Im 33. Stock im Prime Tower herrscht dicke Luft. Im neuen Business-Wahrzeichen im Zürcher West End hat die Deutsche Bank Schweiz soeben eine schwere Niederlage zu verdauen.
Ein ganzes Team mit vielen Kundenberatern der Tochterbank Sal. Oppenheim hat gekündigt und wechselt zur LGT. Die Fürstenbank aus dem Ländle macht damit einen massiven Sprung als Mitspielerin im Zürcher Private Banking.
Die Rede ist von rund 15 Oppenheim-Beratern. Diese könnten bis zur Hälfte der gegen 7 Milliarden Vermögen der alten Sal. Oppenheim Schweiz verwalten.
Trifft das zu, dann kann die LGT, die im vollständigen Besitz des Herrschers von Vaduz ist, auf einen Neugeldzufluss von über 3 Milliarden hoffen. Es wäre eine der bedeutendsten Kundenverschiebungen der letzten Jahre.
Für die Deutsche Bank Schweiz und ihren jungen Chef Marco Bizzozero bedeutet der Coup der LGT einen herben Rückschlag.
Sal. Oppenheim war nach schweren Fehlern im Schoss der Deutschen Bank gelandet. Diese beschloss letzten Herbst eine scharfe Restrukturierung von Sal. Oppenheim, was zu Hunderten von Entlassungen führte.
In der Schweiz ging die Deutsche Bank unter ihrem Chef Bizzozero sogar noch weiter. Vor kurzem hat sie die Integration der Schweizer Tochter in die DB Schweiz beschlossen, was zu einem absehbaren massiven Stellenabbau führt.
Von den rund 135 Oppenheim-Mitarbeitern könnten zuletzt nur noch gut 30 eine Stelle bei der Deutschen haben, heisst es aus dem Innern der Bank.
Den begehrten Kundenberatern der traditionsreichen Sal. Oppenheim unterbreitete Bizzozero ein Bonus-Programm. Diese wollte der 43-jährige Deutsche-Manager unbedingt bei sich behalten.
Viele bissen nicht an.
Der Grund liegt in der eigenen Attraktivität auf dem Jobmarkt. Viele Oppenheim-Berater konnten sich eine neue Stelle unter verschiedenen Angeboten aussuchen.
Dass mehrere Privatbanken auf dem Platz Zürich um die Oppenheim-Kundenbetreuer buhlten, hängt mit deren Kunden-Portefeuilles zusammen.
Dort befindet sich offenbar viel Schweizer Geld. Dieses ist weniger „toxisch“ als ausländische Vermögen.
Dass schliesslich die LGT Bank das Rennen machte, hatte zwei Gründe: einen strategischen und einen finanziellen.
Die Liechtensteiner sollen den Oppenheim-Leuten laut einer Zürcher Quelle hohe Fixlöhne und einen festen ersten Bonus zugesichert haben.
Das würde ins Geld gehen. Die Oppenheimer hatten bereits bisher gut verdient.
Die Rede ist von einem Jahressalär von rund 250’000 pro Jahr. Der von LGT versprochene Bonus könne zudem bis zu dieser Höhe reichen, sagt der Insider.
Eine entscheidende Rolle spielte der langjährige Oppenheim-Schweiz-Chef Hanspeter Oes. Der 47-jährige wurde letzte Woche von der LGT als neuer Chief Operating Officer offiziell unter Vertrag genommen.
Oes hatte seine Karriere in der Revision der Bank Vontobel begonnen. Danach machte er seinen Weg bei Auslandbanken.
Zu Sal. Oppenheim stiess er 2007. Vier Jahre später übernahm er die Leitung der Privatbank.
Oes wollte sich gestern Abend nicht zum Exodus bei Sal. Oppenheim äussern. Er verwies an die Deutsche Bank Schweiz.
Auch die Frage, ob er und das Management der Sal. Oppenheim Schweiz zuvor eine Loslösung der Bank mittels Verkauf an eine Konkurrentin geprüft hätten, darunter die LGT, liess Oes offen.
Eine Sprecherin der Deutschen Bank Schweiz mit Sitz im Prime Tower wollte keine Stellung nehmen zu den Abgängen vieler Oppenheim-Kundenberater. Die LGT liess eine Anfrage unbeantwortet.
In der Deutschen Bank herrscht offenbar Konfusion. Die Mitarbeiter sind nicht im Bild über das Ausmass des Wechsels und die möglichen Folgen für die verwalteten Kundenassets.
Aus der Deutschen Bank ist zu hören, dass intern von „lediglich“ sieben Abgängen aus den Reihen der alten Sal. Oppenheim die Rede ist.
