Leider wird es schwierig sein, in dieser Zeit mit all den Krisen und Enthüllungen (Manipulation des Referenzzinssatzes Libor und des Devisenhandels) Kunden zu finden, die eine wirkliche Begeisterung für eine Bank oder deren Produkte und Dienstleistungen aufbringen werden.
Das mag aber nicht nur an den Produkten liegen, sondern mehr am Vertrauensverlust und der Entkoppelung zwischen den Finanzinstituten und den Kundenbedürfnissen.
Die Banken sollten den Ansatz der Lancierung neuer Produkte und Dienstleistungen für ihre Kunden vielleicht auf einem alternativen Weg angehen.
Die Marktforschung ist zu wenig geeignet, da ihre Resultate in der Erforschung der wahren Interessen und Bedürfnissen von Bankkunden zu wenig aufschlussreich sind.
Zudem wird der Kunde einem Marktforscher nicht seine wahren Bedürfnissen erklären können oder sich vielleicht auch nicht bewusst sein, was sie sein könnten, wenn er auf der Strasse danach gefragt wird.
So hat schon Henry Ford (1863 – 1947), Gründer der Ford Motor Company, die Grenzen der Marktforschung erkannt, als er sagte: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“
Ein besserer Ansatz für eine Bank ist es, Innovation durch Crowdsourcing zu generieren. Dabei werden interne Projekte und Aufgaben an eine Gruppe von Internetnutzern, sogenannte Mitglieder, übergeben. In dieser Innovationsplattform werden neue Ideen diskutiert und erarbeitet sowie Lösungen entwickelt.
Somit kommt das Institut zu neuen und potenziell grossartigen Innovationen oder Inspirationen, die sonst nicht innerhalb eines Finanzinstitutes entstehen können, da das „Outside of the Box”-Denken in der Regel schwierig ist, wenn man in der Box ist. Noch schwieriger wird es sein, diese umzusetzen.
Zwar haben einige Finanzinstitute schon die Crowdsourcing-Innovationsplattform eingeführt, aber dieser Innovationsbeschaffungsansatz hat sich noch nicht bei allen durchgesetzt. Zudem kann und muss auch die Crowdsourcing-Initiative und deren Umsetzung laufend verbessert werden.
Hier kommt unser innovativer Ansatz des Einbezugs der übrigen Mitglieder der Plattform zum Zuge, die mit ihren konstruktiven Vorschlägen gleichfalls in den finanziellen Entlohnungsrahmen einbezogen werden sollten.
Dies geht über die bisher übliche Vergabe von Punkten, Preisen oder Trophäen hinaus, was sie aber nicht ausschliesst, sondern zu unserem Vorschlag ergänzend wirken kann.
Dies wird das Crowdsourcing nicht nur im Bankenwesen, sondern auch in anderen Industrien verbessern.
Innovation ist auf einen Nenner gebracht „etwas Neues (neu, originell oder verbessert), das einen Mehrwert kreiert“.
In unserem Vorschlag erfüllt der Einbezug der quantifizierbaren und nicht quantifizierbaren konstruktiven Beiträge der Mitglieder in der finanziellen Entlohnung die zwei wichtigen Bestandteile einer Innovation, da es zum einen etwas Neues in dieser Form bietet und zum anderen der Bank und dem Kunden einen grösseren Mehrwert beschert.
Wie kommt man nun zu den Mitgliedern, die auch das nötige Wissen und Interesse mitbringen, solch eine Plattform mit Ideen und Feedback zu beliefern? Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.
Als erstes muss die Bank eine Innovationsplattform bereitstellen, die einen Austausch von Ideen ermöglicht, welche Mitglieder bewerten und kommentieren können.
Wenn das Interesse dann an einer Idee gross genug ist, kann ein Bank-Komitee die Vorschläge weiter nach den eigenen Kriterien – Machbarkeit, Profitabilität, Marktpotential, Mehrwert, etc. – evaluieren und die Schritte zur Umsetzung einleiten.
Dabei ist zu beachten, dass es sich für die Bank auch lohnt, kleinere, vielleicht nicht so populäre Ideen auf ihr Potenzial zu überprüfen, da oftmals grosse Dinge einmal klein angefangen haben.
