Minder? Den schenk ich mir. So tritt Herbert „Herbie“ Scheidt bei seinen Bezügen als Präsident der Zürcher Privatbank Vontobel auf.
Scheidt ist der mit Abstand bestverdienende Banker des Finanzplatzes. Der 62-Jährige räumte soeben ein weiteres Mal ganz gross ab.
Gemäss dem heutigen Vontobel-Geschäftsbericht erhielt Scheidt für 2013 Honorare, Boni und Sozialleistungen von gut 2,3 Millionen.
Damit bezog Scheidt praktisch auf den Tausender genau gleichviel wie im Vorjahr. Die Kollegen im VR mussten hingegen insgesamt etwas bluten, für sie gab’s knapp 70’000 weniger.
Klar: Wer hat, dem wird gegeben. Doch bei Scheidt, dem Deutschen mit Zweitpass Schweiz, kommt es noch besser.
Scheidt erhielt in seiner Zeit als vormaliger CEO und ab 2011 Präsident sogenannte „Performance“-Aktien. Diese sind ein Zusatzentgelt für besonders gute Leistungen und bleiben 3 Jahre gesperrt.
Im abgelaufenen Jahr wurden bei Scheidt 34’878 solcher Performance-Aktien frei. Bei Vontobel heisst dass, sie wurden dem Präsidenten „zugeteilt“, sind also per sofort frei verfügbar.
Bei einem Kurs von 35 Franken macht das die hübsche Summe von 1,2 Millionen. Diese kommen bei Scheidt zu dessen „Grundeinkommen“ dazu.
Damit sieht Scheidts Einkommensrechnung für 2013 wie folgt aus: 2,3 Millionen ordentlich plus 1,2 Millionen Sonderleistung, zusammen 3,5 Millionen.
Die gönn ich mir, dürfte sich Scheidt sagen. Wenn schon, denn schon.
Reklamiert hat bisher niemand. Die Familie Vontobel, welche die Bank kontrolliert und zwinglianisch bescheiden auftritt, lässt ihrem Präsidenten freien Lauf.
Dies, obwohl Scheidts „Total Compensation“ absurd schräg in der helvetischen Vergütungslandschaft steht – und die zeichnet sich bekanntlich nicht nur Minikonturen aus.
Die auf Boni spezialisierte Aktionärsstiftung Ethos (www.ethosfund.ch) publizierte kürzlich die Rankings für 2012 der meist verdienenden Präsidenten und operativen Chefs der Schweizer Unternehmen.
Bei den Präsidenten führte – wen wundert’s – Daniel Vasella von Novartis die Rangliste an, vor seinem Kollegen Franz Humer von Rivalin Roche und Nestlé-Übervater Peter Brabeck.
Es folgten: Urs Rohner von der CS, Walter Kielholz von der Swiss Re, Nick Hayek von Swatch und Axel Weber von der UBS.
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Alles Grosse von global operierenden Firmenimperien, die Zehntausende oder wie im Fall von Novartis und Nestlé gar Hunderttausende von Angestellte dirigieren und mit ihren Entscheiden Milliarden von Aktionärswerten schaffen oder vernichten.
Und dann, hinter Weber und noch vor dem mächtigen Präsidenten der Luxusfirma Richemont mit Erfolgsmarken wie IWC, taucht der Herbie auf.
Platz 8. Für Scheidt. Einst Chef Private Banking Schweiz bei der Deutschen Bank in Genf, dann 10 Jahre lang CEO einer stagnierenden Bank Vontobel, seither deren Präsident.
Scheidt, der oberste Kopf eines Unternehmens mit genau 1’337,8 Vollzeitstellen.
Wie geht das?
Boris Collardi, der andere grosse Abräumer auf dem Bankenplatz, taucht auf der CEO-Liste von Ethos auf Platz 15 auf, direkt vor Swatch-Hayek.
Collardi wurde damit zum Vasella von Swiss Banking. Immerhin aber stemmt der Bär-CEO derzeit eine Riesenintegration und ist operativ gefordert.
Aber Scheidt? Die tägliche Büez erledigt sein CEO. Der heisst Zeno Staub, ist jung und gefitzt, und kriegt für die Grösse der Bank und die Schwere der Aufgabe ebenfalls ein schönes Handgeld.
Knapp 2,8 Millionen landeten in Staubs Tasche, hinzu kommen frei werdende Performance-Aktien im Wert von 750’000 Franken. Macht zusammen gut 3,5 Millionen.
Was für ein Zufall: Das ist genau gleich viel wie Scheidt im letzten Jahr einsteckte.
