Colin May hat bei der Credit Suisse eine stolze Karriere hingelegt. Der Engländer schaffte es in die Super-Bonus-Kaste namens Managing Directors und leitet als solcher eine zentrale IT-Abteilung.
Das würde totalen Fokus auf den Job meinen. Doch nicht bei May. Vor zwei Jahren ging er mit einem eigenen Startup an den Start.
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Keyshare heisst dieses, und auch dort geht es um Informatik. Bei der Lancierung war von „new mobile commerce service“ die Rede. Und Shared Economy: Wer Keyshare verbreitet, profitiert.
May agiert bei Keyshare, einer AG mit Sitz in Zug, gemäss Handelsregister seit 2013 als Präsident. Wenig früher, nämlich 2012, erhielt er die Unterschrift als Manager bei der CS.
Ob Keyshare ein Erfolg wird, ist offen. Die Seite liess sich heute früh im Netz nicht aufstarten.
Wichtiger ist der Interessenkonflikt. Und zwar in mehrfacher Hinsicht.
Es geht um das Spannungsfeld Angestellter versus Selbstständiger, Loyalität versus Opportunität, Sicherheit versus Unternehmer-Risiko.
May gehört als Mitglied der Hierarchiestufe Managing Director zu jenen rund 2’000 Kaderleuten, die bei der CS den grössten Anteil am jährlichen Bonus erhalten.
Zudem stehen die MDs bei Kritikern im Ruf als Sippe, die sich gegenseitig neue Jobs zuschanzt , falls der eigene gestrichen wird.
Tatsächlich gibt es viele Beispiele von Managing Directors, die plötzlich keine Leute und Abteilung mehr hatten, eine Weile lang im Niemandsland des „Org Charts“ tiefgekühlt wurden – um dann plötzlich wieder in einer Topposition aufzutauchen.
Wie Phoenix aus der Asche.
MD bedeutet somit privilegiert. Umgekehrt steigt der Anspruch – an Verantwortungsgefühl und unbedingtem Einsatz.
Bei Colin May sind diese Punkte in Frage gestellt. Der Topmanager verfolgt mit einer privaten Unternehmung nicht nur parallel zu seinem Angestellten-Dasein eigene Interessen.
Sondern diese könnten sich sogar mit jenen seiner Arbeitgeberin beissen. Mays Aktiengesellschaft mit 350’000 Franken Kapital soll teilweise im Wettbewerb zur CS stehen.
Colin May selbst liess am Nachmittag ausrichten, seine Firma sei inzwischen inaktiv, ein allfälliger Interessenkonflikt habe sich somit gelöst.
Auch bei der UBS geben Nebenjobs zu reden; solche von Direktorinnen.
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Ellen Bakke, eine US-Norwegerin, ist eine hohe Stabsfrau im Backoffice der Grossbank. Bakke trägt ebenfalls den Titel eines Managing Directors und ist entscheidend für Kostensenkungen.
Statt sich ausschliesslich auf diese Aufgabe zu konzentrieren, kümmert sich Bakke auch um ihre privaten Unternehmen.
Dabei geht es um Wein. Ihr eigenes Unternehmen Vinique ist laut Webpage ein „specialist importer of new discovery wines into Switzerland“.
Bakke ist gemäss Handelsregister omnipräsent bei Vinique, einer GmbH mit dem Minimumkapital von 20’000 Franken. Sie ist Geschäftsführerin, ihre Privatanschrift gilt als Firmensitz.
Beteiligt am Unternehmen sind auch Bakkes Eltern. Ein richtiger Familienbetrieb, auf den die Bakkes offenbar stolz sind, wie der Online-Auftritt von Vinique nahelegt.
Der UBS scheint dies egal zu sein. Bakkes Nebenjob war schon früher ein Thema. Die Bank intervenierte nicht, jedenfalls blieb im Handelsregister und im Internet alles stehen.
Umgekehrt setzte die UBS alle Hebel in Bewegung, um den Eintrag einer ihrer Direktorinnen im Schmuckbetrieb des Ehepartners als reine Formalie abzutun.