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Eine wesentliche Herausforderung ist es, neben dem Einbezug des Social-Medien-Marketings und der Gamification (Übertragung von Prinzipien und Mechanismen aus Computerspielen) vor allem die Plattform für die Mitglieder lebendig zu halten.
Um das Interesse einer Mitgliedschaft an der Bank-Innovationsplattform zu erzeugen und vor allem aufrechtzuerhalten, müssen die Ideengeber und die -verbesserer auch für ihren Einsatz entlohnt werden, wenn die Ideen umgesetzt werden.
Diese Entlohnung kann am Besten mit einer kleinen Erfolgsbeteiligung erfolgen, beispielsweise mit einem Prozentsatz des Ertrages und als Anerkennung mit einer Namensnennung bei eingeführten Produkten.
Ein wesentlicher Teil dieses vorgeschlagenen Ansatzes ist die finanzielle Anerkennung der Leistungen der wichtigsten Mitwirkenden einer Idee, ihrer Kommentare und Verbesserungsvorschläge.
Für messbare positive Beiträge der Mitglieder eines Teams sind finanzielle Anreizmechanismen bereits bekannt oder leicht zu entwickeln. Die grössere Herausforderung besteht gemäss unserem Vorschlag darin, die nicht quantifizierbaren Beiträge in der finanziellen Entlohnung ebenfalls zu berücksichtigen.
Die Leistung der Mitwirkenden muss nach einem Schlüssel berechnet werden, der sich nach dem Beitrag der Einzelnen zum Erfolg der Idee richtet. Dabei sollte die Wichtigkeit der einzelnen quantifizierbaren und nicht quantifizierbaren Beiträge durch Mitglieder der Plattform und des Komitees bewertet werden und in den Schlüssel einfliessen.
Es ist besonders hervorzuheben, dass die wichtigsten Mitwirkenden mit ihren Verbesserungsvorschlägen einbezogen werden, da sonst das Interesse an einer Verbesserung der Idee geringer ist als an der Kritik an einer Idee.
Damit kann verhindert werden, dass die Argumente wie „Wieso etwas nicht funktionieren wird oder kann“ überhand nehmen. Die Kritik ohne Verbesserungsvorschläge käme dem Innovationwillen und der Lösungsorientierung nicht entgegen.
Die Vorteile dieser Innovationsplattform werden auf Grund der Kreativitätspotentiale enorm sein, und dies ohne oder mit sehr geringen Kosten und einem sehr vielversprechenden Erfolgspotenzial.
Zu den wichtigsten Vorteilen zählt, dass neue Innovationen sozusagen gratis von den Mitgliedern kreiert und von dem Gemeinschaftsforum geprüft und so automatisch Vorteile und Risiken der Vorschläge herauskristallisiert werden.
Des weiteren erhält das Institut Zugang zu einem Pool von Mitgliedern und Fans, die ihre Gedanken und Wünsche offen freigeben und zudem auch potentielle Abnehmer dieser neuen oder neuentdeckten Ideen (Produkte oder Dienstleistungen) sein können.
Dieser Pool kann Trends auslösen, welche nützlich und profitabel für beide Seiten sein können.
Schliesslich werden die heutigen und potentiellen Kunden in den Innovationsprozess eingebunden und fühlen sich in ihren Bedürfnissen verstanden oder zumindest ernsthaft angehört.
Dabei sollten die Ideengeber keine Einschränkungen von der Bank bezüglich ihrer Innovationsvorschläge auferlegt bekommen.
Somit kann mit der Plattform eine offene Innovation (Open Innovation) seitens der Bank umgesetzt werden, so dass Crowdsourcing enorm an Kraft und Potential gewinnt.
Der Effekt wird verstärkt, wenn den Mitglieder auf ihrer Pattform weitere Hilfsmittel (Research, Videos, Diskussionsforen, Marktdaten, Kurse, etc.) zur Verfügung gestellt werden.