Nur hat Scheidt einen 80-Prozent-Job, Staub hingegen muss sich sputen, damit er und seine Vontobel den Zug nicht verpassen.
Die Zürcher zogen zwar 9 Milliarden Neugelder an, doch das Meiste stammt aus dem Asset Management und dort von einem Team in New York.
Im Private Banking stimmt zwar der Gewinn, doch mit gut 30 Milliarden Kundenvermögen ist Vontobel in der matchentscheidenden Disziplin immer noch Quantité négligeable.
Kommt hinzu, dass Staub still und leise ein zentrales Ziel über Bord geschmissen hat.
Für „fokussiertes Wachstum“ sollen „selektiv erfahrene Kundenberater rekrutiert werden“, schreibt die Bank heute. Vom Kauf einer Privatbank für maximal 600 Millionen ist plötzlich keine Rede mehr.
Der Akquisitions-Flopp ist nicht allein Staubs Versagen. Er geht ebenso auf das Konto von Präsident Scheidt, verantwortlich für Strategie und Oberleitung.
Für die schwierige Aufgabe hat Scheidt Platz zum Denken und Analysieren. Sein Büro gleicht einer kleinen Turnhalle.
Nach dem Sprung vom CEO zum Präsidenten im Frühling vor 3 Jahren liess Scheidt das Präsidentenzimmer vergrössern und frisch renovieren. Seither gilt der Raum als eines der grössten Büros in der Limmatstadt.
Auch sonst lässt es sich Scheidt gut gehen. Obwohl er verdient wie ein Weltmeister, kriegt er obendrauf ein Vizepräsidenten-Honorar der Lebensmittelfirma Hero.
Laut einer Quelle gibt er dieses nicht an Vontobel ab, sondern behält es für sich.
Das erinnert an die jüngsten Turbulenzen rund um Regierungs- und Stadträte, die von Amtes wegen in Verwaltungsräten sitzen, das Entgelt dafür aber gerne zur Aufbesserung der „dürftigen“ Saläre nutzen.
Herbie Scheidt macht offenbar das Gleiche; freilich in einer anderen Gewichtsklasse.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Für mich klingt das nach Sozialneid, Herr Hässigli!
Ich weiss, dass Journalisten heutzutage nicht mehr so viel verdienen und doch halte ich diesen Artikel für in außergewöhnlichem Maße unsachlich.
Sie beziehen sich auf keinerlei Zahlen der Bank, die zu den erfolgreichsten der Schweiz gehört!
Auch die Formulierungen finde ich verbesserungswürdig!
Und von diesem Denglisch bekomme ich Kopfschmerzen.
Ihre
S.A.R.
Baronessa di Lago d’Orta
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Koennt ihr diesen teutonen nicht wieder nach deutschland schicken
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Halb so schlimm! Hier wird wenigstens unter Reichen gezockt. Niemand muss Kunde bei der Bank Vontobel sein.
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Ein Laden voller Häuptlinge. 60% der Mitarbeiter Mitglieder der Direktion und mit vielen Privilegien ausgestattet. Aber letztlich rentiert die Bank immer noch besser als jede durchschnittliche Industrieunternehmung – von dem her muss ich Hr. Wälti recht geben.
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der dumme im ganzen spiel ist hans vontobel, der sich von scheidt und management über den tisch ziehen lässt! Schlussendlich ist es sein geld welches die sich in die hosentasche stecken – eine cost/income ratio von 80% würde ich an seiner stelle nicht akzeptieren…!!!
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Wenn man sich die Mühe macht in den Geschäftsbericht zu schauen kommen noch mehr Dinge zum vorschein:
1) der personalaufwand stieg um 15% bei gleichzeitig 3% tieferem Personalbestand
2) rechnet man den personalkosten pro mitarbeiter, so sieht man, dass diese in 2013 von 280k auf 332k anstiegen (+19%)
3) der bonus für’s management ist um 11% angestiegen!!!bei stark steigenden gewinnen kann man das ja verstehen – aber hoppla, der reingewinn war in 2013 ja RÜCKläufig!!!
Wie sie dies wohl wieder rechtfertigen werden…???
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Alles ganz gewitzte und gescheidte…
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Wenn man sich die Mühe macht in den Geschäftsbericht zu schauen kommen noch mehr Dinge zum vorschein: 1) der personalaufwand…
Halb so schlimm! Hier wird wenigstens unter Reichen gezockt. Niemand muss Kunde bei der Bank Vontobel sein.
Alles ganz gewitzte und gescheidte...