Im Private Banking tobt eine Schlacht um Winterthur. Ausgerechnet die kleine Notenstein Privatbank greift nach dem vielen alten Geld, das in der Industriestadt liegt.
Nun hat Notenstein-CEO Adrian Künzi dem Platzhirschen UBS einen schweren Schlag versetzt. Der langjährige Leiter von UBS Winterthur, Ralph Peterli, hat letzte Woche überraschend gekündigt. Obwohl Peterli intern seine Zukunft offenliess, ist klar: Er wechselt zur Notenstein.
Mit Peterli gelingt Notenstein-Künzi der zweite Überraschungscoup gegen die UBS, die im Schweizer Private Banking den Takt vorgibt.
Vor 3 Monaten hatte sich Künzi das Team von Silvan Schriber geschnappt, dem Leiter des Unternehmer- und Topmanager-Teams der Grossbank. Mit Schriber gingen gegen 10 Leute zur Notenstein.
Dass nun auch der Winterthur-Chef der Grossbank den Rücken kehrt, um bei der viel kleineren neuen Kraft von Swiss Banking anzuheuern, wirft Fragen nach dem Problem bei er UBS auf.
Einen wie Peterli hätte die UBS nicht verlieren dürfen. Der Manager gehört bei der Grossbank zur 2’500 Mann starken Elite der Managing Directors, und er leitete seit Urzeiten jenen Standort, der als Geburtsstätte eine besondere historische Bedeutung für die UBS hat.
Zudem sitzt Peterli im Vorstand der Winterthurer Handelskammer, was zeigt, dass er für seine Bank das lokale Aushängeschild war.
Innerhalb des Schweizer Private Bankings der UBS herrschte schon vor Peterlis Wechsel Unruhe. Dessen Abgang zur Konkurrenz dürfte die Lage verschärfen.
Insider rücken den autoritären Führungsstil des Chefs des Schweizer Private Bankings, eines der wichtigsten und rentabelsten Bereiche der ganzen Bank, ins Zentrum.
Christian Wiesendanger heisst der Mann. Er ist ein Manager, der polarisiert.
Wiesendanger ist als Physiker gebildeter als die meisten anderen Chefs innerhalb der UBS. Dass er sich den anderen überlegen fühlt, ist ein Eindruck, der bei manch einem seiner Unterstellten rasch aufkommt.
Wiesendanger war im Verlauf von 2010 von Konkurrentin Credit Suisse zur UBS gestossen. Er folgte dem Ruf des damals neuen Schweiz-Chefs der UBS, Lukas Gähwiler, auch er ein Ex-CS-Topshot.
UBS-intern wird von Auftritten Wiesendangers gesprochen, die einen Chef zeigen würden, der nach dem Motto „Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich“ operiert.
Wiesendanger würde keine Widerrede dulden, heisst es. Er führe das Private Banking Schweiz der UBS wie ein Feldherr in einer Schlacht, ohne Rücksicht auf Unterstellte mit persönlichen Schwächen.
Die UBS wollte sich nicht zum Thema äussern. UBS-Manager, die Wiesendanger nahestehen, zeichnen ein differenziertes Bild vom umstrittenen Topmann.
Wiesendanger könne viele Leute, die ihn nicht kennen würden, mit seiner direkten Art vor den Kopf stossen, meinen sie. Wer sich davon aber nicht abschrecken liesse, der kriege einen der besten Chefs.
Im Unterschied zu anderen fordernden Vorgesetzten sei Wiesendanger auch ein Leader, der wisse, was er wolle, und der die Richtung vorgebe. Das sei das, was heute gefragt sei.
Der Stil könnte seinen Preis haben. Hinter den gehäuften Abgängen im Schweizer Private Banking der UBS könnte als Ursache Wiesendanger stehen.
Dass die Kündigungen des Winterthur-Chefs und des Unternehmerteams mit dem für Zürich zuständigen Direktunterstellten Wiesendangers zu tun hätten, glaubt kaum jemand.
