Am 22. März haute Veit de Maddalena auf den Tisch. „We are not satisfied with our investment performance“, schrieb der CEO der feinen Zürcher Rothschild Bank in einer „Staff Notice“.
De Maddalena redete nicht lange um den heissen Brei herum. Er stellte nicht weniger als die Grundsatzfrage.
„If we are to succeed as a business, two things need to change“, begann er seine E-Mail an die rund 250 Rothschild-Leute am Schweizer Hauptsitz im Zürcher Seefeld.
„First, the returns we deliver for our clients must improve.“ Schlüssel-Investment-Entscheide hätten nicht die gewünschten Resultate gebracht.
„Second, we need to be much more focused in our investment offering. We cannot be all things to all people.“
Schlechte Performance, falsche Entscheide, verzettelt – so das vernichtende Urteil, das nicht von aussen kommt, sondern vom obersten Chef und damit letztendlich Zuständigen für die Misere.
Hinzu kommt Kritik von Insidern an den Chefs im Investmentbereich. Zwei führende Köpfe, die privat miteinander verbandelt seien, hätten die Bank mit ihren Entscheiden in die Krise geführt.
Veit de Maddalena, ein Ex-Credit-Suisse-Shootingstar, der nun schon seit 7 Jahren die Rothschild Schweiz führt, versucht, den Schaden in Grenzen zu halten.
„Wir hatten in den Multi-Asset-Portfolios aufgrund unserer vorsichtigen Grundausrichtung, mit der wir im sehr schwierigen Marktumfeld der vergangenen Jahre gut gefahren sind, Gold, Rohstoffe und Emerging Markets zu lange übergewichtet“, führte der Rothschild-CEO in einer schriftlichen E-Mail-Antwort von Mitte Juni aus.
Die erwähnten Performance-Probleme hätten sich „ausschliesslich auf die Multi-Asset-Portfolios“ bezogen.
„Alle übrigen Mandate haben unsere Erwartungen zum Teil deutlich übertroffen“, meinte de Maddalena.
Wie schlimm die Lage ist, bleibt abzuwarten. Der Goldpreis hat sich seit Anfang Frühling, als de Maddalena seinen Wakeup-Call verschickte, um 20 Prozent verschlechtert.
De Maddalena hatte in seinem Personal-Mail Sofort-Massnahmen verkündet. Um das Rothschild-Schiff auf Kurs zu bringen, müsse die Crew reagieren, und zwar „quickly, decisively, and in close collaboration“.
Fokus auf wenige Kern-Portfolios, lautete der erste Befehl von der Brücke. Alle Anstrengungen würden der Stärkung der „Flagship Portfolios“ gelten.
Genauere Performance-Messungen, lautete Kapitän de Maddalenas zweite Order.
Ziel sei, dass das, „was wir sehen, auch wirklich das abbildet, was auf Portfolio-Level passieren“ würde.
Die Ausführungen lassen auf grosse Mängel im bisherigen Investment-Prozess der Privatbank mit dem klingenden Namen schliessen. Offenbar steuerte die Rothschild-Spitze ihr Schiff ohne Radar und Echolot.
Massgeblich für die Zustände verantwortlich ist der oberste Investment-Manager Dirk Wiedmann.
Interessanterweise ist Wiedmann Co-Absender der explosiven „Staff Notice“ vom März. Faktisch kritisiert damit Chief Investment Officer (CIO) Wiedmann die Performance seiner eigenen Investment-Strategie.
Wiedmann stellte die letzten Jahre die grossen Weichen, wie Rothschild ihre Kundengelder anlegt.
Laut einer Quelle würde die Privatbank schon seit mehreren Jahren unter Performance-Problemen leiden. Die Kunden würden „in Scharen“ davonlaufen.
Die verwalteten Kundenvermögen lagen Ende 2012 bei 13 Milliarden Franken, leicht mehr als ein Jahr zuvor.
Die von CIO Wiedmann und CEO de Maddalena verlangte Fokussierung auf die „Flagship Portfolios“ sei keine Lösung. Im Gegenteil, die Kunden würden massgeschneiderte Anlagen suchen, keine vorgefertigte Massenware.
Wiedmanns Übername bei Rothschild ist „Mr. Doom“, sagt eine andere Quelle.
Der oberste Investment-Mann sei ein Anhänger der umstrittenen Arbeit der Professoren Reinhart und Rogoff, „This Time Is Different“. Die Autoren gerieten jüngst in die Kritik, weil sie Austerität als einziges Krisenmittel propagierten.
Wiedmann als Investment-Hirn der Bank Rothschild pflegt eine besondere Nähe zu einem anderen entscheidenden Investment-Manager.
