Die wichtigste Schweizer Bank war im 2000 mit dem Kauf von Paine Webber zur grossen Ami-Bank geworden.
Es war die damalige 20-Milliarden-Übernahme, welche die Basis legte für den Crash 7 Jahre später. Danach besann sich die UBS auf ihre Wurzeln.
Die Verantwortlichen setzten Schweizer und Deutsche an die Spitze und stärkten damit scheinbar das europäische Element.
Nun geht die Bank wieder rasant in die andere Richtung. Heute machte die UBS Finanzchef Tom Naratil zur übermächtigen Figur.
Naratil ist ein US-Amerikaner durch und durch. Der studierte Historiker begann seine Karriere im Banking vor 30 Jahren. Wo? Beim US-Broker Paine Webber.
Nach der Übernahme der Ami-Bank durch die Schweizer arbeitete sich Naratil bei der UBS beharrlich die Karriereleiter hoch. Im Sommer vor 2 Jahren kriegte er den ganzen Finanzbereich.
Jetzt kommen die zentralen Dienste hinzu. Damit kontrolliert der adrette Naratil, der die Ruhe selbst scheint, neben den Zahlen alle Abläufe und Operationen – also die grosse UBS-„Fabrik“.
Naratils Aufstieg ist der Höhepunkt einer Trendwende beim Spitzenpersonal des Finanzmultis. Diese setzte ein, als der grosse Oswald Grübel über den 2-Milliarden-Derivatebetrug von London stürzte.
Grübel, der als Retter in der Not im Frühling 2009 das Ruder übernommen hatte, stand für Schweiz und Europa. Zusammen mit Alt-Bundesrat Kaspar Villiger verkörperte er hiesige Werte.
Doch Grübel war stets auch Trader geblieben. Bei der UBS setzte er auf den Zinshandel – und verlor. Mit ihm erwischte es Villiger und den Chef des Investmentbankings, den Deutschen Carsten Kengeter.
Grübels Nachfolger Sergio Ermotti ist zwar Tessiner. Doch Ermotti ist in den Augen vieler mehr Angelsachse als Schweizer. Ermotti ist gross geworden im Investmentbanking bei Merrill Lynch und wurde später die Nummer 2 bei Unicredit, wo er die Investmentbank leitete.
Ermotti ist in Zürich und der Schweizer Welt der Vermögensverwaltung auch nach 2 Jahren Spitzenamt noch nicht richtig angekommen. Er überlässt den Bereich seinen Schweizer Kollegen in der Konzernleitung.
Schweizer, die mit Ermotti in London auf Kunden- und Analystenbesuch waren, staunten über dessen offensichtliche Bekanntheit in der City. Ermotti sei dort eine grosse Nummer, meinten sie.
Im englischen Finanzzentrum landete Ermotti seinen grössten Coup. Ein halbes Jahr im Amt, holte der UBS-CEO seinen Freund und Ex-Weggefährten Andrea Orcel zur Bank und machte ihn zum mächtigen Investmentbank-Chef.
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Ermotti und Orcel klingen südländisch. Im Herzen sind aber beide angelsächsische Banker. Sie lieben das Tempo, immer und überall, auf der Strasse und im Business.
Ihr Salz in der Suppe sind gigantische Boni. Orcel kriegte von seinem Freund Ermotti 25 Millionen Antrittsgeschenk.
Hinter den beiden Leuchttürmen sorgen zwei reinrasssige Angelsachsen dafür, dass der Laden läuft.
Neben dem erwähnten Tom Naratil ist das Phil Lofts, ein Engländer, der seit vielen Jahren für die Risiken der Grossbank verantwortlich ist.
Diese hatte die UBS definitiv nicht im Griff. Praktisch immer, wenn die globalen Finanzmultis für massive Risikovergehen gebüsst wurden, stand die UBS zuoberst.
Gestern bestrafte die EU mehrere Banken mit 1,7 Milliarden Euro für Libor-Absprachen. Die UBS zahlte 0, weil sie ihre Mitbewerber verraten hatte.
Phil Lofts durfte bleiben, trotz Subprime, trotz Adoboli-Crash, trotz Libor. Wenn die UBS auch im Devisenskandal prominent an die Kasse kommt, könnte Lofts auch diesen Fall überleben.
Den vier Angelsachen-Typen – CEO Ermotti, Investmentbanker Orcel, Big-Backoffice-Chef Naratil und Risikomann Lofts – stehen deutsche Aushängeschilder und Schweizer Retail- und Private-Banker gegenüber.
Oben sitzt mit Axel Weber ein Ex-Notenbanker aus Deutschland, der eloquent über Basel 3, Tier 1 und neue Werte referieren kann. In seinem Handy hat Weber die Nummern fast aller Staatschefs und sonstiger Welt-Powerplayer gespeichert.
Weber tritt oft auf und wird dadurch zum wahrnehmbaren Gesicht der UBS nach aussen.
Was aber der bekannte Weber sagt, überzeugt nicht immer. So spricht der UBS-Präsident lieber vom Vorteil des raschen Kniefalls vor den Behörden, ohne dass er überzeugend aufzeigt, wo intern aufgeräumt würde.
Bleiben die Schweizer in der Konzernleitung. Die scheinen sich gegenseitig neidisch zu sein.
Auch mit dem zweiten wichtigen Helvetier in der operativen Führung, Jürg Zeltner, bildet Gähwiler keine Power-Fraktion. Jeder der beiden Bigshots schaut für sich.