Thomas Ulrich heisst der UBS-Zürich-Chef, und der steht im Unterschied zu Wiesendanger im Ruf eines umgänglichen Managers, der nicht durch starke Meinungen und Forderungen aufschrecken würde.
Sollte tatsächlich Wiesendangers „Brutalo“-Führungsstil für gehäufte Abgänge sorgen, so profitiert als Erste die neue Notenstein davon.
Der Ex-Wegelin-Partner hatte die Notenstein-Leitung übernommen, als die Privatbank vor knapp 2 Jahren aus der Taufe gehoben wurde. Nachdem sich das Geschehen um die Tochter der Raiffeisen beruhigt hat, tritt Künzi nun aufs Gaspedal.
Im Asset Management holte er ein 50-köpfiges Sarasin-Team. Jetzt schaltet er im Private Banking zwei Gänge nach oben.
Mit den UBS-Einkäufen sei es nicht getan, meint Künzi im Gespräch. „Bis Ende Jahr wollen wir noch 10 bis 20 weitere Senior-Kundenberater anheuern, dann sind wir auf Kurs“, sagt der Notenstein-Chef.
Dass sein Vorstoss in der Branche zu reden gebe, ist Künzi bewusst. Er gehe „gezielt“ vor. „Ein wenig vor mich hinzuwerkeln, entspricht nicht meinem Naturell.“
Anfänglich nahmen die Chefs von Marktführerin UBS den Notenstein-CEO nicht ernst. Nun wird scharf zurückgeschossen. Künzi mache mit seinen Transferpreisen den Markt kaputt, heisst es aus UBS-Kreisen.
Horrende 200 Millionen machen die Runde. Derart gefüllt sei die von Notenstein-Besitzerin Raiffeisen bereitgestellte Kriegskasse, um gute Leute einzukaufen. Um diese Summe habe Raiffeisen die Wegelin-Bank unter Preis erwerben können.
Künzi winkt ab. „Notenstein geht sicher nicht mit gefülltem Checkbuch auf Einkaufstour“, kontert er. „Wir haben auch keine Kriegskasse mit Hunderten von Millionen, nur um teure Transfers zu finanzieren.“ Notenstein würde zahlen, was der „Markt“ verlange.
Einen Seitenhieb auf die als militärisch geltende UBS-Kultur will sich Künzi nicht verkneifen. Notenstein würde neben dem Geld „nichtmonetäre Anreize wie eine gute Unternehmenskultur und einen partizipativen Führungsstil“ anbieten, stichelt der CEO.
Das Momentum liegt bei Künzi. Die Zahlen hingegen sprechen eine andere Sprache. Keine Privatbank von Rang und Namen hat ein derart schlechtes Verhältnis von Aufwand und Ertrag.
Sicher ist: Künzi mischt die Szene auf. Nicht einmal von Physiker-General Wiesendanger auf der Gegenseite lässt sich der feingliedrige Ex-Goldman-Sachs-Mann beeindrucken.
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Der Abgang von Ralph Peterli bei der UBS überrascht nicht wirklich. Peterli wurde vor rund 5 Jahren als „Super-Marktgebietsleiter“ installiert und schon nach weniger Zeit wieder abesägt. Während den letzten Monaten bekleidete er noch ein Alibi-Ämtli für die UBS.
Peterli ist nicht der Top-Short, als er in diesem Artikel bezeichnet wird. Im Gegenteil.
Die UBS wird diesen Abgang verkraften.
Der Aritkel greift eine Tatsache (den Weggang von Peterli) auf, aber sicher nicht mehr. -
dieser wiesendanger, hat er je mal einen kunden der ubs gebracht? hat er je mal einen stutz für die ubs verdient? bitte um aufklärung…
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Bis jetzt lese ich über Notenstein nur Headlines über neu angeheuerte Manager. Gibt’s auch News zu neuen Kundengelder?
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Ich bin nicht erstaunt.. In der UBS zählt der Mitarbeiter nichts mehr! Die Sozialkompetenz ist bis ganz oben im Eimer und Inkompetenz regiert.
