Die Zürcher Vontobel würde gerne ihr Image als Tradinghaus loswerden. Sie investiert massiv ins Private Banking – bisher ohne sichtbaren Erfolg.
Vielleicht ist die Misere selbstverschuldet. Dass Vontobel nämlich weiter das Risiko liebt, zeigt eine hochrangige Personalie.
Vor einem Jahr holte die Familienbank mit Urs Bernegger ein Schlachtross aus dem globalen Devisentrading an Bord. Im Zuge der Hoeness-Affäre wurde Bernegger neuer Chef Trading bei Vontobel.
Bernegger hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Er war live dabei, als die US-Justiz einen der grössten Devisenhändler-Ringe der Geschichte sprengte.
Im November 2003 löste das FBI die „Operation Wooden Nickel“ aus. Nach anderthalb Jahren Ermittlungen stürmte die Polizei Privathäuser und Banken und klagte 47 Devisenhändler an.
Einer von ihnen war Eduard Wehrli, Cheftrader bei der UBS in New York im sogenannten Spothandel, also dem täglichen Rein und Raus im Multi-Billionen-Markt mit Fremdwährungen.
Wehrli, eine damals bekannte Figur unter den Schweizer Devisenhändlern. wurde verhaftet und landete später in den USA in einem berüchtigten Gefängnis.
Einer der Unterstellten von Wehrli bei der UBS im Big Apple war Urs Bernegger. Bernegger wurde vom FBI nicht belangt.
Nach dem Donnerschlag übernahm Bernegger das Ruder im amerikanischen Spothandel der Grossbank. Er wurde Nachfolger seines tief gefallenen Ex-Chefs.
Das blieb Bernegger 7 Jahre lang. Bis er 2010 überraschend seinen gut bezahlten Posten als „Global Head of Spot Fx“ bei der grossen UBS aufgab. Mit Roger Böhler übernahm jener Mann, der früh in den UBS-Devisenskandal geriet.
Insider rätselten über den abrupten Rücktritt. Bernegger ging nicht zu einem Konkurrenten, sondern machte sich mit einer Firma namens „Triple i Advisors“ selbstständig.
Die war in Lachen im Steuerkanton Schwyz zu Hause. Nach knapp 2 Jahren war Berneggers Selbstständigkeit bereits wieder zu Ende.
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Im Mai 2013 wurde er Devisen-Kadermann bei der Vontobel-Bank im Range eines Managing Directors. Ein Sprecher betont, dass Bernegger beste Referenzen mitgebracht habe.
Damals eskalierte die Affäre um die deutsche Fussball-Legende Uli Hoeness. Hoeness wurde diesen Frühling wegen fast 30 Millionen Euro Steuerhinterziehung zu 3,5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Hoeness handelte zeitweise Tag und Nacht über sein Vontobel-Konto in Zürich. Sein Betreuer war Jürg Hügli, der langjährige Devisenchef der Zürcher Privatbank.
Während sich die Hoeness-Dimension hinter den Kulissen abzuzeichnen begann, vollzog die Bank Vontobel unbemerkt von der Öffentlichkeit personelle Rochaden.
Jürg Hügli wurde als Chef Devisen abgelöst und zum Senior-Trader mutiert. Offiziell hiess es, Hügli habe mit seinen wertvollen Verdiensten und mit Blick auf die Pensionierung ins zweite Glied wechseln wollen.
Nachfolger von Hügli wurde Urs Bernegger. Der Mann, der zwei Jahrzehnte Devisenhandel auf dem Buckel hatte und 10 Jahre zuvor Zeuge einer der spektakulärsten Verhaftungsaktionen des FBI im Banking geworden war, nahm bei Vontobel das Trading-Steuer in die Hand.
Bernegger wurde nicht nur Chef des Devisenhandels, sondern übernahm Zug um Zug die Verantwortung für den gesamten Handel der Bank Vontobel.
Damit wurde Bernegger zum wohl wichtigsten Mann in der Sparte Investment Banking der Vontobel-Bank.
