Das klang kräftig. „Schweizer Banken stellen deutschen Steuersündern ein Ultimatum“, schrieb der Tages-Anzeiger kürzlich. Deutsche müssten für Neu- und Altgeld Steuer-„Belege“ vorlegen.
Die Credit Suisse lieferte den Steilpass. Man werde sich von deutschen Schwarzgeld-Kunden „trennen“, falls sie ihre „Situation“ nicht bereinigen. Gemeint sei „Selbstanzeige“, folgerte das Blatt.
Öffentlich punktete die CS. No mercy gegen Steuersünder, kompromisslose Umsetzung der Bundesrat-Weissgeldstrategie – die News der sauberen Schweizer Grossbank ging um die Welt.
Der Schein trügt. Von echtem Aufräumen kann bei der CS keine Rede sein. Mit Ausnahme von Deutschland lässt die Bank Tür und Tor offen für weiteres Schwarzgeld.
Das zeigt ein Schreiben an die unabhängigen Vermögensverwalter. Selbst was Kunden aus dem nördlichen Nachbarland betrifft, hält sich die CS im Brief überraschend stark bedeckt.
„Credit Suisse Standards in Bezug auf internationale Steuerkonformität“ lautet der Titel des Schreibens.
Mit Datum vom 4. April 2013 ging der Zweiseiter an die externen Vermögensverwalter (EVV) mit Kunden aus dem Ausland, deren Vermögen bei der Credit Suisse verbucht sind.
Man habe die Richtlinien überarbeitet, diese würden neu „erweiterte Anforderungen an die Akquisition von Vermögenswerten bei grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen“ stellen.
Damit wolle sie „die vom Bundesrat verabschiedete Strategie zum zukünftigen Finanzplatz Schweiz“ abbilden, hält die CS einleitend fest.
Was folgt, ist Weissgeld-Wischiwaschi in Reinkultur – und das ausgerechnet bei der zentralen Kundengruppe der EVV, die mit ihren weitverbreiteten Beziehungen eine Schlüsselgruppe für die Grossbank darstellen.
Bezüglich Neukunden bittet die CS ihre EVV um „eine mündliche Bestätigung, dass Ihnen der Kunde versichert hat, dass die zu erwartenden Mittelzuflüsse nach den geltenden steuerlichen Richtlinien deklariert“ seien – „beziehungsweise bei nächster Gelegenheit deklariert“ würden.
Mit anderen Worten: Die CS gibt sich zufrieden mit einer telefonisch mitgeteilten Bezeugung von Hunderten von kleinen, mittelgrossen und grösseren unabhängigen Verwaltern, wonach Ausland-Vermögen über Milliarden von Franken demnächst dem Fiskus gemeldet würden.
Bei „Bestandskunden“ macht sich die CS sogar noch rücksichtsvoller ans Werk. Dort verlangt die Bank von den EVV lediglich „in bestimmten Fällen ebenfalls eine mündliche Bestätigung über die Steuerkonformität“, und zwar nur über die „zusätzlich akquirierten Vermögenswerte“. Die bestehenden bleiben von den neuen Regeln unberührt.
Die CS macht nichts Falsches, dafür beschäftigt sie zu viele Juristen und hat zu viel Geld.
Auch kann sie sich an Bern klammern. Im Februar war die Regierung vom harten Kurs abgekommen und verzichtete auf eine obligatorische Selbstdeklaration.
„Das ist keine Weissgeldstrategie, sondern eine Verdunkelungsvorlage, die langfristig dem Finanzplatz Schweiz schadet“, meinte SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer.
Selbst was die Kunden aus Deutschland betrifft, hält die CS den Ball flach. Ein einziger Satz handelt das brisante Thema ab.
„Neben dieser grundsätzlichen Richtlinie können für bestimmte Märkte, beispielsweise für den deutschen Markt, spezifische Regelungen gelten.“
Ein CS-Sprecher wollte gestern Abend keine Stellung nehmen.
Die zweite Grossbank UBS hatte schon letzten Sommer die EVV mit ihrer neuen Offshore-Politik beglückt. Auch die UBS verzichtete auf strenge Auflagen.
