Brady Dougan ist gestolpert. Nach Jahren undurchschaubarer Bonus-Programme für seine Manager haben ihn die Welt-Aufpasser bei einem besonders attraktiven Vehikel zurückgepfiffen.
Das geht aus der heutigen Financial Times hervor. Die CS ersetze ein „radikales Bonus-Programm“ durch Alternativen, schreibt die Zeitung. Grund sei das Veto des zuständigen Basel-Komitees.
Der kurze Artikel ist Sprengstoff pur. Mit Bezug auf Internas wird ausgeführt, dass die CS entgegen ihren früheren Aussagen gar keine Risiken von der Bank auf die Bonus-Begünstigten überwälzt habe.
Der Risikotransfer von den Büchern der CS in die privaten Kassen der hohen Manager war jedoch das zentrale Argument für den Plan namens Partner Asset Facility.
Die Abkürzung dafür lautet PAF2, weil es sich um eine Nachfolgestruktur handelte. PAF2 sollte weniger „einschenken“ als ein anderes Bonus-Programm namens PIP.
Dieses hatte CEO Dougan im Frühling 2010 rekordhohe 71 Millionen Franken und viel Kritik eingebracht.
Der PAF2 ging im Frühling vor 2 Jahren an 5’500 Topleute der CS in den Rängen eines Directors und Managing Directors. Auch Konzernleiter erhielten PAF2-Anteile, ausser Dougan und weitere, die das Programm kreiert hatten.
Es handelt sich um Zinspapiere, die den Begünstigten, darunter vor allem Investmentbankern, als Bonusanteil zugeteilt wurden und für mindestens 4 Jahre gesperrt blieben.
Der Deal lautete: Die Bonus-Bezüger erhielten 5 (Schweizer) respektive 6,5 (Angelsachsen) Prozent Zins, trugen aber das Risiko, dass die Papiere bei der Auszahlung unter 100 liegen würden.
In ihrem Geschäftsbericht 2011 hielt die CS fest, dass die PAF2-Anteile „dem Kreditrisiko von Gegenparteien ausgesetzt“ seien. Der Wert würde „bei bestimmten Verlusten“ gekürzt.
Die ersten Verluste „bis zu einer Höhe von USD 500 Mio.“ würden von der CS getragen, hiess es. Was darüber hinausgehe, gehe „zu Lasten der Mitarbeitenden“ mit PAF2-Anteilen.
Die Beschreibung gipfelte im Geschäftsbericht in folgender Aussage: „Mit dem PAF2-Plan werden somit Risiken von der Gruppe auf Mitarbeitende übertragen.“
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Genau dies ist offenbar nicht der Fall. Laut den zuständigen Gremien von Basel – gemeint sind die Standardsetzer für das globale Banking – deckte ein Kredit die PAF2-Risken ab.
Und von wem stammte dieser Kredit? Von der Credit Suisse selbst.
„(…) the risk had not been transferred off the bank’s balance sheet“, schreibt die FT mit Bezug auf das Basel Committee on Banking Supervision.
Vor zwei Jahren verkündeten Dougan & Co. lauthals, mit ihrem PAF2-Vehikel die Interessen von Eigentümern und oberem Management in Einklang zu bringen.
Nun zeigt sich, dass dies vor allem Show war. Tatsächlich stand immer die Bank – und damit die Aktionäre – im Risiko.
Bei der CS heisst es heute, dass man – einmal mehr – früh mit innovativen Ansätzen gewesen sei und jetzt das Programm an die sich ändernden globalen Regeln anpassen würde.
Die Bank verweist auf Aussagen im Geschäftsbericht 2012, die frühzeitig auf mögliche Änderungen hingedeutet hätten.
„Die Gruppe erwägt, die gesamte Transaktion zu restrukturieren, so dass sie auch unter Basel III als Absicherung gegen das Änderungsrisiko von Gegenparteikreditrisikoprämie angerechnet wird“, steht dort. „Ansonsten könnte sich die Gruppe dazu entscheiden, die gesamte Transaktion zu kündigen.“
In Erinnerung kommt einem der Schachzug vom Herbst 2008, als die CS im Unterschied zur UBS nicht zur staatlichen Rettungsleine greifen musste.
Stattdessen erhielt die CS Milliarden aus Katar. Erst später wurde klar, dass die CS das Investment der Öl-Scheichs mit Krediten der Bank garantiert hatte.
Es sind solch ausgeklügelte Vehikel, die es Dougan erlauben, seine angelsächsischen Investmentbanker bei Laune zu halten – und sich selbst steinreich zu machen.
