Mit Notenstein sollte Vorgängerbank Wegelin am Leben bleiben. Dass dies nicht mehr gilt, macht ein Machtkampf in der Privatbank klar.
Im Zentrum stehen zwei Figuren, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Hier Martin Schenk, der Chef von Private Banking Schweiz der Notenstein, dort sein Mann in Zürich, Silvan Schriber.
Der Sieger heisst Schriber, der Verlierer Schenk. Der Berner hat seine Position verloren und übergibt seine Aufgaben CEO Adrian Künzi. Der sucht einen Ersatz.
Der Ausgang des Fights überraschte Insider. Nicht der gestandene und geschätzte Wegelin-Senior setzte sich durch, sondern der von der Grossbank UBS vor wenigen Monaten dazu gestossene Manager.
Mit dem Machtkampf ist mehr verknüpft als nur Aufstieg und Fall von Führungsfiguren. Begraben wird die Kultur und das Erbe der ältesten Privatbank der Schweiz.
Schenk war ein Urgestein von Wegelin, der den Ableger der Sanktgaller Partnerbank in Bern auf die Landkarte gesetzt hatte.
Als 2012 aus Wegelin Notenstein wurde, stieg Schenk bei der nun zum Raiffeisen-Konzern gehörenden Privatbank zum Schweiz-Chef auf.
Faktisch war er damit die Nummer zwei von Notenstein-CEO Künzi. Nach innen und aussen signalisierte die Wahl Schenks, dass Wegelin auch unter dem neuen Namen weiterlebt.
Das entsprach vermeintlich der Strategie. Die Raiffeisen hatte für fast 600 Millionen die alte Wegelin gekauft, um jene Bank, die immer etwas anders war, weiter selbstständig zu halten.
Dann kam alles anders. Auslöser war der Entscheid von Künzi, auf einen Externen zu setzen, der eine völlig andere Karriere als der abgehalfterte Berner Schenk hinter sich hatte und komplett andere Ziele verfolgte.
Die Rede ist von Silvan Schriber. Künzi und Schriber, der als Zürcher Freisinniger auch politisch aktiv ist, hatten eine gemeinsame Zeit bei der Wegelin.
Danach zog Schriber weg, wurde zunächst Berater bei McKinsey und stieg dann bei der UBS zum Chef des Segments Unternehmer und Topmanager in Zürich auf.
Dort operierten Schriber und seine Leute im durchorganisierten und hochstrukturierten Betrieb eines Finanzmultis. Sie beschäftigten Stäbe und Assistenten, hatten Budgets und Sitzungen, verfolgten Pläne und Manöver.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Eine Welt, wie sie Wegelin nie kannte – und nie wollte. Dort herrschten kurze Wege, schnelle Entscheide, viel Unternehmertum, Familiensinn.
Zuoberst thronten die beiden Super-Alphas Konrad Hummler und Otto Bruderer. Sie förderten Begabte und schonten Versager.
We are Family, lautete das Motto bei Wegelin und danach bei Notenstein.
Bis Silvan Schriber kam. Und alles änderte.
Nun machten sich bei Notenstein Bürokratie und Administration breit. Statt Pionier- und Teamgeist hatten mehr und mehr Protokolle und Check-the-Box-Formalismus Priorität.
Aus Notenstein alias Wegelin wurde Notenstein alias UBS. Statt Schenk dem Urgestein herrschte Schriber der Strukturfetischist.
Statt einer Bank wie keine zweite wurde eine Bank wie viele andere.
Die Folgen reichen weit. Bei der Notenstein hat ein personeller Umbruch eingesetzt, der das Unternehmer mit seinen fast 700 Mitarbeitern und rund 20 Milliarden Kundenassets in seinem Fundament erschüttern wird.
Dass es sich nicht um alltägliche Mutationen handelt, belegt der Abgang eines vierköpfigen Teams – drei Kundenberatern und ein Portfoliomanager – mit langem Werdegang bei Wegelin/Notenstein.
Die Truppe wechselt zum Aquila-Netzwerk mit seinen gut 40 externen Vermögensverwaltern als angehängte Partnerfirmen.
Offenbar suchten die Notenstein-Seniors einen Ort, an dem sie weiter unternehmerisch aktiv sein können. Bei ihrer bisherigen Bank war das, so scheint es, nicht möglich.
Weitere Kündigungen gestandener Berater würden nicht überraschen. Wenn Topleute wie die vier altgedienten Zürcher und der geschätzte Berner Chef Schenk von Bord gehen, dann herrscht Umbruch.
