Die Herausforderungen für Bankangestellte sind gross. Der Finanzplatz befindet sich im Umbruch, neue Berufsbilder entstehen, andere werden ins Ausland verlegt. Bankangestellte müssen sich daher stetig mit Weiterbildung fit halten. Dies zu ermöglichen und zu vereinfachen, ist eine zentrale politische Aufgabe.
Der „Arbeitgeber Banken Monitor“ vom September 2015 zeigt es auf: Die Banken bilden 10 Prozent aller KV-Lernenden aus. Gleichzeitig fehlen Fachkräfte in Spezialistenfunktionen. Wichtig ist somit, dass nach der Berufslehre so schnell wie möglich eine Höherqualifizierung erfolgt.
Dafür gibt es in unserem durchlässigen Bildungssystem unzählige Möglichkeiten. Kontinuierliche Weiterbildung ist einerseits im Interesse der Banken, da sie dadurch an die erforderlichen Fachkräfte gelangen. Und anderseits ist es auch im Interesse der Angestellten, die sich ihre Arbeitsmarktfähigkeit aufrechterhalten.
Eine Weiterentwicklung der Angestellten gerade im kaufmännischen Bereich ist auch deshalb erforderlich, weil Banken vermehrt Back-Office-Jobs in Tieflohnländer wie beispielsweise Polen, Tschechien und Indien outsourcen. Die Jobs werden ausgelagert mit dem Ziel, die Arbeit anderswo günstiger erledigen zu lassen.
Auch die fortlaufende Digitalisierung erfordert eine rasche Reaktions- und Anpassungsfähigkeit der Angestellten – andernfalls besteht die Gefahr, zum Rationalisierungsopfer zu werden. Und gemäss „Monitor“ ist denn auch im Bereich Backoffice mit einem weiteren Rückgang der Beschäftigungszahlen zu rechnen.
Besorgniserregend ist ausserdem, dass nicht „nur“ Back-Office-Jobs von Offshoring betroffen sind, sondern mittlerweile auch höher qualifizierte Funktionen, zum Beispiel im Compliance- oder auch im IT-Bereich. Anderseits werden Fachkräfte häufig im Ausland rekrutiert.
Die Finanzbranche ist hart vom Fachkräftemangel betroffen. Etwa ein Fünftel, also rund 21 000 Banker, haben einen ausländischen Pass.
Einige Angaben im „Monitor“ stimmen aber auch zuversichtlich. Am positivsten dürfte sich der Stellenmarkt für Kundenberaterinnen und -berater entwickeln. Auch die Geschäftsbereiche Services (Human Resources, Legal, Compliance) sowie Kredit- und Risikomanagement gehören zu den Gewinnern des Strukturwandels.
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Hier stehen die Banken in der Pflicht und müssen sich dafür einsetzen, dass die entsprechenden Arbeitsplätze in der Schweiz bleiben.
Neben den Arbeitgebern sind aber auch die Angestellten gefordert. Für den Bankmitarbeiter und die Bankmitarbeiterin ist ständige Weiterbildung eine wichtige Massnahme zum Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit.
Dabei sollen sie nicht nur auf ihren Arbeitgeber zählen können. Als Präsident des Kaufmännischen Verbands setze ich hier auch auf die Sozialpartnerschaft. So müssen Bildungsthemen vermehrt auch in Gesamtarbeitsverträgen geregelt sein.
Insbesondere geht es um Errungenschaften wie Bildungszeit, Bildungsfonds und Bildungscontrolling. Weiterbildung ist nicht mehr einfach nur eine Privatangelegenheit, sondern eben auch eine gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Aufgabe.
Auch wir Politiker sind gefordert, Rahmbedingungen zu setzen, welche die ständige Weiterbildung ermöglichen und fördern.
Nebst Massnahmen im Bereich Bildung kann der Fachkräftemangel auch auf anderer, „niederschwelligerer“ Ebene angegangen werden. Teilzeitarbeitsmodelle zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Bildung und Familie sollen systematischer angeboten werden.
Hier gibt es gerade in einzelnen Banken einen deutliches Verbesserungspotenzial. Dabei geht es nicht nur darum, Teilzeitarbeit zu ermöglichen, sondern es ist zentral, dass auch Teilzeitkarrieren gefördert werden. Dazu braucht es ein fundamentales Umdenken und neue Arbeitsplatzmodelle auch in der Führungsetage.
Nachteile für Teilzeitarbeitende und ältere Mitarbeitende zum Beispiel in der Altersvorsorge müssen abgeschafft werden. Insbesondere zähle ich dazu den Koordinationsabzug, die Mindesteintrittsschwelle 2. Säule sowie Altersgutschriften im BVG.
