Beat Wittmann lobt am liebsten sich selbst. „Ich bin stolz, den Börsenboom gesehen, Jobs in der Krise geschaffen und mein Business lanciert zu haben“, sagte er kürzlich in „Le Temps“.
Der Realitycheck liefert etwas andere Resultate. Selbstvermarkter Wittmann berauscht nicht mit seinen Fonds, die Payroll wiegt schwer, und sein Geschäft finanziert jemand anders.
Nämlich Nadja Ceregato, oberste Chefin von Recht und Compliance der grossen Raiffeisen-Gruppe. Die Bank hält fast 100 Prozent an Wittmanns The Capital Management Group (TCMG).
Nun liefert Ceregato rund um den rasanten Ausbau der TCMG mit einer Kapitalaufstockung um 40 Millionen Franken Stoff für hitzige Debatten.
Die Rechtsfrau ist nämlich nicht nur eine einflussreiche Managerin im Genossenschafts-Konzern. Sondern sie teilt auch Haus und Hof mit Pierin Vincenz, dem CEO der ambitiösen Bankengruppe.
Diskussionsstoff liefert Ceregato, weil sie und nicht ihr Mann in wichtigen Entscheidungsgremien sitzt.
Vor allem ein Mandat ist umstritten. Es handelt sich um den Einsitz von Frau Ceregato im Investment Committee der Raiffeisen.
Dieses hat sich bis jetzt auch um die einzigartige Shoppingtour von Beat Wittmann und dessen TCMG gekümmert.
So kam es, dass nicht Pierin Vincenz Wittmanns Akquisitionswünsche unter die Lupe nahm, sondern seine Ehefrau und Partnerin.
Das bestätigt die Raiffeisen. „Das Investment Committee prüft sorgfältig mögliche Akquisitionen als vorbereitendes Fachgremium für den Verwaltungsrat“, hält ein Sprecher der Gruppe fest.
Die Würfel würden weiter oben fallen. „Der Entscheid liegt aber ausschliesslich beim Verwaltungsrat“, betont der Raiffeisen-Mann.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Was nach sauberen Checks and Balances klingt, öffnet Tür und Tor zu Millionendeals am Familientisch.
Pierin Vincenz kann über seine wichtigste Vertrauensperson, die Ehefrau, direkt die Pläne seines Business-Partners Beat Wittmann unterstützen.
Der Raiffeisen-Chef muss dafür aber nicht geradestehen. Vielmehr kann er sich bedeckt halten, da offiziell die oberste Rechtsfrau der Bank im zuständigen Gremium sitzt.
Es ist diese Vernebelung von Rollen und Zuständigkeiten innerhalb von Vincenz‘ Raiffeisen, die problematisch ist. Dass dies möglich ist, hängt mit der Schwäche des Verwaltungsrats der Bankengruppe zusammen.
Bei so vielen Professoren, Verbandsmeiern, Alt-Politikerinnen und Nachhaltigkeits-Päpsten ist klar, dass ein „Büffel“ wie Pierin Vincenz keine Widerrede zu fürchten hat.
Vincenz ist Raiffeisen, Raiffeisen ist Vincenz – das ist die Formel für einen Finanzkonzern, der Too Big To Fail für das Land ist und als Nummer 1 im Hypo-Markt gefährliche Risiken auftürmt.
Licht und Schatten kontrastieren nirgends so stark wie bei Vincenz und seiner Raiffeisen.
Der ehemalige UBS-Investmentbanker hat die verschlafene Genossenschaft dynamisiert. Das anerkennen selbst die schärfsten Kritiker.
Umgekehrt gebärdet sich Vincenz heute wie ein Sonnenkönig. Er stösst langjährige Partner wie die Zürcher Vontobel vor den Kopf, bis dieser der Kragen platzt und Vincenz vor den Richter zerrt.
Wittmann, ein langjähriger Freund von Vincenz aus den Bündner Bergen, wirbt mit gefülltem Portemonnaie in der Schweizer Assetmanagement-Szene um weitere Bräute.