Die Managerin übernahm kürzlich die wichtige Funktion eines Chief Operating Officers beim UBS Kartencenter, das die Nachwehen eines IT-Debakels verarbeiten muss.
Der Schmuckladen sei einzig vom Mann betrieben, die Frau – sprich die UBS-Chefin – habe nichts damit zu tun, betonte die Bank.
Allerdings ist sie unter „Management“ als Zeichnungsberechtigte des Kleinbetriebs im öffentlichen Firmenregister eingetragen.
Gleich dürfte Christoph Weber von der ZKB argumentieren.
Weber, die Nummer 2 bei der grössten Staatsbank des Landes und Leiter des Private Bankings, ist eingetragen im Beauty-Salon seiner Frau.
Keine Aufgabe dort, wird Weber sagen. Doch warum liess er sich dann registrieren?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Solange die Bank dies zuvor gesegnet hat, ist das in VR oder Unterschrift Berechtigung im „Familienunternehmen“ (FU) verständlich. Wie sollte sonst bei schwerer Krankheit das weiter bestehen des FU gewärleisted sein?
Fragwürdig? Ja . Unverständlich? Nein -
Ämtlisammeln ist oft ein Zeichen von Oberflächlichkeit, Naivität und mangelndem Selbstbewusstsein. Problematisch wird es dann wenn es zu Vetterliwirtschaft/Mobbing ausartet, oder wenn gute gewissenhaft Mitarbeiter aus den entsprechenden Institutionen gedrängt werden.
Ein interessanter Fall ist Paolo VANINI, Head Handel & Verkauf strukturierter Produkte bei der ZKB und nebenbei „Professor“. (Oder Professor und nebenbei Direktor bei der ZKB).
Damals mit einer unausgereifter Finance Bildung und mit spärlicher relevanter spezifischer Arbeitserfahrung zum Direktor ZKB „erkoren“. Fast gleichzeitig hilft ihm tw. das gleiche „Netz“ zum „Professor“. Auch hier ohne wirklich ausgereiftem relevanten Bildungsbackground (von der Forschung nicht zu sprechen).
Auch andere Ämtli mehren sich Vice President Swiss Derivative Association (2008-2010), Head Knowledge Transfer FINRISK and Swiss Finance Institute (2006-), Member Structured Product Commission SIX Group (2013-) … und das ist nur der Anfang …In einer solchen Position, kann man dann gut nur auf „abstraktem“ Niveau und nur richtungweisend arbeiten. Unterstellte machen die Arbeit, Junior Forscher die „Forschung“. „Forschung“ während der Arbeitszeit können dann sogar noch die Unterstellten in der Bank betreiben … Meistens auch der Zeitpunkt, wo kritische, tiefer denkende Mitarbeiter zum „Problem“ werden …
Selber hat Vanini dafür dann ZEIT um ein „AssetManagement-Referenzwerk“ zu erstellen … Zu werten bestenfalls als persönliche Notizen (Version März 2016) eines „Neulings“ in den meisten Gebieten, der alles was im über den Weg läuft versucht auf die Schnelle zu kategorisieren. Problematisch, dass Position und Rolle beim SFI dazu missbraucht werden kann, diesen oft unkritischen, unvollständigen und fehlerbehafteten Stuss (selbst bei einfachen Finance-konzepten) als Swiss Finance Institute „Referenzwerk“ zu verbreiten und and den von Paolo Vanini im Namen des SFI organisierten Tagungen (als „Geschenk“) zu verbreiten.Bei der nächsten solchen Tagung übrigens, wird seinem ehemaligen akademischen Ko-autor und Türöffner ein grosser Gefallen gewährt … dazu später ev. mehr.
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@Scharfblick:
Paolo Vanini ist nun mal kein intellektuelles Schwergewicht (no pun inteded), darum hat er sich schon von Anfang an auf die Organisation von Konferenzen und Workshops spezialisiert um sich einen Namen zu machen (mit den Publikationen alleine reicht es nirgendswohin punkto Profil). Angefangen schon bei der ECOFIN, dann bei ZKB und SFI.