Ein Beispiel einer Idee, die auf einer solchen Bank-Plattform vorgestellt werden könnte, ist zum Beispiel das Win-Win-Modell (siehe Win-Win-Modell revolutioniert Gebührenpolitik der Banken vom 27. Juni 2013). Ein solcher Vorschlag wird dann von den Mitgliedern analysiert, kommentiert und verbessert und von einem Komitee evaluiert und umgesetzt.
Die Mitglieder der Ideenaustauschplattform können Studenten, Akademiker, Investoren, Geeks, Nerds oder Kunden sein, die aus ihren Bedürfnissen zu Produktwünschen kommen.
Da die Bank keine Produkte von der Plattform direkt vertreibt oder vermarktet, muss sie sich um die Themen wie Compliance und Vertrieb erst bei der Evaluation durch das Komitee befassen.
Einer der wichtigsten und grössten Vorteile des Innovationsplattformansatzes ist darin zusehen, dass derartig aufgestellte Finanzinstitute dann behaupten können, dass sie auf die Wünsche ihrer Kunden wirklich eingehen können und vor allem wollen.
„Die Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung“ (Platon, 427 – 347 v. Chr.)
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Die beliebtesten Kommentare
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Sehr geehrter Herr Margaris,
Ihren fachkenntnisreichen Beitrag in allen Ehren.
Sie schreiben Zitat-Anfang
Hier kommt unser innovativer Ansatz des Einbezugs der übrigen Mitglieder der Plattform zum Zuge, die mit ihren konstruktiven Vorschlägen gleichfalls in den finanziellen Entlohnungsrahmen einbezogen werden sollten.
Dies geht über die bisher übliche Vergabe von Punkten, Preisen oder Trophäen hinaus, was sie aber nicht ausschliesst, sondern zu unserem Vorschlag ergänzend wirken kann.
Dies wird das Crowdsourcing nicht nur im Bankenwesen, sondern auch in anderen Industrien verbessern.
Zitat Ende.
Das meinen Sie doch nicht im Ernst, oder?
Ich kann mich an die kritische Beleuchtung von @Albert Schweitzer und @Zerschlagung anschliessen.
Ich beobachte die Branche seit Jahren und bin entsetzt, wie die eingesetzten Instrumente als “Finanzinnovationen” deklariert werden, im Interbankengeschäft “strukturierte Finanzprodukte” wie ABS, CDO, CDS, für Kleinanleger Dinge wie Zertifikate, Optionen, und Derivate. Gleich wie man diese Produkte benennt, es sind nichts als banale Wetten. Das Geschäft der Banken ist nicht primär Teilnahme an der Wette – auch das geschieht – sondern Vermittlung der Wette, verdient wird wie @Zerschlagung nicht zutreffender hätte formulieren können, an den Provisionen für die Buchmachertätigkeit.
Ich habe keine Titel um Ihnen oder Anderen irgendwelche Ratschläge zu erteilen, dennoch sollte sich die Zinswirtschaft so langsam in andere Richtungen orientieren. An den Strukturen der Finanzwirtschaft muss angesetzt werden, um zukünftigen Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft abzuwenden. Die Finanzwirtschaft muss marktwirtschaftlichen Regeln unterworfen werden, die sich in der Realwirtschaft bewährt haben. Glücksspiele und Wetten müssen als solche behandelt werden, auch wenn sie “Finanzinnovation” genannt werden.
Grüsse
Der Praktiker -
Hervorragender Beitrag!
Wer schon heute auf einer Innovationsplattform für Finanzdienstleister Fragen ausschreiben möchte, oder sich mit Ideen an einer Innovations-Challenge beteiligen will, ist herzlich eingeladen, dies bei uns zu tun: http://www.IdeaVault.ch
Gerne stellen wir unsere Plattform auch interessierten Banken und Versicherern als White Labelling-Lösung zur Verfügung, falls diese ausschliesslich intern verwendet werden soll.
