltung von…
Sehr geehrter Herr Bühler Besten Dank für Ihr Votum. Zu politischen Einzelheiten kann ich nicht Stellung nehmen, da meine Analyse…
Guten Abend Herr Meyer Das verstehe ich - aber leider ist Geldpolitik ebenso eine Abteilung für Politiker. Die meisten Politiker…