Die Safra Sarasin, einst eine gemächliche Basler Noblen-Bank, kommt nicht zur Ruhe. Nach Skandalen und der jüngsten Beschuldigung von Patron Joseph Safra trifft es jetzt den Finanzchef.
Der heisst Thomas Müller und gilt als einer der letzten alten Schweizer Chefs der Safra Sarasin, die das Ausmisten der Brasilianer ganz oben bis jetzt überlebt haben.
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Nun ist auch Müller Geschichte. Letzte Woche wurde er abgesetzt und hat die Bank verlassen, wie übers Wochenende mehrere Quellen berichteten.
Ein Sprecher der J. Safra Sarasin, wie die Privatbank offiziell heisst, bestätigt die Personalie.
Als Folge „gewisser“ Anpassungen in der Finanzdivision seien die Bank und Müller „übereingekommen“, dass der Arbeitsvertrag per 30. September aufgelöst würde.
Müllers Aufgaben würden nun von Marcelo Szerman übernommen, einem „Kollegen in der Geschäftsleitung“.
Müller, so der Sprecher weiter in seiner schriftlichen Stellungnahme, würde auch bei der Bank Zweiplus sowie bei der Bank J. Safra Sarasin in Deutschland zurücktreten.
Die Absetzung Müllers, die wohl hinter diesen Worten stecken dürfte, erfolgte laut einer Quelle unkontrolliert. Die Bank habe zunächst die Position des CFO nämlich einfach vakant gelassen.
Doch das ist für eine Schweizer Bank unmöglich. Deshalb habe die Bankleitung Müller temporär wieder einsetzen wollen, doch dieser habe abgewinkt.
Ob diese Abläufe zutreffen, lässt sich nicht überprüfen. Sicher ist, dass die Trennung zwischen Safra Sarasin und ihrem CFO nicht von langer Hand geplant worden ist.
Denn die wichtigen Finanzaufgaben, die Müller, ein Ex-Swiss-Life-Manager, bisher erledigte, landen nun bei einem Geschäftsleitungs-Mitglied, das bereits mehr als genug zu tun hat.
Es ist der erwähnte Szerman, der nun also auch noch Finanzchef ist. Dabei verantwortet Szerman bereits das grosse Corporate Center und die Logistik.
Mit ihm setzen die Brasilianer auf einen engen Vertrauten der Familie. Szerman soll zum Safra-Clan gehören, meint die Quelle. Er sei gar ein Studienkollege von Safra Junior.
Vor Müller haben die Safras bereits fast alle alten Sarasin-Spitzenleute entfernt.
Joachim Strähle, der die EFG-BSI-Fusion vorantreibt, verliess das Schiff ebenso wie sein Vertrauter aus CS-Zeiten, Burkhard Varnholt.
Varnholt, der sich bei der Sarasin um die Produkte kümmerte, fand bei der Julius Bär Unterschlupf. Dort heuerte nach einem Kurzgastspiel bei der Bank Vontobel auch Chief Operation Officer Christian Gmünder an.
Schliesslich Eric Sarasin, der beim Start der Safra Sarasin die Vizeposition in der Geschäftsleitung zugesprochen erhalten hatte.
Der Private-Banking-Chef mit dem bekannten Basler Namen war in eine Juristenschlacht mit Milliardärskunde Carsten Maschmeyer geraten.
Eric Sarasin trat unter Druck von seiner Position zurück und verliess seine einstige Familienbank. Vor wenigen Wochen hat er sich mit den deutschen Straffahndern gegen eine hohe Geldzahlung verglichen.
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Durch die zahlreichen Mutationen ganz oben ist die Safra Sarasin nach der finanziellen Übernahme auch führungsmässig vollumfänglich in die Hände der Brasilianer geraten.
Diese sollen ein hartes Sparregime aufgezogen haben, sagt eine weitere Quelle. Vor allem im Asset Management, wo die Bank Sarasin einst zu den führenden Instituten gezählt habe, sei die Verunsicherung gross.
Zahlreiche altgediente Sarasin-Mitarbeiter würden von einem Tag auf den anderen verschwinden – freiwillig oder erzwungenermassen.
Noch würde die Bank gutes Geld mit ihrem Asset Management verdienen, doch die Gefahr, dass dieses „goldene Ei“ in den Händen der Brasilianer zerbreche, sei gross.
So oder so zieht die Personalie Müller Kreise. Als Finanzchef war Müller auch Präsident der Bank Zweiplus. Dort übernimmt ein Neuer.
Bei der Zweiplus ist es zusätzlich zum Abgang eines bekannten Managers gekommen.
Geschäftsleitungsmitglied Roland Gassmann, der dabei war, als die Billig-Bankentochter von Sarasin und der Falcon Bank gegründet worden war, ist wie Müller abgetreten.
Was die Hintergründe all dieser Mutationen ist, lässt sich von aussen nur schwer beurteilen. Seit die Safras im Sarasin-Reich das Sagen haben, beschränkt sich die Kommunikation in einseitigen Verlautbarungen.
Sicher ist, dass die Sarasin unter ihrer früheren Führungsmannschaft mit Joe Strähle als CEO in gefährlichen Rechtsstrudeln gelandet ist.
Im Mittleren Osten hat ein Gericht in einem teuren Schadenersatzprozess gegen die Bank entschieden. Und in Deutschland zählt die alte Sarasin zu den Cum-Ex-Banken der Extrasorte.
Als Finanzchef musste Thomas Müller, der nun geht, die umstrittenen Cum-Ex-Produkte, mit denen die Verrechnungssteuer mehrfach vom Fiskus zurückgefordert wurden, kennen und absegnen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Untersuchen Sie bitte mal das Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland. Für die
Rückerstattung der Quellensteuer verlangt das Bundeszentral
amt für Steuern zum bisherigen Antrag eine Zahlungs-
Bescheinigung der Zahlstelle in Deutschland, die von der
Hausbank eingeholt werden muss. Letztere verllangt dafür
den Verzicht auf das Bankgeheimnis mit Substitution und
für jeden Bezugsschein ein Entgelt von Fr. l20 bis l50!!
Dafür soll u.a. auch die Affaire mit Cum-Ex Produkten
beigetragen haben. Für Kleinaktionäre reine Willkür und
ein Skandal!! -
Schnalle den Artikel nicht da geht ein 60j cfo nicht mehr nicht weniger, die leute die arbeiten bleiben ja. die sind ja nicht mal gelisted einen annual report erstellen kann nicht so schwer sein.
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Wurde er oder ist er selber gegangen? Der schnelle Abgang deutet auf ersteres hin. Kassiert hat er in seinen bisherigen Stationen sicher genug, Die finanzielle Absicherung ist vorhanden, andere können da nur träumen.
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Über die Elite gibt’s halt nichts zu meckern!
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Es ist schon interessant, dass es zu dieser Geschichte bis jetzt absolut keine Kommentare gibt. Haben alle Angst sich die Finger zu verbrennen?
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Nein, haben wir nicht, aber die Sarasin ist halt ein Haufen! Verfilzt!
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Es ist schon interessant, dass es zu dieser Geschichte bis jetzt absolut keine Kommentare gibt. Haben alle Angst sich die…
Wurde er oder ist er selber gegangen? Der schnelle Abgang deutet auf ersteres hin. Kassiert hat er in seinen bisherigen…
Nein, haben wir nicht, aber die Sarasin ist halt ein Haufen! Verfilzt!