Die börsenkotierte GAM hat 2 Beine und 2 Kulturen: hier die angelsächsische mit Hedgefunds und Alternativanlagen, da die klassische mit den alten Julius-Bär-Fonds.
Die Gruppe entstand 2009 mit der Abspaltung von Julius Bär und dem Börsengang. Nun harzt das Business seit längerem. Deshalb wird jetzt reorganisiert: Aus zwei wird eins.
Die Folgen spüren vor allem die Schweizer auf Seiten der Bär-Fonds. Diese waren bisher in der GAM-Geschäftseinheit Swiss & Global Asset Management zentralisiert.
Neu wird alles zu GAM. Dafür fliegen bei der alten Swiss&Global die obersten Manager im Rudel von Bord – und das in immer höherer Kadenz.
Den Anfang machte Swiss&Global-Investmentchef Stefan Angele. Angele verfolge „new opportunities outside the company“, hiess es im Februar.
Im März wurde mit „regret“ der Abgang von Swiss&Global-Verkaufschef Stephan Schmidweber kommuniziert – ohne zu vergessen, dass Schmidweber eine „significant contribution“ geleistet hätte.
Nach kurzer Verschnaufpause war Ende Juli die Reihe an Swiss&Global-Personalchef Hansruedi Nohl „to leave the company“. Auch bei Nohl, ein „trusted partner“, wurde nicht mit Lob gespart.
Nun begann die Absetz-Spirale immer schneller zu drehen. Nach Nohls Abgang ging es nur wenige Wochen bis zum nächsten Köpferollen.
Es traf Thomas von Ballmoos, Chef Legal und Compliance von Swiss&Global. Der verliess die GAM, obwohl er ein Mann von „great dedication“ für die Gruppe gewesen sei.
Vor Wochenfrist kam als bisher Letzter Martin Röthlisberger dran, Finanz-Chef von Swiss&Global. Bei Röthlisberger kam die interne Standardfloskel „other career opportunities“ zum Einsatz.
Laut einer GAM-Quelle sei das Köpferollen im Spitzen-Management noch nicht vorbei. Die Rede ist von weiteren Chefs vor allem in den zentralen Diensten, die wohl bald den Hut nehmen müssten.
Wie zuvor würde es wohl die obersten Leute von der Swiss&Global-Seite treffen, vermutet der Insider.
Eine Sprecherin von GAM bestätigt die gehäuften Mutationen ganz oben, versucht diese aber zu relativieren.
„Einzelne Abgänge von Swiss&Global-Führungskräften sind Folge der neuen Struktur, da Teams wie HR, Legal & Compliance und Finance in Zürich zusammengelegt werden.“
„Personal wird dabei nicht abgebaut“, betont die GAM-Frau.
Sie verweist auf eine grosse Mitarbeiterparty vom Freitag in der Zürcher Seegemeinde Horgen. Am Fest, das anstelle eines Weihnachtsevents gefeiert worden sei, wären GAM- und Swiss&Global-Leute bester Laune gewesen.
Mit dem Ausmisten bei Swiss&Global schaffen sich GAM-CEO David Solo und sein Mentor, GAM-Präsident Hans de Gier, die Basis für einen nächsten Superbonus.
Ihre bisherige Strategie war es, GAM und sich selbst an grosse Finanzplayer zu verkaufen und sich unter neuer Besitzerschaft die Macht und hohe Entschädigungen durch attraktive Beteiligungspläne zu sichern.
Die Finanzkrise hat einen nächsten Verkauf fürs Erste schwierig gemacht. Als Plan B müssen deshalb die Kosten runter. Entsprechend integrieren Solo und de Gier Swiss&Global in ihre GAM.
Damit zahlt der erfolgreiche Teil der Firma die Zeche der Integration, was Solo und de Gier ermöglicht, auch in Zukunft viel Geld mit GAM zu verdienen.
Swiss&Global managt mehr Vermögen und wirtschaftet effizienter. Knapp 90 Milliarden Kunden-Assets bei Swiss&Global standen Ende 2012 knapp 50 Milliarden bei GAM gegenüber.
Die Kosten zur Verwaltung dieses Assetbergs lagen bei Swiss&Global im 2012 bei 56 Prozent (vom Ertrag), während es bei GAM fast 70 Prozent waren.
Das führte zu einer deutlich höheren Rendite. Pro Kopf erzielten die gut 300 Swiss&Global-Leute fast 300’000 Franken Gewinn. Auf GAM-Seite lag der Pro-Kopf-Ertrag nur bei gut 150’000, also etwa der Hälfte.
Krass wird der Leistungsvergleich beim Neugeld. Während dieses bei GAM unter Weglassung einer Akquisition negativ war, flossen Swiss&Global 6 Milliarden neue Assets zu.