Mit dem Aderlass steigt der Druck auf Chef Bizzozero. Pierre de Weck, Bizzozeros Schirmherr aus gemeinsamen UBS-Zeiten, kann keinen Schutz mehr bieten. De Weck hat die Deutsche Bank vor Jahresfrist verlassen.
Verstecken kann sich Bizzozero nicht. Es war offenbar der Schweizer Statthalter des Frankfurter Finanzmultis, der die erfolgreich arbeitende Sal. Oppenheim unbedingt ins Mutterhaus integrieren wollte.
Dort bereiten die operativen Erträge seit langem Sorge. Eine Quelle spricht davon, dass die Deutsche Bank Schweiz ihre Resultate mit buchhalterischen Massnahmen aufbessere.
Auch der Wechsel ins aufstrebende Aussenquartier mit dem markanten Hochhaus soll intern zu reden geben.
Während Deutsche-Manager Bizzozero die ganze Vermögensverwaltung in den Prime Tower zügelte, blieben die Investment Banker der Deutschen Bank in der City.
Die Lage für Bizzozero könnte ungemütlich werden. Wenn fast alle erfolgreichen Berater mit ihren vermögenden Kunden zu Konkurrentin LGT – wo Bizzozero einst selbst arbeitete – und weiteren Banken wechseln, bleiben am Ende die weniger Guten.
Und die Kosten.
Bei der IT zeichnen sich bereits zweistellige Millionenaufwände ab. Das moderne Avaloq-System von Sal. Oppenheim wird durch das eher träge von Temenos ersetzt.
Alte Erinnerungen werden wach. Die Deutsche Bank Schweiz machte bereits bei der Integration der früheren Zürcher Bank Rüd Blass im 2009 schlechte Erfahrungen.
Vom Traditionshaus blieb nicht viel übrig.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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die Deutsche Bank mit wohl Euro 13 Milliarden UNTERkapitalisiert – welcher Kunde will dort noch sein Geld haben bevor Anshu Jains‘ Kartenhaus zusammenbricht oder finanziell implodiert!
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Die Rechnung ist eigentlich recht einfach,
7000 Mio Kundenvermögen / 2 * 60 Basis-Punkte Gewinn-Marge (Gebühren, Courtagen) = 21 Mio Cash-Flow für die Bank, d.h pro Mitarbeiter ca. 1.5 Mio. Da liegen 250-500 tsd Gehalt + Benefits durchaus drin. Ein grosser Einfluss hat natürlich die Struktur der Kunden, sind es Institutionelle (Pensionskassen) ist 60 bp zu hoch für Schwarzgeld-Kunden ist 60 bp zu tief. -
Jack liegt im Grundsatz richtig. Gut gesagt mit dem Machtanspruch.
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LGT hat die Nase vorn und konnte – auch dank der IT-Plattform Avaloq – bereits 2008 ein 20-köpfiges Latam-Team der (alten) Clariden verpflichten. Mit Erfolg wie man hört. Und nun weiss die Deutsche nichts klügeres, als das weitaus modernere Avaloq wieder einzustampfen. Keine Lehren aus der komplett missratenen Clariden-Leu-Geschichte gezogen?
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Könnten Sie etwas genauer ausführen, inwiefern die IT-Platform Ihrer Meinung nach den Erfolg im Private Banking ausmacht?
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Ihre Frage lässt auf eine eher antiquierte Vorstellung von Private Banking schliessen. Man trägt dort keine Folianten mehr rum.
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@ Peter Mueller, da kann ich Ihnen nur zustimmen. Die Kunden, die in der Schweiz buchen wollen Schweizer. Und das über alle Hierarchie Stufen hinweg.
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Es herrscht Torschlusspanik auf alle Seiten. Die Jungs lassen sich vor der kommenden Weissgeldstrategie (mit ihrem Schwarzgeld)von der LGT nochmals so richtig vergolden und die LGT scheint unter enormem Neugelddruck zu stehen. Statt organisch zu wachsen, weil man den Kunden gute Leistungen bietet, wird gross eingekauft. Meistens gehen teure und grosse Einkäufe schief. Arme Kunden, die das alles bezahlen müssen.
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Es ist beängstigend wie unwirklich die Berichte über’s Private Banking wirken. Kein Wort mehr vom Kunden. Totale Ignoranz gegenüber dessen Interessen. Absolute Arroganz, Inkompetenz und Selbstzerstörung. Haie die sich gegenseitig um Kundengelder zerfleischen um sich an diesen selbst zu bereichern. Wie würden Sie sich fühlen, wenn es dabei um Ihr Vermögen ginge?
