Pierin Vincenz blüht zum 3. Mal auf. Als frischgebackener Multi-VR-Präsident ist er aktiv wie eh und je.
Weniger zu lachen hat seine Ex-Arbeitgeberin. Die Raiffeisen-Gruppe mit ihren 300 Banken und Bänkli bis in den hintersten Krachen könnte vom Crash im Wintertourismus stark betroffen sein.
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In Brigels, einem beliebten Familien-Ferienort in den Bündner Bergen, steckt Raiffeisen jedenfalls tief im Morast.
Die Bank hat gegenüber den Brigels-Bergbahnen einen Millionenkredit offen, bei dem ungewiss ist, ob er und wenn ja wieviel davon jemals zurückbezahlt werden kann.
Speziell am hohen Engagement der Raiffeisen-Gruppe ist, dass ihr langjähriger Chef, der erst letzten September das Steuer in neue Hände gelegt hatte, selbst aus der Region stammt.
Vincenz ist von Andiast, dem Nachbarsort von Brigels. Die Bergbahnen und das Skigebiet werden von den Gemeinden Brigels, Andiast und Waltensburg gemeinsam geführt und vermarktet.
Laut einem Insider engagierte sich Vincenz jeweils persönlich stark, wenn der Brigels-Millionenkredit in der Raiffeisen-Führung das Thema war.
In Brigels kam es jüngst zu einer Sanierung mit Grossabschreibern. Banken und Privatpersonen inklusive Vincenz verloren viel Geld.
Ein Raiffeisen-Sprecher bestreitet, dass Vincenz sich intern für Brigels starkgemacht habe.
„Der Zeitpunkt des Raiffeisen-Engagements in Brigels liegt weit vor dem Zeitpunkt des Eintritts von Pierin Vincenz in die Raiffeisen-Organisation“, sagte Franz Würth auf Anfrage.
Zudem würde jede Raiffeisenbank „eigenständig über ihre Kreditengagements“ entscheiden.
Die Höhe des Raiffeisen-Ausstandes gegenüber den Brigels-Bergbahnen, die von der weitreichenden Krise im Wintertourismus stark betroffen ist, soll 10 Millionen betragen, sagt ein Insider.
Raiffeisen-Sprecher Würth sagt demgegenüber, dass der Abschreiber seiner Bank bei der Sanierung der Brigels-Bergbahnen „massiv kleiner als die kolportierten 10 Millionen“ sei.
Wie gross das Engagement der Raiffeisen-Gruppe gegenüber Brigels insgesamt ist, geht aus dieser Aussage nicht hervor.
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Der Banksprecher betont jedoch, dass alle Gläubiger mit „Opfersymmetrie“ zur Sanierung beigetragen hätten, unter anderem „auch Pierin Vincenz persönlich“.
Am Telefon meinte Vincenz, dass er beim Thema Brigels konsequent in den Ausstand getreten sei. „Das hätte sich nicht gut gemacht, wenn ich da mitgesprochen hätte“, sagte der langjährige Bankenchef.
Alle hätten ja gewusst, dass er ein Herz für seine eigene Region hätte und dort auch mit eigenem Geld engagiert sei.
Relativ betrachtet sei er wohl der grösste Verlierer der Geschichte. „Von meinen ursprünglich investierten 500’000 Franken habe ich fast alles verloren“, sagte er im Gespräch.
Nun habe er nochmals 200’000 bis 300’000 Franken zur Sanierung der Bergbahnen eingeschossen. „Ich finde, das gehört sich.“
Wenn er wenigstens dieses frische Geld nicht verliere, dann sei er schon zufrieden. „Eine Rendite darauf kann ich mir nicht ausrechnen.“
Unter der straffen Führung von Vincenz hat sich der Rote Riese von Swiss Banking zur führenden Immobilien-Finanziererin des Landes aufgeschwungen.
Die Raiffeisen-Banken halten inzwischen bereits 17 Prozent des gesamten Hypothekarvolumens der Schweiz.
Das Raiffeisen-Wachstum im seit Anfang der Nullerjahre boomenden Markt mit Häusern und Ferienwohnungen legte überproportional zu.