Die Rede ist von Steffen Mack, Chef des Portfolio Managements, also der effektiven Umsetzung der grossen Investment-Leitlinien in den Kundendepots.
Mack habe dafür gesorgt, dass die Depots der Rotschild-Kunden mit Gold gefüllt seien, behauptet ein Insider; nicht nur mit physischem Gold, sondern auch mit Aktien von Goldminen-Firmen und mit Gold-Fonds.
Die Folge seien verheerende Resultate seit 2010. Im 2012 habe die Performance in den Kundendepots neue Tiefststände erreicht.
In den Augen der Kritiker trage das Duo Wiedmann und Mack die Hauptverantwortung für die Krise. Die beiden seien befreundet und Götti der jeweiligen Kinder.
Es kam zu wichtigen Abgängen im Investment-Bereich der Rothschild. Diese kommen zu gehäuften Wechseln an der Front, wo die Vermögensverwalter ihre Kunden betreuen.
Ein bekannter Hedgefund-Manager ging von Bord, ebenso wie die Chefs des Zinsengeschäfts und jenes mit Rohstoffen und Edelmetallen.
Eine wichtige Aktien-Portfolio-Managerin verliess Rotschild zudem nach kurzer Zeit.
Das Bild, das mehrere Quellen von der Bank Rotschild in Zürich zeichnen, ist kritisch. Es entsteht der Eindruck, dass die besten Leute wegen dem Top-Management abspringen.
Die zurückbleibenden Chefs würden sich in Prozesse einmischen, die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehörten, heisst es.
CEO de Maddalena versucht, das Positive zu sehen. Die eingeleiteten Massnahmen würden Wirkung zeigen.
„Das neue Flagship Committee fokussiert sich auf die Investment Performance und hat die Portfolios bereits gemäss unseren Marktszenarien neu ausgerichtet“, führte der Rotschild-Chef in seinen schriftlichen Antworten aus.
„So wurden die Exposure in Gold, Commodities und die Übergewichtung in Emerging Markets reduziert, das Aktienengagement ausgebaut und gleichzeitig das Portfoliorisiko insgesamt reduziert.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Das Hause Rothschild hat eine sehr spezielle Beziehung zu Gold. Das ist ein Anlagestil, der als solcher den Kunden auch kommuniziert wird (wurde?). Dass eine Goldübergewichtung in den aktuellen Märkten problematisch ist, dürfte wohl jeder Rothschildkunden verstehen.
Problematisch ist aber in der Tat das „pseudo“ aktive Management in den MACs Produkten. Zu meinen, dass man mit einer handvoll Anlagespezialisten gut performende breit aufgestellte Portfolios anbieten, ist reichlich naiv.
Veränderungen brauchen immer einen „business case“; in diesem Sinne ist die jetzige Situation eine Chance, ich wünsche der Rothschild Fürhungscrew, dass sie den Mut aufbringt die richtigen Fragen zu stellen. Der Rothschild Brand hat es nicht nötig, sich mit pseudo-aktivem Investment Management die Hände schmutzig zu machen; für ein „shaping wealth for the future“ braucht es das nicht, und das Gegenteil von „aktiv“ ist nicht zwingend ein low-revenue „ETF- und market-cap- based indexing“. -
Hier ein Auszug aus der Broschüre der Rothschild Bank!
How we are different
Rothschild leads the world in wealth management.
As an independent family-owned firm, we have the freedom to offer our clients objective advice based on unbiased analysis.
Our experienced teams provide expert guidance on structuring and managing wealth. Our clients benefit from access to our global network of experts, including senior investment bankers, international trust lawyers and leading investment specialists.
Da kann man nur noch schreiben, „Pech gehabt“!
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Kann ein Grossbanker überhaupt eine Privatbank führen ? Kann er aus dem Grossbankenrollenverständnis ausbrechen ! Ich sage Nein er kann es nicht !
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Nachdem nun das Duo Troschel/DeMunk ihre Arbeit in der IT und Operations auch hervorragend erledigt haben, sind diese zum Glück wieder entfernt worden (War wohl genau so von der Führung aufgegleist und mit viel Silberlingen entgeltet worden). Jetzt fehlen nur noch die Köpfe der Bank und dann könnte es wieder bergauf gehen mit der RBZ.
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Für einmal wurde hier wieder etwas Spannendes thematisiert, nur leider hat LH nur an der Oberfläche des Problems bei RBZ gekratzt.
Diese Bank, wohl klein, hatte und hat das Rüstzeug, von der vergangenen und herrschenden (Krisen)-Situation zu profitieren. Ein Name mit Strahlkraft, wie er sich weltweit im Private Banking kaum mehr finden lässt, eine massiv überdurchschnittliche Kapitalisierung, eine Grösse welche immerhin als Basis für eine Wachstums-Strategie passen könnte und vieles mehr.