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Ziemlich schlecht denke ich. Da ich als Kunde die A….karte ziehe falls sich die Märkte entgegen der Empfehlung meines Kundenberaters entwickeln und er nicht gemessen an der Performance entschädigt wird sondern an der Grösse der verwalteten Vermögen.Zumindest suggeriert dieser Artikel diesen Eindruck.
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Ich würde mit meinem Vermögen sicher nicht zu einer Bank wechseln, die nicht mit vertraulichen Kundendaten umgehen kann und leicht erpressbar ist. „LGT“ und „Private“ Banking – das ist doch ein schlechter Witz. Die Ansprüche von „Weissgeldkunden“ (wie jedenfalls im Artikel hier dargestellt) können von einer klassischen „Schwarzgeldbank“ eher schlecht abgedeckt werden. Nach spätestens zwei Jahren sind die Kundengelder wieder weg (mit oder ohne Berater).
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Ja, wenn es noch so einfach wäre: man stellt ein paar Private Banker an (am besten eine ganze Mannschaft…) und die räumt dann problemlos die Depots des früheren Arbeitgebers leer. Ist das wirklich eine nachhaltige Wachstumsstrategie? Die Realität ist oft eine andere: nach spätestens einem Jahr werden die „non-Performers“ rausgeworfen, die Net New Money Zahlen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Warum? Aus Selbstüberschätzung der Berater, weil die Kunden ihren Kundenberatern wegen des unsicheren regulatorischen Umfelds nicht mehr „blind“ folgen, aus Angst von elektronischen Spuren bei einer weiteren Bank etc… Das ist definitiv ein Auslaufmodell, ich fürchte, auch bei LGT geht die Rechnung mit der teuren Teamakquisitionsstrategie nicht auf.
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Ich sag nur Bravo, Herr Zozzero
Irgendwie bleibt Deutsch Deutsch.
Wichtig ist, dass was den Deutschen ein Dorn im Auge ist und besser funktioniert als im eigenen (Deutsch-)Land oder Firma wird mit Ihrem ‚Machtanspruch‘ kaputt gemacht.Ich mag’s Ihm gönnen. Allen Oppenheimer gönne ich eine neue Arbeitsstelle.
Jack
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@jack — wirklich tendenziös, ohne Substanz!
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Saudummer Kommentar von Jack Lundgren – sowohl der Restrukturierer Bizzozero als auch sein Ziehvater de Weck sind Schweizer, das arme Opfer, die unschuldig in Not geratene Sal. Oppenheim, war eine deutsche Bank. Oder will da jemand unbedingt eine Gelegenheit konstruieren, um auf die blöden Deutschen zu schimpfen, die ihm gerade zusammen mit dem bösen Ami sein Business Model – wining and dining mit ein paar scheintoten Schwarzgeldkunden – kaputt machen? Aufwachen, Freunde, und neue Wege finden, sonst graben uns nämlich die Singapurer, Londoner und sogar die Liechtensteiner das Wasser ab, weil sie sich auf die Realität einstellen, anstatt der Vergangenheit nachzujammern!
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Wieviel von den 3 Mrd. tatsächlich zur LGT fliss wird sich noch zeigen; die Stärke der Beziehung zwischen Kunden und ihren Beratern wird oft überschätzt.
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Im Gegenteil. So wie Sie sprechen meistens die Zahlenjongleur-Manager die vom Abgang betroffen sind, die jedoch keinen Kontakt zu den Kunden oder Ahnung vom wirklichen Private Banking haben. Die Dienstleistungen des Private Bankings sind komplett austauschbar egal bei welcher Bank. Ein Grosskunde ist meist bei der Bank wegen der vertrauensvollen und freundschaftlichen Beziehung zum Berater. Vor einem Abgang werden zwischen Beratern und Kunden vertiefte Gespräche geführt und das gemeinsame Wechseln vereinbart. Die grossen Vermögen werden praktisch immer restlos transferiert! Wenn dann im Nachhinein noch der Peter Meier vom Management wie die alte Fasnacht hinterherkommt ist der Mist längst gekarrt.
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@ Sauschwob, erster Teil korrekt. 2. Teil völlig falsch. Zurück zu Swissness ist die Lösung.
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Wie gesagt, es wird sich zeigen wieviel wohin fliesst. Schon manch ein Berater erlebte Überraschungen in den entscheidenden Momenten.
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Es herrscht Torschlusspanik auf alle Seiten. Die Jungs lassen sich vor der kommenden Weissgeldstrategie (mit ihrem Schwarzgeld)von der LGT nochmals…
LGT hat die Nase vorn und konnte - auch dank der IT-Plattform Avaloq - bereits 2008 ein 20-köpfiges Latam-Team der…
die Deutsche Bank mit wohl Euro 13 Milliarden UNTERkapitalisiert - welcher Kunde will dort noch sein Geld haben bevor Anshu…