Dass es vor allem darum geht, den Bonus hochzuhalten, zeigt das Alternativprogramm für den jetzt per Befehl aus Basel vorzeitig beendeten PAF2-Bonus.
Gemäss Financial Times können die 5’500 oberen Kaderleute zwischen zwei Programmen wählen. Entweder sie beteiligen sich an einem anderen Risikopool, oder sie wechseln in CoCos.
Letztere sind hoch attraktiv. Es handelt sich un Wandelanleihen, die bei Erreichen eines Schwellenwerts automatisch in Aktien umgetauscht oder ersatzlos abgeschrieben werden.
Der Trigger, also der Auslöser für die Wandlung, setzt Dougan tief an.
Erst wenn das Kernkapital der CS auf 7 Prozent absinkt, verfallen die festverzinslichen Obligationen der Bonus-Begünstigten.
Bei der UBS wurde die Wandelschwelle für die Mitglieder der obersten Führung soeben von 7 auf 10 Prozent erhöht.
Mit seinem neuen Bonus-Paket beweist Brady Dougan einmal mehr, dass er an seiner ausgeprägten Bonuskultur bei der CS festhalten will.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eigentlich wird hier die Frage nach Tatbestand StGB 158 aufgeworfen (Ungetreue Geschäftsbesorgung). Nota bene ein Offizialdelikt mit einem Maximalstrafmass von 5 Jahren Haft und damit 10 Jahren Verjährungsfrist! – Es steht in der Presse, aber kein Staatsanwalt schaut hin? (Ich gehe davon aus, die können lesen?) – Womit beschäftigen sich denn die lieben Herren Staatsanwälte? Mit Kleinkriminellen, während man Grosse in Nadelstreifen und mit tollen Titeln unbehelligt lässt?
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Ja warum wohl heissen die Dinger adjustable?
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Eigentlich grenzt das Irreführung der Stakeholderm und dort insbesondere der Aktionäre dieser Bank.
Die Schwierigkeit liegt wohl darin, dass solche Vehikel in den Veröffentlichungen mit einer unnötigen Komplexität beschrieben werden, sodass eine Laie dies nicht so gut versteht und spätestens nach dem zweiten Absatz abschaltet. Die Leute, die es verstehen, profitieren meist selber davon. Die Bankenaufsicht bekommt aufgrund ihrer Salärgrenzen natürlich nicht die gewieftesten und ausgefuchstesten Mitrbeiter, sondern möglicherweise nur die „rechtschaffenen“ Mitarbeiter, die es an Raffinesse nicht mit den Investmentbankern aufnehmen können. Und da liegt das Dilemma. Die Politik muss überlegen wie sie dieser Seblstbedienungsmentalität, die so wunderbar im Verborgenen blüht, Herr wird.
Es ist ein politisches Problem, wie man es hinbringt, dass in einem Rechtsstaat dem Recht dazu verhilft,dass es durchgesetzt wird.
Es ist nicht das erste Mal dass so etwas passiert.-
Warum sollten es die Aktionäre einer Bank besser haben als ihre Kunden ?
Diejenigen, die unverständliche verschachtelte Produkte mit versteckten Margen und Risiken an ihre Kunden verkaufen konnten, zeigen dass sie genauso mit ihren Gesellschaftern verfahren.
Scheinbar haben aber diese keine Alternativen … oder keine Ahnung.
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Es muss bezüglich Dreistigkeit des CS Managements nochmals die IP-Story vom 19.7.2012 erwähnt werden.
https://insideparadeplatz.ch/2012/07/19/and-the-winner-is-brady-dougan/
Es dürfte sich bei der damaligen Wandlung des fast wertlosen APPA Bonusplans in CS-Aktien zu Fr. 16.- , unter dem Deckmantel der Kapitalstärkung, um den grössten Bankcoup der jüngsten Geschichte überhaupt handeln. Um 500 Mio. wurde die Credit Suisse dabei von wenigen MA’s „erleichtert“.
Hier ist die Beweisführung, 1:1
Der APPA-Dreistigkeit liegt in den Geschäftsberichten der CS – ganz ganz tief vergraben:
GB 2009, S. 268: Zuteilung von APPA’s im Wert von 1.187 Mrd.
GB 2010, S. 293: Zuteilung von APPA’s im Wert von 1.102 Mrd.