Trotzdem hat es die Bank verpasst, von all den Problemen der letzten Jahre, welche ihr in die Hände spielen sollten, zu profitieren, und echtes, nachhaltiges Wachstum zu generieren. Vor (und auch diesen ausgeklammert) dem US-Sündenfall waren da etwa die Kollegen aus St. Gallen um ganz andere Dimensionen erfolgreicher und dynamischer unterwegs, bei ähnlich gelagerten Stärken (minus internationale Strahlkraft!.Dies ist das eigentliche Trauerspiel bei Rothschild, dass eine Riesenchance vertan worden ist – und weil es doch nicht so schlecht läuft, weil keine echte Krise da ist, scheint die Familie dies weiterhin zu tolerieren.
Auch wenn VdM mit dem Familien-Vasallen RM doch ein sehr aufsässiges Kontrollorgan zur Aufsicht gestellt worden ist. -
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Nützt alles nichts, wenn die Performance und der Service nicht stimmt. Nach dem Schwarzgeld entscheidet nur noch die Performance…
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Andererseits gibt es ja bereits schon eine in der CH operierende und recht erfolgreiche Rothschild-Bank. Die Familie ist nicht (mehr) auf die RBZ angewiesen. Aus einer strategischen Perspecktive gibt es im Banking auf mittlere bis längere Frist auch nichts mehr zu verdienen.
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Hahaha, „die erwähnten Performance-Probleme hätten sich “ausschliesslich auf die Multi-Asset-Portfolios” bezogen“. Wohl an die 95% der Kunden haben Multi-Asset-Portfolios. Denn in simpler Sprache heisst dies nichts anderes als die traditionellen Depots mit einem Mix aus Aktien, Obligationen, Hedge Fonds und evtl. Rohstoffe (in diesem Fall Edelmetalle). Mit anderen Worten treffen die Performance-Probleme also so ziemlich alle Rothschild Kunden.
Traurig ist, dass es dem CEO erst nach sieben Jahren in den Sinn kommt, sich einmal um die Zufriedenheit der Kunden zu kümmern. Aber es ist eben spannender, grosse Wachstumsstrategien zu wälzen.-
Glauben Sie ernsthaft, dass die Performance vor dem jetzigen CEO besser war? Die Tatsache, dass Anlageperformance zur Priorität erklärt wurde und auf Geschäftsleitungsstufe diskutiert wird, ist bereits ein riesiger Schritt (der bei diversen anderen Privatbanken noch aussteht).
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….Wiedmanns ÜbernaHme bei Rothschild ist “Mr. Doom”, sagt eine andere Quelle.
Gratulliere – Schournalistisch wider Mahl eine Maisterlaistung….
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Herr Duden, gratuliere zu Ihrem Deutsch!
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Wurden nicht unter Veit de Maddalena anfänglich hochgelobte Topleute an Bord geholt und ganze Teams von der Konkurrenz abgeworben? Wurde nicht unter ihm alles umstrukturiert, zentralisiert und modifiziert, ursprünglich mit dem Ziel, aus einem verstaubten Unternehmen eine Boutique-Bank zu machen?
Faktisch jedoch reihte sich Fehlentscheid an Fehlentscheid: Blender kamen und gute Leute gingen. Unkosten stiegen und Erträge schmolzen. Nur die Schönrederei ging munter weiter!
Bei diesem ganzen egomanischen Treiben in der Chefetage wurde offensichtlich an alles gedacht, nur die Mitarbeiter und die Kunden gingen dabei leider vergessen.
Die Bank kämpft schon lange gegen den in den letzten 7 Jahren sukzessive gewachsenen Reputationsschaden, für den es auch Verantwortliche gibt. Doch genau diese reden (zumindest gegen aussen) alles schön und betreiben damit Schadensbegrenzung. Aber nur was ihren Ruf betrifft: Denn sie sind und bleiben die Macher (allerdings ohne Verantwortung zu übernehmen oder Konsequenzen zu tragen). Ihr Ego bleibt intakt und ihre Weste weiss. Gut für Sie und ihren Marktwert. Für ihre zukünftigen Arbeitgeber (die sich sicher finden lassen werden) und ihre zukünftigen Untergebenen jedoch die absolute Katastrophe!
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Die J.S. Bach-Stiftung aus St. Gallen könnte ja mal bei Edmond R. vorsingen und musizieren. Einfach künftig alle „fellows“ mit dem 50-Sternen-Banner im Passport weglassen – ausser ev. NY Philharmon’s oder Bon Jovi oder Friends of MoMA und Guggenheim.