Die schwierigste Rolle hat Notenstein-Chef Künzi. Der Ex-Goldman-Sachs-Banker, der für sein jugendliches Äusseres erstaunlich altväterisch daherkommt, gerät zwischen Hammer und Amboss.
Künzi versuchte, die vier Abtrünnigen mit einem Vertrag als externe Vermögensverwalter bei der Stange zu behalten. Sie sollten ihre Kundenvermögen bei der Notenstein als Depotbank belassen.
Dagegen opponierte Silvan Schriber. Ganz UBS-Machtmensch, wollte Schriber am Fall des Zürcher Teams ein Exempel statuieren.
Wer nicht für mich ist, ist gegen mich – daran richtete sich Schriber aus.
Und machte damit klipp und klar: Notenstein ist nicht Wegelin.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Holt niemals UBS oder CS Leute in eine Privatbank. Das ist ein absoluter Kardinalfehler. Denn so wird aus einer Privatbank eine Grossbank im Denken und dieses Grossbankendenken dürfte über kurz oder lang zum Ende führen. Warum soll heute ein Kunde von einer Grossbank zur Notenstein wechseln ?
Das Personal entscheidet in einer Bank das Rennen im Konkurrenzkampf-
Bei einigen Privatbanken stammt mehr als die halbe Belegschaft von CS und UBS!
Statt selber Ausbildung zu betreiben, holen sich Privatbanken geschultes Personal seit Jahrzehnten von den Grossbanken. -
Das ist eine ziemliche Breitseite gegen alles was von Grossbanken kommt. Ist natürlich nicht gerechtfertigt. Es gab und gibt da gute Leute auch im Kader, die in jeder Privatbank eine gute Gattung machen würden. Das Niveau ist bei Grossbanken ziemlich hoch; es ist die Kultur, die Leute verdirbt. Andere ziehen die Konsequenzen und suchen ein anderes Umfeld. Daran ist nichts Schlechtes.
-
Der Kampf um die Macht hat doch erst begonnen!…. Wie bei Grossbanken, bleibt dann wenig Zeit für die Arbeit und es kämpfen ganz klar nicht nur ex-CS und UBSler. Der Laden hat keine Struktur, keinen roten Faden, Künzi ist verloren und selbst diejenigen die nach mehr Professionalität schreien besitzen diese am wenigsten!
-
-
Ich kenne die spezifische Situation von Notenstein nicht. Aber mit dem Verkauf an Raiffeisen hat sich Fundamentales getan. UBS Manager, und dazu noch mit McK Hintergrund, bringen natürlich „moderne“ Methoden und jede Menge Prozess- und Managementtechniken in die Firma. Das ist am Anfang nichts Schlechtes, aber es besteht die Gefahr zunehmender Formalisierung, Bürokratie, Pseudo-Betriebswirtschaftlichkeit, kurzfristiger Optik und Opportunismus und die Betonung von rhetorischer Fertigkeit anstelle unternehmerischer Leistung. Und oft fehlt diesen Managementtechnokraten das Charisma, die Nähe zu den Mitarbeitern und Authentizität. Und so unterscheiden sich die so infiszierten Kleinbanken immer weniger von den Grossen. Schade für die Kunden und den Finanzplatz.
-
Silvan, lass‘ Dich nicht beirren!
-
Jeder Abgabg hilft das Cost-Income-Verhältnis zu verbessern, denn frische Assets werden dieser notgetauften Fehlgeburt kaum zufliessen.
-
Wieder ein ex-McKinsey, der ein bisschen herumwi….!
-
-
Ein paar tatkräftige UBS Manager täten auch in der Zentrale der Mutter von Notenstein, der Rauffeisen in St. Gallen gut. Dann würde das Gemauschel und die Liaisons zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern enden.
-
Ja genau und die Plattform und Kooperationsentscheide wären fundiert und nicht adhoc Schnellschüsse von grössenwahnsinnigen IT und Projektleiter welche uns RB’s nur wieder Mehrkosten generiert.
-
-
Ich denke, dass Raiffeisen diesem Trauerspiel bei Notenstein maximal noch 12 Monate zuschaut – wenn sich die Situation bis dahin nicht massiv verbessert wird P. Vinzenz vermutlich Notenstein verkaufen oder voll-integrieren.
Ich denke, dass Raiffeisen diesem Trauerspiel bei Notenstein maximal noch 12 Monate zuschaut - wenn sich die Situation bis dahin…
Ein paar tatkräftige UBS Manager täten auch in der Zentrale der Mutter von Notenstein, der Rauffeisen in St. Gallen gut.…
Wieder ein ex-McKinsey, der ein bisschen herumwi....!