Die Credit Suisse ist eine Macht im Geschäft mit grossen Börsengängen und Firmentransaktionen rund um den Globus. Dort zählte sie dank ihrer Marktposition stets zu den ganz Grossen.
Doch jetzt droht auch in dieser Paradedisziplin Ungemach. In Brasilien geben die 14 Millionen Dollar Entschädigung für einen Youngster der CS Investmentbank zu reden.
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Lohn und Bonus für 2015 wurden bekannt im Rahmen eines Gerichtsverfahrens rund um die Grosskorruption Petrobras.
Der CS-Banker ist der Sohn des Kronzeugen der Anklagebehörden. Dieser war einst Teil des brasilianischen Politik-Establishments, bevor er ins staatliche Erdölgeschäft wechselte.
Der Sohn und CS-Berater hatte für seinen Vater ein Offshore-Konto bei der HSBC in Genf eingerichtet. Darüber sollen verdächtige Transaktionen im grossen Stil gelaufen sein.
Wie kann ein junger Investmentbanker derart viel Geld in einem Jahr verdienen, in dem die ganze Wirtschaft des südamerikanischen Giganten bergab ging und darunter die Umsätze der Banker litten? Es ist diese Frage, die gestern ins Zentrum der Medien geraten war.
Die CS und ihr Starberater, der die Grossbank nach 17 Jahren Tätigkeit inzwischen verlassen hat, waren nämlich im 2013 involviert in eine Firmentransaktion, die mit dem Skandal um Petrobras zusammenhängt.
Allein dort verdiente die CS über 100 Millionen Dollar durch geschicktes Trading. Sie kann also sagen, dass die 14 Millionen für ihren Mann vor Ort gut investiertes Geld sei.
Doch darum geht es bald nicht mehr. Sondern um die Frage, wie tief der Sumpf in Brasilien für die CS sein wird.
Dort gelten die Schweizer als grösste internationale Investmentbank. Schon seit 1990 ist die CS mit einer Tochter namens Garantia vor Ort.
Mitte der 2000er Jahre baute sie ihre Präsenz im Geschäft mit brasilianischen Reichen und ihren Firmen nochmals massiv aus.
Damals erwarb sie die brasilianische Hedging-Griffo, eine Privatbank und Assetmanagerin. Der Deal machte die CS vollends zur Nummer 1 in Brasilien.
Das wirkte sich auch auf die oberste Führung der CS aus.
Zum neuen Americas-Chef gekürt wurde Antonio Quintella, der bis dahin den Markt Brasilien geleitet hatte. Mitte 2010 nahm Quintella in seiner neuen Funktion Platz in der Konzernleitung.
Dort verdiente Quintella wohl nicht mehr ganz soviel wie zuvor. Die Rede geht um, dass der CS-Banker als Chef Brasilien bis zu 30 Millionen Dollar eingenommen hätte – im Jahr.
Als Mitglied der Konzernleitung musste Quintellas Salär in geordnetere Bahnen gelenkt werden. Selbst dort schlug Quintella aber alle Kollegen, sogar CEO Brady Dougan.
Trotzdem verliess er das oberste operative Führungsgremium der Bank rasch wieder, machte aber weiter im brasilianischen Investmentbanking.
Quintella wurde Präsident der CS-Tochter Hedging Griffo. Aber nicht nur das. Nebenbei startete er seinen eigenen Hedgefund, den er Peninsula taufte.
Viel Potenzial für Interessenkonflikte also. Welchen Hut Quintella genau trug und für wen er wirklich arbeitete – für sich, für die Bank, für die Kunden – blieb in diesem Setup nie wirklich klar.
Mit dem nun lancierten Gerichtsprozess rund um Petrobras, einem der grössten Korruptionsfälle der jüngeren Zeit, geraten die CS, ihre Tochter für die brasilianischen Reichen Hedging-Griffo und ihre Investmenbanking-Aktivitäten im kriselnden Land auf den Radarschirm.
Und noch in einem wichtigen Markt ziehen Wolken auf. In China, jenem Land, wo trotz allem grenzenloses Wachstum die Hoffnung bleibt, steht die CS plötzlich ebenfalls schief da.
Die Bank ist bei der 43-Milliarden-Übernahme der Schweizer Syngenta durch die ChemChina die wichtigste Beraterin auf Seiten der Chinesen.
Die Übernahme sollte der CS einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kasse spülen. Wenn sie denn zustande kommt.
Die Chinesen und ihre CS-Berater haben nicht mit den USA gerechnet. Deren Politiker fürchten Nachteile für die eigene Agrarwirtschaft.