Mit besten Grüssen aus Fribourg,
Patrick Schüffel
Dr. Patrick Schüffel
Professor
Director Institute of Finance
Haute école de gestion Fribourg
Chemin du Musée 4
CH-1700 Fribourg (Suisse)
http://www.heg-fr.ch-
Guten Tag,
Naja, hervorragend wäre es auch zu erwähnen, dass durch den Handel mit Aktien werden keine neuen Werte geschaffen. Dieses gilt für alle Arten der heute von der Finanzindustrie als Finanzinnovationen angebotenen Produkte wie Derivate, Optionen, Zertifikate, Swaps u.a. ebenso wie für den Handel mit Devisen. Vorhandene Werte werden lediglich umverteilt. Wertzuwachs findet ebenso wie die Vernichtung von Werten nur in der Realwirtschaft statt. Durch Entwicklung und Produktion neuer Produkte in der Realwirtschaft ensteht Mehrwert, welchen es durch Verkauf der Produkte realisieren und für weitere Investitionen oder Ausschüttung an Investoren verwenden kann. Wird das Unternehmen wegen Erfolglosigkeit liquidiert, ist das eingesetzte Kapital vernichtet worden.
Die moderne Geldwirtschaft ist einem Spielcasino gleich organisiert. Das zum Verteilen verfügbare Kapital ist auf unterschiedliche Spieltische aufgeteilt, an denen Geld gegen Finanzprodukte eingetauscht wird. An den einen wird Geld gegen Aktien getauscht, an anderen Tischen Geld gegen Anleihen, an wieder anderen werden Derivate gegen Geld getauscht oder auch Geld gegen Geld in form von Devisen. Sobald die Geldbesitzer mit ihrem Geld von einem Tisch zum anderen wechseln, fallen die Tauschkurse am verlassenen Tisch. Am Tisch mit dem Geldzustrom steigen die Kurse. Es ist ein System kommunizierender Röhren. Der Geldstand in den einzelnen Röhren verändert sich ständig, das Gesamtvolumen im Casino Finanzwirtschaft ändert sich nur, wenn Geld aus der Realwirtschaft hinzukommt oder an diese abfließt.
Mit freundlichen Grüssen
Albert Schweitzer -
@Albert Schweitzer,
der Artikel hat ein Zitat:
„So hat schon Henry Ford (1863 – 1947), Gründer der Ford Motor Company, die Grenzen der Marktforschung erkannt, als er sagte: “Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.”
Zitat Ende.
Ich fange mit einem Zitat von Henry Ford an:
Zitat:
„Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution – und zwar schon morgen früh.“
Zitat Ende.
Wie Sie zutreffend gesagt haben, handelt es sich um einen Spielcasino. Die Politik hat den tief greifenden Wandel in der Finanzwirtschaft aktiv beschleunigt. Aber offenkundig hat in der Politik niemand begriffen, was man in den vergangenen Jahren mit der gezielten Deregulierung der Finanzwirtschaft angerichtet hat. Man hat nicht begriffen, dass man ein „Casino“ geschaffen hat, welches mit Marktwirtschaft nichts mehr gemein hat.
In diesem Segment der Finanzwirtschaft geht es nicht mehr um die klassische Finanzierung der Realwirtschaft. Unter der Bezeichnung “Investmentbanking” oder “asset management”, geht es um die Verwaltung von gehortetem Vermögen. Das Ziel der Banken sind nicht Zinsgewinne und Rückzahlung der Kredite, sondern Provisionen. Doch was noch übersehen wird, ist, dass die Provisionen zusätzlich zu den Zinsen anfallen, nicht an Stelle von. Die Realwirtschaft wird degeneriert zu einer Quelle von Provisionen und Boni. Diese Aktivitäten haben die Finanzkrise u.a. verursacht. Deshalb, muss dieser Artikel kritisch hinterfragt werden.
MfG
Zerschlagung!
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Hervorragender Beitrag! Wer schon heute auf einer Innovationsplattform für Finanzdienstleister Fragen ausschreiben möchte, oder sich mit Ideen an einer Innovations-Challenge…
Guten Tag, Naja, hervorragend wäre es auch zu erwähnen, dass durch den Handel mit Aktien werden keine neuen Werte geschaffen.…
@Albert Schweitzer, der Artikel hat ein Zitat: "So hat schon Henry Ford (1863 – 1947), Gründer der Ford Motor Company,…