Hinter der Verhaftung eines ehemaligen Sarasin-Kadermanns steckt möglicherweise mehr als nur der Verdacht auf Verletzung des Bankgeheimnisses.
Der Mann, der letztes Jahr bei der heutigen Safra Sarasin gekündigt hatte und bis zu seinem Auffliegen diesen Frühsommer ein paar Monate lang für Julius Bär tätig war, könnte das Basler Geldhaus erpresst haben.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft, die den Juristen nach mehreren Wochen weiter in Untersuchungshaft hält, bestätigt, dass sie auch in Richtung Erpressung ermittelt.
Aktiv geworden sind die Wirtschaftsfahnder, nachdem diesen Frühling mehrere Strafanzeigen bei ihr eingegangen waren.
Eine stammte vom deutschen Milliardär Carsten Maschmeyer, eine zweite von einem anderen Privatkunden der Safra Sarasin aus Deutschland.
Auch die Bank selbst hatte im März Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Ein Sprecher von Safra Sarasin wollte die Affäre nicht kommentieren.
Hintergrund sind die sogenannten Cum-Ex-Produkte der früheren Sarasin.
Wie die „Bilanz“ aufzeigte, hatte die Führung der Basler Privatbank unter ihrem damaligen Chef Joachim Strähle mit Projekt „Gipfelsturm“ eine Cum-Ex-Offenive in Deutschland lanciert.
Das war im Sommer vor 4 Jahren. Die Business-Idee hätte schon damals hinterfragt werden können.
Mit Cum-Ex nutzten die Banken ein Schlupfloch des deutschen Fiskus.
Mit Hin-und-her-Deals von liquiden Aktien rund um die Dividendenausschüttung herum konnten gegenüber dem Staat zweimal scheinbar bezahlte Steuern zurückgefordert werden.
In Tat und Wahrheit waren nur einmal Steuern angefallen. Die „Beute“ erlaubte hohe Rendite-Versprechen der Banken.
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Die Sarasin und ihr Private-Banking-Chef Eric Sarasin gewannen damit Carsten Maschmeyer als Grosskunden. In dessen Fahrwasser investierten weitere bekannte Deutsche in einen Sarasin-Fonds namens Sheridan.
Heute liegen sich Eric Sarasin und Maschmeyer & Co. in den Haaren. Die von Maschmeyer gegen Eric Sarasin ausgelöste Strafermittlung wurde von der Zürcher Staatsanwaltschaft soeben eingestellt.
Nicht vorbei ist der wahre Krimi hinter dieser Finanzgeschichte, bei der ein auf das grosse Geld schielender Profiinvestor und eine risikofreudige Privatbank gefährliche Geschäfte tätigten und letztendlich beide verloren.
Im Frühling 2011 wurden ein deutscher Sheridan-Kunde und die Bank Sarasin von Unbekannten erpresst. Sie forderten 1,5 Millionen Euro „Vermittlungsprovision“. Nichts anderes als Schweigegeld, wie die Bilanz ausführte.
Die Erpesser wussten alles über Sheridan und Cum-Ex. Sie drohten, das Steuervehikel ans Tageslicht zu zerren.
Am Ende habe die Bank sich bereit erklärt, 1,2 Millionen Euro zu bezahlen, schrieb das Magazin in ihrer Titelstory vom April.
Mit der langen Untersuchungshaft des Ex-Sarasin-Juristen taucht die Frage auf, ob die Erpresser und der Inhaftierte unter einer Decke stecken.
Laut der Zürcher Staatsanwaltschaft ist das derzeit spekulativ.
Insider hingegen sprechen von Gerüchten um ein bandenmässiges Vorgehen des inhaftierten Ex-Sarasin-Bankers und den unbekannten Personen, die vor 3 Jahren die Bank Sarasin und vermögende Kunden unter Druck setzten.
Würde das zutreffen, dann hätten die Erpresser die Informationen über die Cum-Ex-Geschäfte direkt aus dem Herzen der Basler Bank Sarasin erhalten – vom Ex-Juristen des vermeintlich alt-ehrwürdigen Instituts.
Diesen Frühling wurde bekannt, dass Carsten Maschmeyer Drohbriefe erhält. Maschmeyer ging in die Gegenoffensive: Die Einschüchterung wurde publik, der Ex-Finanz-Unternehmer scharte Bodyguards um sich.
Auch in Deutschland laufen Strafermittlungen. Bisher sei es zu keinen weiteren Verhaftungen in der Sache Sarasin, Cum-Ex und Erpresser gekommen, heisst es bei den Zürcher Ermittlern.
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Hier liegen scheinbar einige Widersprüche in sich selbst vor. Warum sollte Sarasin Schweigegeld zahlen? Das macht überhaupt keinen Sinn. Laut Bilanz geht Sarasin ja selbst davon aus, dass die Cum ex Fonds völlig legal waren. Also kann Sarasin auch nicht erpressbar gewesen sein (Etwas anderes wäre, wenn Sarasin immer von klar festgehalten hätten, dass sie verbotene betrügerische Fonds verkaufen würden, dann wären sie angreifbar gewesen).
Das ganze wäre nun genauso, wie wenn jemand von der UBS Schweigegeld dafür verlangt, dass er für sich behält, dass die UBS UBS heisst und legale UBS Fonds vertreibt. Oder dass er für sich behält, dass die UBS von Sergio Ermotti geleitet wird. -
Ich trauere den alten Zeiten nach, als Alfred und danach Georg noch persönlich in der Bank ihre Runden drehten und sich nach dem Wohlergehen der Kinder erkundigten.
Das waren keine Banker, sondern Banquiers.-
Ich eigentlich auch … aber einfach nicht vergessen … Krayer u.a. hat Strähle geholt und dabei auch noch richtig Kasse gemacht als die Bank verkauft wurde … und Strähle war ja wohl die CH Bankenfehlbesetzung des Jahrhunderts!
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Wieso zahlte Safra Sarasin Schweigegeld? Wieso lässt man sich für etwas erpressen, was in keiner Weise gestzlich illegal war? Verstehe ich nicht ganz. Cum Geschäfte sind seit Jahren anrüchig gewesen und so gut wie jede deutsche Bank hatte trotzdem in diesem Markt mitgespielt. Jedem logisch denkenden Menschen war klar, das es eine Grauzone war, die irgendwann durch den Fiskus geschlossen wird. Erpressbar bin ich doch nur dann, wenn ich wissentlich Kunden die Unwahrheit gesagt habe, alles Andere ist doch Blödsinn.
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Strähle muss den IQ eines Erdnüsschens haben, wenn er vor 4 Jahren dachte, der Trickt mit den Steuerrückforderungen würde wasserdicht bleiben. – Da kann man nur noch den Kopf schütteln, auch über Maschmeyer bzw. wohl eher „Menschmeyer“!
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Strähle muss den IQ eines Erdnüsschens haben, wenn er vor 4 Jahren dachte, der Trickt mit den Steuerrückforderungen würde wasserdicht…
Wieso zahlte Safra Sarasin Schweigegeld? Wieso lässt man sich für etwas erpressen, was in keiner Weise gestzlich illegal war? Verstehe…
Ich trauere den alten Zeiten nach, als Alfred und danach Georg noch persönlich in der Bank ihre Runden drehten und…