Nun droht der Bankengruppe, die auch mit ihrer Informatik, der Privatbankentochter Notenstein und der Kapitaldecke stark gefordert ist, bei einem Einbruch des Geschäfts ein überproportionaler Abschwung.
Mit Studien ihrer eigenen Ökonomen versucht die Bank, das Bild eines weiter soliden Schweizer Immobilienmarkts in den Köpfen der Kunden und Einwohner zu verankern.
Was für Zürich und andere Agglomerationen stimmen mag, dürfte für die Bergregionen kaum eintreten. Dort stellt sich im Gegenteil die Frage, wie tief der Fall sein wird.
Heute schreibt die NZZ vom Ausbleiben der reichen Russen. Diese feiern ihr Neujahr am Dreikönigstag und überfluteten in der Vergangenheit die Skiorte des Alpenkamms im Januar.
Nun bleiben auch sie aus, so wie zuvor schon die Euro-Europäer mit ihrer Schwachwährung.
Die Sanktionen wegen der Ukraine-Krise, der Einbruch der Rohstoffpreise und als Folge der Fall des Rubels sowie Anschläge wie in Ägypten machen die Russen ärmer – und vorsichtiger.
Zusammen mit der Klimaerwärmung ergibt sich für die Bergregionen ein explosives Gemisch. Nachdem Weihnachten 2014 schon bachab ging, sind die Frequenzen erneut gesunken.
Neben der Raiffeisen sind vor allem die Kantonalbanken grosse Kreditgeber der Bergbahnen und Zweitwohnungen.
Die Bünder und Walliser Kantonalbanken werden von einem Insider als besonders aktiv geschildert.
Aber die Raiffeisen hat am meisten Gas gegeben. Sie müsste im Negativfall entsprechend Abschreibungen vornehmen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich frage mich, warum die Chefen von unseren Schweizer Banken ständig an den Pranger gestellt werden. Ist das purer Neid? Oder gerechtfertigt? Sind wir nicht auch froh, dass sie der röchelnden Wirtschaft etwas Geld zur Verfügung stellen. Dass Bergbahnen (ok, mit wenigen Ausnahmen) ohne Banken und die öffentliche Hand nicht funktionieren, ist ja wohl allen klar. An solchen Unternehmen hängt vieles dran….ganze Regionen. Es hat nicht jeder das Pech…ähmm Privileg im Zürcher Nebelmeer zu leben. Obwohl ich bei Vincenz & Collardi auch nicht immer alles verstehe, ist doch gut, sie tun wenigstens was und schaffen Arbeitsplätze. Ohne Risiken keine Chancen. Wenn wir immer so kleinkariert denken würden, dann würden wir wohl noch in der Höhle um das Feuer hocken. Was mich bei Herr Vincenz mehr gestört hat, ist dass er so ein IT-Vorhaben wie Arizon aufgleist und sich dann verabschiedet. Für so etwas braucht es den Chef. Ich drücke allen die Daumen, dass es gelingt.
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Mit einem Jahressalär von ca. 1 Million kann man sich solche Sachen leisten, Heimat hin oder her….Herrr Vincenz fing mit 30 Jahren an zu arbeiten, danach dank Papi auf die sogennante Erfolgsspur aufgefahren, grosszügig Hypokredite verkauft…mal sehen wie die Zukunft aussieht…einige Kunden werden Ihren Hauskauf/Wohnung noch bereuen, was nützt eine günstige Hypo wenn die Preise ca.30-40 % fallen? Die Jahre 88-92 scheinen schon vergessen….
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Schade dass LH leider wie so oft nicht sauber recherchiert hat. Aber klar das gehört zum Boulevard-Journalismus. Schade vor allem weil die finanziellen Probleme bei zirka 90 Prozent aller Berbahnen seit Jahren latent vorhanden sind. Abschreibungen und Investitionen können nicht mehr aus dem Cash Flow erarbeitet werden. Was dies für die von funktionierenden Berbahnen abhängigen Firmen und Privatpersonen bedeutet, ist unschwer nachzuvollziehen.