Die EVV müssten ihre „bestehenden oder Neukunden zunächst an ihre steuerlichen Pflichten“ erinnern, hielt sie fest.
Die Zurückhaltung bei CS und UBS hängt mit der Bedeutung des ausländischen Schwarzgeldes zusammen.
Hunderte von Milliarden Vermögen dürften unversteuert auf Konten der beiden Grossbanken schlummern. Fliessen diese über Nacht ab, dann brechen den beiden Multis Gewinne weg.
Ebensowenig will man die Kunden in die Arme der Konkurrenz treiben.
„Kaum dränge ich einen deutschen Kunden zum Steuernachweis bis Ende Juni, schon schickt er mir die Nummer seines neuen Kontos bei der Raiffeisen“, sagt ein CS-Berater.
Die Genossenschaftsbank und andere Schweizer und ausländische Institute würden von den angedrohten Rausschmissen profitieren.
„Der typische deutsche Zahnarzt mit seinen paar Millionen bei uns geht sicher nicht zum Fiskus und zeigt sich selbst an“, sagt der CS-Mann.
Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz will einzelne Zuflüsse nicht ausschliessen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wischi-Waschi? Unsinn. Bei der CS gibt es GAR KEINE Weissgeld-Konformität! So läuft es: vorderhand wird die Weissgeldfassade präsentiert, hintendurch werden den Kundenberatern vollkommen unrealistisch hohe Ziele für Neugeld gesetzt. Den Managing Directors ist dabei egal mit welchen Mitteln, hauptsächlich sie erreichen ihren Bonus am Ende des Jahres und können die Verantwortung im Falle an die Front weitergegeben. Wenn öffentlich würde, wie das Management z.Bsp. in der Osteuropa-Abteilung mit den Mitarbeitern umgeht, dann würde das einige Arbeitsrechtler aufhorchen lassen.
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….einfach nur schlecht recherchiert….
Alle Schweizer Banken mit nennenswerten Anteil an dt. Kunden, wird bis Ende Jahr die Problematik – mit Hilfe des Meldeverfahren EUZ – lösen oder die Kunden auffordern das Konto zu saldieren.
Loni78
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Weissgeld, Schwarzgeld, Graugeld usw.: Das Bankgeheimnis gehört abgeschafft, ganz einfach. Die CH hat mit dem Bankgeheimnis schon zuviele Prügel gekriegt und zuviel davon profitiert. Man schämt sich im Ausland sich als SchweizerIn erkennen zu geben…Ich bin kein Linker, aber ein ehrlicher Steuerzahler!
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Danke „stardust“.Würde doch Ihr Wort von den Verantwortlichen gehört und beherzigt.
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Dieser Brief von CS ist bei EVV z.T. sehr schlecht angekommen.
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Soeben mit David Roth und Frau Badran Kaffee aus Venezuela getrunken, oder wie kommt so ein Artikel zustande?
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Wenn es nach Frau Susanne Leutenegger Oberholzer gehen würde, so hätte die Schweiz gar keine Wirtschaft mehr.
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Der Bankster glaubt es kaum, aber es gibt doch tatsächlich noch ein paar wenige, die können Geld mit richtiger Arbeit verdienen, ohne Steuerbetrug und sonstige krumme Geschäfte.
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Der Schorsch glaubt es kaum, aber es gibt Banken und Banker, die Geld ohne Steuerhinterziehung und -Betrug verdienen. Inzwischen ist die Regulierung und die Dokumentierungswut aber so ausgeufert, dass ein vernünftiges Arbeiten kaum mehr möglich ist.
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Sagte ich doch, wenn nicht mit Steuerhinterziehung und -Betrug, dann eben mit sonstigen krummen Geschäften.