Es braucht neben politischen Rahmenbedingungen einen Mentalitätswandel, und zwar bei Arbeitgebern wie Arbeitnehmern. So ist beispielsweise Teilzeitarbeit von Männern noch längst keine Selbstverständlichkeit und wird immer noch häufig mit Misstrauen betrachtet.
In der nächsten Legislatur wird die Politik stark gefordert sein, die übergeordneten Rahmenbedingungen so zu setzen, dass der Wirtschaftsstandort Schweiz nachhaltig in die Zukunft geführt wird.
Es stehen ein paar grosse Brocken an, so zum Beispiel die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Für den Finanzplatz und die gesamte Wirtschaft ist von zentraler Bedeutung, dass ein stabiles Verhältnis mit unserem grössten Handelspartner besteht und der Zustrom von benötigten Fachkräften aus dem Ausland nicht im Rahmen eines bürokratischen Kontingentsystems erfolgt.
Dabei müssen wir realistisch sein. Berufliche Weiterbildung, bessere Integration Teilzeitarbeitender und bessere Bedingungen für die Generation 50+ helfen, den Fachkräftemangel zu lindern.
Um der Wirtschaft aber gute Bedingungen zu erhalten und das Wachstum nicht zu bremsen, benötigen wir gut ausgebildete Arbeitskräfte aus dem Ausland.
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Die beliebtesten Kommentare
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Sehr geehrter Herr Jositsch
Vielen Dank für einen schönen Artikel – ich bin in weiten Zügen Ihrer Meinung. Allerdings muss ich klar betonen, dass die Finanzindustrie unter keinem Fachkräfte Mangel leidet. Ich bin ein 50+ Fachkraft mit Spezial Wissen und wurde von der Finanzindustrie entlassen und dies ohne irgendwelche Optionen. Die grossen Schweizer Finanzkonzerne rekrutieren die billigeren Kräfte lieber im Ausland und die alten Mitarbeiter werden an den Staat abgeschoben. Die Politik wäre wirklich gefordert, die Wirtschaft endlich in die Pflicht zu nehmen und in ihren Personalstrukturen nicht eine bessere Demographie-Verteilung abbilden zu wollen als sie in der Gesellschaft besteht. Statt Entlassungen wäre es schön wenn auch Banken die Managerlöhne beschneiden und für 50+ Leute Optionen mit Salär Reduktionen offeriert werden.
Es gibt viel zu tun – nehmen wir die grossen Finanzkonzerne endlich in die Pflicht!
Vielen Dank Willy
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Herr Jositsch, soll sich lieber bei seinen Parteifreunden einsetzen, dass endlich die Steuern und Zwangsabgaben auf ein erträgliches Mass reduziert werden.
Ich habe in Singapur 15% weniger verdient und hatte Netto deutlich mehr Geld als hier in der Schweiz.
Dann noch die irrwitzigen Regulierungen der Finma, die Null und Nichts für die Finanzplatzstabilität bringen und einzig für (nicht nachhaltige und parasitäre) Beschäftigung in Compliance und Risk sorgen. -
Ich bin mit Herrn Jositsch einverstanden. Ein wichtiger Punkt: die Generation 50+. Die Beiträge in den Privaten Pensionsfonds sind einen Grund, diese Mitarbeitern durch jüngere Mitarbeitern zu ersetzen. Die Politik ist hier gefördert. Bei diesen Mitarbeitern kann es auch das Teilzeitpensum gut funktionieren. Es gibt schon Beispiele von Unternehmen, die es fördern. Diese Mitarbeitern sollten auch mehr in „Coaching“ engagiert sein. Die Jüngere können von denen einiges lernen.
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Anzumerken ist noch folgendes: Jositsch gehört zu den Unterstützern der unsäglichen RASA-Initiative (Motto: wir akzeptieren demokratisch gefällte Entscheide nicht).
Damit zeigt Jositsch, dass ihm a) die Schweizer Arbeitnehmer völlig egal sind und b) dass er Probleme mit der Demokratie hat, was aber für einen Linken sowieso Standard ist.