(ohne Nennung der Anzahl APPA’s)
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Gemäss Geschäftsbericht 2012 wurden 50%, resp. 31 Mio. Units APPA’s gewandelt (GB 2012 S. 122, resp. S. 240) und es verbleiben 31 Mio. Units ausstehend (GB 2012, S. 310). Daraus ergibt sich, dass total ca. 62 Mio. APPA’s in den Jahren 2009 und 2010 mit einem damaligen Gesamtwert von ca. 2.3 Mrd. zugeteilt wurden, oder rund Fr. 37.- pro Unit.
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Geschäftsbericht 2012, S. 242: Wert der APPA’s pro Unit: gerade noch ca. Fr. 1.15 (!)
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Im GB 2012 auf Seite 310 steht es dann Schwarz auf Weiss:
„Im Juli 2012 führte die Gruppe ein freiwilliges Tauschan- gebot durch, bei dem Mitarbeitende das Recht hatten, ihre jeweiligen noch nicht erworbenen Adjustable-Performance- Plan-Baransprüche zu einem Wandelpreis von CHF 16.29 in Adjustable-Performance-Plan-Aktienansprüche umzuwandeln.“
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„Die Adjustable-Performance-Plan-Inhaber entschieden sich während der Entscheidungsfrist für die Umwandlung von CHF 498 Mio. ihrer Adjustable-Performance-Plan-Baransprüche in neue Adjustable-Performance-Plan-Aktienansprüche. Dies entspricht einer Umtauschquote von rund 50%. Jeder Adjustable-Performance-Plan-Aktienanspruch hat am Zuteilungsdatum einen Fair Value von CHF 16.79 und entspricht hinsichtlich Vertragslaufzeit, Periode, in der Ansprüche erworben werden, Leistungskriterien und sonstigen Bedingungen dem ursprünglichen Adjustable-Performance-Plan-Baran- Spruch.“
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„Bei der Umwandlung wurden CHF 453 Mio. der Verbindlichkeit im Zusammenhang mit den Adjustable-Performance-Plan-Baransprüchen, die in die Adjustable-Performance-Plan-Aktien- ansprüche umgewandelt wurden, in Eigenkapital umklassiert.“
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Der letzte Satz stimmt überhaupt nicht. Die Verbindlichkeit der CS gegenüber den Eignern der APPA’s betrug zwar Bilanzmässig per Ende 2011 noch CHF 1.106 Mrd (GB 2012, S. 306, resp. GB 2011, S. 289). Dies aber nur, weil die CS im Geschäftsbericht 2010 schrieb, dass der damalige APPA Wert erst 2011 erfolgswirksam wurde (creative accounting)!
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Tatsächlich waren die Performance-Messgrössen für die APPA’s im 2011 schon so weit in den Keller gerutscht, dass diese bereits Ende 2011 nahe Null Wert waren. So ist es auch per Unit deklariert.
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Die CS machte also beim Umtausch geltend, dass sie über 1 Mrd. Barverpflichtung aus APPA’s habe, und dies teilweise gegen Aktien tauschte.
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Wie oben aufgeführt war dies nicht korrekt. Die APPA’s waren dann auch per Ende 2012 plötzlich fast wertlos.
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Voila: Aus Fr. 1.- wurde 16.79 gemacht, die heute Fr. 28 Wert sind.
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Its the biggest thing in history. CHF 500 Mio. in one go.
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Hätte die CS per Ende 2012 noch alle APPA’s in den Büchern gehabt, so hätte sie darauf gegenüber Ende 2011 eine Korrektur zu Gunsten des Eigenkapitals von fast 1 Mrd. verbuchen können. Mit dem APPA-Tausch hat sie nur knapp 500 Mio. zG EK gebucht, 500 Mio. sind in die Taschen von Dougan & Co. gewandert.
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Die CS kann diese Beweisführung nun mit Transparenz challengen. Wenn sie dies nicht kann ist es wohl was…. ?? …genau.-
Müsste eigentlich von offizieller Seite untersucht werden. – Aber da schläft man dann lieber, weil es an der Kompetenz und am Mumm fehlt.
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Ich würde Yves-Alain fragen…
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Ich höre gerade Shady Bady & The Bank Robbers mit ihrem neuen Hit. Geiler Song!
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Wenn die Tage gezählt sind, nimmt jeder noch das Maximum mit. Was bleibt ist verbrannte Erde. Es scheint das die Zeit zum „plündern“ gekommen ist. Schade die CS resp die SKA war mal eine super Bank.