Bei seiner Arbeit wird in der Regel nur an der Oberfläche gekratzt. Der Übergang zu Einschüchterungen um die eigenen Schwächen zu decken, kann sehr schnell erfolgen.Das letzte Interview (oder besser Advertorial) in einem Schweizer Finanzportal zeigt dies schon in der einleitenden Metapher:
„Für Finanzprofessor Paolo Vanini sind die Veränderungen in der Asset-Management-Branche etwa so komplex wie wenn man während einer Autofahrt vier Räder wechseln sollte – plus die Windschutz-Scheibe.“
Nun alle kennen die Metapher vom der Reparatur/dem Umbau eines Schiffes auf hoher See, oder die Metapher des Autos mit zeitverzögerter und ungenauer Bremse (Geldpolitik). Aber Räder und Windschutzscheibe wechseln in voller Fahrt? Wie wär’s mit anhalten? Oberflächliches vermischen und nachplappern von Metaphern … ein definitives Kennzeichen von Bullshitting (siehe On Bullshit, H. Frankfurt)Bei der Antwort mit Gegenfrage auf Frage Nummer 2 erscheint schon die typische Paolo Vanini Einschüchterungstaktik „Eine erfolgreiche Umsetzung der Regulation erfordert den Einsatz neuster Technologien. Und besitzt der Asset Manager auch das nötige Know-how dafür?“ (… besitzt denn Paolo Vanini und die ZKB das nötige Know How??)
Bei Antwort Nummer 3 wird das Investitionsverhalten von Keynes bei den Haaren herbeigezogen … man könnte denken hier hat sich jemand intensiv damit beschäftigt … nur … die angegebene Zahl erscheint in einem kürzlich (Chambers et al. (JFQA), Vol 50, No 4, 2015, 431–449) erschienenen Paper … übliches Verhalten … Kürzlich erschienenes Paper zufällig kurz gelesen … auf ungenaue, unkritische Weise zu seinem aktuellen Thema umfunktioniert … Frage umgangen …
Uns so geht es weiter im Interview … Augrund der Antworten muss man daran zweifeln, ob Paolo Vanini im Detail weiss was Factor Investing, Machine Learning, Big Data etc. genau bedeuten.
Soviel zum Thema Doppelbelastung.
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Zum Glück sind wir ihn nun endlich los geworden! Ein Risiko weniger?
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Wieso (nur) Bankdirektoren? Was glauben Sie geht in der Versicherung ab? Ich meine das gesamte obere Management. Geschäftsleitung und Bereichsleitung. Axa, Allianz, Zurich Insurance, die Schlimmsten der Branche. Nur von denen spricht man nicht. Man versteckt sich dort sehr gerne hinter den Banken, ist ein weiterer Lotto-Sechser. Die Allianz gehört für mich zu den 3 schlimmsten Unternehmungen der Welt.
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Die einfachen mitarbeiter muessen formular unterzeichnen, welches ihnen solche aktionen verbietet. Bzw. Offenlegen, was nie approved wird.
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Nach Konsultation der läppischen Vinique Homepage und des mehr als bescheidenen sowie preislich höchst unattraktiven Angebotes mache ich mir keine Sorgen, dass dafür übergebührlich viel Arbeit investiert werden müsste und wertvolle Direktorinnen Zeit drauf gehen könnte…
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@ Au Backe
Absolut ins schwarze getroffen. Es ist eher beschämend das ein MDR sich solch eine Hompage leistet. Also mit 350k CHF plus könnte man ja in irgendwo eine beauftragen die Seite attraktiv zu gestalten. Und bei den Preisen gilt wohl Wein muss viel kosten damit er gut ist.
Total beschämend. Was ich aber noch beschämender finde ist eine These für folgende Analogie: Wenn die Hompage so lieblos gestalte wurde wei verhält es sich dann mit dem eigenen Qualitätsanspruch beim Arbeitgeber?