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Ein wunderbares Sozi-BS-Ventilier-Textchen. Auch DJ scheint geschnallt zu haben, dass man als KV-Präsi nicht ähnlich lukrativ entlöhnt wird wie als Banken-VR. Um sich für solche Positionen (wo zugegeben Warmluft-Gebläse prominent vertreten sind) zu empfehlen, föhnt er jetzt die alte Leier vom Fachkräftemangel. Seinen Genossen zuliebe mischt er noch ein wenig „Sozialpartnerschaft“ und „GAV“ hinein, würzt mit „Bildungsthemen und -controlling“ und etwas „politischen Rahmenbedingungen“. Fertig ist das lakto-vegan-halal-Menu, das alle essen sollen, aber keinem schmeckt!
Mal ehrlich: wie steht es um eine Industrie, deren Berufsverbands-Präsi der SP angehört? Dass die abtretende Schönheit Anne Heritier Lachat als VR-Präsidentin der FINMA der gleichen Partei zugehörig ist, die sich ja bezeichnenderweise die Abschaffung des Kapitalismus ins Parteibüchlein geschrieben hat, spricht Bände!!!DJ erkennt zwar richtig, dass Backoffice, IT und Compliance eher von Auslagerungen bedroht sind als die Beratungsfront, aber dass er davon überhaupt nichts versteht, zeigt seine Forderung nach Teilzeitarbeitsmodellen. Ich kenne keinen einzigen Kundenberater im Teilzeitpensum. „Ach, Herr Kunde, ihr RM ist heute nicht hier. Er betreut grad seine Kinder, damit sich seine Frau verwirklichen kann!“ Bei den aktuellen Mänätschern in den Banken nicht sehr realistisch.
Das Ü50-Thema mit geheuchelter Betroffenheit anzuschneiden, ist schlicht ein Affront von einem SP-Mann! Wer verweigert sich einer Anpassung jeglicher Vorschläge zur Stabilisierung der Altersvorsorge mit dem immer gleichen Argument „Rentenklau“ und „Totsparen“? Genau, die SP!
Aber egal: wählt weiter solche Leute und schaut zu, wie Eure Jobs den Bach runter gehen. Wenn der im Ständerat für ZH landet, dann gute Nacht! -
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sehr treffender Kommentar.
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Interview mit Oswald Grübel, 30.08.2015 in der Sonntagszeitung: „Es ist einfacher und billiger junge Ausländer zu rekrutieren als ältere Schweizer Fachleute weiterzubilden.“
Darf man es einem gewinnorientierten Unternehmen verübeln, sich für die einfachere und billigere Lösung zu entscheiden?
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Ja – das darf und muss man einem erfolgreichen Unternehmen verübeln. Vor allem profitieren die lieben Banken ja von einer Staatsgarantie. Sie werden gerettet auch wenn die falschen Manager die falschen Entscheide fällen. Die UBS hat das ja ganz schön bewiesen. Für Banken würde es sehr gut anstehen, ältere Fachkräfte auszubilden als junge, fügsame, billige Ausländer anzustellen. Auf der Kundenseite werden ja auch nicht einfach die jungen, ausländischen Reichen gesucht (die gibt es ja überhaupt nicht!)
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Es gibt keinen Fachkräftemangel im Bankenbereich, das ist reine Propaganda der Arbeitgeber, die billige Arbeitskräfte im Ausland rekrutieren wollen, um damit hervorragend qualifizierte und erfahrene Angestellte ü50 zu ersetzen.
So einfach ist das. Peinlich, dass das ein wichtiger Arbeitnehmervertreter wie Jositsch nicht durchschaut und von mangelnder Weiterbildung schwafelt.
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Was berechtigt Hrn. Jositsch, einen SP-Berufspolitiker, über ein Thema zu schreiben, das er gar nicht kennt? Der Fachkräftemangel liegt überwiegend im Compliance-Bereich, der u.a. auch wegen seiner Partei aufgebläht wurde. Und mit EWS hat seine Partei den Bankenplatz Schweiz gebodigt. Dass grosse Teile der Back Offices ins Ausland (z.B. nach Polen) verlegt wurden, ist Hrn. Jositsch offenbar auch entgangen. Will er, dass jeder Bankangestellte eine Fachhochschule (= Pseudo-Ausbildung), deren Abschlüsse in der angelsächsischen Welt gar nicht anerkannt sind, besucht? Ich glaube nicht, dass Schweizer Bankangestellte ungenügend ausgebildet sind. Aber das Wort „Continuous Professional Education“ ist Hrn. Jositsch halt fremd. Ein abgehobener Berufspolitiker eben. Braucht er für seine Ständeratswahl nun noch Stimmen aus dem Bankensektor? So pathetisch.