Doch darum geht es nicht. Solo und de Gier haben mit GAM ein geniales Boot gezimmert, das die beiden Angelsachsen zu den reichsten Managern des Finanzplatzes macht.
Seit Anfang der 2000er Jahre sitzen Solo und sein Mentor de Gier in der GAM-Spitze und mehren mit Verkäufen und Börsengängen ihren privaten Reichtum.
2005 lösten sie GAM und drei Kleinbanken von der UBS und verkauften das Paket der Julius Bär. Sich selbst setzten sie gleich an Spitzenpositionen bei der Privatbank.
GAM passte nicht zu Bär. Weil sich offenbar auf die Schnelle kein Käufer für GAM finden liess, brachten de Gier und Solo die Investmentgesellschaft an die Börse.
Teil des Börsengangs war ein grosszügiger Optionsplan für das Management mit 3-jähriger Laufzeit. Diese ging letzten Herbst zu Ende.
Es begann eine mehrmonatige Frist bis Frühling zu laufen, in der die zugeteilten Optionen je nach Aktienpreis vergoldet werden konnten.
Wieviele Optionen CEO David Solo hatte, wurde nie publik. Solo agierte offiziell nicht als CEO der Gruppe und unterlag deshalb keiner Offenlegungsvorschrift.
Wie gross der Reibach gewesen sein könnte, dafür gibt das Paket von Präsident de Gier einen Hinweis.
De Gier hatte Ende 2011 2,35 Millionen GAM-Optionen zum Ausübungspreis von 12,28 Franken. Bis 15. März konnte er diese Optionen ausüben.
Die GAM-Aktie stieg in dieser Periode von ihrem Tiefpunkt unter 11 auf über 17 Franken. Sollte de Gier mit 17,75 Franken das Höchst erwischt haben, so wurde der GAM-Präsident reich beschenkt.
De Giers Optionen-Gewinn käme in diesem Fall auf rund 13 Millionen Franken. Auf die gut 3 Jahre Arbeit umgerechnet würde das etwa 4 Millionen Zusatzentschädigung pro Jahr ausmachen.
Dass de Gier und Solo grosszügig vergütet wurden, wird im VR entschieden.
Im Entschädigungsausschuss sitzen Dieter Enkelmann, der Finanzchef von Julius Bär, und Daniel Däniker von der Wirtschaftskanzlei Homburger.
Enkelmann hatte per Ende 2012 ebenfalls viele GAM-Optionen, nämlich über 300’000 Stück. Stieg der Bär-Mann genau zum richtigen Zeitpunkt aus, dann machte er rund 1,7 Millionen.
Bei Anwalt Däniker wären es im gleichen Szenario knapp 1,3 Millionen gewesen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bei de Gier war der Name schon immer Programm – kaum einer hat mit so wenig Aufwand so viel verdient – Ospel sei Dank – und Solo war schon immer arrogant
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Tagtäglich kann ich sehen wie Schweizer bei Personalentscheiden für Swiss Banking Positionen Deutsche und Engländer den einheimischen Dossier vorziehen. Wir Schweizer graben unser eigenes Grab. Tagtäglich ein Stück tiefer. Solange bis wir selber stellensuchend erwachen. Eine seltsame Spezies der Schweizer.
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GAM war immer schon angelsächsisch geprägt und die Schweizer Zentrale eine reine Management-Holding. Wo ist hier bitte die Story?
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Es wäre schön, wenn mehr Mitarbeiterparties sein. Mit Parties kann man die Mitarbeiter motivieren. Das habe ich im Führungsseminar gelernt.
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Nur wir CH sind so dumm un lassen uns in unserer Heimat vertreiben/kolonalisieren… Und das warum? Weil einige CH den Hals nicht vollkriegen und völlig unsolidarisch gegenüber den Mitbürgern und Land sind. Und sie sollen nicht mit der fehlenden Ausbildung kommen: man muss nur die Rankings der schweiz. Hochschulen anschauen!
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Who cares?
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Die Betroffenen!
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Der Porsche-Verkäufer, der Gucci-Shop, …
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Hier ist ja nur von den Topshots die Rede! Was ist mit den übrigen Mitarbeitern? Der Aderlass wird noch kommen…
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Genau! Man spricht auch von den zentralen Diensten. Normalerweise muss ja der IT-Bereich als erster bluten.
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Das alles ist einfach nur abstossend!
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Tja, überall wo Engländer oder Amerikaner im Spiel sind, gibt’s leider Unruhe.
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Solo und de Gier: Nomen est Omen!
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Mir graut vor dem Tag, an dem die Gier und der Einzelkämpfer das Heft bei Julius Bär übernimmt. Sie haben ihr Stil schon bei der ruinierten UBS geprobt.
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Solo und de Gier: Nomen est Omen!
Tja, überall wo Engländer oder Amerikaner im Spiel sind, gibt's leider Unruhe.
Das alles ist einfach nur abstossend!