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der schorsch glaubt es kaum, aber mit seiner polemischen art und hirnigen gedankengängen findet er sich prominent im feld der linken moralapostel und journaillen. würde schorsch’s autohändler ihn mit ähnlicher penetranz nach seinem autofahrerischen leumund befragen, wie das banker heute mit kunden bzgl. deren geldangelegenheiten tun müssen, würde er angewidert zur konkurrenz laufen. davon zu wissen würde aber auf einen aktuellen informationsstand oder gar intelligenz schliessen lassen, und davon kann bei schorsch offensichtlich weniger ausgegangen werden.
es sei ihm drum verziehen, dass er in der masse mitschwimmt (wo sich bekanntlich nur tote fische finden!). -
Danke, ihr Kommentar bestätigt meine Vorurteile absolut. Der einzige Wert der Dienstleistung dieser Art Bank bestand offenbar darin Steuern zu hinterziehen, oder polemisch ausgedrückt, das mag der Schorsch sehr, zu bescheissen.
Ich kann ihren Frust verstehen, es ist lästig wenn man beim Schummeln behindert wird.
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@schorsch: bitte, gern geschehen. und danke für Ihre selbstdemontage – siehe definition z.b. wikipedia für „vorurteile“: 1.Alltagssprachlich ist ein Vorurteil ein vorab wertendes Urteil, das eine Handlung leitet und in diesem Sinne endgültig ist. Es ist eine meist wenig reflektierte Meinung – ohne verstandesgemäße Würdigung aller relevanten Eigenschaften eines Sachverhaltes oder einer Person.
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gu ru
was genau wollen sie uns sagen? sie arbeiten selber bei einer bank, oder? also wissen es sogar noch besser als schorsch selber, dass schorsch recht hat. oder fragen sie mal ihren chef folgendes : wie zum geier soll ein unternehmen, dass keinen systembedingten vorteil hat, geld aus luft zu vergeben und zinsen einzutreiben, schwarze zahlen schreiben, wenn es genau die, die mit dem systembedingten vorteil „arbeiten“, nicht schaffen? ja genau, das ist verbotener denksport. diese frage will niemand stellen. -
@beddu: Ihnen oder anderen wollte ich gar nie irgendwas sagen. wieso fühlen Sie sich denn angesprochen?
wenn Sie lesen können, merken Sie, dass sich mein post an schorsch richtete, und niemand anderes.
dass Sie recht haben und ich bei einer bank arbeite, hilft mir trotzdem nicht, ihr wirres geschreibsel als frage zu verstehen. können Sie mir helfen?
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Die meisten Banken verlangen bei Neukunden eine Bestätigung über die Erfüllung aller Steuerpflichten –> macht der Kund falsche Angaben, geht es um Steuerbetrug.
–> ein Kunde geniesst dann kein „Bankkundengeheimnis“ mehr
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Die Meisten vielleicht schon – aber offenbar nicht die Wichtigsten.
Na ja, nach ein paar Mia. Bussenzahlungen werden es auch CS und UBS noch lernen. Der Vorteil dieses Ansatzes: Bussen werden vom „bereinigten Jahresergebnis“ ausgenommen, die Boni können also ungebremst sprudeln.
Und nach einer weiteren Rettungsaktion für eine Grossbank werden es schliesslich auch der BR und unsere bürgerlichen Politiker noch lernen… -
@Max: Doch, heute gehe ich davon aus, dass auch UBS und CS von Neukunden aus den OECD Ländern eine Bestätigung einholt. Ob Neukunden von eVV’s ausgenommen sind, wage ich zu bezweifeln.
Hatte Kontakt zu verschiedenen Kantonal- und Privatbanken sowie auch Raiffeisen, welche alle eine Art „Waver“ einverlangen. Bei Raiffeisen habe ich gesehen, dass dies nicht alle haben, diese jedoch Kunden ablehnen müssen. Leidige Geschichte… Versuch mal in Österreich, Deutschland, Frankreich oder sonst wo ein Konto als Schweizer zu eröffnen und sag denen, der Staat dürfe nichts davon erfahren –> die lachen sich ins Fäustchen und eröffnen dir was du willst.
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Die meisten Banken verlangen bei Neukunden eine Bestätigung über die Erfüllung aller Steuerpflichten --> macht der Kund falsche Angaben, geht…
Wenn es nach Frau Susanne Leutenegger Oberholzer gehen würde, so hätte die Schweiz gar keine Wirtschaft mehr.
Soeben mit David Roth und Frau Badran Kaffee aus Venezuela getrunken, oder wie kommt so ein Artikel zustande?