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@ Alain Kessler
Sie schreiben:
„Will er, dass jeder Bankangestellte eine Fachhochschule (= Pseudo-Ausbildung), deren Abschlüsse in der angelsächsischen Welt gar nicht anerkannt sind, besucht.“Fachhochschulabschlüsse sind z.B. Bachelor und Master. Diese beiden Abschlüsse sind in der angelsächsischen Welt sehr wohl bekannt.
Sie meinen wohl die HF-Abschlüsse (= Höhere Fachschule); diese sind allerdings nicht bekannt.
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Von einem Vertreter der Politik erwarte ich einfach, dass er sich für die Schweizer Arbeitskräfte einsetzt und nicht die Augen davor verschliesst, dass momentan reihenweise Schweizer KV-Angestellte ü50 mit Weiterbildung zur Kündigung gedrängt und durch billigere ausländische Arbeitskräfte oder befristet zu Dumpinglöhnen angestellte Studenten ersetzt werden. Frauen, die sich neu bewerben, erhalten gerade einmal den Bruchteil des bisherigen Lohnes, von Gleichberechtigung keine Spur. Wir benötigen in den Banken keine Fachkräfte vom Ausland. Warum ist eigentlich jede HR-Fachkraft aus Deutschland? Es gäbe sicherlich Schweizer Fachkräfte, die genauso gut ausgebildet sind. Schieben Sie endlich einen Riegel vor! Wir brauchen greifbare Massnahmen zum Schutz der Schweizer Arbeitskräfte! Die jüngeren Bankangestellte meinen, es gehe sie nichts an, jedoch sind sie in ein paar Jahren selber dran und werden aus dem Markt gedrängt. Wir haben endgültig genug davon! Die unproduktiven Vorgesetzten beschützen sich noch gegenseitig. Auch der Code of Conduct wird mitnichten eingehalten. Mitarbeiter, die sich beschweren, werden von Vorgesetzten und von Kollegen bloss gestellt und das HR buckelt vor den Vorgesetzten.
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Genau deshalb hat die SVP die Masseneinwanderungsinitiative lanciert und diese wurde bekanntlich ja auch angenommen. Sie fordert unter anderem den Inländervorrang bei der Stellenbesetzung. Die Grossbanken haben definitiv nicht gecheckt um was es geht bei der MEI und ersetzen weiter fröhlich ü50 er durch junge billigere aus dem Ausland. Herr Jositsch ist ein wichtiger Politiker bei der SP (Sozialisten) und will sogar in den Ständerat gewählt werden, obwohl er die MEI ablehnte und sich somit nicht für die in der Schweiz lebenden Menschen einsetzen will. Wollen wir solche Leute als Politiker wirklich nach Bern wählen ? Ueberlegt es Euch nochmals gut, ob ihr wirklich die SP und auch Herrn Jositsch wählen wollt am 18.10.2015 ! Es gibt bessere Alternativen, die sich für die Arbeitnehmer in der CH einsetzen.
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Absolut richtig! Ich bin grundsätzlich ein Gegner der Masseneinwanderungsinitative! Aber so wie sich die internationalen Konzerne präsentieren: alte CH-Mitarbeiter raus und junge, ausländische Mitarbeiter rein kann es nicht weitergehen! Irgendwann werden alle ü50 in der Schweiz arbeitslos sein, dafür haben wir Heerscharen von jungen Ausländern in der Schweiz! Die Schweizer Banken werden irgendwann auch ihre Kunden verlieren, denn ein arbeitsloser ü50 (inkl. sein ganzer Bekanntenkreis) wird wohl nicht wirklich sein Geld auf eine Schweizer Bank tragen. ^Mit diesem Gehabe schaufeln sich die Schweizer Banken ihr eigenes Grab.
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Etwas einfallsloser und fader Beitrag. Ein Sozi, der seine Weisheiten aus dem „Arbeitgeber Banken Monitor“ bezieht, hat wohl keine Position der Stärke. Sowieso: Was qualifiziert einen Strafrechtsprofessor dazu, den Kaufmännischen Verband zu präsidieren? Nicht viel, ausser dass seine Schäfchen in der Bankenwelt immer öfter mit einem Fuss im Gefängnis stehen.
Etwas einfallsloser und fader Beitrag. Ein Sozi, der seine Weisheiten aus dem "Arbeitgeber Banken Monitor" bezieht, hat wohl keine Position…
Von einem Vertreter der Politik erwarte ich einfach, dass er sich für die Schweizer Arbeitskräfte einsetzt und nicht die Augen…
Was berechtigt Hrn. Jositsch, einen SP-Berufspolitiker, über ein Thema zu schreiben, das er gar nicht kennt? Der Fachkräftemangel liegt überwiegend…