Grosse Teile des Schweizer Volks haben die Hoffnung bereits verloren, im kommenden Jahr werde die Wirtschaftslage im Allgemeinen und die persönliche Finanzlage sich bessern. Mit Sicherheit werden die Saläre der Mehrheit nicht signifikant steigen, dafür aber die Verkehrs- und Verwaltungskosten, vielerorts auch die Steuern.
Die Banken spielen bei diesem allgemeinen Unwohlsein eine ganz entscheidende Rolle. Sie bringen auf die angesparten Vermögen keine sicheren Erträge mehr. Wer den Spekulationsempfehlungen der Banken folgt, riskiert hohe Verluste.
Wer weniger als eine Viertelmillion Franken auf dem Konto hat, ist durch Verluste mehr gefährdet als die wenigen, die eine Million Cash und mehr zur Verfügung haben. Nur hohe Sparkapitalien können Schwankungen und sogar Verluste der Märkte besser verkraften als kleinere.
Der Zwang, sein Geld entweder anzulegen, wenig oder nichts daran zu verdienen, sein Geld sogar zu verlieren, oder es als Cash zu lagern, macht viele Menschen unglücklich. Sie, darunter viele Singles, haben Angst vor der Zukunft und dem Alter.
Die den Binnenmarkt dominierenden beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse wissen um ihren schlechten Ruf im Schweizer Markt. Es geht ihnen wie dem Vatikan: Die Krise des Konzerns wird durch Leistungen einzelner, die als Berater nahe beim Volk sind, nicht ausgeglichen.
Die um ihre Jobs kämpfenden Bankberater werden von ihren Arbeitgebern enger denn je an der Marketingleine geführt, um möglichst hohe Erträge zu erzielen. Sie haben auch gar keine Wahl, denn der Markt Schweiz ist für die beiden globalen Bankkonzerne zwar immer noch eine Quelle hoher Einkommen, aber doch nur ein Zacken in der Krone der Finanzkonzerne.
Aus Gründen der „compliance“ ist die Beratung auf allen Stufen der Abwicklung komplett abgesichert, sodass bei Kunden, die keine Verwaltungsaufträge erteilen wollen, nur noch eine „Papier-Beratung“ stattfindet, die von den volkswirtschaftlichen Abteilungen gesteuert wird. Die Berater beraten nicht mehr, denn das Risiko ist zu gross.
Was die UBS ihren Kunden als neue elektronische Dienstleistung anbietet, ist nichts anderes als ein Geldumlauf-Beschleuniger; denn die Hoffnung ist vorhanden, die Kunden würden die angebotenen Services, die letztlich immer Geld kosten, auch fleissig benutzen. Die hektische „trader“-Mentalität wird damit weiter angeheizt.
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Es ist keineswegs gesichert, dass Raiffeisen, die Kantonal- oder Privatbanken für den wohlhabenden Privatkunden bessere Dienstleistungen erbringen. Wer nicht mehr als zehn Millionen Franken auf den Tisch legt, erhält nach meiner Beobachtung nur eine Standardberatung, aber keinesfalls eine Dienstleistung, die einen dauerhaften Vermögensaufbau bewirkt. Glücklich ist, wer bei der Streuung seiner Anlagen einige gute Lose zieht, welche zumindest die andernorts auftretenden Verluste ausgleichen.
Deshalb dürfen wir von 2015, ausser überraschenden Krisen in den Märkten, nicht viel erwarten. Spekulative Blüten wie in den US-Märkten laufen parallel zu von den Banken nicht erwarteten Zusammenbrüchen in Japan. Sie erhöhen das Risiko für die meisten Anleger erheblich. Das macht den Anlegern wenig Freude und den Bankberatern auch nicht, die sich zwischen dem Amboss ihrer sie antreibenden Chefs und dem Hammer ihrer Kunden dem „burnout“ annähern.
Der Finanzplatz Schweiz bleibt nächstes Jahr deshalb in der Krise. Der Vertrauensaufbau vieler Banken hat seit 2008 nicht stattgefunden und ist auch im Wahljahr 2015, das weitere Unruhen mit sich bringen wird, nicht zu erwarten.
Wie „Inside Paradeplatz“ richtig schreibt, geniessen die Verwaltungsräte und Generaldirektoren der Grossbanken eher einen Vertrauens-Malus. Der Versuch, dem mit Pressechefs über die Beeinflussung der Medien abzuhelfen, ist gescheitert. Die von ihnen in den Medien präsentierten unbedeutenden und meist wenig bekannten sogenannten Fachleute mögen einiges wissen, schaffen aber kein Vertrauen, das nur langsam aufgebaut werden kann.
