Die Saxo-Bank ist eine Erfolgsstory. Mit automatisiertem Trading haben es die Dänen zu Bekanntheit und Wachstum gebracht.
Auch in der Schweiz. Bis es letzte Woche zum Eklat kam. CEO Soren Mose und zwei Weggefährten gingen abrupt von Bord, wie das Finanzportal Finews meldete.
Nun werden die Gründe klar. Zwischen Mose, der die Saxo-Bank in der Schweiz auf die Landkarte gesetzt hat, und seinen Chefs in Kopenhagen war ein Machtkampf entbrannt.
Die Zentrale, die von zwei Manager-Eigentümern dominiert wird, haben über den Kopf von Mose beschlossen, dass ein wichtiger Teil des Institutionellen-Geschäfts aus der Schweiz abgezogen wird.
Grosse Kunden wie Hedgefunds und Pensionskassen, die Mose an Bord geholt hatte und die der Schweizer Saxo seit Jahren gute Umsätze und Gewinne bringen, sollen neu aus London oder Kopenhagen heraus bedient werden.
Nur noch jene Profi-Kunden, die ihren Vertrag nicht mit der Zentrale abgeschlossen haben, sondern direkt mit dem Schweizer Ableger in Zürich-Zollikon, bleiben dem hiesigen Saxo-Ableger.
Soren Mose liess sich das offenbar nicht gefallen. Vorletzte Woche gab er seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Kopenhagen bat ihn, bis Dienstag zu bleiben. Dann war er endgültig weg.
Für Saxo-Gruppensprecher Kasper Elbjorn war der Schritt des langjährigen Schweiz-Chefs „angesichts der kleinen Veränderung“ eine Überraschung. „Das kam für uns völlig unerwartet.“
Sofort verbreiteten sich Gerüchte über grössere Verluste der Saxo Schweiz im Devisenhandel. Das sei frei erfunden, meint Sprecher Elbjorn.
„Wir entschieden in der Gruppenleitung, einen Teil der Institutionellen aus Zürich nach London und Dänemark zu verschieben.“ Mehr sei nicht passiert.
Mose sei ein stolzer CEO, sein Entscheid gelte es zu respektieren. Nun würde rasch ein Nachfolger bestimmt. Dieser würde schon „in Kürze“ bekannt gegeben.
„Es wird ein Schweizer sein“, meint der Saxo-Kommunikationschef.
Moses Abgang zusammen mit seinem Stellvertreter und dem Finanzchef ist der letzte Management-Wechsel in einer ganzen Reihe innerhalb der Saxo-Bank.
Zuvor hatten die Chefs in Singapur, Hong Kong, Russland und England das Schiff der Dänen verlassen. Laut Sprecher Elbjorn hätten die Vorkommnisse unterschiedliche Gründe.
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Der Machtkampf zwischen der Saxo Schweiz auf der einen Seite und der Saxo London respektive dem Hauptsitz in Kopenhagen auf der anderen wirft ein Schlaglicht auf die Besitzer des aufstrebenden Finanzkonzerns.
Diese heissen Lars Christensen und Kim Fournais. Als dritter Machtfaktor mit einem grossen Aktienpaket agiert seit ein paar Jahren ein amerikanischer Private-Equity-Aktionär aus dem Hintergrund.
In der Schweiz kennt man vor allem Lars Christensen, der im Sankt-Gallischen ein Schloss besitzt und der kürzlich als „Architekt der Saxo Bank“ ein langes Interview in der Weltwoche gab.
Christensen ist Velofan, seine Bank sponsert ein Profi-Team. 2015 holt der Saxo-Grossaktionäre gar die Tour de Suisse zu sich in die Ostschweizer Provinz.
Christensen formte die Bank – bisher. Es war der Däne mit Vorliebe für die Schweiz, der die Expansion der Saxo-Bank ins europäische Finanzzentrum London und nach Asien vorangetrieben hatte.
Doch nun ist es ruhig geworden um Christensen. Dafür tritt Partner Kim Fournais immer pointierter auf.
Das sorgt für Gerüchte. Die beiden grossen Chefs hätten unterschiedliche Ansichten über die Zukunft der Saxo-Bank, sagt ein Insider.
Das könnte ins Bild um das schnelle Ende eines erfolgreichen Management-Teams bei der Saxo-Schweiz passen. Der schnelle Abgang passierte quasi vor der Haustür von Schlossherr Christensen – ohne dass dieser ihn verhindert hätte.
Konnte Christensen seinen Schweiz-Chef Mose nicht mehr schützen? Sicher ist, der Ableger im Nobelort Zollikon hatte in den letzten Jahren massgeblich zum Gruppenresultat beigetragen.
Ein Grossteil des ausgewiesenen Saxo-Gesamtgewinns stammte zuletzt von der Schweizer Saxo unter ihrem Chef Mose.
