Die US-Notenbank erhöht den Druck auf „systemrelevante“ Grossbanken. Der Finanzriese JP Morgan muss über 20 Milliarden Dollar mehr Eigenkapital liefern.
Die Tempoverschärfung trifft die beiden Schweizer Grossbankern mit voller Wucht. Das nette Arbeitsgrüppchen unter Professor Aymo Brunetti wird rechts überholt.
Beide Grossbanken haben viel zu wenig Eigenkapital. Sie werden in den nächsten Quartalen massiv Gewinne zurückbehalten oder ihr Business-Modell ändern müssen.
Das Problem von UBS und CS ist der alte Trick mit den Risikogewichten. Damit konnte die UBS vor der Krise mit einem Mini-Kapital über 2’500 Milliarden Bilanzsumme stemmen. Die Folgen sind bekannt.
Nun hat die UBS noch 1’000 Milliarden auf den Büchern und spielt gerne den Musterknaben. Ihre Kapitalquote von 13 Prozent sei Weltspitze.
Das ist publikumswirksames Gesäusel. Um auf diese im Vergleich mit anderen Finanzmultis in Amerika, England und Deutschland hohe Zahl zu kommen, muss die UBS ihre Risiken massiv klein rechnen.
Sie tut das – und wie. Von den 1’000 Milliarden Aktiven – also Risiken – bleiben noch 219 Milliarden, die effektiv gefährdet sein sollen.
Doch wer weiss schon, was die Zukunft bringt. Dass die letzte Krise durch Lotter-Hypotheken in Übersee ausgelöst würde, war im Vorfeld nie ein grosses Thema.
Für die UBS ging das Spiel bisher immer schön auf. Sie konnte ihre 1’000 Milliarden auf einen Fünftel reduzieren und sich dann in die Pose einer bestens kapitalisierten Bank werfen.
Nur: Richtiges Eigenkapital hat sie gerade mal 30 Milliarden. Das sind 3 Prozent. Welche andere Firma kann mit so wenig Geld so viel Risiko eingehen?
Die CS ist gleich gefährlich unterwegs. Sie hat richtig hart gerechnet 28 Milliarden Eigenkapital für eine Bilanzsumme von 954 Milliarden.
Bei der CS sieht die Lage sodann noch schlechter aus, weil sie ihre Risiken zwar ebenfalls im grossen Stil herunter rechnet, ihr dies aber nicht im gleichen Umfang gelingt wie der UBS.
Das hängt mit dem unterschiedlichen Geschäftsmodell zusammen. Die UBS zähmt ihre Investmentbank, die CS hält sie gross.
Doch der riskante Kurs mit mehr Trading kommt bei den Investoren immer schlechter an. Sie wissen, dass es dafür mehr Kapital für mögliche Verluste braucht.
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Das Herunterrechnen der riesigen Bilanzsummen auf ein Niveau von 200 bis 300 Milliarden, die effektiv gefährdet sein können, ist eine Schweizer Spezialität.
Die grosse JP Morgan, die nun von den US-Behörden hart angepackt wird, schafft niemals einen solchen Sprung nach unten.
Alle ihre Aktiven summieren sich auf gut 2’500 Milliarden Dollar. Hängt man diesen Assets nun Risikogewichte an, dann sinkt die Zahl auf 1’600 Milliarden.
Das ist nicht einmal eine Halbierung. Der Unterschied zur Fünftelung bei der UBS und zur Fast-Viertelung bei der CS sticht ins Auge.
Haben vielleicht die beiden Schweizer „Big Babies“ einfach viel mehr sichere Werte in den Büchern? Schweizer Hypotheken, die nie abgeschrieben werden müssen? Firmenkredite, die ewig bedient werden?
Im Rückblick mag das so sein. Der schwarze Schwan der Finanzindustrie zeigt aber, dass aufs Mal alles anders sein kann.
Deshalb drehen die Behörden an der Kapitalschraube. Und weil im Banking die Amerikaner den Takt vorgeben, müssen die Schweizer sich sputen.
Die Kommission Brunetti, in der auch die Kapitäne von UBS und CS drin sitzen dürfen, hat in ihrem kürzlich präsentierten Bericht keine konkreten Kapitalforderungen aufgestellt.
Diesen Job übernimmt die Politik. Die Sozialdemokraten wollen 10 Prozent Eigenkapital, die Volkspartei 6 Prozent.
Setzen sich die Rechten durch, dann bräuchten sowohl CS als auch UBS 10 bis 15 Milliarden Frischkapital. Würden die Linken gewinnen – was nicht anzunehmen ist – wären es doppelt so viel.
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die Situation bleibt weiterhin schwierig. die Investmentbanker gehlfen zu drn Randbereichen und Problemfällen der Gesellschaft.