Diese wird von Roger Studer geführt. Studer sorgte kürzlich mit einem Verfahren wegen Fahrens trotz Ausweisentzug für Aufsehen.
Der Bentley-Mann muss mit einer hohen Busse und einem langen Ausweisentzug rechnen.
Studer und Bernegger sind Teil eines eigentlichen Zürcher Devisen-Filzes. Dazu gehört der Devisenchef der Bank Julius Bär.
Der heisst Stephan Jäger, ein einflussreicher Manager bei der Bären-Bank. Unter Jäger hat die Privatbank erstaunlich viel Geld mit Fremdwährungen verdient.
Über Jäger befiehlt Peter Gerlach, seit Jahr und Tag Chef des gesamten Handelsbereichs von Julius Bär. Gerlach und Jäger gelten als enges Gespann.
Jäger hielt zeitweise wichtige Positionen im Schweizer Ableger des einflussreichen Vereins ACI inne, des Branchenverbands der weltweiten Devisenhändler.
Jäger und Vontobel-Tradingchef Bernegger gelten in der Szene als enge Vertraute. Eine Quelle spricht von „Freundschaft“.
Auch Roger Studer, der Chef des ganzen Investment Bankings bei Vontobel, dürfte dem „Club“ nahestehen.
Warum sonst sollte Vontobel für ihren Topkunden Hoeness nachts über die Bär-Plattform Devisen gehandelt haben?, fragt der Insider.
Was ist eigentlich das Ziel dieser Story? Was wollen Sie aufdecken? Wen wollen sie in die Pfanne hauen? E. Wehrlis Fall aufrollen? Zeigen wie die UBS ihren besten Mitarbeiter als Bauernopfer der Justiz zum Fressen hinschmeisst? Und dies nach einem Vergehen, das heutzutage als Peanuts deklariert werden würde? Wie der Zürcher Filz funktioniert? Wer in die grosse Welt auswanderte und bei Bär den 24h Desk aufgebaut hat und so den kleinen CH Privatbanken und KB’s eine alternative zu SBV, SBG und SKA offerierte um Orders zu platzieren oder ihren Kunden die Möglichkeit gab bis zum NY Börsenschluss ihre FX-Deals zu tätigen? Zeigen wie daraus Connection entstanden sind und zeigen wie der eine Schweizer in NY dem anderen Schweizer in ZH geholfen hat einen Trade gut durch zu traden? Klar ist, dass in diesen Zeiten nicht ganz alles regulatorisch und auditmässig perfekt abging, aber da gab es auch noch keine hightech Compis, kein Internet, kein E-Mail etc. Da wurden Bünde fürs Leben geschlossen… Wenn sie ganz tief recherchieren, finden sie aber sicher schwarze Schafe. Viel Spass.
Ich verstehe nicht was gegen Vontobel sprechen soll, wenn ausgewiesene und – soweit ich das beurteilen kann – unbescholtene Spezialisten à la Bernegger verpflichtet werden können. Auch die konstruierte Verbindung zum Fall Hoeness erschliesst sich mir nicht. Das mediale Sommerloch lässt grüssen.
Die im Artikel erwähnten Themen sind ja im Vergleich zum Devisenfixing Skandal nur ‚Nitty-Grittys‘.
Ehemalige UBS Chefhändler in NY und Zürich wurden oder sind seit 6-12 Monaten suspendiert, bzw. sind ins laufende Verfahren eingebunden und müssen aussagen.
Es wäre spannend zu verstehen, nach welchen Kriterien die UBS (oder FINMA) die ‚Schuldigen‘ ausgewählt und geopfert hat. Denn mitgemacht oder gewusst, bzw. profitiert haben definitiv alle in der Befehlskette bis ganz oben, auch die U.B.s dieser Welt.
Bank Vontobel fährt mit dieser Nominierung ultimatives ‚high risk‘, aber das ist nach den katastrophalen Management Entscheidungen der letzten Zeit wohl auch nötig so.