In Online-Foren lassen derweil Mitarbeiter der Saxo ihrem Unmut über ihre Arbeitgeberin freien Lauf. Beispiele wie dieses finden sich unzählige, die sich über schlechte Stimmung und dürftigen Führungsstil in der aufstrebenden Bank beklagen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Naja, jetzt dreht halt das Karussell wieder …. VP schnappt sich die Centrum Bank und dann kann ja Jacquet zur Saxo wechseln. Alles versüsst mit Entschädigungen und Antrittsgoodies selbstverständlich! Mose wird sich selbständig machen oder sonst wieder irgend eine warme Decke finden für den Unterschlupf 😉
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Kenne Saxo nur aus 2 Seminaren. Jeweils sehr junge Mitarbeiter als Referenten, welche offensichtlich gerade angefangen haben und ausser Theoriewissen nicht viel erklären konnten. Peinlich war jeweils, dass die Zuhörerschaft wesentlich mehr wusste und die Fragen somit untereinander beantwortete. Saxo profitiert von der Schwäche der CH-/EU-Player hat aber aus meiner Sicht am internationalen Markt keine Chance.
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Ich habe bei Saxo in Zollikon gearbeitet, und Soeren Mose ist als Charakter genau so geschnitten wie die Herrn Christensen und Fournais -der Erfolg kam durch hartes vorantreiben der Mitarbeiter.
Unmenschliche Verhältnisse und sehr schlechtes Arbeitsklima ist kein Erfolg aus meiner Sicht – ausser für die Aktionäre auf kurze Sicht.-
Ich wohne in Zollikon und schaue direkt in die Saxo Büros rein. Also so unmenschlich und schlimm kann das Vorantreiben der Mitarbeiter nicht sein. Nebst den 6 Wochen Ferien sah ich heute morgen um 0615 kein Lichtlein, jedoch um 1800 wie die Arbeitsplätze nur noch spärlich besetzt sind. Sie haetten vor 10 Jahren bei einem Anglosaxen Haus arbeiten müssen, dann hätte Ihr Einwand eine Berechtigung gehabt.
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@KN: Ich kann diese Gedanken gut nachvollziehen – zweifelsfrei verdienen die Lorbeeren die Mitarbeiter, nicht das Management. Obschon Mose ein guter Corporate Stratege war, kann man das leider nicht über seinen CFO sagen: Dessen Strategie hieß in erster Linie „Personal Survival & Benefit“. Ich kann das schlechte Klima leider nur bestätigen, welches in ERSTER LINIE durch schwaches Management auf alles lokalen Ebenen erzeugt wurde. Schade, denn das Potential für eine Top Kultur ist da.
@Holderio: Ich glaube kaum, dass ein voyeuristischer Blick von Ihrem Balkon in die Saxo Bank eine halbwegs ernst zu nehmende Meinung zulässt. Was vor 10 Jahren bei „Anglosaxen“ gelaufen ist ähnelt eher einem Kaffeekränzchen, als einer belastbaren Arbeitsbezeugung: Denn damals war es noch Voive-based – nicht Internet-based, wie heute. Somit machen heute weniger Mitarbeiter viel höhere Volumina möglich. Aber wenn Sie noch ein Weilchen vom Balkon aus zusehen, naja, vielleicht merken Sie es dann ja früher oder später.
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Wahre Worte, Herr Ueli. Um ein bisschen Charakter und Wissen in der Schweiz zu halten wäre ein Wechsel zur Postfinance AG oder zum Post CH AG in die Konzernspitze angebracht. Herr Mose, Sie verstehen es menschlich, betriebswirtschaftlich aber auch erfolgreich Unternehmerisch zu Handeln. Zu viele Verwalten ihren Arbeitsplatz statt mit Leidenschaft zu Führen und weiter zu entwickeln. Heute brauchen wir Visionäre und keine „Platzhalter“ an den Schaltzentren, die manipulierbar und als Ja- Nicker mit unanständigen, ungerechten Löhnen platziert werden.
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Ich gratuliere Ihnen Herr Mose. Sie scheinen noch ein CEO mit Charakter und freiem Denken zu sein. Deshalb waren Sie im Aufbau von Saxo Schweiz wohl auch erfolgreich. Ein Unternehmer und kein Manager. Schade, dass es in der Schweiz in dieser Art immer weniger gibt.
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Ich habe bei Saxo in Zollikon gearbeitet, und Soeren Mose ist als Charakter genau so geschnitten wie die Herrn Christensen…
Kenne Saxo nur aus 2 Seminaren. Jeweils sehr junge Mitarbeiter als Referenten, welche offensichtlich gerade angefangen haben und ausser Theoriewissen…
Ich gratuliere Ihnen Herr Mose. Sie scheinen noch ein CEO mit Charakter und freiem Denken zu sein. Deshalb waren Sie…