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Wer Lust hat, mal ganz tief in die Abgründe zu schauen, erhält hier eine Erklärung, warum die Banken Risiken kleinrechnen: http://www.ted.com/talks/william_black_how_to_rob_a_bank_from_the_inside_that_is
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Nachtrag:
Gestern haben sich in USA die beiden Parteien auf die neue budget bill geeinigt.Darin steht u.a. eine Aufweichung des Dodd-Frank acts, nach der die Investmentbanken doch wieder Derivate in Tochtergesellschaften traden dürfen, und zwar mit voller Einlagensicherung, der dortigen FDIC insurance !
Meine Meinung:
1.) So viel zu Holdingkonstrukten – dazu dienen die wohl :-))
2.) Hut ab vor so viel Gerissenheit – wenn man den Investmentbankern eines lassen muss, dann Respekt vor dem Ausmass an organisiertem Verbrechen, welches sie weltweit nach wie vor in Szene setzen..-
Globales Wirtschaften wird politisch gestaltet und unterliegt damit den vorherrschenden Ideologien. Globakisierung ist kein Naturereignis! Geld ist keine Naturgegebenheit! Durch infiltrierte Politik wird Globalisierung bewusst herbeigeführt; Vertrag für Vertrag, Gesetz für Gesetz sind es immer Regierungen und Parlamente, die mit ihren Beschlüssen die Barrieren für den grenzüberschreitenden Verkehr von Kapital und Waren beseitigen. Mit diesem Geschäftsmodell setzen z.B., die Private Equity Fonds formal ebenso wie die Hedgefonds auf den positiven Effekt hoher Kredithebel auf die Eigenkapitalrendite. Doch das Prinzip der Private Equity Transaktion unterscheidet sich von denen der Hedgefonds wesentlich. Hedgefonds tragen die Zinslast für die von Ihnen eingesetzten Kredite, für die sie, wie jeder private Kreditnehmer auch, haften und die sie zurückzahlen müssen. Alle diese mit Krediten verbundenen Pflichten übernehmen die Private Equity Fonds nicht. Sie übertragen die Kredite und die damit verbundenen Pflichten und Risiken auf die erworbenen Unternehmen. Das erworbene Unternehmen haftet für die von dem Investor über die „New Co“ aufgenommenen Kredite. Die Fonds setzen sich keinen Kreditrisiken aus. Das ist ein kleiner Ausschnitt dessen was in der sogenantten „Finanzwirtschaft“ möglich ist.
Eines ist klar, wir Schweiz/Europa können in 5-10 Jahren nicht behaupten: „wir haben davon nichts gewusst oder wie konnten wir es erahnen und so weiter“. Nein! Wir wissen inzwischen was da vor unseren Augen vorsichgeht, nur, gerade wir Schweizer mit der zweiten Säule und ein Land bestehend aus Mietern, sollten endlich mal begreifen, dass wir mit unserem Modell auf einem Pulverfass sitzen!
Ich beobachte, dass hinsichtlich diesen Themen wir in Zeiten der Apathie leben. Den Selbstgefälligen Spruch: „Ach ja, uns geht es noch gut oder uns geht es noch immerhin besser als die „Anderen“ – wird uns, dessen bin ich überzeugt, teuer zu stehen kommen.
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Die Modelle zur Bestimmung der risk-weighted assets sind extrem wichtig für die Rentabilität der IB, deshalb sind selbst kleine Anpassungen in der CS ein Top-Politikum, wenn sie verschärfend wirken. In solchen Fällen wissen die Investmentbanker, welche Hebel und Seilschaften zur Verhinderung zu aktivieren sind. Das zermürbt die Risikomanager.
Nach den Erfahrungen der letzten 20 Jahre gibt es nichts anderes, als zum Trennbankensystem zurückzukehren. Investmentbanken dürfen nicht zum gleichen Konzern gehören (dh wirtschaftlich irgendwie verbunden sein) wie traditionelle Geschäftsbanken.
In Banken wie die CS scheint niemand auf die Idee zu kommen, mehr EK als gesetzlich vorgeschrieben zu halten. Das ist, als wenn man dem Regulator die Kompetenz überträgt zu wissen, was für das Unternehmen gut ist. Auf dieser Basis versucht man dann, die assets zu maximieren. Das stinkt sehr nach Moral Hazard.
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solange der CEO seinen Bonus nach Höhe der Eigenkapitalrendite zugemessen bekommt, wird er das Eigenkapital niedrig halten.
welche Firma ausser Banken darf mit 3% Eigenkapital solche Risiken eingehen?
die Grossbanken sind immer noch im Kamikazemodus unterwegs -
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Als Investor lehne ich mich zurück. In Schweizer Banken habe ich schon lange nicht mehr investiert.