Die Schweizer Medien, obwohl generell bankenfreundlich, haben keinen Grund, Spitzenmanager zu loben, wenn man nicht weiss, ob sie nicht doch zu hoch im Risiko stehen. Das gilt auch für Pierin Vincenz, den CEO der Raiffeisen-Gruppe, der eine bemerkenswerte Konstanz zeigt, oder Boris Collardi, der aus der niedergehenden Bank Bär-Gruppe wieder eine richtige Bank gemacht hat.
Der Rücktritt von Eric G. Sarasin war eine weitere Image-Katastrophe für die Privatbanken. Unter den kantonalen Bankchefs gibt es keine national prägende Figur mehr. Es gilt schon als verdienstvoll, wenn die Aargauer Kantonalbank, die gerade eine Führungskrise mit knapper Not hinter sich gebracht hat, oder die Banque Cantonale Vaudoise ihre regionalen Geschäfte gut betreiben. So bescheiden waren ihre Vorgänger nie.
Auch der prägende Einfluss der Auslandbanken in der Schweiz ist verdunstet wie das Regenwasser in der Morgensonne. Im Gegenteil, man hofft nur, dass der HSBC-Tochter in der Schweiz nicht weitere folgen, die mit ihren Manipulations-Skandalen das Klima vergiften.
Was tun? Für alle gilt die zweithöchste Alarmstufe. Wer im nächsten Jahr seine Ziele nicht erreicht – sei es als Banker, Bankberater oder Bankkunde –, muss Konsequenzen erwarten. Es wird eng rund um den Paradeplatz.
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Welche funktionen erfüllen schweizer banken in zukunft noch so, dass man dort gerne (oder überhaupt) kunde sein möchte ? zahlungsverkehr ? ungern, tönt nach banaler dienstleistung und ist irgendwie unter der würde; vermögensverwaltung ? war schon immer teuer und im resultat nicht besser als im ausland – durch die umsetzungspraxis der bestimmungen zur angeblichen bekämpfung der geldwäscherei wird das ganze aber auch noch sauertöpfisch und staatstransparent (was nicht in erster linie ein steuerthema sondern ein kontroll- und vertrauensproblem ist); unternehmensfinanzierungen ? sind mit konkreten risiken verbunden und werden konsequenterweise lieber nicht gemacht (besser bei enron, subprime oder madoff&co milliarden verlieren als im inland bei einem kmu vielleicht einige hunderttausend). es wird eng.
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Ueber Herrn Stöhlker mag jeder und jede denken, was er/sie will. Auch Sandra Niggli. Aber im Gegensatz zu ihr glaube ich, das Gegenteil ist der Fall. Wer heute noch denkt, bei den Banken werde es n i c h t eng, der hat von Banking keine Ahnung. Es ist übrigens schon eng geworden, und es wird noch viel, viel enger und kälter werden. Leute, zieht euch warm an oder wechselt die Branche. Aber eben, „kompetente“ Bänkler äh sorry, Investment-Banker, sind eben fast für nichts zu gebrauchen.
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Ich teile die Meinung von Herrn Stöhlker, denn was er schreibt sind absolut auch meine Beobachtunen im CH-Bankenmarkt. Wer heute noch bei einer (Gross)bank als Kundenberater arbeitet, muss schon recht masochistisch veranlagt sein. Hohe Risiken, grosser Druck und sinkende Löhne für die Frontleute machen den Beraterjob bei Banken schlicht und einfach uninteressant.
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Wer heute noch „compliance“ in Anführungs- und Schlusszeichen schreibt hat von Banking vermutlich keinen grossen Schimmer. Schuster bleib bei deinem Leisten – oder wird es eng rund um die Zollikerstrasse?
Wer heute noch "compliance" in Anführungs- und Schlusszeichen schreibt hat von Banking vermutlich keinen grossen Schimmer. Schuster bleib bei deinem…
Ueber Herrn Stöhlker mag jeder und jede denken, was er/sie will. Auch Sandra Niggli. Aber im Gegensatz zu ihr glaube…
Ich teile die Meinung von Herrn Stöhlker, denn was er schreibt sind absolut auch meine Beobachtunen im CH-Bankenmarkt. Wer heute…