Aber wenn die Hompage alt ist und nicht upgedatet wurde… was heisst dass dann für den Arbeitgeber? Alte Prozesse sein lassen nicht optimieren? Zum Glück kein Banking mehr. Es gibt nichts grösseres in diesem Universum als das Ego eines mittelmässigen Bänkers.
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@DD: Ihre These trifft erfahrungsgemäss voll zu – die eigene Anspruchshaltung an das Bodenpersonal ist enorm hoch und deckt sich nur in den wenigsten Fällen mit entsprechenden Forderungen an die eigene Highflyer Performance. Und ja, es wird eben viel Wasser gepredigt und (überteuerter) Wein getrunken dort wo mann/frau den Hals nicht voll genug kriegen kann. Wohl bekomm’s…
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Auch in der Provinz gibt es im Jahr 2016 solche Geschichten: designiertes GL-Mitglied AKB per 1.7.2016 im VR einer neu gegründeten Finanzgesellschaft namens Logia Finanz AG (Handelsregister vom 11.12.2015). „Relaxed Financing“ ist das Motto von Logia Finanz AG.
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Das MDR’s Nebenjobs haben ist ok sofern nicht konkurrenziert wird mit der eigenen Firma. ékonomisch betrachtet ist das sogar wünschenswert. Weil Sie nehmen Ihren Lohn als MDR und verteilen ihn dann in der Schweiz und generieren so auch neue Arbeitsplätze. Natürlich bei 350’000.- CHF und aufwärts ist es moralisch nicht ganz ok aber belassen wir es dabei.
Was aber sicher nicht geht ist MDR zu sein seine eigenen Leute auf die Strasse zu stellen weil diese einen Nebenjob haben. Das ist schon hunderte mal geschehen. Also wenn der MDR das darf muss es der einfache angestellte auch dürfen.
Trotzdem ich finde es gut dass IP LK darüber berichtet die Branche braucht Transparenz und LK bringt etwas Licht in die Branche. Es sind eben keine Götter in Anzügen.
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Diese „Alleskönner“ nerven und man sieht es ja auch an deren Leistungen an, dass sie eigentlich für alle Jobs überfordert sind. Ich frage mich, wie lange wir uns solche Auswüchse leisten können und wollen. Anstatt sich auf einen Job, welchen man auch gut machen will/kann/möchte zu konzentrieren, füllt man sich die Taschen mit Nebenjöbbli. Einfach unbegreiflich!
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Erstaunt mich alles nicht. Dies sind auch die Gründe, warum beide Grossbanken eine solche hundslausige Führung haben. Es geht nur noch ums Abkassieren. Nach 2 Jahren sind diese Top-Kaderleute wieder Vergangenheit, haben die Kohle mitgenommen und konzentrieren sich dann auf ihre Firmen. Ich werde dieses Jahr extra ein Ferientag einziehen und an die CS-GV gehen und alle Traktanden ablehnen. Es nützt nichts, gibt mir jedoch ein besseres Gefühl.
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Mir ist lieber, dass einer unternehmerisch unterwegs ist, als dass er oder sie nur sein Geld kassiert. Solange diese Leute die Leistung bringen, ist das ja ok. Wein ist ja auch nicht gerade das Kerngeschäft der UBS. Die Schweiz braucht sowieso mehr Unternehmer und weniger MDs.
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Weber trägt am Wochenende den Nagellack und das Rouge auf.
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Ist der Gedanke, dass es sich dabei um Steuertricks handeln könnte zu intuitiv?
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Wieso (nur) Bankdirektoren? Was glauben Sie geht in der Versicherung ab? Ich meine das gesamte obere Management. Geschäftsleitung und Bereichsleitung.…
Die einfachen mitarbeiter muessen formular unterzeichnen, welches ihnen solche aktionen verbietet. Bzw. Offenlegen, was nie approved wird.
Erstaunt mich alles nicht. Dies sind auch die Gründe, warum beide Grossbanken eine solche hundslausige Führung haben. Es geht nur…