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Es muss halt so sein. Wer gute Connections hat in dieser Firma profitiert davon. Ich glaube allerdings nicht, dass dies auf die Dauer gut geht. Diesmal sind sie beim Tricksen erwischt worden, aber Geld findet immer sein Weg, wohin es soll.
Das Ganze wird sein Ende finden wenn die Credit-Suisse nur noch Mittelmass ist, dann zieht die Karawane weiter zur nächsten Bank die man ausnehmen kann.
Der Verwaltungrat ist gefragt.
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Gute Leistungen müssen ordentlich entlöhnt werden, aber diese Exzesse in der Vergütung angestellter Manager (quasi ohne unternehmerische Verantwortung) sind m.E. durch nichts zu rechtfertigen. Dies ist das Geld der Aktionäre, der Mitarbeitenden und vor allem der Kunden.
Insofern ist jeder selbst schuld, der nach wie vor
1) Aktien der CS besitzt
2) Immer noch für diese Bank arbeitet, meist ohne Perspektive
3) immer noch Kunde der CS ist und für hohe Gebühren schlechte bis mittelmässige Beratung / Service erhält-
@Philipp M. – Bin deiner Meinung ausser allenfalls zu Punkt zwei… wo sollen denn all die MDs hingehen, viele sind Sesselkleper und Ja-Sager die genau wissen, dass es super schwierig wird einene solchen Job in einer anderen Bank zu bekommen und in der Privatwirtschaft wuerden Sie wohl 50% weniger verdienen… deshalb gute Miene zum boesen Spiel.
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… man kann ja geteilter Meinung sein wie hoch Boni sein sollten etc.
… jedoch ein minimum an Transparenz ist zwingend, dieses ewige Versteckspielen geht mir zuwieder – wenn man bonus zahlen will soll man den mut haben und das auch vertreten und proaktiv und transparent darstellen.
… naja, die Brady boys sind nicht dumm und wissen genau, dass Ihre Zeit langsam am ablaufen ist… daher muss man jetzt wirklich noch richtig zulangen – wie auch immer.
Also – ich habe nichts gegen hohe boni wenn es der Firma gut geht (bin der Meinung, dass Boni auch irgendwie in einem Verhaeltnis mit Dividende stehen sollte…), aber eben – transparent und nicht ueber verschiedene Vehikel…
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Hach, was waren das doch noch für schöne Zeiten, als wir uns bei CS das Geld nur so von hinten, vorne, oben und unten für wenig bis nichts einstecken konnten! – Scheinbar hat sich nichts geändert.
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Bekam selber in 2001 auch über 500 Tausend Bonus von Steimer (Instradierung S) und Co. Ok, zwar viel gearbeitet aber damals bereits sehr diskretionär, dh kaum nachvollziehbar. War eine gute Zeit damals bei der Credit Suisse, Bäume zum Himmel. Man muss halt die interne Politik mögen.
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Damit ist Brady eigentlich als CEO unhaltbar geworden, da er gegen die Treuepflicht gegenüber „seinem“ (resp. das ihn mästende) Unternehmen verstossen hat. In normalen Firmen müsste der Chef hier den Hut nehmen und die das alles abnickenden VR-Mitglieder ebenfalls.
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„Den Hut nehmen“!? Sie belieben zu scherzen!? – Mit Schimpf und Schande in die Wüste schicken sollte man solche „Lausbuben“, und zwar ohne Abfindung!
Dummerweise wird wohl niemand etwas unternehmen (…es lebt sich ja für „alle“ (bzw. die zum Club/Zirkel gehörenden)extrem komfortabel). – Da steht Brady mit abgesägten Hosen aber mit einem „Smoking Gun“ in der Hand da, und nichts wird geschehen.
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Wir werden auch in Zukunft tagtäglich solche Stories lesen, leider wird sich nichts ändern. Die oben werden weiterhin Wege und Mittel finden, um ihre überrissenen „Schäfchen“ ins trockene zu bringen und die unten, die einfachen Angestellten, werden mit Sparauflagen und Entlassungen dafür bluten müssen.
George Orwells „Animal Farm“ lässt grüssen!
Wir werden auch in Zukunft tagtäglich solche Stories lesen, leider wird sich nichts ändern. Die oben werden weiterhin Wege und…
Damit ist Brady eigentlich als CEO unhaltbar geworden, da er gegen die Treuepflicht gegenüber "seinem" (resp. das ihn mästende) Unternehmen…
"Den Hut nehmen"!? Sie belieben zu scherzen!? - Mit Schimpf und Schande in die Wüste schicken sollte man solche "Lausbuben",…