Im Interview mit der Genfer „Le Temps“ zeichnet er das Bild einer erfolgreichen Gruppe, die noch viele Boutiquen unter dem TCMG-Dach vereinigen möchte.
Er habe bereits 14 Milliarden Assets unter Verwaltung, gab Wittmann Einblick ins Geschäft, und beschäftige 130 Leute.
Das soll erst der Beginn sein. Bis 2016 will Wittmann bis 25 Milliarden Assets bei sich haben, unter anderem durch weitere Zukäufe. Das Geld dafür käme von TCMG-Besitzerin Raiffeisen.
Die Sache mit Ehefrau Ceregato, welche den Kaufrausch von Beat Wittmann absegnet, müsste eigentlich die Finanzaufsicht auf den Plan rufen. Sie muss die Gewaltentrennung bei den Schweizer Banken durchsetzen.
Die Zentralen der Raiffeisen in St. Gallen kriegt nun offenbar selbst ein mulmiges Gefühl, was ihre Corporate Governance angeht, also die saubere Unternehmensführung.
„Nach der vorgesehenen Einsitznahme von Pierin Vincenz (…) im TCMG-Verwaltungsrat wird die Organisation neu strukturiert“, sagt ein Sprecher. „Frau Ceregato wird dann nicht mehr Mitglied des Investment Committees sein.“
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Ich wünsche allen Glück, die vor einigen Jahren lästernd den Grossbanken UBS und CS den Rücken gekehrt haben und zu Raiffeisen gewechselt haben. Alle kochen nur mit Wasser, das ist eine Binsenwahrheit! Dem entsprechend sind es auch fast überall die gleichen Faktoren, die zu Erfolg und Misserfolg führen. Und was die Finma betrifft, müssen die sehr sicher sein, dass alle Regeln eingehalten werden oder auch sie machen die gleichen Fehler immer wieder! Aber was solls, so zeigt es schon die Geschichte. Das Rad wird immer wieder erfunden…..
-
Die Genossenschaft ist eine als Körperschaft organisierte Verbindung einer nicht geschlossenen Zahl von Personen oder Handelsgesellschaften, die in der Hauptsache die Förderung oder Sicherung bestimmter wirtschaftlicher Interessen ihrer Mitglieder IN GEMEINSAMER SELBSTHILFE bezweckt. (Art. 828 Abs. 1 OR; Auszeichnung durch den Verfasser)
Drei oder mehr Genossenschaften können einen Genossenschaftsverband bilden und ihn als Genossenschaft ausgestalten. (Art. 921 OR)
Raiffeisen Schweiz bezweckt in gemeinsamer Selbsthilfe die Verbreitung und Vertiefung des genossenschaftlichen Gedankengutes von Friedrich Wilhelm Raiffeisen in der Schweiz und ist dabei insbesondere bestrebt: (a) die einzelnen RB zu unterstützen und zu fördern; (b) gemeinsame Aufgaben und Interessen der RB und der Regionalverbände zu erfüllen und zu wahren; (c) für die Existenzfähigkeit und Weiterentwicklung der Raiffeisen Gruppe* zu sorgen. (Art. 3 Statuten Raiffeisen Schweiz Genossenschaft)
* «Raiffeisen Gruppe»: Umfassender Begriff für alle Unternehmungen unter dem Brand «Raiffeisen» (Raiffeisen Schweiz, RB, RV, Gruppenunternehmungen)
Diese Anmerkung in den Statuten des Genossenschaftsverbandes (hier mit Stern markiert) ist gesellschaftsrechtlich nicht zuletzt wegen ihrer Unbestimmtheit höchst bedenklich. Was soll „unter dem Brand“ juristisch bedeuten?
Inwiefern das Ganze im Übrigen noch mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu tun hat, wissen die Götter.
Trotzdem ist der vorliegende Artikel von lh relativ mager.
-
Der Chef Legal und Compliance bei Raiffeisen heisst Roland Schaub und nicht Nadja Ceregato! Schon mal das Organigramm von Raiffeisen studiert, Herr Hässig?
-
Nun ja, das macht das Ganze ja noch Schlimmer: eine subalterne Abteilungsleiterin, die in diesem Gremium sitzt (und als Fachjuristin wahrscheinlich extrem viel Erfahrung im AM besitzt… ;-)).