Rock meets Classic and fine arts zu feinstem Grand Cru – Die Auserwählten ermöglichen dem ausgetauschten Ensemble dann auch grad den atemberaubenden Höhenflug in Bezug auf seit 7 Jahren nicht mehr dagewesene,nachhaltige Performance.
Ein Mitglied des Orchesters. -
„Die Bank kämpft schon lange gegen den in den letzten 7 Jahren sukzessive gewachsenen Reputationsschaden“ – war die Reputation vor Veit de Maddalena wirklich schlechter? Sehen Sie sich mal die jüngere Geschichte dieses Instits etwas genau an.
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Edmond schreibt:Mitarbeiterinformationen in englischer Sprache gemacht werden. Die anglophile Kultur ist meiner Meinung auch der Hauptgrund, für einen grossen Teil heutigen Probleme der schweizer Banken. Interessanter Punkt. Ich habe das Englisch auch nicht 100% verstanden, hoffe nur das die MA es richtig verstehen. Aber wenn Zürcher mit Zürcher (sinngemäss können auch andere Schweizer oder Secondo sein) wo „Züritütsch“ sprechen sich auf Englisch unterhalten müssen. Da kommt vermutlich nicht immer das an wo gemeint ist. Aber immerhin wir sind so trendig und International und pro Amis. ( Die Amis/Anglo rupfen uns am Schluss noch ganz schön, und wir übernehmen ihr Zeugs 1:1 fast so wie die Gladiatoren in der Arena zu Julius Cesars Zeiten)
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„Aber wenn Zürcher mit Zürcher […] wo “Züritütsch” sprechen sich auf Englisch unterhalten müssen. Da kommt vermutlich nicht immer das an wo gemeint ist.“ Bei dem Deutsch(?) fehlt es wohl grundsätzlich am Verständnis – gleich in welcher Sprache.
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@ Trudi
Kürzlich schrieb Ihnen jemand auf Englisch: Geben Sie uns eine Pause!!!!
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RBZ ist von ihren Genen her alles andere als eine Schweizer Institution.
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Gerade mit dem letzten Satz „So wurden die Exposure…“ wird er gerade nochmals Schiffbruch erleiden. Das nennt man wohl „prozyklisches Investment“ bzw. wohl eher „den Lemmingen nachlaufen“. – Wir sprechen uns dann in 4 Monaten wieder zur Uebungskritik dieser Umschichtungs-Aktion. – Vielleicht sind bis dann ja nicht nur ein paar Lemminge mehr über die Klippe gesprungen, sondern auch VdM?
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Mit solchen Absturz-Statements müssen wir uns, aller Voraussicht nach, in naher Zukunft auch von anderen Instituten gewöhnen müssen!
Die seit drei bis vier Jahren erfolgten Team-Einkäufe und -Abwerbungen von Grossbanken zeigen auf, welch spröde Qualität viel zu teuer bezahlt wurde.
Zahlreiche Sunny-Boys versprachen Alles aber taugten wenig bis gar nicht. ‚Seilschaften sind in der Krise eine Wette auf Abstürze.‘
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wie SUESS!
jetzt sitzen sie auf Aktien …
… und die Party ist vorbei!
brauchen wir solche „Berater“?
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Tja, auch bei Rothschild stinkt der Fisch vom Kopfe her. Die Rothschilds schauen dem Treiben von VdM schon sehr lange zu.
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Sind sie sicher, dass vor VdM die RBZ ihre „Investment Performance“ kannte und so etwas wie eine „Anlagepolitik“ besass?
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Bei dieser Bank ist doch auch nur der Name das einzige was glänzt.
Ich sehe es immer wieder gerne, wenn solche Mitarbeiterinformationen in englischer Sprache gemacht werden. Die anglophile Kultur ist meiner Meinung auch der Hauptgrund, für einen grossen Teil heutigen Probleme der schweizer Banken.
Zur äusserst innovativen Idee von Herrn De Maddalena: Ich halte es für sehr schlau als Rothschild den industrialisierten Prozess der Grossbanken zu kopieren… very smart Mr. De Maddalena, gäll?
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RBZ ist eine in diversen Ländern tätige Privatbank mit starken französischen und englischen Genen. Wenn etwas absurd wäre in diesem Institut, dann Firmkommunikation in Deutsch.
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Bei dieser Bank ist doch auch nur der Name das einzige was glänzt. Ich sehe es immer wieder gerne, wenn…
Tja, auch bei Rothschild stinkt der Fisch vom Kopfe her. Die Rothschilds schauen dem Treiben von VdM schon sehr lange…
wie SUESS! jetzt sitzen sie auf Aktien ... ... und die Party ist vorbei! brauchen wir solche "Berater"?