Ihre Ermittlungen könnten nun zum Scheitern des Deals führen. Die CS-Investmentbanker würden in diesem Fall schlecht dastehen.
Sie hätten es nicht geschafft, in den USA die nötige Unterstützung für die Übernahme sicherzustellen.
Was das für Folgen im China-Geschäft hätte, kann nur vermutet werden. Wenn ChemChina mit Syngenta auf die Nase fliegt, würde wohl in China rasch die Runde machen, dass die CS-Berater schlechte Arbeit geleistet hätten.
Ob richtig oder falsch, wäre nebensächlich. Die CS wäre dann bei nächsten Firmentransaktionen im Reich der Mitte möglicherweise nicht mehr erste Wahl.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das das Konto bei HSBC lag wundert ja keinen mehr. Gut ist das diese Leute vom Brasileño und Arhentinien Team alle bereits bei einer anderen Bank untergekommen sind. ..
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Wundert sich noch jemand?
Da fokussiert die Bank seit Jahren auf die „emerging markets“, ohne sich wirklich zu fragen, unter welchen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen solche Wachstumsraten zustande kommen. Und gibt sich erstaunt, dass in Brasilien, Malaysia, Katar oder Mozambique irgendwelche Dinge passieren, von denen die Bank und all die Checklisten-Compliance-Roboter nichts gewusst haben.
Offenbar ist die Most Admired Bank jetzt auch in Israel auf eine Landmine getreten (minus 5 people).
Ich warte auf die Schlagzeilen, die die dubiosen Deals der Mänätscher-Gilde im Middle East-Bereich enthüllen, welche so keusch sind wie Brüno’s Monokini! Vorhanden sind sie, nur kam noch kein Hochwasser, welches diese an die Oberfläche spülen konnte. Daher lautet die Devise: abwarten und abkassieren! -
Die CS-Hütte brennt lichterloh. Eine Feuerwehr reicht da nicht mehr zum Löschen. Ich habe mir gestern den Grounding-Film der Swissair reingezogen. Die ganze unsägliche Geschichte mit dem Chaschperli Villiger, Ospeli, Corti und eben Ex-Shooting-Star und Mc Kinsey-Koriphäe, Lucky Luke-Mühlemann. Leider wiederholt sich die Geschichte aktuell mit Rohner und Thiam. Sobald Mc Kinsey am Werk ist, geht es bergab, das Begräbnis ist nicht mehr weit. Aus der ehemaligen stolzen Escher-SKA ist leider ein katastrophaler Abzocker-Laden geworden.
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Wenn beim gegenwärtigen „Mexican-Standoff“ zwischen Japan-China-Europa-USA jemand den ersten „Schuss“ abfeuert, dann geht dermassen eine „Schiesserei“ los, dass die CS bzw. deren Engagements in Flammen aufgehen werden. Hoffentlich ist bis dann alles so aufgegleist, dass die CS Switzerland herausgehalten werden und die Rest-CS mit Thiam ohne grösseren volkswirtschaftlichen Schaden untergehen kann, was (letzteres) ich allerdings bezweifle… – Erscheint mir eher eine Augenwischerei fürs dumme Publikum zu sein.
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Vor 2 Jahren lagen die Zinsen von 10jährigen brasilianischen Staatsanleihen noch ca. 800 Basispunkte (!) niedriger.
21.06.2016: http://www.bloomberg.com/markets/rates-bonds
21.06.2014: https://web.archive.org/web/20140621120515/http://www.bloomberg.com/markets/rates-bonds/
In Brasilien hat sich, von der Weltöffentlichkeit fast unbemerkt, vieles ins Negative gewandelt.
Beispielhaft zu erklären am Schicksal von Eike Batisa und seiner Firmen. Dort haben einige bereits viel Geld verloren.
Wird hier nur zu gerne übersehen, da es mit allerhand Markt- und Preisverzerrungen von Regierungen und Notenbanken momentan noch mäßig läuft.
Fragt sich eben nur, wie lange noch.
Vor 2 Jahren lagen die Zinsen von 10jährigen brasilianischen Staatsanleihen noch ca. 800 Basispunkte (!) niedriger. 21.06.2016: http://www.bloomberg.com/markets/rates-bonds 21.06.2014: https://web.archive.org/web/20140621120515/http://www.bloomberg.com/markets/rates-bonds/…
Die CS-Hütte brennt lichterloh. Eine Feuerwehr reicht da nicht mehr zum Löschen. Ich habe mir gestern den Grounding-Film der Swissair…
Wenn beim gegenwärtigen "Mexican-Standoff" zwischen Japan-China-Europa-USA jemand den ersten "Schuss" abfeuert, dann geht dermassen eine "Schiesserei" los, dass die CS…