Ich kenne keinen anderen AL bei RCH, der ein solches Mandat besitzt.
Aber wie gesagt, darum habe ich mein Raiffeisen-Konto längst gekündigt… -
@Sandro: Du hattest mit Garantie nie ein Konto bei Raiffeisen 🙂 Aber schön dass du dich auch noch gemeldet hast…
Und falls du doch über ein Konto bei Raiffeisen verfügt hast, über welches ich nicht informiert war –> erklär mir doch bitte kurz den Grund für die Kontoauflösung, das verstehe ich jetzt nicht ganz!?
-
Lieber Charledan
Die Wette würdest Du verlieren! Als ehemaliger Mitarbeiter einer Raiffeisenbank hatte ich selbstverständlich ein Konto.
Aber ich finde es interessant, dass Du mir IN DER SACHE überhaupt nicht widersprochen hast 😉 -
Und eben jener Hr. Schaub ist der Ex von Ceregato-Vincenz und eng mit allen Beteiligten befreundet. Damit ist eine objektive Kontrolle und Corporate Governance wirksam sichergestellt.
Vincenz ist ja selber auch durch ähnliche Drehs zu seinem Posten gekommen (sein Vater war dort VRP)
-
-
Raiffeisen, Notenstein und Vontobel kommt gut aber TCMG?
-
Der Skandal ist, dass es Leute gibt die Crash-Fund-Wittmann 14 Mrd CHF anvertrauen! Woher will Wittmann 13 Mrd+ hernehmen um auf die 25 Mrd zu kommen? (Annahme: Wertverlust von 10% p.a.)
-
-
Ich denke wenn es läute gibt, die der UBS weit über 1000 Milliarden anvertrauen, wird es auch Leute geben, welche Herr Wittmann Geld anvertrauen. Und ganz ehrlich – da gehe ich lieber zu Herr Wittmann, suche mir den passenden Asset Manager, als mein Vermögen bei der UBS buchen zu lassen.
-
Die Dummheit der Anleger hat keine Grenzen…..der CH Durchschnittsanlager entscheidet über Anlagen nur nach „Vertrauen“……würden die Anleger etwas mehr Know How haben, wären 90% der bestehenden Fonds schon längst liquidiert…..aber die Welt ist so wie sie ist, und nicht wie man sie gerne hätte…..leider…..
-
-
Was mich ja schon lange wundert: wie viel hat vincenz seinem gspänli wittmann für die im wesentlichen raiffeisen assets beratende / verwaltende dynapartners aus dem genossenschafts-töpfli hingeblättert? Und wie werthaltig dieses von seiner lieben frau abgenickte investment denn wirklich ist und sein wird? Lief sicherlich alles at-arms-length, dank der ausgetüftelten governance-mechanismen…
-
Dynapartners verwaltet keine Raiffeisen Assets.
-
-
Guten Tag:
Zufall oder Familie:
Walter Wittmann, ist Autor des Buches „Das globale Desaster“ erschienen 1995 im Wirtschaftsverlag Langen Müller/HerbigMan kan sich weder seine Eltern, noch seine Verwandten, noch seinen (ersten) Namen aussuchen.
-
….. am Familientisch…. = „ménage à trois“?!
-
-
Who cares? Und wo ist jetzt der Skandal?
Ich nehme an das Investment Committee besteht aus mehreren Personen und danach kommt noch der Verwaltungsrat ins Spiel…
Hier wird wohl aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Obwohl die Konstellation Vincenz/Ceregato mit den entsprechenden Stellen schon etwas heikel ist – würde ich persönlich ändern wollen.
-
… und die FINMA schaut zu!
-
Was soll die FINMA denn ändern? Wurde ja nichts falsch gemacht! (Bis jetzt)
-
... und die FINMA schaut zu!
Who cares? Und wo ist jetzt der Skandal? Ich nehme an das Investment Committee besteht aus mehreren Personen und danach…
Was soll die FINMA denn ändern? Wurde ja nichts falsch gemacht! (Bis jetzt)