Zeltner seinerseits baut in seinem Wealth Management eine kleine Investmentbank auf. Der Berner schart mehr und mehr Investmentbanker um sich.
Der grosse Verlierer ist „Rallyepilot“ Ulrich Körner. Die bisherige Nummer 2 wird auf den Chefposten des Asset Managements abgeschoben.
Körner war umstritten und hatte viele offene Baustellen. Doch er ist Deutscher und Schweizer, entsprechend holte er immer wieder Spitzenleute aus der Region.
Mit Körners Abgang in Raten sind die Gewichte klar verteilt.
Während nach aussen der Europäer Axel Weber von einer neuen UBS schwärmt, haben im Innern die Angelsachsen die Macht an sich gerissen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ob da Körner wirklich der Verlierer ist, naja… da bin ich mir nicht so sicher….
Wer UK kennt, der weiss, dass er sich sowas nicht bieten lässt ausser die zwei nächsten Schachzüge sind schon angefacht…
ab jetzt alles hypothetisch…. arbeite nicht auf der UBS, aber kann 1 plus 1 zusammen zählen. Wenn die McK Kollegen die CS kopieren und jetzt auch bei UBS WM und AM zusammengelegt wird, wird doch die ganze Geschichte spannender…aber eben, reine Hypothese.
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Was auf den ersten Blick wie ein Abstieg aussieht, könnte ein geschickter Schachzug sein!
Siehe Tagesanzeiger:
„Machtverschiebung bei der UBS“ -
Als der Farmer aus Illinois 70 Kisten von der CS abgezockt hat, sind meine Konten am nächsten Tag von der CS zu einer puren Schweizer Bank umgezogen.
Mir war nicht wohl dabei diese Abzockerei zu bezahlen und schlussendlich USA Steuersubstrat zu generieren.
UBS und CS sind keine Schweizer Banken, sie werden von internationalen Bonusnomaden ausgenommen.-
Was ist noch eine pure Schweizer Bank?
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Ich weiss nicht, ob die Verschiebung von Kölner wirklich so schlecht ist für ihn. Des öfteren höre ich kritische Stimmen, die an den Verbesserungen/Anpassungen im BackOffice (COO) zweifeln: Ein Gremium hier, ein Germium da, mit General MDs (GMD) abgeschmeckt und mit einem ausbleibendem Leistungsausweis verziert.
Für Naratil hingegen ist es eine Chance seine „Führungserfahrung“ substantiell zu erhöhen, da er nicht nur ein kleines Cost/Service-Center führt sondern nun den Takt angeben kann.
Es wäre wünschenswert, wenn IP Mitte 2014 eine Analyse fahren könnte.
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Ich bin überrascht worden, aber ich denke es könnte eine fundamentale Strategieänderung sein. In Tat und Wahrheit braucht UBS GAM neue Zielsetzungen um im internationalen Kontext wirklich neu sich zu positionieren. Soviel ich von Medien erfahren habe, könnte Herr Körner, als Macher, diesen Job gut machen und an GAM neue strategische Impulse geben. We will see.
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„To Big To Fail“ wurde vor einigen Jahren als grosses Problem identifiziert. Doch statt das Problem zu lösen, sind die grossen Banken noch grösser geworden. Nun spricht man von Systemrelevanz, damit man vom Versagen der Regulierer ablenken kann.
Die Häufung der Bussen und Verfahren (jeweils ohne Verurteilung und Schuldeingeständnis, aber mit extrem hohen Bussen) zeigt, dass es Zeit wäre, einen funktionierenden Markt herzustellen.
Die Regulatoren beschäftigen sich aber lieber damit, die kleinen Marktteilnehmer in Schranken zu weisen, als die grossen (nicht verurteilten) Betrüger-Institute aufzubrechen.
Hier muss man sich schon die Frage stellen: „Wem nützt es?“
Und die Antwort ist für die Politiker, Regulatoren, Medien und Banken nicht schmeichelhaft.
Haben wir es hier mit einem durch und durch korrupten System zu tun?
Die beiden Grossbanken sind jedenfalls keine Schweizer Banken mehr, weder von Aktionärsseite her noch von der Strategie. Und bei den Betrügereien immer mit dabei.
Warum soll die Aufsicht über die Banken just an diesen zwei Instituten angepasst werden?
Wenn Aufsicht dazu führen würde, dass Verbrechen nicht stattfinden, dann wäre es auch egal, welche Kultur in der Führungsetage einer UBS gerade Mode wäre! -
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…es ist ein bisschen so wie bei der Aufsichtsbehörde für AKWs. Keiner will es sich irgendwie verderben. Man trifft sich, man schaut und man vertraut. Es ist eine Art Grossfamilie bestehend aus Experten, Spezialisten, Chefs, Alumni-Freunde, usw.
Am Tisch sitzen – und im Hintergrund stehen – irgendwie immer dieselben „happy fellows“.
Und falls man selbst mal den Job wechseln möchte oder gar berufen wird, wird dies eben eine Rotation in der Grossfamilie…
NB: Der aktuellste Fukushima-Report (02/12) zeigt schön auf wie die internationale Grossfamilie sich hilft in der Hilflosigkeit.
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"To Big To Fail" wurde vor einigen Jahren als grosses Problem identifiziert. Doch statt das Problem zu lösen, sind die…
...es ist ein bisschen so wie bei der Aufsichtsbehörde für AKWs. Keiner will es sich irgendwie verderben. Man trifft sich,…
Ich weiss nicht, ob die Verschiebung von Kölner wirklich so schlecht ist für ihn. Des öfteren höre ich kritische Stimmen,…