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Folge mir oder Du bist gegen mich ! Typischer Führungsstil der Grossbanken in den letzten 15 Jahren ! Die ganzen Karriere- und Bonussysteme sind so aufgesetzt. Folge mir BEDINGUNGSLOS oder deine Tage sind gezählt ! Stehen die beiden Grossbanken heute in der Bevölkerung oder wirtschaftlich (z.B. Aktienkurs) gut da ? Ich würde sagen nein ! Fazit: ändert möglichst schnell den Führungsstil, denn in der Schweiz mit einer aufgeklärten Bevölkerung funktionieren Diktaturen einfach nicht !
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Die Morphologie der UBS ist ein Symptom
der labilen politischen Führungsschicht in der Schweiz. Diese Schwäche nutzend, greifen die Cowboys nach der Macht.-
Wer ist hier der Cowboy? Adrian Künzi? Der erinnert mich doch eher an ein Kälbchen. Den Wolf im Schafspelz sehe ich nicht. Aber vielleicht täusche ich mich.
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UBS scheint ein Intriganten-Stadl zu sein!
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Frage: Hat Wiesendanger überhaupt einen nennenswerten militärischen Background? Wenn ja, bei welcher „Hülsen- bzw. Operetten-Etappeneinheit“ (denn nur bei einer solchen hätte ein „General“, wie er hier beschrieben wird, überhaupt eine Ueberlebenschance…)?
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Mich erstaunt es nicht, dass so viele (Schweizer) UBS Manager für einen Wechsel ansprechbar sind. Warum? Es liegt doch auf der Hand: Die UBS „sonnt“ sich in den vergangenen Leistungen und heute ist die oberste Führungsetage mehr interessiert, ihre „Buddy’s“ aus Amerika in die Schweiz zu holen um denen gute Jobs zuschanzen zu können.
Solange die Amerikaner in den Schweizer Grossbanken sind, solange werden diese in Grund und Boden gefahren. was eigentlich sehr schade für die Schweizer Mitarbeitenden ist.
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Wieso soviel Aufhebens um einzelne Leute? Niemand ist unersetzlich und die UBS wird’s überleben und früher oder später mal zurückschlagen . . .
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Der Beitrag im Tages-Anzeiger vom vergangenen Samstag zum Falle UBS-PIC gegen eine vermögende Kundin, welche mit Millionen-Verlusten hängen gelassen wurde, spült massiv Neugelder (und Personal) zu Raiffeisen, Notenstein und anderen Banken. Diesen Aspekt haben die UBS und ihre Compliance-Verantwortlichen total unterschätzt. Hier wird Goodwill en masse vernichtet, mit oder ohne militärische Befehls-Ausgabe!
Kaderleute mit Rückgrat hinterfragen deshalb schon mal den Loyalitäts-Standpunkt.
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@ Charles A. Tan
Interessant ist v.a. dass jetzt immer weitere Fälle in die Oeffentlichkeit gezerrt werden, welche die Banken seit Jahren mittels Hinhaltetaktik verschleppt haben. Im sicheren Wissen, dass sie auf eine bankengläubige CH-Justiz zählen können.
Neben Lukas Hässig ist Bruno Schletti vom TA einer der wenigen Recherchejournalisten, welche die Courage haben, solche Missstände aufzudecken. Herr Schletti war auch der erste, welcher den ASE/BKB-Ponzi-Betrug aufdeckte. Heute weiss man, dass die Machenschaften mit den heimlichen Kan.$-Krediten bereits bis in das Jahr 2003 zurückreichen.
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Der Beitrag im Tages-Anzeiger vom vergangenen Samstag zum Falle UBS-PIC gegen eine vermögende Kundin, welche mit Millionen-Verlusten hängen gelassen wurde,…
Wieso soviel Aufhebens um einzelne Leute? Niemand ist unersetzlich und die UBS wird's überleben und früher oder später mal zurückschlagen…
Mich erstaunt es nicht, dass so viele (Schweizer) UBS Manager für einen Wechsel ansprechbar sind. Warum? Es liegt doch auf…