Es gibt übrigens gute Literatur zu diesem Thema, für LH vielleicht einmal lesenswert. Wir alle (Politik/Wirtschaft und Verbände) sind hier gefordert bevor ein grösseres Blutbad entsteht. In diesem Kontext könnte auch die Presse einen Beitrag leisten -
Hier geht’s zur Raiffeisen Immobilienstudie: http://www.raiffeisen.ch/web/Publikationen
Viel Spass bei der spannenden Lektüre!
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„Aber immerhin stehen diesen Schulden materielle Wer-
te – sprich ein Grundpfand – gegenüber.“Tja, und da stehen sie gut.
Fragt sich eben, wie lange die Schweiz noch Hochpreis-Insel in einem Tiefpreis-Umfeld wird bleiben können.
Also der Umstand, daß eine Pizza in Zürich CHF 20,00 kostet und in Konstanz EUR 5,00.
Und auch Beton, Stahl, Rohre und Drähte international gesehen ungefähr das Gleiche kosten.
Wie sich heute jeder relativ einfach über das Internet überzeugen kann.
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@ Hansi: Wo ist du denn Pizza? Ich bekomme für 16.90 soviel Pizza und Pasta wie ich mag – http://www.pastaepizza.ch/
Du vergleichst Äpfel mit Birnen!
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Ist ja irgendwie einleuchtend, dass Walliser und Bündner Kantonalbanken besonders aktiv sind bei den Bergbahnen, denn im Wallis und in Graubünden hat’s nun mal am meisten Skilifte.
Auch als nicht Insider würde ich darauf tippen, dass die Schwyzer Kantonalbank im Bereich Erlebnis- und Spassbad sehr aktiv ist. Das Alpamare in Pfäffikon SZ hat sicher mal ein Darlehen erhalten…
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Hej, schon lange nichts mehr von Pierin gelesen. Gut, dass er wieder mal erwähnt wird. Noch besser jedoch, dass er sich für seine Heimat engagiert!
Dass LH nun auch unter die Tourismusexperten gegangen ist, irritiert schon eher. Mit seinem vertieften Tourismus-Wissen (war bestimmt schon mal Hotelgast) kann er den Schweizer Tourismus retten. Oder Schnee fallen lassen 😉
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Ein Problem mag auch sein, daß alle Angebote von (Ferien-)Immobilien selbst mit einem Nachlaß von 30% bis 40% auf den aktuellen Angebotspreis noch nicht preiswert sind.
In der letzten Immobilienkrise in Irland wurden Luxusimmobilien teilweise für 10% bis 20% des Vorkrisen-Angebotspreises verkauft (das für einst 50 Mio. offerierte Schloß für 5 Mio. u.s.w.).
Dinge, die niemand wirklich braucht, Wirtschaftskrise, geringe Liquidität, u.s.w.
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Wer Anschauungsmaterial zum Ablauf gescheiterter Immobilienbooms sucht, wird fündig im Schwarzwald, Ostdeutschland (über den die Erb-Familie ihr Vermögen verlor) oder den Bauten von Anno August von Jagdfeld unter der Firma Fundus.
Oder sehen Sie sich eben die heimischen Offerten an, wann die Fertigstellung erfolgte, dann trotzdem eben noch Erstbezug und teilsweise schon Spuren von Korrosion oder Alterung, obwohl noch nie bewohnt (beispielsweise modische Holzterasse oder Wandbverkleidung verwittert, etc.)
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Herr Vincenz ist noch ein Banker mit Herz, der engagiert sich wenigstens auch mit seinem eigenen Geld in solchen „gemeinnützigen“ Projekten – einfach toll! Schade, ist er nicht mehr der Chef von Raiffeisen.
P.S. Wer hat eigentlich die übrigen 83% des Hypothekarvolumens in der Schweiz, wenn Raiffeisen 17% Anteil hält?
Herr Vincenz ist noch ein Banker mit Herz, der engagiert sich wenigstens auch mit seinem eigenen Geld in solchen "gemeinnützigen"…
Wer Anschauungsmaterial zum Ablauf gescheiterter Immobilienbooms sucht, wird fündig im Schwarzwald, Ostdeutschland (über den die Erb-Familie ihr Vermögen verlor) oder…
Ein Problem mag auch sein, daß alle Angebote von (Ferien-)Immobilien selbst mit einem Nachlaß von 30% bis 40% auf den…