Kunde bin ich nicht. Privat weder geschäftlich. Steuern zahle ich dank einem Steuerkonstrukt auch sehr wenig.
Sollen sie sich doch hops gehen. Ich habe meine Schäfchen im Trockenen.-
Da kann man Ihnen nur gratulieren Herr Fogel. Toller Typ!!!
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allenfalls sollten die beiden grossbanken bei sich die selben prinzipien anwenden wie wenn sie einem KMU kredite geben. da kann man naemlich auch nicht mit risikogewichtetem eigentkapital und so kommen…
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Ein guter Vorschlag. Lieber etwas mehr Risiken im CH-Geschäft und dafür weniger Risiken im IB – dann hätten alle mehr davon!
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Hauptsache man verkauft die historischen Gebäude in der Zürcher Innenstadt und investiert das Geld in „sichere“ Kapitalmarkt-Anleihen oder sonstigen Schrott, den man dann im Fall einer Krise gleich als erstes abschreiben kann. Als Bürger dieses Landes bin schockiert, wie die Bankenaufsicht diese beiden absolut systemrelevanten Geldmaschinen einfach gewähren lässt. Regulierung und Gier sind möglicherweise noch das grössere Übel als nur Gier..
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@ghostrider; du sprichst mir aus dem herzen aber irgendwie bin ich wohl zu dumm dies zu verstehen… auf der einen seite verkauft man muendelsichere assets und das balance sheet zu kuerzen und dann verjubelt man das geld in einem trading room, oder investiert es in boni von cracks oder sonst was komisches und das soll sicherer sein…
… natuerlich verstehe ich warum dass man das so macht, aber etwas laeuft da grundsaetzlich falsch…. selber bin ich zwar auch halb ami und arbeite in IB bei einer nicht schweizer bank… trotzdem tut es einem weh zu sehen was mit dem schweizer teil der UBS und CS passiert….
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Ich frage mich, welche Aussagekraft überhaupt Eigenkapital, im Lichte der Entwicklungen und Geschehenisse des letzten Jahrzents hat? Es wird sehr oft in der Finanzwirtschaft mit Naturwissenschaftlichen Modellen und Annahmen herumjongliert, um Wissenschaftliche Argumentation vorzutäuschen.
Bei sorgfälltiger Überprüfung stellt man aber sehr leicht fest, dass Eigenkapital existiert nur aufgrund einer empirisch nicht haltbaren Bewertung von Anlagevermögen!
Wenn Umlaufvermögen von einem Unternehmer verkauft und von einem anderen Unternehmer gekauft wird (welcher den Kauf z.B. als Aufwand verbucht), dann bucht der Verkäufer einen Ertrag in der gleichen Höhe wie der Käufer einen Aufwand verbucht. Weil der Preis für Käufer und Verkäufer in gleicher Höhe realisiert wird, handelt es sich bei der doppelten Buchhaltung daher um ein zwingendes Nullsummenspiel in unserem Wirtschaftssystem!
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Wieso sollte ein Kauf von Umlaufvermögen als Aufwand verbucht werden?
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@Nötzli, Gerne präzisiere ich es: Als Aussenstehender von der Finazwirtschaft untersuche ich seit einiger Zeit was von der Buchhaltung aus wissenschaftlicher Sicht zu halten ist, d.h. ist dieses Werkzeug überhaupt zu gebrauchen?
Zu Ihrer Frage: Beispiel:
Vermögensgegenstände, welche im Laufe des kommenden Wirtschaftsjahres verkauft werden sollen, bilden das Umlaufvermögen. Vermögensgegenstände jedoch, welche nicht verkauft sondern genutzt werden sollen, stellen Anlagevermögen dar. Wird Umlaufvermögen gekauft, so handelt es sich ebenfalls um einen Aktivtausch.
Da es jedoch (schon im nächsten Jahr) verkauft werden soll, kann der Wertansatz zeitnah (innerhalb eines Jahres) überprüft werden. Somit ist die Bewertung des Umlaufvermögens falsifizierbar und daher Teil der empirischen Wissenschaften.
Die Bewertung von Anlagevermögen (egal ob mit historischen Anschaffungskosten, Stichtags-(Markt-)Preisen oder Barwerten zukünftiger Cash Flows) ist mangels Verkaufs grundsätzlich nicht falsifizierbar und daher nicht Teil der empirischen Wissenschaft! Daher ist dieses Kleinrechnen der UBS und CS keinen deut wert!
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@ Michele. Dafür gibts die Börsen. Sie bewerten das EK und ergo das AV, da der Wert des UV ja bekannt ist. Es ist die beste Annahme. Das ist auch bei den Banken so. Deren tiefe Börsenkapitalisierung, bei BV, lässt auf wenig Gutes schliessen.
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@Fur(r)y Head,
Sie sprechen die Börse an, also die sogenannten Freien Märkte! Ja, auch das habe ich untersucht, bzw. ich war Jahrzehntelang mittendrin.
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage ist eine gefährliche Indoktrination zur Vorbereitung auf Plünderung!
Werte (Preise) werden auf „freien Märkten“ oftmals durch Verknappung erzeugt, die Bevölkerung dabei geplündert. Wenn die Preisbildung nur aufgrund legaler oder faktischer Machtverhältnisse funktioniert, sollte dieses „Gesetz“ durch eine sinnvollere Verteilungsregel ersetzt werden: finden Sie nicht? Was ich hier schreibe hat nichts mit Sozialromantik zu tun!
Die top 25 Hedge Fonds haben 2013 in Summe 21,15 Mrd US-Dollar an Einkommen erzielt. ! Womit? Es ist wie eine Buchmachertätigkeit und niemand trennt, reguliert und sanktioniert Funktionen und Verhalten. Es wird mit Schulden gearbeitet, weil es gerade die Buchhaltung und Regulierungen es erlauben diese Spiele zu betreiben. Nicht nur sollte wieder ein Trennbanksystem wiederhergestellt werden, sondern vielmehr die gesamte doppelte Buchhaltung/Rechnungswesen sollte unverzüglich auf dem Prüfstand!
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Risikogewichte sind ein Riesen Schmu, nichts anderes:
– Akademisch basieren die ganzen Modelle auf der Physik des ausgehenden 19. Jhdt. – auf mechanischen Gleichgewichtsmodellen. Selten hatten Modelle weniger mit der Realität zu tun als in all diesen Fällen.
– Und dass sie praktisch nichts taugen beweisen die vielen Bankenkrisen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte.
Und ob da künftig nach wie vor 3% Eigenkapital oder 10%plus unterlegt werden, macht in Anbetracht der gigantischen Summen kaum einen Unterschied: Selbst 10% Schwankung der Aktivseite wäre nicht ungewöhnlich, womit das ganze EK zumindest temporär weg wäre. Persönlich schliesse ich sogar 10% Ausfall nicht aus – ab 2016 ff.
Daher gilt zumindest bei US-Banken seit der letzten Finanzkrise gesetzlich erlaubter Bilanzbetrug – das Management darf auf der Aktivseite Wunschwerte ansetzen.
Entscheidend wäre daher zumindest bei uns, wie Michael bereits schrieb, die verfassungsmässige Trennung der Investmentbanker von der Einlagen-/Kreditseite.
Weil die wahren Risiken bei den IB’s liegen. Weil die sich die Spareinlagen bei den Kollegen holen und damit spekulieren. Und dabei in gigantischem Ausmasse weltweit ihre Kunden betrügen, wie zunehmend aufgedeckt wird. Und dennoch ihre Banken dann an die Wand fahren.
Ein Holdingkonstrukt genügt daher als Schutzschild überhaupt nicht.
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Sorry, korrigiere mich: „..der gigantischen Volatilität in den kommenden Jahren.“
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Jetzt lasst den Mathematikern und Physikern ihren Ruhm die Risikozahlen mit versierten Modellen klein zu kriegen. Sie arbeiten getrost nach dem Kredo: „Denn sie wissen nicht was sie tun!“
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Und genau in diesem Spiel – dem Herunterrechnen von Risiken mittels interner Modelle – will Raiffeisen nun auch mitmischen…
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Gute Zusammenfassung! Quintessenz: bzgl. Risikoeinschätzung gibt und wird es immer einen grossen Graubereich geben. Folglich ist die politische Forderung X oder Y% Eigenkapital Quatsch. Es ist ein Trauerspiel, dass Too Big to fail bzw. Trennung Investment Bank vs. Retailbank nicht vom Fleck kommt. Risiken sind per se nicht schlecht oder gut.
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Ist nicht ganz korrekt. Die CS wie auch die UBS haben oder sind gerade dabei die verschiedene Bereiche in separate Geschäftsbereiche zu entkoppeln. Und agieren nun in der Rechtsform einer Holding.
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Gute Zusammenfassung! Quintessenz: bzgl. Risikoeinschätzung gibt und wird es immer einen grossen Graubereich geben. Folglich ist die politische Forderung X…
Und genau in diesem Spiel - dem Herunterrechnen von Risiken mittels interner Modelle - will Raiffeisen nun auch mitmischen...
Ist nicht ganz korrekt. Die CS wie auch die UBS haben oder sind gerade dabei die verschiedene Bereiche in separate…